is- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
.« 98 .
Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier (ohne Trägerlohn) 1 60 -k, in dem Bezirk
2 außerhalb des Bezirks 2 40 «l.
Dienstag den 17. August.
! Jnsertionsgebühr für die Ispaltigc Zeile aus ge- ! ^ o O / ^
! ivöbnlicher Schritt bei einmaliger Einrückung 9 -k, I »
! bei niehrinaliger je 6 »
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 16. Aug. Heute Vormittag mar- schirte 1 Eskadron badischer Dragoner vom Regiment Markgraf Maximilian Nr. 4, von Calw kommend, hier durch, welche ans ihrem Marsche nach Meßkirch in Ebhansen einguartirt werden wird. Der Weitermarsch derselben geschieht morgen nach Pfalzgrafenweiler. Eine weitere Abtheilung dieses Truppenkörpers soll morgen Quartier in Gündringen, Schietingen, Haiterbach und Hochdorf beziehen, die heute in den Orten zwischen Wildberg und hier nntergebracht werden.
Wildberg, 15. August. Gestern Abend versammelten sich im Bärensaale die Freunde des nach Ellwangen abgehenden Herrn Forstassistenten Baitemann, um mit demselben noch einige Stunden gemächlich zusammen zu sein. Die vielen ehrenden Reden und Toaste zeigten, wie es Herrn Baitemann durch sein offenes, gerades Wesen gelungen war, hier und in der Umgegend sich viele gute Freunde zu erwerben. Besonders bezeugte dies der Toast des Herrn Forstmeister Hopfengärtner auf den „braven Kameraden und pflichtgetreuen Mitarbeiter." Sehr verdient uni die Gesellschaft machte sich auch Herr Professor Hermann aus Chur (ein geborener Wildberger) durch seine prächtigen Klavier- und Gesangsvorträge. Erst in später Stunde trennte sich die Gesellschaft. Möge Herr Baitemann in Ellwangen alle seine Wünsche erfüllt sehen und möge es ihm auch dort gelingen, sich bald liebe Freunde zu erwerben! — Morgen erhalten Wildberg und die umliegenden Orte Einquartirung von badischen Dragonern, welche an den Herbstübungen in der Gegend von Meßkirch theilnehmen.
Aus dem Oberamt Herrenbcrg wird uns von einem Selbstmord des erst 30 Jahre alten Krvnen- wirths in Nufringen berichtet, der unter eigenthüm- lichen Umständen vor sich ging und von großer Beharrlichkeit zeugt. Er wurde verübt, während Frau, Kind und Schwiegermutter sich im Nebenzimmer befanden; der Mann nahm sich knieend an der Bettlade hängend das Leben. Die Personen, die zu ihm wollten, hieß er warten, und als es den Wartenden zu lang wurde und man eindrang, war er todt. (L.)
Bei den Herbstübungen der königl. württemb. Truppen werden vom 9.—14. Sept. die 51. Infanterie-Brigade, das Ulanen-Regiment König Karl Nr. 19 und die 1. Abth. des 2. Feldartillerie-Regiments Nr. 29, Detacheinents-Uebungen bei Herrenberg ausführen.
Rottenburg, 12. August. Wohl in keinen früheren Jahren ist in der Erntezeit an Früchten so viel gestohlen worden, wie Heuer. Dem armen Taglöhner Paul Neu, der schon lange auf den Ertrag seines dort befindlichen Dinkelackers mit Sehnsucht wartete, und der die gebundenen 64 Garben über Nacht draußen lassen mußte wegen Mangels an Fuhrwerk, wurden sämmtliche Garben abgetreten bezw. mit einem Stecken abgeschlagen und die Aehren fortgenommen. Die ganze Familie vergoß beim Anblicke dieses für sie enormen Schadens, wodurch sic auf's Neue in Noch gerieth, bittere Thrünen.
Stuttgart, 13. August. Seine Kaiserliche Hoheit der Kronprinz des deutschen Reiches wird als Inspekteur der IQ. Armee-Inspektion die württemb ergischen Truppen voraussichtlich an folgenden Tagen besichtigen: Montag den 23. August die Garnison Ulm; Dienstag den 24. August das Infanterieregiment Kaiser Wilhelm König von Preußen Nr. 120 bei Weingarten und das 2. württember-
gische Dragoner-Regiment Nr. 26 bei Laupheim: Mittwoch den 25. August die Garnison Stuttgart bei Schmiden; Donnerstag den 26. August die Garnison Ludwigsburg bei Pflugfelden.
Der „St.-Änz." theilt aus zuverlässiger Quelle wit, das Reichsjustizamt werde demnächst an die Bundesregierungen eine Mittheilung in Bezug auf die Revision der Reichsgejetzc über das Gebührenwesen ergehen lassen.
Eßlingen, 12. Aug. Gestern Abend wurde in dem hiesigen Filial Rädern ein 4jähriges Mädchen von einer Hausirerin entführt. Es gelang schon heute Morgen, derselben mit dem Kinde in Obertürkheim habhaft zu werden und sie dem Gericht zu überliefern.
Murrhardt, 12. Aug. Dem Schullehrer Behringer von Unterroth passirte in voriger Woche das bedauerliche Mißgeschick,. daß er eine Schülerin im Alter von etwa 10 Jahren im Nacken faßte und, wie es scheint, durch einen für den Knochenbau des betreffenden Kindes zu stark ausgeübteu Druck eine Wirbelluxation und damit eine Beschädigung des Rückenmarks herbeiführte, die die alsbaldige Erkrankung mit mehr als wochenlauger Bewußtlosigkeit und leider den gestern eiugetretenen Tod des Kindes zur Folge hatte. Behringer wurde deßhalb noch am gestrigen Tag verhaftet und dem Gericht in Gaildorf übergeben.
lieber den fortwährend starken Zug zur Auswanderung erfährt die Sk. Z. aus Maienfels, von dort, Neuhütten und andern benachbarten Orten in den nächsten 14 Tagen etwa 50 Personen, zum Theil mit beträchtlichen Baarmitteln versehen, nach Nordamerika auswandern werden.
Bruchsal, 9. August. In Untergrombach kaufte ein armer Taglöhner mit zahlreicher Familie von einem dortigen Händler eine Ziege für 40 6) Der arme Mann konnte die
Zahlung nicht zur bestimmten Zeit leisten, weßhalb Vollstreckung erfolgte. Es wurde gepfändet: die Ziege, lein Klci- derschrank, ein Küchenschrank mit Glasaufsatz, eine Egge, ein Jagdgewehr. Der Kläger steigerte die Ziege um 10 ^l, was auch deren eigentlicher Werth, sowie Kleider- und Kiichcn- schrank und Jagdgewehr. Für sämmtliche Pfandobjekte sammt der Ziege wurden 06 ^ gelost, was gerade hinreichte, um den Kläger zu befriedigen und die Kosten zu decken. Entrüstet über diesen Fall bemerkte der Bürgermeister nach der Steige- ung: „So — jetzt hat die Gais den Schrank, Küchenschrank, Egge und Jagdgewehr gefressen."
Bruchsal, 11. Aug. In der Nacht vom 9. auf 10. d. M. sind der Krchg. Ztg. zufolge die Handelsleute Gebrüder Maier (Gimbel's -söhne) von Heidelsheim flüchtig geworden, und zwar unter sehr- erschwerenden Umständen. Es handelt sich um Wech- selfäschung, über deren Umfang noch nichts feststeht — man spricht von 50 000 Mark — doch ist vorläufig so viel sicher, daß ein Straßburger Bankinstitut durch die Fälscher um etwa 20000 Mark geschädigt wurde. Auf Antrag des Direktors eben dieses Instituts, der gestern hier war, werden die Flüchtigen steckbrieflich und telegraphisch verfolgt. Kaum erfährt man diese Nachricht, so kommt auch eine zweite, laut welcher der hiesige allgemein bekannte Handelsmann Isaak Dreysuß ebenfalls das Weite gesucht hat mit Hinterlassung von ganz beträchtlichen Wechselschulden. Derselbe wußte durch falsche Vorspiegelungen seine Wechsel bei vielen hiesigen Geschäftsleuten abzusetzen, welche, wie es sich jetzt herausstellt, werthlos sind. Ganz besonders ist hervorzuheben, daß derselbe die Gutmüthigkeit eines kleinen ehrlichen Geschäftsmannes dazu benutzte, daß er ihn bestimmte, Wechsel im Werth von 18 000^ zu acceptiren, und den genannten Geschäftsmann um sein ganzes Vermögen brachte. Wie man soeben berichtet, soll man ihm auf der Spur sein.
München, 12. Aug. Der Nat.-Z. wiro von hier geschrieben: Die Mitthcilung einiger Blatter, das; Bayern noch immer 7 Millionen Mart von dem Königreiche Griechenland zu fordern habe, beruht auf cineni Jrrthum. Der bayrische Staat hat von Griechenland nichts mehr zu fordern, seit im Jahre 1848 in Folge eines desfallsigen Antrags des Abgeord- nercn unserer zweiten Kammer, Herrn G. Kolb, die drei Millionen Francs, welche ohne Genehmigung der Kammern aus der bayerischen Staatskasse dem neugegrüudctcu Königreich Griechenland vorschußweise gegeben werden, vom König Ludwig I. aus seiner Privackasse der Staatskasse zurückerstattet worden sind. Dagegen scheint cs, daß die erlauchten Erben des Königs Ludwig die in Rede stehende Summe samt Zinsen von Griechenland bisher ohne Erfolg zurückverlangten und dürften sich hierauf die oben erwähnten Mittheilungeu einiger Blätter beziehen.
Eine irische Missivnsanstalt in Dublin warnt in einem öffentlichen Aufruf vor dem Besuch der Passivnsspiele in Oberammergau: denn die Passionsspieler könnten eben so wenig in den Himmel kommen als Diebe und Mörder.
Zu dem Kunststück des Dr. Tauner, welcher 40 Tage nichts aß, ohne daß er verhungerte, mag vielleicht — so schreibt das „Bayerische Vaterl." — die Notiz von Interesse sein, daß bei Hohenaschau eine Bäuerin auf einem Hofe lebt, arbeitet und vollkommen gesund ist, die seit vielen Jahren nicht das Mindeste genießt außer Wasser aus einem bestimmten Brunnen. Etwas Anderes, selbst anderes Wasser kann sie gar nicht vertragen, ohne krank zu werden. (Wird wohl auch Schwindel sein.)
Frankfurt, 12. August. Herr Dünges, der Veranstalter des Feuerwerks auf dem Turnfestplatz, ist vorgestern aus dem Spitale entlassen, aber in Untersuchungshaft genommen. Die Anklage gegen Dünges lautet auf fahrlässige Tödtung. — Statt des befürchteten Defizits sollen Einnahmen und Ausgaben die Kosten des Festes sich nicht nur decken, sondern nach Angabe hiesiger Blätter noch einen Ueberschuß von etwa 10,000 vU erhoffen lassen.
Hoch über Pari hats Frau Wittwe Singer in Gleiwitz gebracht und zwar zu vollen 112 Jahren. Sie hatte 15 Kinder, von denen 3 mit ihr zu Grabe gehen; seit 2 Jahren war sie blind, aber munter und frisch bis zum letzten Augenblick.
Münden, 5. Aug. Der „West. Ztg." wird geschrieben: Die Frau Minister Leonhardt hat hier recht lästige Weitläufigkeiten in ihren alten Tagen durchznmachen, die aus Versehen aus ihrer Brautzeit zurückzuführen sind. Frau Leonhardt stammt aus unserer Stadt und wurde mit ihrem Gemahl, dem nachherigcn preußischen Justizminister, von ihrem Vater, dem damals an der hiesigen St. Blastikirche als ersten Prediger angestellten Superintendenten Kakle, getraut. Dieser hat cs versäumt, den Trauakt im Kirchenbuch zu verzeichnen, und jetzt, nachdem er lange todt ist und seine Tochter, die Wittwe des Justizministers Leonhardt ihre Pension erheben will, verlangt man von ihr einen Trauschein. Alles Aachschlagen und Nachsuchcn im Kirchenbuch hilft nichts, der Akt ist nicht darin enthalten und ein Trauschein, dieses so noth- wendige Dokument zur Begründung des Anspruchs aus Witwcn- peusion, kann infolge dessen nicht ausgestellt werden. Was thun? Man ist schließlich ans das Mittel verfallen, die Hochzeitsgäste, welche dem Trauakt beigewohnt haben, als Zeugen aufzurufen. Aber die meisten der damaligen Hochzeitsgäste sind bereits gestorben oder man kennt ihren Aufenthalsort nicht. Ganz zuletzt soll man noch zwei alte Mütterchen aui- gefuiidcn haben, welche nun nächstens ihre Hand zum Schwure erheben müssen, um Zeugnis; avzulegen, daß Frl. Kahle in der That mit Herrn Leonhardt getraut worden ist.
Berlin, 12. August. Der Kaiser traf heute früh von Gastein wohlbehalten auf Schloß Babelsberg ein, daselbst begrüßte ihn die Kaiserin und die kronprinzlichc Familie.