deres Interesse wird die Ausstellung Japans und Sibiriens bieten. Auch eine Sammlung köstlicher achter Perlen, noch in der Perlmuschel und bereits zlmt Schmucke hergecichtet, wird nicht fehlen. Lon europäischen Staaten dürsten sich Holland, Norwegen und Schweden neben Deutschland, das natürlich am vollständigsten alle seine sni Zucht und Fang wie Verwendung von Fischen bezüglichen Einrichtungen und Leistungen aufweisen wird, durch die größte Reichhaltigkeit ihrer Ausstellungen Hervorthun. Man erwartet einen großartigen Fremdenbesuch. (Man ver­gesse nur die Engländer nicht einzuladen: die verstehen sich am besten auf den Fischfang, namentlich im Trüben.)

Die künftige Stärke des deutschen Heeres wird sich nach den voraussichtlich vom Reichstage im Wesentlichen zu genehmigenden Beschlüssen der Mili­tärgesetz-Commission im Laufe der nächsten Jahre wie folgt gestalten: Die Nensormation von 11 Infanterie- Regimentern und 40 Batterien setzt Deutschland in den Stand, 20 Linien - Armeekorps innerhalb 8 bis 10 Tagen an seinen Grenzen zu concentriren; die Ausbildung der Ersatz Reservisten erster Klasse ver­stärkt innerhalb dreier Jahre die Zahl seiner kriegs­tüchtigen Soldaten um ea. 150000 Mann, liefert ihm also das Material, seine Infanterie-Regimenter aus die Stärke von 4 Bataillonen zu bringen und aus diesen vierten Bataillonen wiederum sechs neue Armeceorps zu formtreu. Was ferner die Landwehr anlangt, so können die Regimcnrer der älteren preu­ßischen Provi.zzen im Kriegsfall sofort auf drei Bataillone gemacht werden, so daß selbst nach Ab­zug der zum Festnngsdienst erforderlichen Bataillone aus der Landwehr zwölf Armeecorps hcrgestellt wer­den können. Hinter dieser Armee, die nicht weniger als 38 Armeceorps in sich schließt, stehen mehrere hunderttausend Ersatzmannschaften und der Landsturm, der immerhin eine halbe Million kriegsgeübter Sol­daten zählt. In diesen ansehnlichen Zahlen liegt neben der Schlagfertigkeit des deutschen Heeres die Möglichkeit begründet, im Nothfalie nach zwei Seiten hin Front zn machen.

Immer kühner tauchen die Ideen und Projekte auf, welche ein deutsches Tabatsmonopol b^wecken, die gleich einem unausrottbaren Unkraute immer weiter fortwuchern. Bon unterrichteter Seite ver­lautet, daß die Vorarbeiten bezüglich des Tabacks- monopols, und zwar unter Leitung des Generals- Steuerdirektors Burghart, einen raschen Fortgang nehmen und daß man sich vvn dem Monopol einen Ertrag verspricht, welcher ausreichend im Stande wäre, die finanzielle Lage des Reiches in der er­wünschtesten Weise zu gestalten. Ja, es wird hinzu­gefügt, das Projekt, den Reichstag in einer Herbst­session mit dem Tabackmonopol zu befassen, werde nach wie vor festgehalten.

Als Curivsum fei erwähnt, daß in dem Re- scripte des Cultusministers, welches die neue Ortho­graphie in Preußen einführt, nicht weniger als drei Verstöße gegen das von demselben gebilligte System enthalten fein sollen.

Welche Macht dem Staate durch die großen Ankäufe von Eisenbahnen in Preußen in die Hände gegeben ist, erhellt aus den statistischen Nachweisen, daß nahezu ly? Proc. der männlichen Bevölkerung im Eisenbahndienste ihren Unter­halt finden. Das bei den Eisenbahnen täglich beschäftigte Per­sonal bestand nämlich schon Ende 1878 aus 94,000 Beamten und 85,200 Arbeitern , zusammen also aus 179,200 Köpfen, wobei die beim Bau neuer Linien beschäftigte» Leute nicht mitgcrechnet sind. Rechnet man die Angehörigen dieser Be­amten und Arbeiter hinzu, so ergeben sich als die Gesaimnt- zahl der dein Berkehrsminister unterstellten Personen wenigstens 800,000 Köpfe oder 5 Proc. der Staatsangehörigen. Das Sinken der wirthschafllichen Zustände in Deutschland spiegelt sich in der Benutzung der Wagenklassen ab. Während nämlich die Benutzung der Iten und 2ten Wagenklasse seit dem Anfang der 1870er Jahre stetig abgenommen hat, steigerte sich die Benutzung der Sten und 4ten Wagenklasse, von denen die ersterc ungefähr 52 Proc. von der Gesammtzahl der Reisenden enthält. Die Bahnhofsgebäude ergeben einen Werth von etwa 500 Mill. -tch die Vermeidung jedes Luxus ist dringend geboten.

Schweden und Norwegen.

In unserm Lande hat in diesem Jahre eine förmliche Auswanderungsepidemie, namentlich unter der Landbevölkerung, um sich gegriffen. Vor etwa 8 Tagen verließen etwa 1100 Europamüde den Gothenburger Hafen und in dieser Woche wird eine gleiche, wenn nicht größere Anzahl in Gvthenburg erwartet, welche durch Extradampfer nach England befördert werden sollen, während eine andere Schaar über Bremen nach Amerika geht. Am stärksten tritt das Auswanderungsfieber in den Provinzen Ost- und Westgotland, Smaland, Holland und Wermland zu Tage. Man glaubt, daß die diesjährige Auswan­

derung mindestens eben so bedeutend wie die des Jahres 1869 werden wird. In letzgenanntem Jahre verließen nämlich circa 40000 Personen die schwe­dische Heimath. Die bisher Ausgewanderten waren meistens jüngere Leute im Alter von 2530 Jahren und zwW zu etwa dreiviertel männlichen Geschlech­tes ; ein eigentliches Proletariat nahm man unter denselben nicht wahr, es waren gutgekleidete und gNtgenährte, frische, kräftige Gestalien. Als Grund zur Auswanderung gaben die Leute an, daß man in Amerika fruchtbares Ackerland zu billigen Preisen er werben könne, daß man dort nicht durch Steuern gedrückt werde und daß man dvrt als Arbeiter mehr geachtet und besser behandelt werde als in der Heimath. Oesterreich-Ungarn.

Der galante Wiener Münnergcfangverein will nächstens eine Reife nach Brüssel machen, um der Prinzessin Stephanie, der Braut des Kronprin­zen, ein Ständchen zu bringen. (Es wird dies jeden­falls ein theures Ständchen.)

Die Zeitungen wissen alles, auch wie sich der österreichische Kronprinz und die Prinzessin Ste­phanie in Brüssel verlobt haben. Die Perlvbnng fand statt in einer kurzen Pause vvn eitlem Cvnzert. Während der Hof sich aus dem einen Saal in den anderen begab, blieben Erzherzog Rndvlf und Prim zessin Stephanie wenige Augenblicke allein.Wol­len Sie mich zum Gatten, Madame? fragte der Erzherzog. Die auf die Frage vorbereitet gewesene Prinzeisin antwortete bündig:Ja, Monseigneur." Darauf der Prinz:Ihre Antwort. Madame macht mich überaus glücklich."Und ich," erwiderte die Prinzessin,verspreche Ihnen, unter allen Verhält­nissen meine Pflicht zu thun." Kein Wort weiter wurde gewechselt und die beiden jungen Leute ver­einigten sich wieder mit der Königlichen Familie. Hier näherte sich der Kronprinz dein Könige und nachdem er ihn ehrerbietig begrüßt hatte, redete er ihn an:Sire, mit Eurer Majestät Zustimmung habe ich Prinzessin Stephanie gebeten, mich zum Gatten zn nehmen. Ich habe die Ehre, Eurer Ma­jestät auzuzeigeu, daß meine Werbung angeiivmmen worden ist."Ich schützte mich glücklich, Monseig­neur, erwiderte der König,Sie als Schwiegersohn zu erhalten." Während der Zeit umarmte u. küßte die Prinzessin die überglückliche Königin, ihre Mutter, welche sich vergebens bemühte, ihre Gefühle zn verbergen.

Der König von Siam in Wie». Wie Wiener Zeitungen berichten, gedenkt der König von Siam, Frabat Somedscha (er hat eigentlich 35 Namen, doch werden dieselben nur in den Staats-Proclamationen und auch auf dem Staats­siegel vollständig angcsührt) im Frühjahr sein Reich zn ver­lassen, um über den Suezcanal nach Europa zu gehen u. hier der Reihe nach von Rom, Wien (der König ist Besitzer des Leopold-Ordens, wofür er unserm Kaiser den Weißen Elcpyan- ten-Orden verliehen hat,) Berlin, Paris und London zu besu­chen. Framat Somedscha hat eine europäische Erziehung ge­nossen und spricht perfect englisch und französisch. Der Religion nach ist der König Buddhist und verehrt er als den Stellver­treter Buddha's ans Erden einen Weißen Elephanten, der bei ihm im Palaste in herrlicken, mit Gold und Porzellan belegten Appartements wohnt und mit den kostbaren Speisen, die ihm livrirte Diener auf goldenen Schüsseln darrcichen, gefüttert wird. Stirbt dieser Gott, dann trauert das ganze Land so lange, bis man im Walde einen neuen gesunden hat. Im königlichen Palaste zu Bangkok befinden sich bei dreihundert Frauen und gegen dritthnlbtausend Sklavinnen. Ein Klagen­furter Kind, Herr Payer, ist der Prwatsecretär des Königs.

Frankreich.

Paris, 30. März. Das Amtsblatt veröffent­licht heute das Dekret gegen die Kongregatio­nen, wie solches gestern angekündigt wurde. Der Bericht, welcher dem Dekrete, betr. die Auflösung der Jesuiten, voraufgeht, hebt besonders hervor, es handle sich nicht darum, einzelne Mitglieder zu ver­folgen und damit individuelle Rechte zu verletzen, wie man vergeblich versuche glauben zu machen, sondern es handle sich einzig und allein darum, die nicht autorisirte Gesellschaft zu verhindern, sich durch gesetzwidrige Handlungen zu offenbaren (so loamkostor).

Eine wichtige Aeußerung Freycinets, des jetzigen französischen Ministerpräsidenten, wird von einem Korrespondenten der WienerN. Fr. Pr." übermittelt, welcher dieser Tage eine Unterredung mit dem Premier hatte. Seiner ausführlichen Schilde­rung sei folgender Passus entnommen: . . . . Kaum hatte ich auf die angeblichkriegerische Bedeu­tung" seines Namens hingewiesen, so kam eine gewisse Erregung über den ganzen Mann, sein Ge­sicht erröthete, seine Augen staunten, jeder Nerv schien gegen eine ähnliche Zumuthung protestiren zu wollen, seine Stimme, soeben noch eintönig und von kalter Klarheit, bekam Farbe und Feuer:Der Krieg!" rief

er,nimmermehr! Sie haben Recht, ich habe ihn mitgemacht, ich habe im Kriege meine Pflicht gethan; aber gerade weil ich ihn in der Nähe gesehen habe, gerade weil ich mit meinen Augen sehen mußte, welche «Opfer er dein Lande gekostet, Krade deßwegen giebt es keinen leidrnschaftlrchettn GeAier des Krieges, als mich. Frank-Mh soll in der LÄft sein, sich zu ver- theidigen, es wird niemals einen Krieg beginnen. Sv lange ich am Ruder bin, niemals!" Für »ns Oesterreicher, erwiderte ich, gebe es keine erfreulichere Versicherung, als gerade diese, und daß sie aus sol­chem Munde komme, erhöhe ihren Werth, denn von jeher und namentlich seit dem Abschlüsse des deutsch- österreichischen Bündnisses sei das Verhältnis; zwischen Frankreich und Deutschland der Gegenstand unserer sorgenvollen Aufmerksamkeit.Aber," fügte ich bei, glauben Sie, daß Ihre Ansichten über diesen heiklen Punkt anch allgemein getheilt werden ? Gibt es nicht eine extreme Partei, die vielleicht eines Tages die Regierung in die Hände bekommen könnte und deren innigster Herzenswunsch der Revanchekricg wäre?" möglich," antwortete der Minister,allein es han­delt sich da um eine verschwindend kleine Minorität, die kaum in Betracht kommt. Was ich Ihnen sagte, wird Ihnen jeder vernünftige Franzose sagen. Re­publik und Friede sind synonyme Begriffe. Das Friedensbedürfniß ist so allgemein und so gebieterisch, das; ein Minister, dessen Hintergedanke der Krieg wäre, keine vierundzwanzig Stunden lang seine Stel­lung behaupten könnte. So de Freycinet.

Ein mächtiges Hülfsmittcl, der Franzosen Vor­liebe für den Revanchekrieg zn dämpfen, ist die seit 1871 eingeführte allgemeine Wehrpflicht. Seitdem der wohlhabende Bourgeois seinen Sohn nicht mehr um ein paar tausend Franks vom Militärdienste los- kansen kann, seitdem der junge Mann weiß, daß es im Falle eines Krieges nicht mehr genügt,ü Koriin!" zn schreie», sondern in Reih' und Glied treten und das Gewehr aus die Schulter nehmen heißt, ist ein merkwürdiger Geist der Ruhe und der Eintracht in alle Häuser und Herzen eingezogcn. Der Revanche- Dämon gibt sich damit zufrieden, daß ihm hier und da ein grimmer Leitartikel in einem vbscurcn Blatte gewidmet wird, das; bei Theater-Vorstellungen chauvinistische Anklange mit Beifall ausgezeichnet und ähnliche Dinge verrichtet werden; vielleicht schwärmt er sogar von einem großen Kriege, der im Jahre 1889 zur hundertjährigen Gedenkfeier der Revvlution ansbrechen und Alles in einem Begeisterungsstürme mit sich fvrtreißen svll im klebrigen aber wollen Bürger und Bauer in Frankreich den Frieden, wohl auch weil sie cinsehen gelernt haben, daß selbst der ruhmvollste Krieg Feldmarfchall Mvltke hat cs ausgesprochen immer nur Unheil und Verderben bringt. Auf den Lippen der Pariser Straßcnjngend und sonstiger nichtsnutziger Subjectc allerdings findet das beliebte Revanchegcschrei den besten Wiederklang, vielleicht auch vermag es einsichtsvollere Köpfe mit fortzureißen, sonst aber ist recht wenig Aussicht vor­handen, daß von dieser Seite her der Friede Euro­pa'-- gestört werden könnte.

Vor den Geschworenen des Jura-Departe- ments saß neulich auf der Bank der Angeklagten Adele Chvupin mit ihrem Kinde aus dem Schovße. Jahrelang hatte ihr ein Bewerber, Namens Sergeant, nachgestellt und sie dann verlassen, als er sie ver­führt hatte. Sie gab vier Revolverschüsse auf ihn ab, um sich und ihre Ehe zu rächen. Bor Gericht bekannte sie alles frank und frei, Sergeant läugnete aber frech und verlegen. Der Staatsanwalt erhob zwar die Anklage gegen Adele Choupin, sagte aber zn Sergeant: Sie sind doppelt feige, einmal, weil Sie das Mädchen verführt, ohne sie heirathen zu wollen und dann, weil Sie die That läugnen. Die Geschworenen sprachen die Angeklagte frei. England.

Die Wahlnachrichten aus England erregen überall das größte Interesse und werden namentlich von russischer Seite mit großer Aufmerksamkeit ver­folgt. Eine Niederlage des englischen Ministeriums würde besonders in Petersburg mit großer Befrie­digung ausgenommen werden. Es fehlte denn auch nicht die Zeit über an Ausstreuungen von russischer Seite, die Gladstone und seiner Partei unter die Arme greifen sollten.

Türkei.

Konstantinopel, 30. März. Der Minister­rath soll gestern sehr weitgreifende Konzessionen be­züglich des von Montenegro beanspruchten Gebiets-