Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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2 außerhalb des Bezirks 2 40
Donnerstag den 29. Juli.
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für die Monate August und September nimmt jedes Postamt oder die betr. Postboten an.
Amtliches.
N a g o l d.
An die Grtsvsrsteher «nt» Gemeinderathe.
Nach dem Erlaß des K. Verwaltungsraths der Gebäudebrandvcrsicherungs-Anstalt vom 9. Juli d. I. (Minist.-Amtsbl. Nr. 16 S. 284) ist zu der Jahresschätzung der Gebäude für Zwecke der Brandversicherung Einleitung zu treffen.
Die Gemeinderüthe haben deßhalb sämmtliche Brandversicheruugsanschläge der Gebäude ihrer Gemeinden unter Beiziehung der Ortsfeuerschauer zu prüfen und hiebei das Feuerversicherungsbuch von Nummer zu Nummer zu durchgehen und zur neuen Schätzung diejenigen Gebäude zu verzeichnen, deren Anschlag zu ändern ist, auch ist an die Eigenthümer der zur Thcilnahme an der Brandversicherungsanstalt verpflichteten Gebäude der vorgeschriebene öffentliche Aufruf zur Anmeldung etwaiger Aenderungen alsbald zu erlassen. Ebenso sind die seit der letzten Einschätzung vorgekommenen Neubauten und Bauveränderungen, sowie die auch auf die Classen-Eintheilung Einfluß habenden Aenderungen der innern Einrichtungen, des Gewerbebetriebs rc. vorschriftsmäßig zu verzeichnen.
Das hierüber von dem Ortsvorsteher zu führende Verzeichniß ist seiner Zeit der Schätzungskommission bei ihrem Eintreffen im Ort zu übergeben, spätestens bis zum 1. Oktober d. I. von dem Ortsvorsteher aber summarisch hieher anzuzeigen, ob und wie viele Gebäude des Gemeindebezirks einer neuen oder veränderten Schätzung oder Klasseneintheilung zu unterwerfen sind. Diesem Bericht des Ortsvorstehers ist von dem Gemeinderath die Beurkundung beizufügen, daß die jährliche Prüfung der Gebäudeversicherungsanschläge unter Zuziehung der Ortsfeuerschauer der Vorschrift gemäß von Nummer zu Nummer vorgenommen worden ist.
Bezüglich der Schätzung derjenigen Neubauten
Gebäudezubehörden seit der letzten Schätzung eingetreten sind, ist sich nach Punkt 1 des obenerwähnten Erlasses des K. Verwaltungsraths zu achten und die vorgeschriebene Anzeige schon auf 10. September
d. I. an das Oberamt einzusenden.
Zu den in der Kirche stattftndenden Verhandlungen sind außer den Herren Ortsschulinspektoren die Mitglieder der Ortsfchulbehörden und sonstige Freunde des Schulwesens herzlich eingeladen.
Altenstaig, 25. Juli 1880.
Kön. Bezirksschulinspektorat.
,___Mezger._
TageS-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
* Nagold, 28. Juli. Wenn wir bisher unterlassen, von der Existenz eines Turnvereins hier Notiz zu nehmen, so geschah dies blos, weil wir uns für dessen Lebensfähigkeit nach früheren Erfahrungen nicht besonders sympathisier fühlen konnten. Nachdem aber der Verein auf eine Mitgliederzahl von etwa 30 Jünglingen von über 17 Jahren und ca. 10, die dieses Alter noch nicht erreicht und nach den Statuten bei Beschlüssen daher nicht stimmberechtigt sind, herangewachsen und die Hebungen schon seit mehreren Wochen ihren regelmäßigen Fortgang nehmen, so dürfen wir hoffen, daß aus den Ruinen des früheren Vereins wirklich neues Leben entsprossen und Freunde des Turnwesens hier ferner nicht mehr an Turnfesten rc. bescheiden und beschämt zur Seite stehen müssen, weil die Oberamtsstadt sich hiebei nicht vertreten zeigte. Sicher nimmt auch die Einwohnerschaft und jeder Bürger reges Interesse an dem Bestand und Gedeihen eines solchen Vereins, wenn derselbe die Kräftigung der Glieder, einheitliches, sittliches Zusammenwirken getreu dem Wahlspruch: „frisch, fromm, fröhlich, frei" stets im Auge behält. Wir begrüßen daher mit Freuden einen.solchen Verein, und wie die Väter der Stadt solchem durch Bewilligung der Einräumung des Turnsaales und Ueberlasfung des Turnplatzes freundlich entgegengekommen, so werden auch die Turnfreunde gewiß gerne die Hand bieten, wenn ein Bedürfniß der materiellen Stütze hervortritt. Darum ein „Gut Heil!" dem neuerwachten Vereine
1880 .
^ n ^ ,2 Ueberberg, 25. Juli. Der Werth eines^
und Aenderungen, welche an Fabrcken und werthvollen-^^^jhHgMchen Vereins, der im vorderen Amts-
bezirk langst anerkannt ist, hat endlich auch un Hinteren, im Waldbezirk seine Anhänger und Ber- theidiger gefunden, wie wir dies an der heute hier abgehaltenen Versammlung ersehen haben. Manchem
Die Fabrikbesitzer sind noch besonders darauf aufmerksam zu machen, daß Anmeldungen, welche nach dem 1. September d. I. gemacht werden, entweder wenn der betr. Brandversicherungs-Jnspector, welcher diese Schätzungen vornehmen wird, keine Zeit mehr dazu findet und bereits im betreffenden Orte des Bezirks geschätzt hat, gar nicht berücksichtigt oder jedenfalls nur als außerordentliche auf Rechnung der Fabrikbesitzer vorzunehmende Schätzungen behandelt werden.
Den 26. Juli 1880.
K. Oberamt. Güntner.
Samstag den 31. Juli 1880,
Vormittags präzis 9^/s Uhr,
BezrrksschiUverlairtmlilttg in Gtchnnlen
in Gegenwart des Herrn Generalsuperintendenten Or. v. Georgii.
Tagesordnung:
1) Vierstimmiger Gesang: Choralbüchlein 190.
187, Weber II, 10.
2) Schulbericht des Bezirksschulinspektors.
3) Die Kindersparkassen: Conferenzdir. Ströle.
4) Der Turnunterricht in der Volksschule: Schult.
Frau k.
. l Landwirthe des Waldes ist endlich ein Lichtstrahl
über die Wichtigkeit und den unentbehrlichen Fortschritt des Landwirthschastsbetriebs aufgegangen. Zu danken sind diese Erfolge vornehmlich dem Ausschüsse des Vereins, der sich alle Mühe gibt, in verschiedenen Orten des Oberamtsbezirks seine Sitzungen öffentlich abzrchalten und die Zusammenkünfte recht fruchtbar zu machen. Heute waren die Wirthschafts- räume des Gasthauses zum Hirsch dahier mit Mitgliedern und Freunden des Vereins gedrängt angefüllt. Nachdem der Vereinsvorstand Nachmittags 2 Uhr die Anwesenden begrüßt und Schult. Schlack im Namen der Gemeinde und des „Waldes" den Dank für die Verlegung der Zusammenkunft hieher ausgedrückt hatte, begannen die Verhandlungen^' 1. Ein Staatsbeitrag von 298 ^ für Belohnuikg ' der 19 Lehrer an Winteravendschulen ist eingekommen und wird in einer nächsten Sitzung nach Maßgabe der Bezeugnißung des Bezirksschul-Jnspektors zur Vertheilung gebracht werde». 2. Jacob Walz von Ebhausen hat einen Kurs in der Obstbauinzucht in Hohenheim milgemacht und bittet nunmehr schriftlich um einen entsprechenden Beitrag, nachdem ihm seine Heimatgemeinde einen solchen von 10 gewährt habe. Ein endgiltiger Beschluß über die Höhe
der Unterstützung seitens des Vereins wurde vorerst nicht gefaßt. 3. Ein Erlaß der K. Zentralstelle für die Landwirthschaft in Stuttgart wird verlesen, welcher Nachrichten aus Nordamerika (Cincinatti) über Nüsse- uud Zwetscheu-Einfuhr daselbst enthält. Hicnach hätte dieses süddeutsche, namentlich schwäbische Produkt die Konkurrenz gegen die Wäre von Bordeaux und Triest insofern verloren, als letztere eine sorgfältigere Behandlung im Eutschalen und Dörren fraglicher Früchte erfahren und daher von besserem Wohlgeschmack scie. Herr Horlacher von Calw empfiehlt in längerer Auseinandersetzung die Anschaffung der Obstdörren von Or. Lucas in Reutlingen, durch welche aller Rauchgeschmack von den gedörrten Zwetscheu ferne gehalten werde. 4. Bezüglich der Anschaffung eines Handbuches über die Bienenzucht soll der Vorstand des Schwarz- waldbienenzüchter-Vcreins in Nagold uin sein Urtheil befragt werden. 5. Die K. Zentralstelle für Landwirthschaft hat an mehrere Gemeinden des Bezirks eine namhafte Anzahl Bücher mit vorherrschend landwirthschaftlichem und realistischem Inhalt gratis abgegeben und sind dieselben den betreffenden Volksbibliotheken einverleibt worden. Herr Schlack von Altenstaig Dorf weiß auf Befragen des Vereinsvor- staudes nichts von dem Eintreffen dieser Büchersendung im „Dorf", freut sich aber, in der Mittheilung eine Quelle entdeckt zu haben, die in unmittelbarer Nähe fließe. 6. Für sämmtliche Mitglieder des Vereins sollen nach dem Vorgänge anderer Vereine sog. Faulenzer mit einer Beigabe des „Wuchergesetzes" angeschafft werden. 7. Herr Landwirth- schaftslehrer Clausnizer von Reutlingen stellt die Frage: Wie steht es im Bezirk mit der Aufstellung von Viehwagen? Der Vereinsvorstand antwortet: In vielen Gemeinden, namentlich in den marktberechtigten, sind solche eingeführt; nur allein die Gemeinde S. glaubt gescheider zu sein als die Herren Metzger. Eine längere Debatte zwischen H orlacher und Clausnizer konstatirte die Rentabilität und Zweckmäßigkeit der Viehwagen beim Verkaufe von Vieh, Heu, Stroh u. s. w. 8. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag über Verbesserung der Biehschläge, den das Ausschußmitglied Scholder von Nagold hätte geben sollen. Letzterer war anwesend, betonte aber, daß Gesundheitsrücksichten es ihm nicht gestatten, viel und laut zu reden, weßhalb er den Herrn Horlacher von Calw bitte, in seine Stelle einzutreten. Es tritt nun aber zunächst Herr Clausnizer auf und referirt über den Erfand der Stallungsbesichtigungen in Ueberberg und anderen Orten. Er weiß, ohne jedoch den Einzelnen verletzen zu wollen, ein großes Sündenregister vorzuhalten, denn fast durchweg ermangle die Sorge für Luft, Licht und genügenden Raum. Herr Schlack sucht dieser Behauptung damit entgegenzutreten, daß er sagt, der Visitator scheine gerade nur in solche Stallungen gekommen oder geführt worden zu sein, die diese Nachtheile erleiden; er wisse Stallungen auch hier, welche vom Gegentheil Zeugniß ab legen. Es wird hierauf spezielle Besichtigung dieser Räume versprochen. Namentlich weiß Herr Clausnizer den großen Werth der Verbesserung der Aufzucht des Viehes den Zuhörern ans Herz zu legen. Herr Horlacher spricht endlich noch über die Einführung verbesserter Viehschläge im Bezirk und weist auf die Allgäuer Raffe hin, welche weniger anspruchsvoll feie als andere Viehschläge. Die Debatten wurden äußerst lebhaft, durchwürzt von humoristischen Zwischenbemerkungen, in anregender und belehrender Weise geführt uud