Es ist daran kein wahres Wort und erklärt sich Alles dadurch, daß Seine Heiligkeit wegen der scharfen, für Rom unerhörten Kälte seine Spaziergänge nicht, wie gewohnt, in den Gärten des Vatikan macht, sondern sich im Innern der großen Bibliothek ergeht. Leo XIII. erfreut sich im Gegentheile, trotz seinem Alter, seiner angestrengten Thätigkeit und trotz dem bösen Wetter einer ausgezeichneten Gesundheit.

Frankreich.

Paris. 2l. Januar. Die erst vor 3 Tagen beendete Säuberung der Stadt Paris von dem großen Schnecfalle hat an Ausgaben für den gewöhnlichen Dienst der Arbeiter und Wagen und für die ?,u außerordentlicher Beihülfe herangezoge- nen Arbeiter und Wagen 1,173,600 Fr. gekostet. Die Zahl der Taglöhne für Arbeiter betrug 427,000, die für Karren 62,500? die für Pferde 107,000 Fr. Fortgeschafft oder in die Abzugskanäle geworfen wurden im Ganzen 1,008,600 olnn. Schnee. .

Die Bonapartisten in Paris Prinz Na­poleon und Rouher auf der einen. Paul Cassagnac u. A. auf der andern Seite liegen sich wieder einmal öffentlich in den Haaren wie Gassenbuben. Cassagnac handhabt seine Feder wie eine Reitpeitsche. Dem altenVizekaiser" wirft er vor, daß die Zei­tung D'Orärs der Kaiserin Eugenie bis jetzt 1,300,000 Franks gekostet habe und daß das ganze Geld zum Fenster hinausgeworfen sei.

Der neue Kriegsminister, General Farre, hat der aus Senatoren und Deputirteu zusammengesetzten Generalstabs - Commission einen Entwurf zur Reor­ganisation des Generalsstabes vorgelegt, der beson­ders dahin abzielt, die Ossiziere des Gencralstabs mehr mit den Truppen in Contact zu setzen als bis­her in der französischen Armee der Fall war.

, Spanien.

In Spanien dauert der parlamentarische Con- slict fort. Tie oppositionelle Minorität der Cortes hat sich zum Wiedereintritt noch nicht bereit finden lassen, doch scheint es gelungen, den Marschall Mar- tiuez Campos etwas versöhnlicher zu stimmen. Das Gesetz über die Aufhebung der Sklaverei wurde von der Kammer fast einstimmig angenommen.

England.

London, 24. Jan. In der Sevensisters-road, nicht meit von der Sinsburg-Park-Station, stürzten vorgestern ganz plötzlich sechs im Ban begriffene Häuser mit lautem Krachen ein. Glücklicherweise waren die Handwerker beim Frühstück außerhalb der Gebäude, sonst wären mit dem Einsturz beträchtliche Verluste an Menschenleben verknüpft gewesen. (W. L.)

London, 24. Jan. Die Morgenblätter be­sprechen die Vermehrung des deutschen Heeres in einem Deutschland freundschaftlichen Tone, doch sehen sie darin einen traurigen Beweis für die gespannten Verhältnisse, welche in Europa herrschen.Daily News" schiebt einen Theil der Schuld an diesen Zu­ständen auf die englische Regierung und warnt Eng­land, dem Beispiele des Festlandes zu folgen; da­gegen mahnenTimes" undDaily Telegraph" England, mit Vermeidung bindender Verpflichtung seine Kräfte vorzubereiten, damit es bei etwa eintre­tenden Verwicklungen seinen Einfluß ersprießlich gel­tend machen könnte.

Rußland.

Cannes, 26. Jan. Großfürst Nikolaus ist hier eingetroffen. Die Abreise der Kaiserin von Rußland ist auf Samstag festgesetzt.

Türkei.

Wenn auch das umlaufende Gerücht von einer im Frühjahre zu erwartenden gemeinsamen Action der Mächte zur definitiven Beilegung der noch schwe­benden, die Lösung der Orientfrage verschleppenden Differenzen nur auf gewagten Vermuthungen basirt, so scheint doch etwas vorzugehen, was den Herren in Stambul gar ernsten Stoff zum Nachdenken gibt. Es soll von einigen Großmächten (als diese werden England, Frankreich und Oestreich-Ungarn genannt) allerdings ein bedeutsamer gemeinsamer diplomatischer Schritt geplant sein, der vorerst nur den Zweck hätte, durch nachdrücklichste Vorstellungen die Pforte zu bestimmen, sich in Allem und Jeden bedingungs­los der Durchführung der noch unerledigten Bestim­mungen des Berliner Vertrages zu fügen. Sollte die Pforte auch nach dieser diplomatischen Attaque nicht die diplomatischen Waffen strecken, dann soll eine Action der genannten Mächte deren diplomati­schem Schritte auf dem Fuße folgen und es sollen die genannten Mächte der Zustimmung Deutschlands und Italiens zu einem energischen Vorgehen gegen die Pforte sicher sein.

Kandel L Werkehr.

Stuttgart, 26. Jan. (Landesproduktenbörse.) Der Gang der Getreidegeschäfte blieb in der vorigen Woche an den maßgebenden Handelsplätzen schleppend, jedoch waren die Preise nur kleinen Schwankungen unterworfen. An heuti­ger Börse fehlte es ebenfalls an regerer Kauflust und die Um­sätze waren daher von keinem großen Belang. Wir notiren pr. 100 Kilogr.: Waizen, daher, ^ 2525.75, russ 26.50 bis 26.75, amerik. 26.7580, Kernen 2525.25, Din­kel 1616.40, Haber 14.8015.60. Weltpreise pr.

100 Kilogr.: Nr. 1: 38.50- 39.50, Nr. 2: 35.5036.50,

Nr. 3: .«t 3132, Nr. 4: 27-28.

Nürnberg. 24. Jan. (Hopfen.) lieber die Ge­schäftslage des Marktes ist wenig Neues und nichts Gutes zu berichten. Daß man in das Geschäft auch in allernächster Zu­kunft noch kein Vertrauen setzt, dafür dürfte der Umstand spre­chen, daß trotz des jetzt so niedrigen Preisstandes von Seite der Spekulation so viel wie nichts geschieht und für Braucrei- bcdarf nur das momentan Nöthigste gekauft wird, obgleich Eig­ner zur Abgabe fast zu jedem Preis bereit sind. Man kaustc in den letzten Tagen je nach Gehalt und Farbe, Würltember- ger zu 1001756, Hallertauer zu 100185 Hallertauer Siegelgut 190200 .L, Elsässer zu 65120 .A, Badische zu 90160Kl, fränkische Laudhopsen zu 75120tL, Spalter Landhopfen zu 165225 Die Stimmung des Marktes, durch vorstehende Preisnotirungen illustrirt, bietet Eignern kein erfreuliches Bild; am allerwenigsten dürften aber Producenten bei diesem schlechten Geschäftsgang ein Animo zur ferneren Ausdehnung der Hopfenkultur bekommen. Heute schießt der Markt ebenso gedrückt und geschäftslos, nur 50 Ballen gingen aus dem Verkehr.

Der gebesserte Verbrecher.

(Fortsetzung.)

Das Getrampel vieler schwerer Tritte der die Treppe heraufeilenden Männer brachte die Räuber wieder zur Besinnung. Hiram ließ seinen verwundeten Kameraden fahren und war mit einem Satze zum Fen­ster hinaus in's Freie; er lief dem Walde zu, nahm das Pferd und jagte, nur an seine eigene Sicherheit denkend, den Weg zurück, den er erst vor wenigen Stunden gekommen. Auch Forx raffte noch seine Kraft zu einem Fluchtversuch zusammen; schon war es ihm gelungen, mit dem Unterkörper zum Fenster hinaus­zukommen, und er machte nun den Versuch, am Spa­lier den Boden zu erreichen, als die Thür des Zimmers aufgerissen wurde und der zuerst Eindringende (einer von den Minern, welche unten im großen Zimmer geschlafen) ein Pistol auf den noch halb im Fenster Hangenden abfeuerte. Der Schuß traf den einen Arm des Fliehenden, er verlor seinen Haltepunkt u. stürzte mit einem lauten Schrei vom Fenstersims hinunter.

Der Schuß hatte Alle im Hause allarmirt. Müller, Sarah und die Männer, welche die Nacht unter ihrem Dache ruhen sollten, standen nun vor dem Bette, in welchem Charles, der vor einer Stunde noch in voller Kraft der Gesundheit von ihnen ge­schieden war, jetzt eine Leiche, ausgestreckt dalag, der Stoß hatte sicher getroffen, das Bowiemesser steckte noch im Herzen des Ermordeten, wo es der Mörder fallen ließ, als er selbst getroffen zurücktaumelte. Dieser schreckliche Anblick machte die starken Männer erstarren, und es vergingen mehrere Minuten, ohne daß man an die Verfolgung der Mörder gedacht hätte.

Wir müssen ihnen nach, daß sie diese Schand- that büßen! rief endlich Einer von ihnen und im Nu war das Zimmer geleert. Die Andern eilten die Treppe hinunter, einige schlugen sogar den näheren Weg durch das Fenster ein, um den fliehenden Mördern nach­zueilen.

Wir wollen es nicht versuchen, den Schmerz Müller's und der Schwester des Ermordeten zu schil­dern. Sarah hatte sich über die Leiche des geliebten Bruders geworfen. Müller war wie gebrochen auf einen Sessel neben dem Bette hingesunken, sein Auge war thränenlos, als er auf das gräßliche Bild vor sich hinstarrte. Müller mochte wohl mehr in diesem Augenblick leiden, als die jammernde Schwester. Plötz­lich jedoch flammte ein tiefes Roth über sein bleiches Gesicht, und als er aussprang, sprach eine Wuth aus seinen gewöhnlich so gutmüthigen Zügen, die ihn zu dem grausamsten Act der Rache zu befähigen schien.

Er sprang die Treppe hinunter, den Männern nach. Draußen angelangt, sah er keinen derselben, doch hörte er ferne Stimmen, die ihn hinter das Haus leiteten und sah nun vom Stalle her, beim Schein des jetzt hell leuchtenden Mondes, den Zug der Freunde herannahen, einen Gefangenen in ihrer Mitte führend. Müller flog ihnen entgegen, stürzte sich- thend aus den Gefangenen und würde diesen ohne Zweifel mit den Händen erdrosselt haben, wenn er nicht von den übrigen Männern zurückgehalten worden.

Mäßige Deine gerechte Wuth, Müller, sagte einer derselben, überlaß uns den Elenden, er soll sei­ner Strafe nicht entgehen.

8 .

Schon am frühen Morgen des nächsten Tages sehen wir von allen Seiten von den Hütten her ernst­blickende Männer dem Hause Müllers zugehen. Die Kunde von dem schrecklichen Morde Charles hatte sich mit Blitzesschnelle unter den Minern verbreitet, und es bedurfte keines Aufrufes zu einer Versammlung; die Freunde Müllers (und alle Miner waren seine Freunde) kamen unaufgefordert, sobald sie von dem Verbrechen hörten, um Müller ihre Theilnahme zu bezeigen, und die nöthigen Schritte zur Bestrafung des Gefangenen zu berathen. An Arbeit wurde heute nicht gedacht.

Der Himmel war wolkenlos, die Sonne berei­tete mit ihren wärmenden Strahlen einen freundlichen Herbstmorgen und machte es den herbeiströmenden Minern bequem, sich im Freien vor Müllers Hause zu versammeln; die große Stube desselben wäre auch für so viele Menschen viel zu klein gewesen.

Es mochte 8 Uhr Morgens sein, als alle um­wohnenden Miner versammelt waren. Ernst und Trauer lag auf jedem Antlitz und bewies deutlich den Antheil, welchen alle an der traurigen Begebenheit nahmen. Ruhiges Nachdenken hatte die große Auf­regung, in der Müller sich nach Entdeckung des Mor­des befunden, verdrängt, und er hatte sich nun be­stimmt, die Strafe des Mörders ganz seinen Freunden zu überlassen. Er blieb im Hause bei seiner Frau; auch ihr Scbmerz war ruhiger geworden, sie gehörte zu den stärkeren weiblichen Charakteren. Ihre Er­ziehung unter Verbrechern hatte, wie wir sahen, ihr Herz nicht schlecht gemacht, hatte es aber gestählt ge­gen die Schläge des Schicksals. Sarah verzweifelte nicht, nur die Größe des so plötzlich auf sie ein- stürmendeu Unglücks hatte sie im ersten Augenblick so tief erschüttert. Die beiden Gatten hatten die Nacht natürlich wachend, fast sprachlos in ihrem Schlafzim­mer zugebracht. Sie hatten es nicht versucht, sich gegenseitig zu trösten; sie kannten die Größe ihres Unglücks und mochten deshalb nicht darüber sprechen.

Die Miner, welche Gäste des Hauses waren, hatten die Nacht im größern Zimmer, welches für sie zum Schlafgemach zugerichtet worden war, zugebracht, doch an Schlaf dachten auch sie nicht. Einen großen Theil der Nacht hatten sie thätig zugebracht. Sie hatten die Leiche aus der obern Stube herunterge­schafft und diese lag nun in der Mitte des Zimmers auf einer Matratze ausgestreckt, auch hatten" sie die Wunden des gefangenen Mörders verbunden, um sein Verbluten zu verhüten.

Forx bot einen schrecklichen Anblick dar. Die Kugel aus dem Pistol Birch's hatte ihm mit der untern Kinnlade auch die Zunge verletzt, so daß der Elende unfähig geworden war, auch nur ein Wort zu sprechen. Der andere Schuß hatte seinen Arm zer­schmettert. Trotz dieser schrecklichen Verwundung und des schweren Falles, welchen er aus dem Giebelfenster gemacht, hatte der Räuber noch die Kraft besessen, sich nach dem Stall zu schleppen und dort eines der Maulthiere los zu machen. Er war gerade im Be­griff gewesen, sich auf dessen Rücken hinaufzuarbeiten, als die anstürmenden Miner ihn daran hinderten.

Er wurde mit zusammengebundeneu Füßen in einen Winkel desselben Zimmers niedergelegt, in wel­chem die Leiche seines Opfers ausgestreckt lag. Wäre dem Räuber auch nur ein Funke Gefühl geblieben, welche Qualen des Gewissens hätten sich bei dieser Nachbarschaft zu seinen Körperschmerzen gesellen müs­sen!^ Doch sein dunkles Auge sprach nichts von Reue, selbst der Schmerz drückte sich nicht in demselben aus. Es rollte wild und trotzig von einem seiner Wächter zum andern, und wäre der Elende im Stande gewe­sen, seinen Gefühlen in Worten Luft zu geben, so würden seine Flüche und Drohungen noch das Grau­sige der Scene erhöht haben.

(Schluß folgt.)

Ein Rezept aus dem Jahre 1664 lautet: Willst du einen Tag lang vergnügt sein, so laß dich barbiren (aber nicht über den Löffel); willst du es eine Woche lang sein, so gehe zu einem Hochzeits­schmaus ; willst du es ein Monat lang, so kauf' ein gutes Reitpferd; willst du es ein halbes Jahr lang, so baue ein Haus; willst du es ein ganzes Jahr sein, so nimm ein junges, schönes Weib; willst du es aber ein Leben lang sein, so sei mäßig.

Briefkaste«. K. G. Für sentimentale poetische Er­güsse sind nur Wenige empfänglich, daher wir Ihre Gedichts- probe nicht verwerthen können. Die Red.