Sängern die Volkshymne vorgetragen. Der Kaiser sprach den Sängern und dem Vorsitzenden des Fest- komites seinen Dank in herzlichen Worten aus.

Frankreich.

Paris, 24. April. Gestern Vormittag ver­suchte eine elegante Amazone, die Vicomtesse C., deren Familie Versailles bewohnt, im Bois de Bvulogne ein neues englisches Pferd. Dieses ging, aus einen Hieb, der ihm ertbeilt wurde, mit der Reiterin durch, sie glitt vom Sattel, blieb aber im Steigbügel hän­gen und wurde zum Entsetzen der Spaziergänger von dem rasenden Thiere durch die Alleen geschleift. Niemand vermochte den Renner auszuhalten, und alt­er erschöpft hinfiei, war seine Reiterin eine gräßlich verstümmelte Leiche, ohne Kopf, mir zerbrochenen Armen und fingerlosen Händen. Die traurigen Ueber- reste wurden auf einen Karren gelegt, mit einem Tuche bedeckt und nach Versailles gebracht. Dänemark.

In unserem kleinen Lande ist man mit Eifer darüber aus, die Ausgaben für das Militär mit Macht zu erhöhen, obgleich es eigentlich doch ganz zwecklos ist, überhaupt einen Soldaten zu besolden, der die Bestimmung hat, gegen das Ausland seine Front zu richten. Den einzigsten Feind, der uns wirklich ge­fährlich werden könnte, besitzen wir in Deutschland, und falls diesem Lande cs einfallen sollte, uns eines Tages in seine Grenzen einzuverleiben. gleichwie es mit unscrm Schleswig-Holstein geschah so sind wir rettungslos verloren, mit oder ohne 50,000 Manu Infanterie, wenn nicht die auswärtigen Mächte uns zu Hülfe kommen würden, lind heutzutage sind die Mächte bereits so egoistisch geworden, daß sie sich schwerlich unsertwegen in Unkosten und Ungelegenheiten stürzen würden. Wir glauben nun gerade nicht von Deutschland uns eines ungerechtfertigten Angriffes versehen zu müssen. Preußen oder sehr Deutschland bekam beim Frieden zu Wien, was es haben wollte, die Herrschaft in unfern Fahrwassern, und wir be­stehen nicht mehr in der Eigenschaft eines gefährlichen Nachbars. Es ist daher nicht mehr Grund, anzu­nehmen oder als Teufel an die Wand zu malen, daß Deutschland uns mit einem neuen Eroberungskriege überziehen werde, als etwa Schiveden es thun möchte.

. . . Das Entscheidenste ist. daß das Grundfundament unserer Revaucheträume, der Kampf zwischen Frank­reich und Deutschland um die Nheinprovinzeu, nicht nur stattgefunden und einen solchen Ausgang bekom­men hat, daß alle Spekulationen nach der Seite hin für uns Wegfällen muß, sondern auch, daß er gelehrt hat, daß der Krieg jetzt nach einem Maßstabe geführt wird, der unsere größten Anstrengungen auf eine Kleinigkeit reduciren läßt. Der Gedanke an einen Vergeltungskrieg gegen Deutschland durch eigene Kräfte oder durch Bündnisse, muß als lebensgefähr­lich für das Bestehen unseres Landes aufgegeben werden, und es darf nur die Hoffnung gehegt wer­den, den dänischen Theil von Schleswig durch ein friedliches und freundschaftliches Verhältnis wieder zu gewinnen. Aber darauf werden wir wohl ziemlich lange warten können: und das Beste wird sein, mit Würde und Anstand in das Unvermeidliche uns zu fügen England.

London, 27. April. Die neuen Minister werden morgen der Königin den Amtseid leisten; Gladstone bezieht morgen die Amtswohnung in Dow- mngstreet. Die Kabinetsbildung ist wegen der Schwie­rigkeit, die radikalen Elemente aufzunehmen oder auszuschließen, noch unvollendet.

Rußland.

Petersburg, 28. Zlpril. Es bestätigt sich, daß der Hauptbcschuldigte an der Explosion im Win­terpalais, Namens Szawicz, seit vorgestern verhaftet ist. Ueber den Verlauf der Untersuchung fehlt zur Zeit noch alles Verbürgte. Die Agence Russe tele- graphirt dagegen auf Anfrage wegen Entdeckung des Hauptschuldigen: es kann absolut versichert werden, daß an der ganzen Nachricht nichts Wahres ist.

Die Polen werden von den Russen seit einiger Zeit gestreichelt und gehätschelt. Sie lassen sich's gern gefallen, ohne allzu dankbar zu sein; denn sie wissen schon, was es bedeutet. Jedesmal, wenn Rußland mit Deutschland auf bedenklichem Fuße steht, wird von den Russen den Polen Friede und Freundschaft gepredigt; wenn aber Rußland gut mit Deutschland siebt und sicher ist, dann fangen für Polen die sieben Plagen Egyptens an. Polen ist immer eine offene Wunde Rußlands und jeder Feind legt den Finger oder auch die Faust in diese Wunde. Die Polen

selber hassen die Russen, noch, stärker aber hassen sie die Deutschen.

Amerika.

Amerika. Verheerende Regengüsse und Stürme wütheten am 24. d. in Illinois. Die Stadt Tay- lvrville wurde sehr beschädigt und viele Menschen kamen um s Leben oder wurden verletzt.

10 ovo Doll. Entschädiguugsgelder hat laut richterlicher Entscheidung die Brvorlim Eilt) Railroad und Co. einem Kna­be» für Verletzungen zu zahlen, welche derselbe dadurch davvn- gerragen, daß er von einem der genannten Kompagnie gehörigen Straßenbahnwagen überfahren wurde.

Landet L Jerkeyr.

Stuttgart, 26. April. Die Strecke Murrbardt Gaildorf der Murrbahn wird am 15. Mai für den Personen-, Gepäck-, Equipagen-, Vieh- und Güterverkehr eröffnet werden.

Stut gart, 27. April. Der Pferdemarkt, der mit dem heutigen Tage fein Ende erreicht, wurde von der Witterung noch mehr begünstigt als der gestrige. Der Berkehr gestaltete sich bis zum Schluffe äußerst lebhaft. Die Zahl der zu Markt gekommenen Pferde hat sich nur noch unbedeutend vermehrt, aber bei dem lebhaften Handel stiegen die Preise, so daß heute Wagenpferde das Paar bis zu 2600 Reitpferde edlerer Stämme bis zu 151800 .Kl verkauft wurden. Etwa über stz der zu Markt gekommenen Pferde wurde abgesetzt. Die 15 Pferde ans dem K. Landgestüt bestanden aus 12 Walachen und 8 Stuten. Elftere gingen zu 7725 .LH letztere zu 8120 .Ll ad. Höchster Preis stir Walachen, 880 «Ll niederster 825 .Ll Davon kam ein 15jühriger Schwarzbraun, Amor, für 770 »L. nacb Heilbronn, ersteigert von Hrn. Wüh. Wecker, ebenso der 4jüh- rige Dunkelbraun Pelikan für 800 .Ll an Herrn Knorr. Die drei Stuten erlösten 1200, 1070 und 850 .Ll, zusammen 3120 .Ll und wurden alle drei von Hrn. Partikulier Georg Zorn ersteigert, Rm Besitzer der schönen Billa an der Neins- bnrgstraße neben der Silberburg.

Weil der Stadt, 27. April. Der gestrige Vieh­markt war von Schmal- und Melkvieh mit 849 Stück be­fahren: cS konnte aber ein lebhafter Handel hierin nicht erzielt werden, da die Preise gedrückt blieben: ebenso war in den zn- getriebenen 154 Paar Ochsen nur mäßiger Umsatz. Dagegen ging es cmf dem Schweinemarkt bewegter zu. Hier wme» zn- gejuhrl 70 Schweine und 117 Körbe Milchschweine, für welch letztere bis zu 30 .L per Paar bezahlt wurden und raschen Absatz fanden.

Bon der Jagst, 26. April. (Wall preise.) Ein größerer Besitzer hat seinen diesjährigen Ertrag an Wolle ca. 200 Elr. schon verkauft. Die Wolle wird mit dem Schweiß abgcsetzt und mit 72 .L pr. Eeutner bezahlt.

Rottenburg, 22. April. Die Hvpsenpflanznngcn stehen allgemein sehr schön, frei von allem Ungeziefer und die Pflanzen wachsen sichtlich. Der Handel mit Hopfenfeicern ist dieses Frühjahr bedeutend geringer als sonst: das Tausend kostet 7v -ö bis 1 .L. 20 0. DaS große Lager von Hopfen­stangen beim Bahnhofe ist unerwartet schnell veräußert worden, nachdem die Preise etwas niedriger angesetzt wurden: das Hun­dert kaust man gegenwärtig zu 5560 .L Mit dem vorjäh­rigen Hopfen ist im hiesigen Bezirk so ziemlich aufgeräumt, nachdem noch in den letzten Wochen verschiedene Pöstchen in und um Rottenburg verkauft worden zum Preise von 80 bis 115 .Ll per Zentner.

Besigheim, 26. April. Wer unsere Klrschbäume in ihrem Blüthcnschmnck sah, wurde hoch erfreut und hoffte zu­versichtlich auf einen reichen Ertrag. Jetzt aber gewähren viele Bäume einen traurigen Anblick. Denn kaum hatte die Blüthe ihre völlige Entfaltung erreicht, so fing sie an ;u verwelken und dürr zu werden. Eine solche Wahrnehmung muß insbesondere an älteren Kirschbäumengemacht werden, bei jüngeren steht es besser. Dieser Uebelstand ist wohl eine Folge der strengen Winterkälte, welche das Zellengewebc dieser Bäume zerstörte. Der erste Sasttricb war noch vermögend, den Blätter- und Blüthenstand zur Entwicklung zu bringen: aber nachdem der­selbe absorbirl ist, sangen diese an zu kränkeln uvd abzusterben. Bei Bäumen in hoher Lage ist der Stand ein besserer. Nicht ohne Grund befürchtet man, daß auch bei anderen Bäumen ein ähnlicher Schaden zu Tage trete. Der Trieb der Wein­berge will unfern Weingärtnern ebenfalls nicht recht zusagen: doch hoffen sie immer noch, die Weinstöcke konnten sich erholen, wenn eine gute Witterung andauern würde.

Allerlei.

(Heilung durch einen Bienenstich.) Ein Bienenvater zu Schildau, welcher an Taubheit litt, wurde kürzlich am Augenlid unweit der Schläfe von einer Biene gestochen. Zur Linderung des Schmerzes legte der Mann Erde und Wasser auf und verfiel dann in einen tiefen Schlaf. Als er erwachte, schlug die Thurmnhr, er horchte verwundert auf und zählte die Schläge. Er täuschte sich nicht, die Uhr schlug, und der Bienenstich hatte ihm sein Gehör wieder gegeben, das er vor zwei Jahren nach einer Erkältung verloren hatte.

(Schädlichkeit des Branntweins.) Die Gesetzgebung hat sich schon oft Mühe gegeben, den Genuß des Branntweins zu beschränken, es läßt sich aber, wie sich erst wieder bei den Verhandlungen im preußischen Abgeordnetenhaus gezeigt hat, auf dem Wege der Gesetzgebung nicht viel erreichen, es muß vielmehr dieses Ziel dadurch erreicht werden, daß sich das Volk im Ganzen dagegen wehrt, daß jährlich eine große Zahl, besonders aus der arbeitenden Klasse, durch den Genuß schädlicher geistiger Getränke körperlich und geistlich ruinirt wird. Daß dieß in

der That der Fall ist, zeigt die Chemie, diejenige Wissenschaft, welche immer mehr ins praktische Leben eingreift und seit Jahren mit Erfolg gegen die Ver­fälschung der Nahrungs- und Genußmittel ankämpft. Außer den wenigen Menschen, welche das Gelübde abgelegt haben, ihren Durst nur mit Quellwasser zu stillen, gibt es Niemand, der nicht in irgend einer Form den Alkohol als Genuß- und Erregüngsmittel nöthig hätte, um die Alltäglichkeit des Lebens zu unterbrechen und heitere und fröhliche Stunden zu verleben. Alkohol wird in Wein, Most. Bier und gegohrener Stutenmilch verabreicht, ebenso mehr oder weniger rein in allen Liqneren, von der Cbartrense an, welche fromme Mönche erfunden haben, bis herunter zu dem Branntwein, welcher besonders für kvilde Völker frabrizirt wird und der unter den- Namen Ncgertvd die Indianer Amerikas zu Grunde gerichtet hat, aber es ist ein großer Unterschied unter den alkoholhaltenden Getränken und wieder ein Unterschied in der Lebensweise derjenigen, welche diese Getränke benützen. Wohlhabende und gut genährte Leute, welche solche Gmnßmittel nur zur Verdauung und angenehmen Aufregung benützen, leiden nur dann, wenn dieselben im Uebermaß gebraucht werden. Die­jenigen aber, denen bei schlechter Ernährung der Branntwein zum Lebensbedürfmß geworden ist. gehen durch den Genuß desselben völlig zu Grunde, weil derselbe, wie neuere chemische Untersuchungen nach- gewiesen haben, ein heftig wirkendes Gift enthält, welchem der menschliche Organismus nur kurze Zeit zu widerstehen vermag. Bei der Gährung zucker­haltiger Flüssigkeiten bildet sich nicht nur Weingeist, sondern auch eine Zahl anderer Alkohole mit mehr oder weniger giftigen Eigenschaften. Am wenigsten giftig ist der ans Wein dargestellte Branntwein, also Cognac. Weit schädlicher ist Bramntweui aus- Birn- most, dann kommt Branntwein ans Aepfelmoft und Weintrebern, aus Zuckerrüben, Frnchtbramitwein. Kartoffelbramitwein. Dieser enthält Bntylalkohol, namentlich aber den Amylalkohol, welcher im ge­wöhnlichen Leben Insel heißt. DaS reine Fuselöl ist ein heftig wirkendes Gift, dessen Geruch schon Kopfschmerz und Betäubung verursacht, wenige Tro­pfen davon tödten kleinere Thiere. Branntwein, der Amylalkohol enthält, betäubt den Trinker, macht ihn denkfaul, unlustig zu jeder Arbeit, vermindert die Eßlnst und wirkt in Folge dessen um so schädlicher, weil ein so geschwächter Trinker, weil er keine Arbeit mehr verrichten kann, immer aufs neue wieder durch Trinken seine Kräfte zu steigern sucht, bis er schließ­lich zum Idioten wird. Im südlichen Deutschland ist wohl die Mannigfaltigkeit der Getränke eine so große, daß bei dem durchschnittlichen Wohlstand der Bevölkerung noch keine sehr schlimmen Folgen des Braniltweingenusses zu bemerken sind, aber es können auch noch schlechtere Zeiten kommen; und daß schon jetzt sehr viel Branntwein getrunken wird, beweist die große Zahl der Brennereien, in welchen freilich verhältnißmäßig wenig Kartoffeln gebrannt werden, weil es seit 20 Jahren nicht viele gab, aber wie wir oben gesehen haben, sind auch diejenigen Brannt­weine, welche aus Most und Weintrebern gewonnen werden, keineswegs unschädlich, und wenn ein Uebel einmal da ist, kann es weit schwerer ausgerottet werden, man muß bei Zeiten davor warnen. Wenn es Kirschen und Zwetschgen in reichlicher Menge gibt, werden diese sehr häufig zu Kirschengeist und Zwetsch- genwasscr verwendet. Hier kann nicht genug davor gewarnt werden, die Kerne der Steine mit zu bren­nen, weil in diesen Blausäure, eines der stärksten Gifte, enthalten ist. Auch sollen diese Getränke nie frisch genossen werden, weil sie frisch gebrannt immer giftige Verbindungen enthalten, welche allmählich in unschädliche Verbindungen übergehen, wenn das Ge­tränke abgelagert wird. (W. L.)

Räthsel.

Ich bin am Schlimmsten dann, wenn man mich band, Doch nur, men's And're sind, recht ungeschliffen;

Wenn du mich gibst, bleib' ich in Deiner Hand,

Ergreifst Du mich, sind Andere ergriffen.

Wer mich bekommen hat, bekam wohl was,

Allein mich selbst hat er dann nicht in Händen;

Doch da ich selbst bin, wie Du weißt, ein Maaß,

Soll, wer mich braucht, mich auch mit Maaß verwenden.

Frankfurter Gold-Cour« vom 28. April 1880.

20 Frankenstücke . . . .

. . . . 16

1620

Englische Sovereigns ....

.... 20

4044

Dollars in Gold.

.... 4

2224

Dukaten.

.... S ,.

5155

Russische Imperiale- ....

. . . . IS

6S74