Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier (ohne Trügerlohn) 1 60 -I, in dem Bezirk

2 > , außerhalb des Bezirks 2 ^ 40 -«!.

DonnerslÄg den 8< Juli.

! Jnscrtionsgebühr sür die Ispaltigc Zeile auS ge ! wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S -t. l i bei mehrmaliger je 6

1880 .

Bestellunstcn aus denGesellschafter"

für das 3. Quartal werden immer noch von jedem Postamt und allen Postboten entgegengenommeu.

Amtliches.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Da, wie zur Kenntniß der Unterzeichneten Stelle gekommen ist, von den Ortsvorstehern die Bestimmungen des K. 9 des Erlasses k. Forstdirektion, Abtheilung für die Körperschafts-Waldungen, betref­fend den Vollzug des Forststrafgesetzes vom 2. Sep­tember v. I. (Neggsbl. Seite 277), der Verfügung des Justiz-Ministeriums über die Vollziehung dieses Gesetzes vom 22. September v. I. (Regierungsblatt S. 973) und des Forstpolizeigesetzes vom 8. Sep­tember v. I. (Reggsbl. S. 317) vom 18. März 1880, Z. 227, Ministerial-Amtsblatt Seite 139, nicht immer beachtet werden, insbesondere, daß der vorgeschriebenc Uebergabeschein bei Vorlage der Rüg­anzeigen an den Forstanwalt nicht ausgestellt und mit den Anzeigen vorgelegt wird, so sicht sich das Oberamt veranlaßt, den betreffenden Ortsvorstehern die genaue Beachtung dieser Bestimmungen einzu­schärfen, mit dem Bemerken, daß sich der Oberamt­mann anläßlich der Untersuchung der örtlichen Ver­hältnisse bei Ruggerichten rc. durch Einsichtnahme von den Dienstbüchern der körperschaftlichen Forst­schutzdiener und deren Vergleichung mit den Ueber- gabescheinen Ueberzeugung davon verschaffen wird, daß die in den Dienstbüchern ausgezeichneten Ver­fehlungen gegen das Forststrafgesetz zum Zweck der Bestrafung der geeigneten Behörde rechtzeitig und vollständig zuqefertiqt worden sind.

Den 6. Juli 1880.

K. Oberamt. Güntner.

Tages-Neuigkeiter».

Deutsches Reich.

Wildbad, 3. Juli. Se. kaiserl. Hol). Prinz Peter von Oldenburg ist hier eingetroffen und im Hotel Klumpp abgestiegen.

(Hagelschlag) wird heute noch weiter ge­meldet aus Herrenberg und Umgegend, wo die Hälfte des Feldertrags vernichtet ist, sowie von Altdorf, O.-A. Böblingen.

Brandfälle: In Sontheim (Blaubeuren) am 5. Juli das Haus des Bauern Erb: in Feld- rcnnach (Neuenbürg) ein Wohnhaus mit angebau­ter Scheuer zum größten Theil.

Stuttgart, 3. Juli. Herr Präsident Or. v. Steinbeis nimmt in der heute ausgegebenen Num­mer 27 desGewerbebl. aus Württemberg", dessen Redaktion er seit mehr als 30 Jahren leitete, Ab­schied von den Lesern, indem er für die ihm gewor­dene vielseitige Unterstützung und Anerkennung dankt und einen kurzen Rückblick auf die bisherige Wirk­samkeit des von ihm redigirten Blattes wirft.

Sulz, 6. Juli. Gestern Nachts 11 Uhr ist die Gastwirthschaft zur Linde total abge­brannt. Leider sind 2 Dienstmädchen von Aistaig mitverbrannt. (Schw. B.)

Sulz, b. Juli. Die Leichen der beim gestri­gen Brande verunglückten Dienstmädchen wurden heute Mittag im Schutt, und zwar gänzlich verkohlt, die eine aufrecht, die andere in liegender Stellung aufgefunden. Der Anblick war schrecklich, an einem der Körper fehlten die Füße, an dem andern Arme und Füße. Die Mutter des Abgebrannten, eine sehr corpulentc Frau, konnte nur durch das Fenster mit vieler Mühe von einem Feuerwehrmann gerettet

werden, wobei noch zu allem Unglück die Leiter- brach. Glücklicherweise konnte sich der Feuerwehr­mann mit seiner schweren Last noch an einem eiserne» Träger fesrhalten, bis unten das Rettungstuch aus­gebreitet war, in welches er zuerst die Frau hinab­gleiten ließ und sodann, nachdem diese gerettet, selbst hinabsprang. Eine Tagtöhneri» hat sich durch einen Sprung einen Fuß schwer verletzt. Der Bürger, auch ein Feuerwehrmann, ist noch immer bewußtlos und man zweifelt an seinem Aufkommen.

Böblingen, 5. Juli. In voriger Woche er­krankte hier eine ganze Familie sowie mehrere einzelne Personen nicht unbedeutend nach dem Genuß von isteberwurst, welche bei einem hiesigen Metzger gekauft worden war. Die durch den Arzt eiugeleitete gericht­liche Untersuchung wird ergeben, ob den Metzger eine Schuld dabei trifft oder nicht. (L.-Z.)

Ellwangen, 5. Juli. Gestern Nachmittag um 5 Uhr entlud sich über Ellwangen und einige Nachbarorte ein heftiges, von Hagelschlag begleitetes Gewitter. Am stärksten haben die Hopfenpflan­zungen gelitten.

Laupheim, 0. Juli. Soeben durchstiegt die Schreckenskunde unsere Stadt, daß Seifensieder Betzeler von seinem eigenen Sohne, der auf einen Dieb zu schießen glaubte, durch einen Revolverschuß getödtct wurde.

In Kniebis wurde die 22jährige Tochter des Anwalts, während sie sich in der Küche befand, vom Blitz erschlagen.

Heideuheim. Auch in hiesiger Gegend haben die Gewitter am letzten Freitag bedeutenden Scha­den angerichtet, besonders in den baierischen Nach­bargemeinden Battenhausen, Reistingen, Burghagel, Maierhof u. a. Diese Gemeinden sind um so mehr zu bedauern, als sie auch voriges Jahr vielen Scha­den durch Hagelschlag erlitten.

Hofen, 4. Juli. Uebermorgen legt Ochsen- wirth Treiber hier fein hundertstes Lebensjahr zu­rück. Derselbe ist immer noch ziemlich rüstig und kann ohne Brille lesen, nur sein Gehör hat etwas gelitten. Auch geistig ist er noch ganz frisch und er­zählt gern und viel von den Kriegszeiteu und sonsti­gen Begebenheiten, die er in seiner langen Lebenszeit mitgemacht hat. Im vorigen Jahr hat dem ehrwür­digen Greis Ihre Majestät die Königin einen Stock mit silbernem Handgriff zum Geschenk gemacht, was ihn und seine Familie überaus erfreute. Den über­morgigen Tag wird die Gemeinde Hofen in Gemein­schaft mit ihrem Mitbürger festlich begehen.

Neu-Ulm, 2. Juli. (Verwegener Sprung.) Ein Soldat des hiesigen 12. Infanterieregiments machte sich nach demAnz." vergangene Nacht in angetrunkenem Zustande das sonderbare Vergnügen, aus der dritten Etage der Friedenskaserne zu sprin­gen. Unten angekommen, stand er sofort auf und ging zur Kasernenwache, um wieder eingelassen zu werden; hier siel er jedoch um, wurde dann noch in derselben Nacht ins Lazarett) geschafft und in ärzt­liche Behandlung genommen. Sein Zustand soll übrigens durchaus nicht besvrgnißerregend sein und wird der kühne Springer hoffentlich, sobald er seinen Kater verschlafen hat, wieder dienstfähig fein.

Aus Hesselbach bei Gummersbach wird als Kuriosum mitgetheilt, daß ein Taubeupaar Drillinge ausgebrütet und schon halb groß gezogen habe. Der Herr Einsender bemerkt hierzu, daß, obgleich er sein ganzes Leben hindurch Tauben züchte, ihm dieser Fall noch nicht vorgekvmmen sei.

In Speyer erschoß sich der 84jährigc Ve­teran Daniel Buttenhausen. Als Motiv zu der

unseligen Thar wird Lebensüberdruß angenommen.

Fulda. 2. Juli. In der vergangenen Nacht hat ein furchtbares Hagelwcrtcr über der hie­sigen Gegend gelobt und nahezu die gejammtc Ernte der Gemarkungen von mehr als einem Dutzend grö­ßerer Ortschaften verwüstet.

Ems, 5. Juli. Zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers veranstalteten gestern der Kölner Ruder­klub und die Frankfurter RudcrgefellfchaftGer­mania" unter Bethciliguug von 8 weiteren Rnder- gesellschafteu eine Kaiser-Regatta. Der Kaiser hatte auf dem Balkon des Kursaales und eine un­zählige Menschenmenge von Nah und Fern an beiden Ufern der Lahe Aufstellung genommen. Als Sieger gingen aus dem Kampfe hervor: die Frank­furter RudergcsellschaftGermania" dreimal, die Kölner Rudcrgesellschast, die Koblenzer Rudergesell­schaft und der Heidelberger Ruderklub je einmal. Vorigen Samstag kam Fürst Milan von Serbien hier an. Derselbe machte gestern Sr. Maj. dem Kaiser einen Besuch, welcher von letzterem kurz dar­auf erwidert wurde. (N. T.)

Frankfurt a. M. Wie die Oesterreicher, so werden auch die hier lebenden Württemberger ihre Landsleute, welche zum deutschen Turnfest kom­men , besonders empfangen und denselben einen Commers bereiten.

In Sachsen soll der Landtag zu einer außer­ordentlichen Session einberufen werden, um eine Be­schlußfassung über die Beschaffung von Mitteln zur Beseitigung der Wasserschäden in dem sächsischen Theile der Oberlansitz herbeizuführen.

Das Gerichtsgefängniß zu Essen beherbergt zur Zeit nicht weniger als drei Frauen, die beschuldigt sind, ihre Männer vergiftet zu haben. Diese schreck­lichen Ereignisse sind Folgen des Kostgängerwesens, welches schon in so manche Familie Zwietracht, Un­frieden u. schließlich das Verbrechen hineingetragen hat.

Berlin, 3. Juli. Nachdem die Kirchenvor­lage vom Herrenhausc heute unverändert ange­nommen worden ist, erfolgte heute Abend 8 Uhr vor einer ganz winzigen Versammlung der Schluß der Landtags-Session. Eine im Herrenhause vom Grafen Udo Stollberg gemachte Bemerkung, daß an eine Rückberufung der Bischöfe Melchers und Ledochowski nicht zu denken sei, wird vielfach dahin interpretirt, daß diese beiden Kirchenfürsten auf Begnadigung seitens des Königs nicht zu rech­nen haben.

Berlin, 4. Juli. Gegenüber der Nachricht, daß der altkatholische Bischof Reinkens, der sich vor kurzer Zeit hier einige Tage aufgehalten, keine Audienz beim Fürsten Bismarck erhalten konnte, können wir mittheilen, daß der Bischof Reinkens eine cinstündigc Unterredung mit dem Reichskanzler gehabt und von Letzterem sehr befrie­digende Eröffnungen über die freundliche Haltung erhalten, welche die Regierung ferner den Altkatho­liken zu Theil werden lassen wird. Auch mit dem Kultusminister v. Puttkammer hatte der Bischof Reinkens eine längere Unterredung.

Berlin, 5. Juli. DerReichsanzeiger" mel­det: Der Kaiser hat im Einverständniß mit dem Reichskanzler mit dessen allgemeiner Stellvertretung für die Dauer der Abwesenheit desselben den Vice- präsidenten des Ministeriums Grafen Stolberg und den Botschafter Fürsten Hohenlohe beauftragt.

Berlin. DieNat.-Ztg." schreibt unter der UeberschriftDie Zukunft der liberalen Partei": Die Ueberzeugung, daß cs Zeit sei, der Zersplitte­rung innerhalb der liberalen Partei ein Ziel zu