deutschen Stämme, um Slaven und Romanen in Schranken zu halten. Es ist ein gewaltiger Zug geschichtlicher Bestimmung, welcher sich in dieser Wiedervereinigung kundgibt. Die alte Liebe ist nach schweren und bitteren Irrungen wieder erwacht, und sie wird sich diesmal besser bewähren, als zu jener Zeit, da der „großdeutsche" Traum die Köpfe füllte, denn diesmal ist es ein naturgemäßes Band, welches sie gewoben hat, ein Band zwiichen zwei gleich mächtigen Staatswesen, die keinen Neid, keine Eifersucht, keine Rivalität, sondern allein und ausschließlich das Be- dürfniß empfinden, einander zu unterstützen in friedlicher und segcnsvoller Culturarbeit.
Auf die Stelle des dicustaufsichtführcilde» Amtsrichters bei dem Amtsgerichte Nagvld ist Oderamtsrichter Daser in Langciiburg auf sein Ansuchen gnädigst versetzt worden.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
L Beuren. Bis zum Sommer 1878 hatte das Kirchspiel Simmersfeld einen gemeinschaftlichen Friedhof. Große Entfernung und schlechte Wege, welche im Winter mit Leichen nahezu unpassirbar waren, veranlaßten zwei Kirchspielsgemeinden, Fünfbronn und Beuren, eigene Friedhöfe anzulegen. In elfterer Gemeinde fand die Einweihung im Sommer 1878 statt, in letzerer am letzten Sonntag, den 2. d. Ni., durch Pfarrer G. in Simmersfeld. Dem eigentlichen Weiheakt gicng eine überaus ansprechende Rede voraus. In dem dritten Filial E. erscheint ein eigener Friedhof weniger als Bedürfnis), da die Entfernung vom Muttcrort nur eine schwache halbe Stunde beträgt bei gutem, vollständig ebenem Wege^.
Wildbad, 3. Nov. Das Hotel Klumpp nimttkt gegenwärtig bedeutende bauliche Veränderungen vor: auf den vor einigen Jahren neu erkauften Theil des Hotels wird ein dritter Stock aufgesetzt, während ein die Aussicht für die nach rückwärts gelegenen Zimmer versperrender Flügel abgebrochen wird. Auch wird eine Hebemaschine eingerichtet, wodurch die Kranken, ohne Treppen ersteigen zu müssen, bis in das oberste Stockwerk gebracht werden können. — Unser Kapellmeister Kühner ist seit einigen Tageil nicht unbedenklich erkrankt. (W. Ldsztg.)
Stuttgart, 31. Okt. Die Lose der lllmer Münsterbau-Lotterie sind sämmtlich schon in festen Händen. Das Ziel wurde wesentlich dadurch erreicht, daß zwei Bankiers je 50000 Loose kauften; sie verdienen am Hundert 4 sie erhalten 12 Freiloose und geben den Detaillisten nur 8 Loose. Es ist das ein Zwischenhandel, über welchen die Kleinverkäufer nicht wenig aufgebracht sind.
Stuttgart, 2. Nov. Der hiesige Gewerbeverein veröffentlicht eine Liste solcher Lehrlinge, zumeist Schreiner, die nach Vollendung ihrer Lehrzeit die mit ihnen vorgenommene Prüfung bestanden haben. Es ist dies ein aus eigener Initiative hervorgegangenes Unternehmen, um der Lehrlingsfrage eine zeitgemäße Lösung zu Theil werden zu lassen. Die gefertigten Arbeiten der Geprüften sind öffentlich in der Gewerbeschule ausgestellt worden und die Ver- theilung der Zeugnisse und Auszeichnungen an dieselben wird sich als eine gewisse Feierlichkeit daran schließen.
Stuttgart, 4. Nov. Die evangelische Landessynode tritt heute über 8 Tage, am 11 Novbr., zusammen und zwar im Halbmondsal der Abgeordnetenkammer. (W. Ldsztg.)
Heidenheim, 30. Okt. Die Frau eines hiesigen Fabrikarbeiters hatte vorgestern eine Wäsche in der Stube; sie entfernte sich auf einige Minuten in die Küche und ließ ihre beiden Kinder (Zwillinge, ein Knabe, und ein Mädchen) allein; bis sie wieder hercinkam, war das Mädchen in den Zuber mit heißem Wasser gefallen und bereits eine Leiche.
Brandfälle: In Schützingen (Maulbronn) am 31. Okt. ein Hausanbau ganz zerstört und ein Wohnhaus stark beschädigt; in Maubach (Backnang) am 1. Nov. ein Wasch- und Backhaus.
Heilbronn. Neuer Wein wird jetzt hier vielfach ausgeschenkt; weißer gewöhnlich zu 24 L das halbe Liter. (W. Ldsztg.)
München, 2. Nov. In Folge der seit gestern in Kraft getretenen Malzaufschlagserhöhung von 4 auf 6 -M Per Hektoliter Malz haben die meisten Brauer in Bayern eine Erhöhung des Biers um 2 F per Liter eintreten lassen.
Berlin, 1. Nov. Um dem wucherischen Treiben, das in letzter Zeit so überhand genommen und
wodurch mancher junge hoffnungsvolle Offizier dem Vaterlande und den Seinigen entzogen worden ist, einen ernsten Damm entgegenzusetzen, ist ein Comitö, bestehend aus höheren Offizieren und Aerzten, zusammengetreten, das in der nächsten Zeit ein Institut in's Leben rufen wird, bei dem jeder aktive Offizier und Militärarzt der deutschen Armee u. Marine ein Darlehen gegen sehr müßige Zinse und Abschlagszahlungen erhalten soll. Das Institut wird auf dem Prinzipe der Gegenseitigkeit begründet sein. Eines der renommirtesten und solidesten hiesigen Bankhäuser hat zur Gründung dieses Instituts einen hinreichenden Fonds gegen äußerst müßige Zinsen in Aussicht gestellt. Die Statuten sind bereits entworfen und werden dem Kaiser und dem Kriegsmiuisterinm unterbreitet werden.
Berlin, 1. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Der Justizminister empfing bei seiner Entlassung ein huldvolles eigenhändiges Schreiben des Kaisers und den Stern der Komthnre des Hohen- zoller'schen Ordens.
Berlin, 1. Nov. Von Herrn Dr. G. Nach- tigal geht dem „D. M.-Bl." die folgende Mittheilung zu: Aus Malta eingegangenes Telegramm meldet, daß die Rohlfs'sche Expedition die Oasengruppe Knfara erreicht und durchforscht habe, aber daselbst ausgeplündert sei. Die Mitglieder derselben, Hofrath Gerh. Rohlfs utld Dr. Anton Stecker sind in Folge dessen nach Benghasi zurückgekehrt, hoffen aber, daß die türkische Provinzial - Regierung den Schaden ersetzen werde.
Berlin, 2. Nov. Der Kaiser ertheilte heute -Vormittag dem Botschafter von Schweinitz, dem Präsidium des Abgeordnetenhauses und dem Kammer- gerichtSpräsidenten Meyer, Nachmittags dem Justizminister Dr. Friedberg Audienz. Nach einem Telegramm der „Fr. Ztg." sprach der Kaiser gegenüber dem Präsidium des Abgeordnetenhauses seine Befriedigung über die politische Lage im Innern auS. Die wirthschastlichen Verhältnisse fingen an, sich überall zu bessern, und der erwartete große Aufschwung werde in einigen Jahren eintreten. lieber die auswärtige Lage sprach sich der Kaiser nicht ans.
Berlin, 3. Nov. Eine Allerhöchste Cabinets- ordre ernennt General v. Fransecki zum Gouverneur von Berlin, den Statthalter Manteuffel zum com- mandirenden General des 15. Armeekorps. l,Fr- J-)
Durch die deutsch-österreichische Alliance sieht sich Fürst Bismarck darauf hingewieseu, mit der katholischen Kirche auf halbwegs gutem Fuße zu leben. Mit Oesterreich-Ungarn sind über 30 Mill. Katholiken in den Bereich der germanischen Politik gezogen. Es handelt sich um nichts Geringeres, als um die Wiederherstellung des alten deutschen Reiches in einer neuen zeitgemäßen Form. Das neue Reich wird zwei Herrscherhäuser, zwei Kaiser und zwei Hauptstädte, aber nur einen Minister und nur eine Politik haben. Es wird sich von der Nordsee bis zum Balkangcbirge und später an das Aegäische Meer und, bis es Amsterdam und Antwerpen sein nennt, Seehäfen wie Hamburg, Kiel, Danzig, Wilhelmshafen, Triest und Salonichi besitzen, die den gesammten Handel des Erdballes in sich zusammenfassen würden.
Man schreibt der „Kreuzztg.": Zwischen Berlin und Varzin findet ein lebhafter Depeschenwechsel statt. Fürst Bismarck nimmt an allen Fragen der inncrn und äußern Politik regen Antheil und arbeitet auf seinem Landsitze unaufhörlich trotz der Steigerung seines neuralgischen Leidens bis zum Unerträglichen. Bekanntlich hatte der Reichskanzler bei seiner Abreise bereits darüber geklagt, daß er in allen Gliedern Schmerzen fühle. Seitdem haben sich diese, wie aus den neuesten Mittheilungen hervorgeht, bedeutend verstärkt, und versetzen durch ihre ununterbrochene Fortdauer den Leidenden in Erregung und Schlaflosigkeit.
Oesterreich—Ungarn.
Innsbruck, 2. Nov. Die erste protestantische Kirche Tirols wurde unter Theilnahme der Behörden und ungeheurem Andrang von Menschen heute feierlichst eingeweiht.
Schweiz.
Zürich, 31. Okt. Ein Weinhändler hat hier mit Fuchsin gefärbte Brühe als Ungarwein verkauft, von dessen Genuß die Abnehmer erkrankten. Die Gesundhcitskommission ließ 2000 Liter des giftigen Getränkes in die Limat laufen und übergab den Fälscher dem Gericht; er ist verhaftet.
Frankreich.
Päris, 25. Okt. Zwischen Paris u. Marseille sind vor einigen Tagen die sogenannten „Blitz"-Züge eingeführt worden. Diese Züge legen die 862 Kilometer betragende Entfernung in 15 Stunden 21 Minuten und, den Aufenthalt an einigen Stationen abgerechnet, in 13 Stunden zurück. Das ist eine Geschwindigkeit von etwa 70 Kilometer pr. Stunde, unseres Wissens bis jetzt die schnellste Fahrt.
Paris, 1. Nov. (Nochmals die Entführung.) Ganz Paris unterhielt sich in den letzten Tagen mit der wundersamen, auch von uns mitge- theilten Entführungsgeschichte, wonach ein türkischer Diplomat mit einem jungen Mädchen aus den besten adeligen Kreisen von Paris auf Reisen gegangen u. dieses ihre Mutter „um einige Wäsche und um ihren L>egen" gebeten hat. Auch in der diplomatischen Welt hat mau sich mit der Angelegenheit beschäftigt und, wie es heißt, hat man sich bereits an den französischen Minister des Auswärtigen gewendet. Herr Waddington sollte bei der Hohen Pforte Schritte thun, damit Musurus Pascha, der türkische Botschafter in London und Vater des jungen Mannes, der jene Entführung vollzogen hat, von seinem Posten abberusen werde, und zweitens verlangt man von Herrn Waddington, daß er für die Auslieferung des jungen Mannes nach Frankreich sorge, damit dieser wegen Entführung einer Minderjährigen nach den französischen Gesetzen bestraft werde.
Paris, 2. Nov. In Marseille tagte seit dem 22. Okt. der Arbeiter-Congreß, der sich selber den socialistischen nennt u. in seinen Verhandlungen einen Aschenregen von brandstifterischen Ideen verbreitet hat. Bildung eines Proletarienbundes zum Sturze der Bourgeoisie, zur Ausbeutung des Staates für das Proletariat u. s. w. sind die Utopien, in denen sich die Redner, die Männer, wie die Weiber, bewegen. In seiner gestrigen Schlußsitzung beschloß der Congreß die Annahme des Wunsches, daß der Grund und Boden, der Untergrund, die Werkzeuge und die Rohstoffe als gemeinsames Eigenthum an Alle gegeben und unveräußerlich durch die Gesellschaft gemacht werden sollen. Der Congreß beschloß sodann die Abschaffung der Besteuerung der Rente, sowie aller Privilegien und Monopole, und ging hierauf zur Tagesordnung in Betreff der Frage über Freihandel und Schutzzoll über, da dieselbe dem Proletariat«: keinen Borthcil biete. Der Congreß beschloß, daß der nächste Congreß 1880 in Havre gehalten werden solle. Die Annahme des Antrages, daß die Deputirtenkammer aufzufordern sei, die allgemeine Amnestie zu beschließen, wurd: mit den Rufen: „Es lebe die Amnestie! Es lebe die demokratische, sociale Republik!" begrüßt. Der Präsident schloß hierauf den Congreß, dessen Mitglieder unter dem Rufe: „Es lebe die demokratische, sociale Republik!" auseinandergingen.
Am Montag wird das Hotel des Präsidenten der Republik in Versailles amtlich dem Departement znrückgegeben. Vom Montag an ist Paris wieder offiziell Frankreichs Hauptstadt.
Aus Perpignan wird unter dem 29. d. Mts. eine große Ueberschwemmung gemeldet, die in Maury, (Pirönoes Orientales) die Einwohner gezwungen hat, ihre Häuser zu verlassen. Weinberge und Gärten sind überschwemmt. Der Schaden soll nach den ersten Nachrichten unberechenbar sein. Aehnliche Berichte liegen aus andern Ortschaften, z. B. aus Saint Laurent de la Salanque, vor. Die Bevölkerung bereitet sich ans das Schlimmste vor. Der strömende Regen hält an, die Gebirgsflüsse Agly, Tet nnd Basse sind immer noch im Steigen begriffen. England.
London, 31. Okt. Bor den Geschworenen in Chester wurden dieser Tage ein gewisser John Barnes, seines Zeichens ein Advokatenschreiber, nnd seine Frau Katharine, welche das Geschäft der „Engelmacherei" betrieben hatten, (es wurde durch Zeugen konstatirt, daß das würdige Ehepaar nicht weniger als 18 Säuglinge in das Jenseits befördert) des Todtschlags für schuldig befunden und zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt.
London, 3. Nov. Meldung des Reuter'schen Bureaus aus Konstantinopel 2. Nov. Der britische Botschafter Layard wurde vom türkischen Minister über die Ankunft des englischen Geschwaders in den türkischen Gewässern interpellirt und äußerte darauf: das Geschwader werde vorläufig unbeweglich bei Vyrla bleiben, könne sich später aber leicht nach ei-