des Landes a»f Reservationen verbannt, nicht in all­zuferner Zeit nothgcdrungen Abhilfe schaffen müssen?"

TageS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Rottenburg. 3. Mai. Vorige Woche wurde in einem Abortbebülter in Altingen Müschen hier u. Herrenberg) der Leichnam eines neugeborenen Kin­des aufgefunden, als man ersteren entleerte. Die unnatürliche Mutter wurde in der Person der Tochter eines dortigen angesehenen Bürgers ermittelt, welche heimlich geboren und das Kind in den Abort eines andern Hauses geworfen hatte, ohne Zweifel, nur die Schuld von sich abzuwälzrn. (T. Ehr.)

Balingen, 8. Mai. Die älteste Person hie­siger Stadt, Frau Elisabethe Ecken selb er) ist heute Morgen 6 Uhr im Alter von 101 Ir Jahren gestorben.

Leutlirch. 3. Mai. Bei dem hiesigen Amts­gericht wurde ein reisender Handwerksgeselle einge­liefert, welcher in: Besitze von 308 ZL theils erbet­telten, theils von Geschenken herrührenden Geldes sich befand. Außerdem verwaltet seine Heimathge- meinde für ihn ein Vermögen von 1210 fl., welches er sich nach seiner Angabe anch durch Bettel und Geschenke erworben hat. Aus vorliegendem Falle kann ersehen werden, wie oft das Mitleid der Men­schen von Unwürdigen in Anspruch genommen wird.

In Crailsheim bat die Biersteuer im ab- gelausenen Etatsjahr einen Ertrag von 8929 ZL ge­liefert. Bei de. vor einigen Tagen durch die städtischen Behörden vorgenommenen Etatsberathung pr. 1880/81 wird sie mit 10,000 ZL, in den Einnahmeposten aus­genommen. (N. T.)

Brandfälle: In Spindelwag (Leutkirch) am 29. April ein Wohnhaus sammt Scheuer: in Tomerdingen (Blaubenren' am 2. Mai eine Scheuer.

(Eine eigenthümiicke Mißgeburt, brachte nach dem ,,Albb." dieser Tage in Biß eine Knst zur Welt, nämlich ein Kalb mit zwei Köpfen. 5 Ohren, 6 Füßen und doppeltem, zusammcnaewachscnem Schwanz, Das Kalb war todk, auch die Kuh, für ivetche mar. noch am Tag zuvor über 300 gcbo- len hatte, ging in Folge der Geburt zu Grunde.

Karlsruhe, 24. April. Folgenden trefflichen Artikel, welcher Eltern und Vormündern nicht genug zur Beherzigung empfohlen werden kann, entnehmen wir demSüddeutschen Bank- und Handelsblatt." Der Artikel ist betitelt:Zn viel Techniker" und lautet:Die Zahl der Ingenieure. Architekten und Bauführer ist so groß, daß die bestehenden technischen Bildungsanstaltcn mindestens 10 12 Jahre leer stehen dürften, bis alle absolvieren Techniker in irgend eine Stelle emgerückt sein werden. Unser Blatt hat schon mehrere Male auf die Thorheit hingewiesen, daß Beanite und Handwerker ihre Söhne zumStu- diren" schicken, statt ihnen eine rechte Hantirung lernen zu lassen. Dsßhalb laufen bei uns in Deutschland so viele armselige Candidaten. Praktikanten, Schrei­ber und Techniker herum, die in allen Ecken und Enden auf ein Pöstchen lauern. Daher kommt das vermehrte geistliche Proletariat, welches unsere Ge­sellschaft und Literatur vergiftet. Daher datirt auch der Niedergang des Handwerks, weil alle halbwegs fähigen Köpfe zum Studium bestimmt oder verurtheilt werden. Diese Leute leisten dann in ihremwissen­schaftlichen" Beruf doch nichts Rechtes oder minde­stens doch nichts Bedeutendes, während sie als Handwerker eher brauchbare und tüchtige Meister ge­worden wären. Wenn unsere Vorfahren ebenso thöricht zu Werke gegangen wären, würde das deutsche Handwerk wohl niemals einen Weltruf erlangt und niemals Männer wie Kraft, Bischer u. A. erzeugt haben.

Im Bahnhofe in Großhcringen ließ sich ein junger Herr sein Gabelfrühstück so- prächtig schmecken, daß er kaum noch Zeit hatte, in den absahrenden Zug zu springen. Die Mitreisenden gratulirten ihm eben und er antwortete lächelnd: Glück muß ein junger Mensch, haben", da pfiff die Lokomotive und der Zug stand. Niemand brauchte zu fragen:was ist los?" denn draußen vor dem Wagen stand der Wirth des Bahnhofes und sagte zu einem uniformirten Mann: Hier ist das Bürschchen! Der Uniformirte kehrte die Taschen des Bürschchens um und heraus sielen die silbernen Messer und Gabeln des Wirths. Das Weitere kann man sich denken.

Berlin, 2. Mai. Gestern Abend Unterzeich­neten Philipsborn und Oberst Roth die Ueber- einkunft, betr. die provisorische Verlängerung des deutsch-schweizerischen Handelsvertrags vom 13. Mai 1869 bis Ende Juni 1881, mit der einzigen Abänderung, daß Mutterlauge von dem im Vertrage zollfrei erklärten Artikeln ausgeschlossen bleibt.

Berlin, 3. Mai. Wie verlautet, bereitet Preußen einen zweiten Antrag wegen Einverleibung

von Geestemünde und Bremerhasen in das Zollgebiet vor. (Schw. M.)

Berlin, 3. Mai. DieNordd. Allg. Ztg." bezeichnet die von der fortschrittlichen Presse tolpor- tirten Gerüchte über einen bald bevorstehenden Rücktritt des Fürsten Bismarcks als unbe­gründet. Der Reichskanzler habe in der durch seinen Gesundheitszustand ihm auserlegten Zurückhaltung Veranlassung, in den Hintergrund zu treten.

Berlin, 5. Mai. Die Stcmpelnbgaben- koinmission des Reichstages bcrieth heute über djie Quittungssteuer und lehnte dieselbe mit allen gegen eine Stimme ab. (Schw. B.)

Am Freitag fand in Berlin die gerichtliche Schlnßverhandlung in der bekannten Jnjnriensache Karl Mayer aus Stuttgart wider den Chefredak­teur der Nordd. A. Z. Dr. Pindter und des Dr. Pindter gegen Mayer statt. Das Urtheil ging dahin, daß der Verklagte und Wiederklägcr Pindter der off. Beleidigung schuldig, ebenso der Klüger und Wieder­verklagte Mayer der off. Beleidigung schuldig und deßhalb Pindter mit 2 Monaten Gesängniß, Mayer mit 20 vIL Geldbuße zu bestrafen sind. (Sch. M.)

Straßburg, 3. Mai. Der Statthalter hat gestern Mittag Straßburg verlassen und sich zunächst zum Kaiser nach Wiesbaden begeben, von wo die Reise heute nach Karlsbad fortgesetzt werden wird. Die Abwesenheit dürste die Dauer der gewöhnlichen Kurzeit sowie eines kurzen Erholungsaufenthalts in Topper nicht überschreiten.

OesterreichUngar».

Pest. Anläßlich eines in Grvß-Sura»y auö- gebrvcheuen Schadenfeuers kam es zu größeren Un­ruhen, deren Spitze sich gegen die Juden lehrte. Ein jüdisches Weib wollte man anfangs in die Flam­men werfen, stieß eS dann in einen Graben und einer versuchte, es zu erstechen. General Graf Török entwand dem Wüthenden daS Messer und rettete hierdurch daS unglückliche Weib. Ein Jude, Namens Alois Menczel. welcher löschen Helsen wollte, wurde mißhandelt und liegt schwer krank zu Bette. Der jüdische Lehrer Samuel Fürst wurde schwer verletzt. Einem anderen jüdischen Einwohner wurde eine Hand abgeschnitten. Die israelitische Gemeindeverwaltung telegraphirte an den Stuhlrichter um Unterstützung, der indes; bis zum späten Abend nichts verfügt hatte.

Italien.

Rom, 3. Mai. Das Amtsblatt veröffentlicht die Nichtannahme der Demission der Minister durch den König, ferner Dekrete über die Auslösung der Kammer und Vornahme der Neuwahlen vom 16. bis 23. Mai. Die Eröffnung der neuen Kammer findet am 26. Mai statt.

Frankreich.

Paris, 1. Mai. In der Vorstadt Pantin hat heute Mittag um 1 Uhr in den Werkstätten des Kunstfeuerwerkers Honow in dem Augenblick, da die Arbeiter von der Mittagsruhe zurückgckehrt waren, eine furchtbare Explosion stattgefunden. Nach den ersten Berichten hätte man mehr als 25 Todte und Verwundete von der Unglücksstätte fortgetragcn. Der Brand, welcher sich an die Explosion knüpfte, wurde bald gelöscht.

Der Papst ist in einer Anrede an französische Pilger für die Congregationen eingetreten; in Lille haben Versuche von Demonstrationen gegen den Unter­richtsminister anläßlich seiner dortigen Anwesenheit stattgefunden, die zwar im Keim unterdrückt wurden, aber über andauernde Erbitterung des klerikalen Thei- les des französischen Volkes keinen Zweifel ließen.

(Wenn ein Prinz keine Kleider trägt!) Der Prinz von Wales besuchte während seines letzten Aufenthalts in Paris die türkisch-römischen Bäder. Als er sich entkleidet hatte und den Badewärter er­wartete, der ihn kneten sollte, trat plötzlich ein Mann in seine Zelle mit braunem Teint, rabenschwarzem Haar und dunklem Bart. Der Prinz war sofort überzeugt, er habe einen Angestellten des exotischen Etablissements vor sich, zumal der Mann sich so nackt zeigte, wie er aus der Hand der Schöpfung hervorging. Der Prinz rief dem Ankommenden ent­gegen:Flink mein Herr, kneten sie mich, aber tüch­tig!" Der schwarze Mann blickte den Prinzen empört und voller Verachtung an und schritt stolz und maje­stätisch von dannen. In demselben Augenblicke lief der Badewärter herzu.Wer war der sonderbare Mensch, der mich nicht kneten wollte," fragte der Prinz.Don Carlos, der spanische Kronprätendent," lautete die Antwort.

England.

Was die künftige auswärtige Politik Englands be­trifft, so läßt sich zu Vermuthungen darüber zur Zeit noch kein genügend fester Anhalt gewinnen, in­dessen dürften Diejenigen vorerst Recht behalten, welche die Wahrscheinlichkeit baldiger überraschender Diversionen in Abrede stellen: -war doch das Feld der inneren, Reformen seit jeher das bevorzugte Ter­rain für den Bethätigungsbetrieb whigistischer Mini­sterien.

lieber das spurlos verschwundene englische Schiff Atlanta" kommt folgende Nachricht aus Warring- ton: Bei der Vereinigung des FlnsseS Weaver mit dem Mersey wurde eine Flasche ausgefunden, welche einen Zettel mit folgender Notiz enthielt:S. M. S.Atlanta", 16. März. Fürchterlicher Sturmwind alle Maste verloren. Wir sinken in Sicht von Lizard. H. Smith. Schiffsjunge. Lizard ist ein- Hasen im äußersten Süden von England.

Rußland.

Moskau. Eine ähnliche Zeit des Elends und der Hungersnoth, wie sie gegenwärtig im Süden und Südosten von Rußland, in TranSkau- kasicn und den transuralischen Steppen herrscht, wo die Herden der Baschkiren und die Pferdelabnns der Kirgisen wegen Mangel an Futter buchstäblich zu Tausende» fallen, haben, wie man derK. Ztg." schreibt, die Bewohner seit Menschengedenken nicht erlebt. Ein neuer Beitrag zu diesem allgemeinen Nothstcmd geht uns aus den Steppen am Don zu, wo namentlich die Lage der Pserdezüchter eine höchst beklagcnswerthc ist. Die Pferde fallen zu Hunder­ten . die Steppe ist buchstäblich bedeckt mit den Knochen der Thiere. Futter ist iür kein Geld zu haben. Einer der wohlhabenden Pserdezüchter, welcher ein Kapital von 40 000 Rubel besaß, zerriß seine Crcditscheine in kleine Fetzen und erhängte sich in der Bcrzweislung. Die Lage der Vieh - und Schafzüchter in den donischen Steppen ist nicht weniger schrecklich.

Montenegro.

Ragusa, 4. Mai. 6000 Montenegriner sind nach Podgoritza abgegangen, um das Vordringen der konzentrirten Albanesen bei Tust zu verhintern.

Die türkisch-montenegrinische Convention ist, wie erwartet, nicht zur Ausführung gekommen. Als die Montenegriner zur Besetzung de? ihnen vertragsmä­ßig überwiesenen Gebietes schreiten wollten, fanden sie die festen Punkte von den Streitkrästen der alba- nesischen Liga bereits besetzt und wurden mit Flinten­schüssen empfangen. Die Siguatarmächte des Ber­liner Vertrags richteten sofort an die ottomanische Regierung die Aufforderung, das Gebiet wieder zu occupiren und dann ordnungsmäßig den Montene­grinern zu übergeben, doch wird dieser Aufforderung ohne Weiteres nicht praktische Folge gegeben werden können, da Albanesen fest entschlossen sind, auf ihrem Widerstand gegen Montenegro zu beharren. Den Verdacht einer absichtlichen Verletzung der Convention weist die Pforte zurück und führt die zu späte Be­nachrichtigung Montenegros von der Räumung des Gebiets seitens der türkischen Truppen auf ein Miß­verständnis; zurück, Daralls, daß der Sultan auf das Verlangen der Siguatarmächte, das betreffende Gebiet wieder zu besetzen, bis jetzt nicht geantwortet, wird man jedoch schließen dürfen, daß man in Kon- stantinvpcl den Plänen der albanesischen Liga wegen Errichtung eines mohamedanisch-albanesischen Fiirsten- thnms nicht allzu fern steht.

Amerika.

BierspännigcKirchen kommen bei den Protestanten in Nordamerika förmlich in die Mode. Dörfer, welche keine Kirchen staben, erwarten dieselbe, wie man etwa die Post er­wartet, Bei jeder Station klingelt der Prediger, dann macht er den Vordersitz des Wagens zur Kanzel, ertheilt, nachdem er seine Predigt in freier Luft losgelasscn, den Andächtigen seinen Segen und fästrt weiter. Es gibt auch zweispännige Kirchen und Kapellen mit einem Pferde. Das Kirchlein hat seinen Glockcnstuhl oben auf dem Verdeck, ein Taufbecken auf dem Sitz, ein Chor im Innern und hinten eine Sakristei. Und wenn der Rnndreisende eine Predigt zweimal hält, so merkens die Leute nicht einmal.

Kandel L Verkehr.

Nagold. (Viehmarkts-Resuktat vom 29. April 1880.) Zu Markt wurden Ochsen gebracht 60 Paar, verkauft 17 Paar, Erlös 13128 Schmalvieh: Kühe 307 Stück, verkauft 79 St., Erlös 96786; Kalbeln 219 St., verkauft 76 St., Erlös 7201ich Schmalvieh 154 St., verkauft 64 St., Erlös 3862 Schweine: Läuferschweine 205 St., verkauft 140 St., Erlös 3094 30 Saugschweine 237 St., verkauft 179 Stück,

Erlös 2185 10 -I.

Stuttgart, 3. Mai. (Landesprodnktenbörse.)