Zagdpferde. Die übrigen, ca. 60 an der Zahl, sind sämmtlich eingebracht und werden, wie schon mitge- theilt, im Kgl. Marstall verpflegt. Die umgekoinine- nen Thiere repräsentircn für das Geschäft des Hrn. Herzogs einen Werih von 40 50000 Der ganze Schaden beläuft sich auf 200000 unge­

rechnet das versicherte Cirkusgebäude. Die Ursache der Entstehung des Feuers ist unaufgeklärt und wird es voraussichtlich für immer bleiben.

Stuttgart, 10. Dez. Vom Brandplatz des Zirkus Herzog. Gestern wurde den ganzen Tag mit der Ausräumung des Schuttes und der Trümmer fortgefahren. An der Stelle, wo der Pferde­stall gestanden, wurden im Ganzen zehn Pferdckada- ver verkohlt und förmlich gebraten zu Tage gefördert, ebenso die beiden Hirsche und eine Buldoggc, welche mit verbrannt sind. Tausende von Zuschauern be­suchten im Laufe des Tages die Unglücksstätte, die ein bejammcrnswerthcs Bild der Zerstörung darbot. Die Theilnahme ist mit Recht eine allgemeine, da das Unglück die ganze Gesellschaft schwer betroffen hat. Am schlechtesten ging es wohl dein Matrosen, der auf Besuch zu seinem Bruder kam und mit ver­brannte. Derselbe war auf einem holländischen Schiff, das unterging, und er allein ward von der Mann­schaft gerettet; er kommt hieher und findet seinen Tod in den Flammen, welch' tragisches Geschick! Man spricht bereits von Militärkonzerten, welche zu Gunsten der Abgebrannten veranstaltet werden sollen, ebenso erfährt man mit grosser Befriedigung, daß durch die Munifizenz Sr. Majestät des Königs dem Direktor Herzog das K. Reithaus und die Tyeater- garderobe werden zur Verfügung gestellt werden, woselbst die Vorstellungen für die brodlos gewordene Gesellschaft demnächst wieder ausgenommen werden sollen. (W. L.)

Bei der gestern in Calmbach vvrgenvmmcnen Schultheißenwahl ging Notariats-Assistent Häberlen von hier als Sieger hervor. <W. L.)

Wildbad, 10. Dez. In Folge des Mord­anfalls auf Hrn. Stadtschultheiß Bätzner sind viele Glückwunsch-Telegramme an denselben eingelanfen, n. a. von Sr. Majestät dem König und Staatsminister Sick. Laut soeben eingetroffenem Telegramm ist At­tentäter Huzel von dem hier stationirten Landjäger Angstenberger in Baden-Baden verhaftet worden.

Heilbronn, 16. Dez. Güterzug 348 ist ge­stern Nacht bei der Einfahrt in Weinsberg in Folge falscher Wcichenstellung verunglückt. Zwei Güterwa­gen sind umgefallen, zwei weitere entgleist. Leider ist auch ein Menschenleben zu beklagen. Der Zweit­älteste hiesige Zugmeistcr, Brüuiuingcr, kam unter einen der stürzenden Wagen und war sofort tvdt. Die Bahn ist bereits wieder passierbar. (N.-Ztg.)

Ulm, 9. Dez. Das Gerücht, daß die auf den 15. Dez. eingesetzte Münsterbaulotterie verschoben werde, entbehrt jeden Grundes. Die Lvtteriekommis- sion trifft bereits ihre Vorbereitungen. (W. L.)

Künzelsau, 8. Dez. Am Freitag Abend ge­rietst nach derW. L." bei dem furchtbaren Schnee­sturm der Soldat Wolz von Ulm, gebürtig von Mörsbach, im Laßbacher Wald in eine tiefe Schnee­wehe und es gelang ihm nicht, dem Schneegrab zu entgehen. So wurde er am Samstag Morgen im Schnee stehend gesunden und nur ein Theil seiner Pickelhaube ragte über den Schnee hervor. Mitlei­dige Hände schafften ihn nach dem nahen Orte Laß­bach, dort starb er schon nach ganz kurzer Zeit.

Bom Bodensee, 7. Dez. Der heftige Sturm, welcher vergangenen Freitag die Wellen des schwä­bischen Meeres hoch anfpeitschte. hat nach dem St.-A." leider 3 Menschenleben vernichtet. Schiff- maun W. von Langenargen, welcher den Seestürmen schon oft getrotzt hat, ist auf der Ueberfahrt nach Rorschach mit einem holzbeladenen Segelschiffe nebst der übrigen Schiffmannschaft nntergegangen.

(Mondfinsterniß.) Am 28. Dez. 5 Uhr Nachmittags, wird eine etwa anderthalb Stunden andauernde Mondsinsterniß stattfinden, die auch bei uns sichtbar sein wird, obgleich der Mond dann noch ziemlich tief am nordöstlichen Horizont steht. Die Finsternis; wird nur eine partielle sein.

München. 9. Dez. Nach derA. Z." hat der König unterm 7. d. M. entschieden, daß ein Grund zur Begnadigung des wegen eines in Würzburg ver­übten Raubmords zum Tode verurtheilten Bäckerge­sellen, Holleber, nicht vorliege. Demnach wird das Urtheil in Vollzug gesetzt.

Von München wird berichtet, daß in Folge

des heftigen Schneestnnns vom 3. d. alle Bahnzüge Verspätung von lO12 und mehr Stunden gehabt hätten, daß an manchen Orten die Bahneinschnitte voll­ständig zugeweht worden seien, und theilweise Militär habe requirirt werden müssen, um dieselbe» wieder frei zu machen.

Pas sau, 6. Dez. Ein vorübergezogenes Ge­witter verursachte an verschiedenen Orten Brand­unglück durch Blitzstrahl.

Zn Lichtensels ereignete sich dieser Tage der seltene Fall, daß ein Kind weiblichen Geschlechts ohne Arme und Beine geboren wurde, das aber im kleb­rigen vollständig ausgebildct ist, und sich in kräftigem Zustand befindet. Armes Geschöpf.

Frankfurt, 10. Dez. Zn einem gestern von Straßburg angekoinmenen Eisenbahnzug war eine Cou- pöthüre zweiter Klasse so fest zugesroren, daß ein darin sitzender Franzose nur durch das Fenster herausge­langen konnte. (?)

Vilbel, 7. Dez. Im Verlaufe der letzten Woche wurde in das Bezirksgefängniß ein 13jähriger Knabe ans Heldenbergen eingcliesert, welcher in seinem Heimathsorte innerhalb zehn Tagen 4 Brände an­gelegt hatte, durch welche sechs gefüllte Scheunen und ein Wohnhaus eingeüschert wurden : das letztere war dasjenige der Eltern des Brandstifters. Die Brandlegung bewerkstelligte er auf diese Weise, das; er ein Schächtelchen Zündhölzer in Brand setzte und dieses dann in die Scheunen warf.

Durch Reskript des Znstizminifters ist in Sach­sen die BezeichnungAdvokat" aufgehoben und dafür der TitelRechtsanwalt" Angeführt.

Zn Gera und Greiz ist, wie von dort verlautet, in der Wollindustrie eine immer noch fortschreitende Geschäftscntwickelung zu konstatiren. Der Absatz von wollenen Damenkleiderstoffen ist ein überaus flotter, so daß, um den Anforderungen nur einigermaßen Ge­nüge leisten zu können, fortwährend neue Maschinen aufgestellt werden müssen. Die Fabriken sind noch auf lange Zeit hinaus beschäftigt. Recht erfreulich!

Berlin, 7. Dez. Die Verhandlungen wegen Verlängerung deä deutsch - österreichischen Handels­vertrages, sowie darüber, was eventuell in der ver- tragslojen Zeit zu geschehen habe, werden auf diplo­matischem Wege geführt. Die österreichischen Kom­missäre werden deshalb nicht hierher zurückkehren, sondern erst im Januar zu de» Verhandlungen über den Abschluß eines definitiven Handelsvertrages hier wieder eintreffen.

Die Absicht des Fürsten Bismarck, sämmtliche Eisenbahnen Deutschlands in die Verwaltung u. den Besitz des Staates zu bringen, wird vvn England nicht vhne einiges Bangen beobachtet. Zumal ist es der Umstand, daß ein Ankauf der Eisenbahnen Deutsch­lands seitens des Staates den Weg zur Herbeiführung wichtiger politischer Veränderungen bahnt.Der durch die Consolidirung der Verwaltung eines Ei­senbahnnetzes von 20000 bis 25 000 Meilen hcrbei- geführte Druck einer allmäligcn Combinationen wird- sich in Holland und Belgien fühlbar machen. Man macht darum in England daraus aufmerksam, daß cs nothwendig ist, die englischen Interessen wachsam zu halten, denn, sollte das Bismarck'sche Eisenbahn-Pro- ject von Erfolg gekrönt werden, so werden es die holländischen und belgischen Häfen unmöglich finden, einem weiteren Drucke zu widerstehen. Da wir es hier nicht mit der politischen Seite der Frage zu thun haben, so wollen wir hier nur Punete hervorheben, die von einiger Wichtigkeit für den britischen Handel sind. Die alte Route von London nach Berlin über Brüssel und Köln umfaßt eine Distanz von ca. 735 engl. Meilen. Diese Route ist seit Jahren Englands einziger Verkehrsweg mit der preußischen Hauptstadt gewesen, aber der Durchgangsverkehr ist jüngst that- sächlich um mehr als 100 Meilen gekürzt worden. Trotz einer längeren Seereise hat die Route von London nach Rotterdam jetzt den Vortheil. Die Entfernung zwischen London und Berlin über Har- wich und Rotterdam beträgt nur 620 Meilen. Zwi­schen Rotterdam und Berlin besteht eine fortlaufende Linie via Salzbergen und Hannover von nicht mehr als 420 Meilen. Da eine ähnliche Reise, die täg­lich zwischen London und Schottland zurückgelegt wird, nur 10 Stunden in Anspruch nimmt, so ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß unter der neuen Verwaltung des Fürst Bismarck'schen Eisen­bahnsystems der Londoner im Stande sein wird, Berlin binnen 16 oder 18 Stunden zu erreichen. Fürst Bismarck bekundet den Wunsch, die Ein- und

Ausfuhr in deutschen Häfen zu coneentriren. So­bald die Eisenbahnen in den Händen der Regierung sein werden, wird die Schraube angesetzt werden, um Holland und Belgien zum Nachgebei, zu zwingen. ES wird auch eine Frage werden, ob die östreichi- schen Markte künftighin ihre Zufuhren durch ihren eigenen Seehafen Triest beziehen, oder deutschen, hol­ländischen oder belgischen Häfen den Vorzug einräu­men sollen.

Braunschweig, tz. Dez. Das Tribunal hat. laut der ..Köln. Volksztg.". das Testament des verstorbenen Herzogs zu Gunsten der Stadt Genf cassirt. Das Urtheil erklärt, daß der Herzog der Befugniß, über sein Vermögen zu verfügen, enthoben war, und zwar zu Folge einer souveränen Verfü­gung seiner Agnaten vom 6. und 14. März 1833. welche in Braunschweig als Staatsgesetz verkündigt war. OesterreichUngarn.

Das östreichische Herrenhaus hat den vom Abgeordnetenhaus« abgelehnten Paragraphen des Wehrgesetzes, welcher die Kriegsstärke von 800 000 Mann aus 10 Jahre normirt, wieder hergestellt und die Opposition des Abgeordnetenhauses kann somit ihre Waffen für einen neuen Kampf schärfen. Das Ministerium Taasfe ist entschlossen, diesen Kamps mit aller ihm zu Gebote stehenden Kraft wieder aufzu- nchmcn.i

Im Pester O der Haus sind die Gesetzentwürfe,, betreffend die Abschaffung der Luxnssteucr, einer Gewinnsteuer und die Erhöhung des Petroleumzolles- angenommen werden.

Dänemark.

Aus Kopenhagen wird gemeldet, daß der Sund,, soweit mau sehen kann, mit Eis bedeckt ist, doch- können Dampfschiffe noch dort eintreffen u. von dort abgeheu.

Rußland.

Petersburg, 9. Dez. Bei dem gestrigen Diner zur Feier des GevrgssesteS im Winterpalais brachte der Kaiser voir Rußland den ersten Toast auf den ältesten St. Georgs-ritter, den Kaiser Wil­helm aus, seinen unwandelbaren Freund, welcher 65 Jahre das Georgskrcuz trägt, ihm Gesundheit und Glück noch für viele Jahre- wünschend. Dieser Toast wurde mit begeisterten Hurrahrufen ausgenommen. Die Musik spielte die deutsche Nationalhymne. Ein weiterer Toast des Kaisers galt den Inhabern des Georgs-Ordens aller Klassen, wobei der Kaiser die jungen Truppen für ihre im letzten Kriege bewiesene Tapferkeit lobte. Er sei stolz daraus, daß der jungs- Nachwuchs in Armee und Marine im letzten Kriege sich ebenso tüchtig gezeigt,, wie die älteren Krieger.. Schließlich sprach der Kaiser den Wunsch aus, Ruß­land solle sich aus friedlichem Wege entwickeln und glücklich und ruhmvoll sein. (T. Ehr.)

Fürst Gortschakofs ist nach seiner Rückkehr nach Petersburg nicht in den Ruhestand eingetretrn, sondern hat die Leitung des Ministeriums des Aeuße- ren wieder übernommen; sein Demissionsgesuch, von dem so viel in den Zeitungen die Rede war. scheint sonach unerledigt bleiben zu sollen.

England.

In Londoner Russischen Kreisen wird das sen­sationelle Gerücht, der Czar Alexander habe sich mit dem Gedanken seiner Abdankung getragen, als voll­ständig begründet bezeichnet. Es heißt, daß die Russische Regierung bedeutende Befestigungs-Arbeiten in Russisch-Polen in Angriff genommen hat und die­selben mit größter Beschleinigung, namentlich in der Gegend von Jamosc und Modlin, zwei der beden- tensten Festungen in Russisch-Polen, aussühren läßt. Die Sympathiebezeugungcn für den Kaiser von Rußland aus Anlaß des glücklich vereitelten An­schlags auf sein Leben, dauern fort.

Die Kaiserin Eugenie wird, wie der Gankois meldet, von Madrid nicht direct nach England zu- rückkehrcn, sondern nun wirklich die schon seit einiger Zeit projeetirte Reise nach dem Zululande antreten, um die Stätte zu besuchen, wo ihr Sohn ein so trauriges Ende fand.

Bulgarien.

Cettinje, 8. Dez. Vorgestern blutiger Sieg der Montenegriner über die Albanesen bei Welika am Lim. Gegen 1000 Arnauten sind todt auf dem Platze geblieben. Sämmtliche Wagen aus Plawa brauchten zwei volle Tage, um die Todten vom Schlachtfelde zu­rückzubringen. Die Verluste der Montenegriner sind beträchtlich; vorläufig wurden an 100 Todte und an 100 Verwundete constatirt.