die griechische Grenzfrage drehen sich wesentlich um Janina. Deutschland und Oestereich sind für Belastung dieser Stadt bei der Türkei und für eine andenveitige Entschädigung Griechenlands; England und Frankreich sind für die Abtretung Janina's an Griechenland; Rußland neigt der deutsch-österreichischen Auffassung zu ; Italien schwankt.
i Verhungert.) In Pest lebte in einem Hause des 5. Bezirkes — so erzählt „Pesti Hirlap" — eine arme Näherin. Sie hatte wenig Bekanntschaft, daher auch wenig Arbeit und ihre Lage verschlimmerte sich somit immer mehr. In letzter Zeit konnte sie auch den Hauszins nicht mehr bezahlen, so daß sie der Hausbesitzer schließlich dislociren ließ. Ihr geringfügiges Gepäck wurde in den Hof hinabgetragen und das Mädchen setzte sich darauf, indem sie, sich an die Mauer lehnend, die Augen schloß. Nach kurzer Zeit trat der Hausmeister an sie heran und wollte sic aufrütteln, doch gewahrte er mit Schrecken, daß das Mädchen todt war. Es wurde constatirt, daß sie Hungers gestorben war. Sie trug einen bezeichncten Namen: Marie Märtyr. Schweiz.
Bern, 1. Juni. Vergangene Woche ist im Gvrthardtunnel schon wieder durch ein Felsstück, welches sich von seiner Decke gelöst hat, ein Arbeiter erschlagen worden. Dieses seit Vollendung des Tunneldurchstichs sich so oft wiederholende Vorkommnis; soll die Gotthardbahndirektion nun doch noch an die vollständige Ausmauerung des Tunnels denken lassen, welche sein Unternehmer Favre von Anfang an verlangt hatte.
Frankreich.
Paris, 6. Juni. Das blutige Hemd Roche- forts, das die Blanquisten zum Siege führen sollte, hat seine Wirkung verfehlt. Der Heros der Mordbrenner erhielt bei der engeren Wahl in Lyon heute allerdings 5974 Stimmen, sein Mitbewerber Ballue aber wurde mit 8290 Stimmen zum Deputaten gewählt, weil die Gemäßigten, die das Schlimme dem Schliinmern vorzogen, für diesen eintraten. Das Duell zwischen Rochefort und Köchlin hat nach dein Telegraph zu sechs weiteren Herausforderungen geführt.
Noch immer benutzen die französischen Blätter jeden Anlaß, um über die „Barbaren" herzu- falleu, die 1870/71 ihr Land „verwüstet" haben. Anlaß dazu bot sich ihnen neuerdings bei folgender harmloser Begebenheit. Eine Frau S. Frank aus Witzendorf in Hannover hatte dem Maire von Epinal kürzlich eine Mark mit der Bitte geschickt, dieselbe einem an einem dortigen Marktplatz wohnenden Konditor für einen Eierkuchen zu geben, den ein jetzt auf dem Todenbette liegender früherer Soldat im Kriege bei Jenem verzehrt habe, ohne ihn zu bezahlen. In echt französischer amüsanter Weise fallen die Blätter über den „Hannovrion a l'omslotto^ her, der gewiß furchtbare Gewissensbisse wegen der 25 Sous ausgestanden habe. Wenn alle feine Landsleute fo dächten, sagen sie, so würde das französische Budget bald auf einen hohen Standpunkt kommen, ohne an die „Armee von Penduleö" zu denken, die zurückkehren würde. Darauf sei jedoch nicht zu rechnen; „man gibt 25 Sons zurück, aber keine fünf Millarden, zwei Provinzen u. andere Kostbarkeiten!"
Rußland.
Petersburg, 5. Juni. Wie mau der „K. Ztg." schreibt, wurde das Leben der Kaiserin in letzter Zeit üllr künstlich durch Einathmung präpa- rirter Gase erhalten. In einem Bette fuhr man die Leidende von Zeit zu Zeit in ihren Gemächern herum, jede halbe Stunde wurde ein Lustsack mit Glas (in der Größe einer grosi.en Schweinsblase) gereicht (jeder Sack kam auf 25 Rühel zu stehen) und ihr fo zu sagen Athen; künstlich eingeflößi; allein die Kräfte der Dulderin hatten schon zu sehr abgenommen. alle Bemühungen Botkins- und Alischews- kys vermochten dem Tod seine Beute nicht zu entreißen.
St. Petersburg, 5. Juni. Heute Mittag fand im Beisein des Hofes, der Staatswürdenträger und der Generalität die Ueberführung der Leiche der Kaiserin aus dem Sterbezimmer nach der Schloßkirche statt, wo dieselbe bis zur Ueberführung nach der Peter-Paulskathedrale bleibt. Die Beisetzung der Leiche erfolgt am Mittwoch.
(Die russische Kaiserin und^die Liebe.) Die soeben verstorbene russische Kaiserin war eine Gegnerin der völligen Abgeschiedenheit, in welcher die jungen Mädchen in den kaiserlichen Erziehungsanstalten gehalten zu werden pflegten. Die N. Fr. Pr. erzählt darüber folgendes: „Das sogmannte Institut Smvlnoje hatte zur Directrice die Generalin Leontjew, eine an den alten Ueberlieferungen fest- halteuoe Dame. Bei einer Prüfung daselbst stellte die Kaiserin in Gegenwart der Directrice an eine der Schülerinnen die etwas sonderbare Frage: „Was ist Liebe?" Das Mädchen erröthete und blieb die Antwort schuldig. Die Directrice trat in großer Verlegenheit hervor und machte die Kaiserin aufmerksam, daß über diesen Gegenstand hier nichts gelehrt worden sei und das Mädchen wahrscheinlich das Wort gar nicht verstanden habe. Die Kaiserin antwortete ziemlich strenge: „Es ist das sehr zu bedauern, weil das Leben einer Frau nur aus Liebe besteht, zuerst aus Liebe zu ihren Eltern, dann zu ihrem Manne und endlich zu ihren Kindern. Wenn die Mädchen keinen richtigen Begriff von der Liebe haben, sind sie schlecht für ihr Leven vorbereitet." Es blieb nicht bei dieser Rüge allein, denn unmittelbar darauf verfügte die Kaiserin die Absetzung der Directrice.
Montenegro.
Die Albanesen haben nunmehr wirklich eine Wassenthat begangen, denn sie haben eine Schanze besetzt, welche Tags zuvor von den Montenegrinern verlassen worden war. Diese Heldenthat ist für den Verlauf der angekündigten „Aktion gegen Montenegro" nicht vielversprechend und die Entscheidungsschlacht, welche die Montenegriner erwarten, dürfte seitens der Albanesen noch lange nicht in Scene gehen. In der montenegrinischen Armee soll einem Berichte aus Cettinje zufolge großer Mißmuth darüber herrschen, daß man in Cettinje eine Zauderpolitik befolgt und nicht schon den Befehl zum Losschlagen ertheilt hat. „Es ist auch." so heißt cs in dem betreffenden Berichte, „in der Thal in der blutgetränkten montenegrinischen Kriegsgeschichte kein Gleichnis; des gegenwärtigen Zustandes zu finden, welcher der eines Krieges mitten im Frieden ist.
Unsere Armee hat ihre altbewährte Praxis, mit dem Feinde so schnell als möglich fertig zu werden und sodann nach Hause zu gehen.
Türkei.
Sämmtliche Großmächte wollen dem Sultan jetzt ob seiner lockern Wirtschaft mit einer „identischen Collektiv-Note" auf den Leib rücken. Was sich der aber viel aus dem Stück Papier machen wird!
Amerika,
Newyork, 7. Juni. Aus Chicago meldet man von vertrauenswerther Seite, daß Grants Chancen steigen.
(Ein versunkener Berg.j Von San Louis Pvtost in Mexiko wird der „Newy. Handelsztg." gemeldet, daß am 7. Mai die dortigen Bewohner von einem donnerähnlichen Geräusch erschreckt wurden. Man fand, daß ein kleiner Berg in der Nähe der Farm (Hacienda) von Santa Catarina verschwunden war, und zwar mit einem Schlage. Es war eine Bodenöffnung zurückgeblieben von etwa 600 Fuß Breite, 300 Fuß Länge und 300 Fuß Tiefe.
Handel L Gerkehr.
* Erste Stuttgarter Pfcrde-Auktiou. Die heute Nachmittag im Fritz'schen Rcithaus abgehaltene, vom Württ. Geschäfts- und Auskunstsburcau von Gust. Schau- mann veranstaltete erste grosse Pferdeversteigcrung war sehr zahlreich besucht und ergab insofern ein überraschend günstiges Resultat, als von 32 im Ganzen angemcldeten Pferden 11 Stück fest verkauft wurden, während über 5 weitere die Kaufs gcnehmigung sich noch Vorbehalten wurde. Es kamen Arbcits- und Luxuspserde, sowie Offiziersfrontpferde zum Verkauf, der niederste erzielte Preis betrug 210 der höchste 1450 Hk Unter dem anwesenden Publikum — gegen 500 Personen -- befanden sich auch der Erbprinz von Hohenlohe- Waldenburg, der Flügeladjutant Sr. Majestät des Königs Frhr. v. Reitzenstein und sehr viele Offiziere der Garniso nen Stuttgart und Ludwigsburg, sowie die meisten Pferdeliebhaber Stuttgarts und viele von auswärts gekommene Käufer. Das an sich sehr verdienstvolle Unternehmen verspricht eine gute Zukunft und hilft einem längst gefühlten Bedürfniß nach einer Centralstelle für den Pferdehandel in Württemberg ab, weg- halb es auch von allen Seiten her die lebhafteste Unterstützung findet.
Stuttgart, 7. Juni. sLandesproduktenbörs c.j Im Gctreidchandel ist zwar seit einigen Tagen die Stimmung mitunter etwas ruhiger geworden, doch hat eine erhebliche Prcisänderung nirgends stattgefunden. Dagegen hatten unsere inländischen Märkte, welche derzeit schwach befahren sind, wiederholt kleine Aufschläge. Es wurde an heutiger Börse nur der nächste Bedarf gedeckt und die Umsätze waren daher bei fast unveränderten Preisen nicht belangreich. Wir notircn per 100 Kilogramm: Walzen baierischer 25.50—26.10, russischer »« 26, amerikanischer „« 25.75—26, Kernen 25.70—26.25, Dinkel 16.50 17, Roggen russischer 21. Mehlpreise
pro 100 Kilogramm: Nro. 1: .« 36.50—37.50, Nro. 2:
.« 34.50-35.10, Nro. 3: .« 31.50—32.50, Nro. 4: Mark 28.50 bis 29.50. (Schw. B.)
Stuttgart. Die Weinaussichten für dieses Jahr sind, wie der „W. L.-Z." von eompetenter Seite mitgetheilt wird, sehr trübe, denn die Weinstöckc haben durch die anhaltende Kälte im hohen Grade gelitten und ein großer Theil derselben ist vollständig erfroren. Außerdem tritt in diesem Jahr namentlich in den durch Kälte beschädigten Stöcken die sog. Schildlaus in schreckenerrcgcnder Menge auf, während man gerade gehofft hatte, daß die strenge Winterkälte diese Parasiten völlig vernichtet habe. Am meisten verschont von diesem Insekte sind noch die Trollingerstöckc.
Abgedrehte Reichsgoldmünzen kommen jetzt öfter in den Verkehr, und zwar ist die Abdrehung so künstlich erfolgt, daß die Stücke nur der Umschrift am Rande „Gott mit uns" entbehren und nur mit der größten Aufmerksamkeit von den vollwichtigen Münzen zu unterscheiden sind. Die durch die Manipulation vorgenommene Entwerthung ist indessen nach der „Boss. Ztg." eine erhebliche, denn sic beträgt beim Zehnmarkstück 180 <i, beim Zwanzigmarkstück 220 N
Revier Stammhei m.
Brennholz-Verkauf
Mittwoch den 16. Juni,
_ __ Vorm. 9 Uhr,
ans Staatsw. Wasserbau»! n. Becken- egart: 91 M. tan. Schtr., Prgl. u. Anbr., 85 M. tann. Rinde; 3040 St. kann. Wellen, 17 Strenreishaufen und Schlagraum.
Zusammenkunft um 9 Uhr unter dem Haselstallerhof am Schlag Beckenegart. Donnerstag den 17. Juni, Vormittags 9 Uhr,
aus Staatsw. Brühlberg, Keuntheimer- bcrg und Kohlplatte: 2 M. eich., 5 M. buch., 199 M. Nadelholz-Schtr., Prgl. u. Anbr., 7 M. tann. Rinde; 1670 Nadelholzwellen.
Zusammenkunft um 9 Uhr bei dem Bahuwarthaus in der Rehgrundklinge.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
S ch i e t i n g e n.
Anschaffung von Feuerbutten.
Die Gemeinde bedarf 6 Feuerbutten, welche angestrichen und mit Tragriemen versehen gleich denjenigen der Feuerwehren sein müssen. Lieferungsfrist bis längstens 1. Juli d. I. Lusttragende wollen ihre Offerte bis 11. d. Mts., Morgens 6 Uhr, versiegelt mit der Bezeichnung „Feuerbntten betr." einreichen.
Schultheißenamt.
_ Luz._
H errenberg.
Holz-Verkauf.
Herrenberger
Am nächsten Montag den 14. Juni kommen im Stadtwald Abtheiluug
„Vorderer Eichwald" in der Nähe beim Steighänslc zum Verkauf:
1270 Stück eichene Wagnerstangen und Nabeneichle,
150 Stück eichene Baumstützen; ferner von Nachmittags 1 Uhr an in der Abtheilung „Sommerrain":
35 Eichenstämme von 3 —10 m Länge und 35—70 in Durchmesser.
Am Dienstag den 15. Juni Abtheilung „Vorderer Eichwald":
62 Rm. eichene Schülholzprügel, 4860 Stück deßgleichen Wellen. Zusammenkunft je Morgens 8 Uhr beim Steighüusle.
Liebhaber sind freundlich eingcladen.
W aldmeistcramt.
AkilMrs AmIikMilt.
vierteljährlich INK. 1,60. In Heften ;>i -10 tzf.
n Urner Roman von E lennek. ^
M«„ ScNcNt jederzeit in alecn ZSuMandknnge» »nd Postämtern.
Altenstatg Stadt.
Missionsfest.
Am kommenden Sonntag den 13. Juni. Nachmittags Vs2 Uhr, soll unter Theilnahme eines Missionars und des Herrn T>r. Gundert in Calw das hiesige Missionsfest gehalten werden, wozu alle Freunde dieser Sache herzlich eingeladen sind.
Stadtpfarrcr AexKev.
Kkl.rMkpi'miick
mit außerordentlicher Gährkraft, pr. 5 Kilo 5 cM empfiehlt und versendet franco pr. Post täglich frisch
k.ünsbui'g b. llamburg.
V. Limon L 6o.
Hefensabrik.