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Als Grund gab derselbe den Wunsch an, wieder ins Zuchthaus zu kämmen, aus welchem er vor Kurzem entlassen worden war. (N. T.)

Mezingeu. Die furchtbare Kälte im Dezbr. hat, wie man demSch. M." berichtet, in den hie­sigen Weinbergen großen Schaden angerichtet. Die Reben der niederen Lagen sind, ob sie bedeckt oder unbedeckt waren, zum größten Theile, ja an manchen Stellen ganz erfroren.

Langcnbnrg, 22. Jan.Die Arbeit und die Arbeiter" bildet Thema eines von dem hiesigen ersten Stadtgeistlichen, Hrn. Dekan Schwarzkops, am gestrigen Abend im Postsaale gehaltenen sehr geist­vollen VortragS. ans dem wir hier einige Haupt­momente herausheben wollen. Die Arbeiterfrage, so leitet der Hr. Redner seine Darstellung ein, reiche zurück bis ins graue Alterthum,Arbeit" habe aber in jener frühesten Zeit selbst unter den gebildetsten Völkern, den Griechen und Römern, den Stempel der Geringschätzung uns Verachtung an sich getragen, der edle Plato sogar sei hiervon nicht frei gewesen. Das Christeuthum babe zwar einen gänzlichen Um­schwung in der Wertliichätznng der Arbeit und in der Stellung der Arbeiter tzerbeigesührt, sei aber dennoch nicht vermögend gewesen, die nngelüntcrtcn Anschauun­gen des Mittelalters gänzlich zu reinigen und der Arbeit ihren Werth zu iudiviciren, zumal da die kirchliche Lehre zu der Rvthwendigkeit guter Werke alle menschliche Betriebsamkeit und Thätigkeit auf sich bezog und für ihre Zwecke in Anspruch nahm. Die Reformation durchbrach dieses Dogma und setzte an die Stelle desselben die Lehre von treuer Be- russersüllung idas sind bessere Werke, dann eines Mönchs, sagt Luther). Wer um des Herrn willen sein Tagewerk vollbringt, der ist ein rechter Arbeiter und wird den Segen davon haben, nicht aber der, welcher seine Berussstellung und seine Thätigkeit als Mittel und Durchgangspunkr zu persönlichem Genuß ansieht und ausnützt und der stets nur sich selbst und nicht die Gesammtheit das Ganze und dessen Gedeihen im Auge hat. Denn zur Heranfführung einer besseren Zeit und besserer Zustände gibt cS nur Ein Mittel: das Evangelium muß Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichsehr erfassen und dnrchglühen, lei­ten und bestimmen, damit die L-elbstsucht ertödtet wird und wahre aufrichtige Nächstenliebe an ihre Stelle tritt. (Wann wird dies wahr werden?)

Von der Tauber, 25. Jan. Wie man nach neuer Methode Hühnerdiebe sängt, entdeckte neulich ein erfinderischer Kops in Archshofen a. d. daher. Grenze. Ein Marder hatte jin dessen Hühnerstall schon mehrere unangenehme Besuche gemacht. Beim vor­letzten gestört, ließ das Raubthier ein getödtetes Huhn in» Stich lind entfloh. Der Besitzer bindet nun an die Beine des Huhns einen Bindfaden, bohrt durch die Thüre des Stalls und ein Fenster seiner Wohnstube Löcher, zieht den Faden hindurch und be­festigt denselben an die Hänglampe über seinem Tische. In aller Seelenruhe serwartet er dann den Augen­blick, wo ein fast verhängnißvoll werdendes Schwan­ken der Lampe die Ankunft deS verhaßten Eindring­lings nur allzu deutlich ankündigt: er eilt hinaus, verstopft schnell den einzigen übrig gelassenen Zugang des Stalles und hat einen Gefangenen, an dem so­fort das Todesurtheil vollstreckt wird. (N.-Z.)

Brandfälle: Am 25. Jan. die sog. Mös- mühle bei Stafflangen (Biberach); am 26. Jan. in Osterhofen, Gem. Haisterkirch, (Waldsee) ein gro­ßer Bauernhof, wobei 24 Stück Rindvieh, 5 Pferde und 3 Schweine verbrannten.

Gotha, 18. Jan. Vorgestern fand hier die 18. Lcichenverbrennung statt; die irdische Hülle des hiesigen Rentiers Sevening wurde diesmal ohne Weiherede oder sonstige Ceremonien in Asche verwandelt und diese auf den letztwilligen Wunsch des Verblichenen nicht in eine Urne gesammelt, son­dern auf den Friedhof gestreut.

Berlin, 25. Jan. Die gewaltigen militäri­schen Anstrengungen Rußlands und Frankreichs ver­anlassen nach dem Zugeständnisse der deutschen Re­gierung die Gegenrichtungen, wie sie in dem neuen Militärgesetzentwurf in Erscheinung treten. Die Be­fürchtung einer Alliance dieser beiden Mächte mit dem Hinzutritte Italiens wird hier als die nächste Eventualität in Betracht gezogen. Der russische Deutschenhaß verlangt Genugthuung für die angeb­liche Undankbarkeit, mit welcher Rußland im letzten Orientkriege von Deutschland behandelt wurde; der Franzose brütet im Stillen über Revanche, und der

erste Punkt auf seinem Kriegsprogramm ist die Zu­rückgabe von Elsaß-Lothringen; Italien hängt Groß­machtsträumen nach und spekulirt auf österreichische Gebietstheile ebenso, wie auf Eroberungen am mit­telländischen Meere. Daß diese Stellungnahme der Mächte einem deutschen Friedensprvgranun nicht gün­stig erscheint, bedarf kaum einer weiteren Auseinan­dersetzung. Die bevorstehende parlamentarische Cam­pagne am oberen Ende der Leipzigerstraße wird Zengniß abzulegen haben, daß die Besorgnisse vor einem Kriegsausbrüche gerechtfertigt erscheinen und unter diesem Eindrücke wird das neue Militärgesetz von der Mehrheit votirt werden. Dem gegenüber ist es sehr bemerkenswerth, daß die deutsche Diplo­matie die Befürchtungen vor einem Kriege zwischen Deutschland und Rußland nicht theilt. sN. Ztg.)

Berlin, 26. Jan. Fürst Bismarck ist heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen.

Berlin, 27. Jan. Hiesige Blätter kündigen Volksversammlungen gegen das Militärgesctz au, wovor die Organe auch des linken Flügel der na­tional-liberalen Partei warnen. (Sch. M.)

Berlin. Der Flügeladjudaut Sr. Majestät des Königs von Württemberg, Oberstlieutenant v. Falkenstein, überreichte an Se. Kgl. Hoheit den Prinzen August zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum das lebensgroße Oelbild seines Monarchen, bcklcitet von einem eigenhändigen Königlichen Handschreiben.

Berlin. DieGerm." schreibt: Mit der Hal­tung der nativnalliberalen Presse harmonirt das in Abgeordnetenkreisen kursirende Gerücht von einer vollständigen Aussöhnung deS Reichskanzlers mit Herrn v. Bennigsen. Man spricht sogar von einer Berufung des nationalliberalen Führers in das Staatsministerium als Finanzminister an Stelle Bit- ter's, dessen Glück und Geschick in Varzin Mißbe­hagen errege.

Berlin. Wie in einem Berliner Briefe der Bohcmia" zu lesen, verlautethier" ganz zuver­lässig, daß Fürst Lobanoss, der neue russische Bot­schafter in London, welcher jüngst die deutsche Haupt­stadt passirte, erzählt habe:Die Urheber deS Moskauer Attentats seien entdeckt worden und gehörten einer hohen gesellschaftlichen Sphäre an, auf welche sich bisher die öffentliche Aufmerk­samkeit aus Anlaß der nihilistischen ilmtriebe nicht gelenkt hatte." Das klingt ja recht mystisch!

Nach demBerl. Tagbl." soll Feldmarschall Moltke privatim bei einem Gespräch über die neue Militär-Vorlage gesagt haben:Besser, wir bringen diese Opfer jetzt und haben nicht nörhig, sie praktisch zu verwerthen, als daß wir später unvorbereitet an­getroffen werden und dann viel schwerere Opfer zu tragen haben." Das gen. Blatt bemerkt dabei n.a.: Wenn wirklich die drohenden Gefahren als solche nachgewiesen zu werden vermögen, so müssen ohne Murren die patriotischen Opfer gebracht werden, welche die neue Wehrvorlage uns zumuthct." Im klebrigen erklärt jedoch das Blatt:Wir fordern ganz unbedingt, daß die Neuorganisation, wie sic in dem vorliegenden Entwürfe für die deutsche Armee vorgcschlagen wird, nicht ohne Korrelat bleibe, wel­ches die Kosten für den Militäretat und seine Lasten auf der anderen Seite mindestens in demselben Grade ermäßigt, in welchem die Erhöhung in Anspruch genommen wird."

DieGerm." sagt zu der Militärgesetzvorlage: Eine allseitige Würdigung der Vorlage ist bei dem vorliegenden mangelhaften Material noch nicht möglich. Der Reichstag wird wiederum vor die ernste Frage gestellt, ob er der Nation noch schwerere Lasten auflegen könne, ohne ihre wirthschaftlichen Kräfte zu untergraben. Gewiß wird jeder Deutsche das Reich wehrfähig und schlagfertig gegenüber jedem Angriff wünschen, möge er von Osten oder Westen kommen, ob aber dazu eine so erhebliche Vermehrung der Präsenzstärke erforderlich ist, unterliegt jedenfalls sehr berechtigten Zweifeln. Die Gefahr, daß Deutschland der eisernen Rüstung, die von Jahr zu Jahr schwerer wird, unterliegt, ist doch zu ernst, als daß sie völlig ignorirt werden könnte."

Die ultramontaneKöln. Volkszeitung" äußert sich in folgender Weise über die neue Mili­tärvorlage:Wir wagen nicht zu hoffen, das; der Reichstag die drohende schwere Mehrbelastung des deutschen Volkes abwenden werde. Aber, wo soll das hinaus? Wie lange noch werden die europäischen Staaten diesen ihre besten Kräfte verzehrenden Wett­lauf aushalten? Niemals ist soviel von Kultur, Böl-

kerfrieden und Fortschritt die Rede gewesen, wie in unseren Tagen, und in diesem angeblichen Zeitalter höchster Civilisation stehen die Völker bis an die Zähne bewaffnet einander lauernd gegenüber ein tief beschämendes, all die hochtönenden Phrasen Lü­gen strafendes Schauspiel, dessen Ende nur die furcht­barsten Katastrophen sein können."

Auf's neue taucht das Gerücht auf, daß Fürst Bismarck beabsichtige, dem Reichstage ein Gesetz, betr. die Einführung einer Jnseratensteuer, vorzulegen. Indessen .mag auch an leitender Stelle die Absicht bestehen, der Presse eine solche Abgabe aufznlegen und damit ans Umwegen die Zeitnngsstcuer wieder herznstcllen, so scheint doch vorderhand die Erwägung maßgebend geblieben zu sein, daß das finanzielle Er­träglich der projectirteu Auflage in einem argen Miß­verhältnisse zu der Umständlichkeit der Durchführung und Controle stehen würde. Auch eine Einschränkung der Macht der Presse dürste der Jnseratenstempel schwerlich zur Folge haben, da cs ebenso selbstver­ständlich als leicht durchführbar wäre, denselben auf das Publikum abzuwälzen. Immerhin liegt die Ein­führung einer Steuer, wie die gedachte ist, so sehr im Geiste und in dem gestimmten Zuschnitt unserer gegenwärtigen politischen Verhältnisse und unserer leitenden Persönlichkeiten, daß die Möglichkeit einer diesbezüglichen Vorlage für die Zukunft keineswegs ausgeschlossen ist, mag auch einstweilen davon Ab­stand genommen sein.

Die Berliner Töpfer haben einen Sieg errun­gen, den sie nicht gering anschlagcu werden. Die Stadt Berlin wird das Princip der Centralhei- zuug in ihren Schulgebäuden verlassen und zu den Kachelöfen (mit eisernen Einsätzen) zurückkehrcn. Die Luftheizung hat sich nicht bewährt und die Was­serheizung ist so kostspielig, daß aus den Zinsen der Differenz zwischen ihr und den Kosten der Kachelöfen das Feucrmatcrial für die Oefcn zu beschaffen ist.

DieNord. Allg. Ztg." berichtet aus Ehdt- kuhncn:Zum Regierungs-Jubiläum des Kaisers von Rußland werden die Grenze passiren: der Prinz von Wales, der Äroßherzogwon Mecklenburg-Schwe­rin, der Großhcrzog von Hessen und Prinz Alexan­der von Hessen: ob Ihre Majestäten der König oder die Königin von Württemberg kommen, sicht noch nicht fest. Äämmtliche Herrschaften reisen mit gro­ßem Gefolge. Von Berlin wird in Vertretung des Hofes Prinz Friedrich Karl erwartet; außerdem Deputationen aller Regimenter, deren Chef der russ. Kaiser ist.

Eine schli m m e M ilchsuppe. Ein entsetzliches Un­glück hat sich in Berlingsen bei Soest zugetragen. Die Tochter des Lckvnvmeu Tiggcs kochte Milchsuppe und rührte statt deS Mehls Blciweiß an, welches zur Bereitung von Farbe in größeren Quantitäten auf dem Lande vorrälhig gehalten wird. Sämmtlichc sieben Personen, welche von der vcrhängnißvollen Milchsuppe gegessen hatten, erkrankten in der folgenden Nacht unter all' den schrecklichen Symptomen einer Vergiftung. Der Oekouom selbst ist in der Nacht vom 17. zum 18. gestorben. Wahrscheinlich fordert das unglückliche Berschen der Tochter noch mehr Lpfer.

OesterreichUngarn.

Wien. Prinz Karneval, der dieses Jahr ein sehr kurzes Regiment führt, beherrscht jetzt ganz das Terrain. Non dem Hofe angefangen, der bereits zwei Bälle gab, bis zu dem kleinsten Schankwirth vor der Linie, der seineBauern-Bälle" haben muß, tanzt und tollt alles, was gesunde Füße und- Geld hat. So lebhaft wie Heuer war der Fasching seit vielen Jahren nicht mehr und so fürchertlich wie dieses Jahr hat dieVereinsmaierei" seit Mcnschen- gedenken nicht gewüthet. Sowie ein halbes Dutzend junger Leute einigcmale zusammenkommen, plagt sie auch schon der Kitzel, einen Verein zu bilden. Man wählt einen Präsidenten, einen Kassier, einentech­nischen Leiter," konstituirt sich als Konnte, und der GeselligkeitsvereinGemächliche Blutwurst," oder: Harmonische Baßgeige" ist fertig. Wenn solch ein Verein dann seine erste Unterhaltung gibt, steigen die Komitemitglieder wie der Hahn auf dem Mist durch den Saal und auf ihrem Antlitz steht zu lesen: Herrgott was bin ich und was kann ich noch werden!

Wien, 26. Jan. Abgeordnetenhaus. Fux beantragt eine allgemeine gleichmäßige uud gleichzei­tige Reduktion der Heere, welche das gegenseitige Machtverhältniß der Staaten nicht alteriren würde. Italien.

Rom, 22. Jan. lieber die Gesundheit des Papstes waren in den letzten Tagen wieder, wieso oft schon, die beunruhigendsten Gerüchte in Rom in Umlauf und fanden rasch ihr Echo in den Journalen.