Von den auswärtigen Handelsplätzen ist im Getreidegeschäfte wenig Veränderung'angezeigt, da aus die mitunter eingetrctcnc festen- Stimmung sosort wieder eine Reaktion stattgesunden hat. An unserer Börse sind die Angebote, namentlich in Brod- srückiten fortwährend stark, da jedoch für Mehl nur schwache Nachfrage herrscht, so ging auch heute die Kauflust nicht über den allernächsten Bedarf hinaus: Wir nvtiren pr. 100 Kilogr.: Walzen, bäuerischer ckC 24.7525.50, russ. ^ 25.50, Kernen 2t 75-25, Dinkel <,« 1515.50, Haber ^ 15.60. Mehr­preise pr. 100 Klgr.: Nr. 1: 36.5037.50, Nr. 2: 34.50

bis 34.50, Nr. 3: 31.50-. 32.50, Nr. 4: 28.50-29.50.

Mittlere Fruchtpreise per Ceutner

vom 24. bis 27. April.

Kernen. Roz-en. Gerste.

.«4 .«4 .«4

Haber.

4

Geislingen . . .

. 12. 8. -...

..

Nagold ....

, . 10.

16.

7. 63.

Urach.

. 12. 60.. -. S.

85.

6. 84.

Kirckibeim . . .

. 12. 55... 9.

55.

7. 45.

Leutkirch ....

. 12. 10. 10. 10.

16.

7. 4.

Riedlingen . . .

. 11. 81. 9. 53. 9.

10.

7. 17.

Rvtiweil ....

. 12. 75...

.

7. 23.

Tuttlingen . . .

. 12. 9.. 10.

90.

7. 37.

Waldsee ....

. 12. 7. 10. 70. 9.

33.

6. 81.

Wrcdergefnnden am Grabe.

^ Dem Leben nachcrzählt.

(Schluß.)

Die rauhen Herbstwinde hatten das bunte Laub von den Bäumen heruntcrgefegt, nur einsam und ver­lassen hiuq hier oder da noch ein welkes Blatt, ans den nächsten Windstoß wartend, der es dort unten den Ge­fährten zugesellen sollte, welche die Tausende von Grabhügeln bedeckten, die aus dem großen Friedhose draußen vor den Thoren der Stadt sich an einander reihten kalt und theilnahmlos und nichts wissend von denen, die drunten zum ewigen Schlaf gebettet waren. Es war am 2. November des vorigen Jah­res, morgens früh. Noch war der Kirchhof leer, vorne am Thor in dem kleinen Gärtnerhäuschen ord­nete die Berkäuferin die Haufen von Kränzen, die heute noch alle verkauft werden sollten, denn es war Allerseelenfest! Da fuhr ein Wagen vor das Thor und heraus stieg eine dicht verschleierte Dame mit zwei Kränzen in der Hand, die mit den zum Kutscher gewendeten Worten: Warten Sie auf jeden Fall, bis ich zurückkomme! die kahle Allee hinanschritt, die zum inneren Theile des Kirchhofs führte. Eine Zeit lang suchte sie, hier eine Aufschrift lesend, dort einen Namen überfliegend. Plötzlich zuckte sie zusammen, und eilte auf ein Kindergrab zu, dessen Gedenkstein die In­schrift trug:

Hier schlummert in Frieden Maximilian von Rosen, geb. 10. August 1875 gest. 2. October 1877.

Er hat des Lebens Bitterkeit nicht geschmeckt.

Laut aufschluchzend warf sich die Dame über den Hügel und weinte lange, lange Zeit bittere Thrä- nen auf das Grab, dann richtete sie sich auf und sagte fest, als sei sie getröstet: Und nun zu dem an­dern Grab, es soll ja hier in der Nähe sein. Den zweiten Kranz legte sie aus einen Hügel, der mit einer abgebrochenen Säule geschmückt war, nachdem sie gelesen hatte:

Hier ruhet aus von des Lebens Roth und Kummer,

Die ihr nach kurzem Wonnetraum reichlich zugcmesscn wurden,

Eugenie Walter, geb. den 30. April 1856, gest. den 12. März 1878.

Auf der entgegengesetzten Seite der Säule las man: l. Cor. 13,7. Die Liebe hört nie auf; sie er­trägt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie dul­det alles.

Auf einer Bank, die zu den beiden Gräbern zu gehören schien, ließ sich die Dame nieder. Ja, dachte sie mehr, als sie es vor sich hin murmelte, ja, Deine Liebe duldete alles und hörte doch nimmer auf. Wie oft hast Du mich mit Deinen lieben Augen so bittend angeblickt, wenn ich den mit Vorwürfen über­

häufte, der uns beide so unsäglich elend gemacht. Und ich? Wie oft habe ich versucht, ihm zu verzeihen, und ich konnte doch nicht, nein, und ich will es auch nicht. Und doch, wie elend sah er aus, als ich ihn an deinem Sterbebette zusammenbrechen sah, als er sich laut anklagte, daß er dich unglücklich gemacht und auch mich. Wie gut klang seine Stimme, als er den kleinen Max tröstete, da dieser weinte, weil seine Mama nicht aufwachtc und weil Tante Elli nicht wieder zurückkehrte, so daß Tante Elli wenn sie ihren Vorsätzen nicht untreu werden wollte flüchten mußte von dort, bis alles in Ordnung gebracht war und er das Kind, das doch eigentlich mir anvertraut war, mit sich genommen hatte, um es heranbilden zu können zu einem Manne, der fester und treuer seine Pflichten im Leben erfülle, als er selber es gethan. Und wie mag er jetzt aussehen? O, ich liebe ihn ja noch immer, wenn es das stolze Herz auch nicht ein- gestehen will. Wo mag er jetzt weilen?

Das Herannahen von Schritten schreckte sie aus ihrem Brüten auf, sie sah den Weg hinunter und fuhr mit einem leisen Schrei empor. Sie hätte fliehen mögen, aber es war zu spät. Hastig verbarg sie sich hinter einen große» Leichenstein. Den Weg hinauf kam ein Mann mit einem kleinen Knaben an der Hand. Die beiden unterhielten sich so lebhaft, daß sie glücklicher Weise die Dame nicht bemerkt hatten. Sie lenkten ihre Schritte gerade auf die Stelle zu, wo die Fremde vorhin gesessen hatte. Mit einem Ausruf des Erstaunens blieb der Herr plötzlich stehen, als er die Kränze auf den Gräbern erblickte.

Onkel, wohin soll ich die Kränze legen? fragte der Kleine plötzlich, hier liegen Kastanien umher, die ich gerne aufsuchen möchte.

Den einen gib mir und den andern lege hierher auf diesen Hügel neben den, der schon dort liegt. Hier, mein Kind, schläft deine Mama.

Meine Mama? fragte verwundert das Kind. Kommt sie noch nicht bald wieder zu mir? Tante Elli hat gesagt, sie würde immer bei mir sein. Tante Elli soll auch kommen, ich habe sie so lieb. Wo ist die Tante Elli jetzt?

Ich weiß es nicht, mein Kind, ich kenne ja Tante Elli nicht ich habe ihr damals nicht einmal mei­nen Dank aussprechen können für all' die Liebe, weil sie so plötzlich abreisen mußte, fügte er für sich hinzu. Und nun Max, geh' und suche dir Kastanien, wir müssen bald wieder nach Hause zurückkehren.

Lustig sprang der Kleine davon, was wußte er von den Schrecken des Todes, für ihn hatte das Leben zwar Schmerzen genug gehabt, aber die Ju­gend hatte sie verwunden, er gedachte ihrer kaum noch.

Der Mann aber nahm den zweiten Kranz und legte ihn auf das Grab des Kindes, das dort unten schlummerte, und eine Thräne fiel herab auf eine weiße Rose, die in den Kranz, der dort schon lag, hineingewunden war. Schlaf wohl, mein Liebling murmelte er du hast des Lebens Bitterkeit nicht geschmeckt. Dir war ein besseres Loos beschieden. Wo würdest Du sein, wenn- Du noch lebtest? Bei mir? Was sollte ich antworten, wenn deine lieben Augen fragten: Wo ist meine Mutter? Bei ihr? Damit du vielleicht lerntest deinen Vater verachten u. hassen, wie ihn die andern hassen.

Erschreckt blickte sich der Sprecher um, es war ihm, als habe er ein Schluchzen gehört. Aber nein, er täuschte sich, der Herbstwind fuhr stöhnend durch die kahlen Aeste.

Ich habe grefrevelt an dem heiligsten Gefühl, das in ein Menschenherz einziehen kann, an der Liebe, und muß dafür büßen. Was allerdings Liebe war, es ist mir erst damals klar geworden, als ich dieje­nige fand, die mein eigenes Ich ergänzte. Ich habe

ja auch geglaubt, die zu lieben, die dort unten schlummert, und doch war dies mehr das Gefühl des Stolzes, geliebt zu sein. Und als ich nun endlich selber von jenem heiligen Feuer erglühte, als ich gefunden, was mein unruhiges Herz gesucht, da doch was sollen die selbstquälerischen Gedanken, ver­scheuche doch endlich einmal diese Bilder vergangener Zeiten, in denen du glücklich warst, es ist ja nun doch vornüber, vorbei für immer.

Max! tönte eine Stimme neben ihin und eine Hand legte sich sanft auf seine Schulter.

Erschreckt fuhr der Mann empor und starrte die neben ihm stehende Erscheinung an, als gehörte sie einer andern Welt an. Max, die Liebe hört nim­mer aus! erklang es wiederum und! Tante Elli, Tante Elli! jubelte der Knabe, Tante Elli, ich Hab' Dich wieder!

Noch einen Augenblick griff sich der Mann wie geistesabwesend an die Stirn, dann jubelte er das eine Wort: Elisabeth!

Was weiter geschehen ist? Ich hoffe, nicht nöthig zu haben, das auszuführen. Die Wege des Schicksals sind wunderbar. Und aus den Gräbern sprieß t oft neues Leben._

Ein neues literarisches Unternehmen.

Gotha. 24. April. Der bekannte Ausspruch des weisen Rabbi Ben Akiba:Alles schon dagewesen", scheint gegen­wärtig durch ein Unternehmen hinfällig gemacht, von dem man wirklich sagen kann, daß es einzig in seiner Art ist. Dasselbe geht von demLiterarischen Institut" in Gotha aus, welches das in seinem Verlag erscheinende, Seitens aller Autoritäten rühmlich anerkannte Pierer'scheConversations-Lcxikon gegenwärtig auf eine eben so originelle, wie anregende Weise vertreibt.

DerMitteldeutsche Rennverein" dahier, wel­cher bekanntlich unter dem Protektorat Sr. Hoheit des Herzogs steht, veranstaltet nämlich eine der großartigsten Lotterien, in welcher 1000 Pscrde, 200 Equipagen, 100 Salon- Einrichtungen, 300 Pianinos und 1000 goldene Remontoir-Uhren nebst goldener Kette verlooft werden und deren Hauptgewinn in 100, sage einhundert Pserden besteht. Der Ankauf der Gewinne, im Werth von zwei Millionen Mark, crjolgt unter obrigkeitlicher Controlle Seitens des Rennvercins, wie denn auch die Verloosung durch einen von der Herzogl. Staatsregierung ernannten Commissär überwacht und geleitet wird. Sämmtliche Loose zu dieser Lotterie, die selbstverständlich, angesichts dieser bedeutenden Ge­winne, einen ungleich höheren Werth als diejenigen der üblichen derartigen Verloosungen hoben, sind ausnahmslos von dem Literarischen Institut" käuflich erworben und erhält jeder Abonnent des Pierer'schen Convcrsations-Lexikons, welches jüngst erst in neuester, reich illustrirter Auflage erschienen ist, ein solches Loos vollständig gratis, so daß er ohne weitere Zahlung, als diejenige des Kaufpreises des überaus gediegenen Werkes, an dieser werthvollen Lotterie Theil nimmt.

Diese Manipulation erscheint wir geben dies zu bei einem so vortrefflichen Werk, wie das Pierer'sche Conver- sations-Lexikon, im ersten Augenblick etwas befremdend : allein es ist nun einmal ein Zeichen unserer Zeit, daß sic aus allen Gebieten mit neuen, originellen Mitteln arbeitet, und wenn durch den Vorgang des Literarischen Instituts in Gotha das bedeutungsvolle Werk massenhaft in das Volk dringt und ver­möge seiner Gediegenheit den Segen der Bildung weiter und weiter in alle Kreise trägt, so wollen wir iu diesem Falle gern dem Grundsatz, daß der Zweck die Mittel heilige, huldigen und dem Unterneh men a ll es Glü ck wünschen.

Homonyme.

Sie sind's, die man, so schlecht sie sind,

Doch noch zu etwas brauchen kann:

Man trifft, wenn sie verwandelt sind,

In jeglicher Kanzlei sie an.

Sic sind's auch, weil so schlecht sie sind,

Die mau von jeder Thürc weist,

Und nur vielleicht aus Mitleid noch Beschenkt mit etwas oder speist.

Nagold.

Gläubiger-Aufruf.

Die Gläubiger des -f Johan« K«tz, gewesenen Altenstaiger Boten, werden aufgefordert, ihre Forderungen längstens bis 10. Mai bei Unterzeichneter Stelle geltend zu machen, widrigenfalls diesel­ben nicht berücksichtigt werden.

Den 3. Mai 1880.

WaisengerichtS-Vorstand

Engel.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Revier Altenstaig.

Brennholz - Verkauf

am Montag den 10. Mai. Vormitt. 9 Uhr, auf dem Rathhaus in Bösingen aus Eichhalde 1 und 4 und Scheidholz der Bösinger Hut:

2 Rm. buchenes Anbruchholz. 256 Rm. Nadelholz-Scheiter, 311 dto. Prü­gel und Anbrnchholz.

Revier P f a l z g r a f e n w e i l e r.,

Brennholz - Verkauf

am Mittwoch den 12. d. M.. 'Vormitt. 10 Uhr, Kälberbronn aus Steinackerteicb:

16 Rm. buchene Scheiter, 41 dto. Prügel n. Anbruchholz, 136 Rm. Nadel- hvlzscheiter, 171 dto. Prügel und An­bruchholz und unausbereitetes Reisig.

Stadtgemeinde Nagold.

Gerbrinde-Verkauf.

Am Montag den 10. d. M. werden Vormittags 9 Uhr auf hiesigem Rath­hause 70100 Centner rothtannene Rinde (noch nicht aufbereitet) versteigert. Die betreffenden Schläge im Distrikt Bühl werden aus Verlangen am Sam­stag den 8. d. M. vorgezeigt.

Gemeinderath.