Amts- mW Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
W. 124.
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Amtliches.
Nagold, Alt e n st a i g.
An die Gemeinde- «nd Grtsftt,nll»rliöeden, die Airsfnhrnng der Schnthansdanten trete.
Nachstehender Consistorial-Erlas; vom 22. September d. I. Ziff. 8614 wird hiedurch zur Kenntnis; der Gemeinde- und Ortsschulbehördeu gebracht, mit Einschärfung der gegebenen Vorschriften zur genauen Beachtung.
Den 20. Oktober 1879.
K. gem. Oberamt.
J>t ciiler Anzahl von Fällen ist es in letzter Zeit vorgekommcn, das; bei der Ausführung von Schulhausbautcn die für die Einrichtung der Schul- hünscr und für die Konstruktion und Aufstellung der Snbsellien bestehenden Vorschriften (Amtsblatt Bd. III. S. 1318 ff. Bd. IV. S. 1480 ff. 1593. Bd. V. S. 1844 ff.) nicht beachtet und insbesondere die von der Oberschulbchörde genehmigten Baupläne nicht genau eingehalten worden sind. Es erscheint deshalb angemessen, den Ortsschulbehördcn die ihnen obliegende Pflicht, den Vollzug der für die Einrichtung der Schnlhäufer und für die Konstruktion und Aufstellung der Subfellien geltenden Bestimmungen zu überwachen, einznschärfen. (Verfügung des Kultministeriums vom 3. Mai 1866 (Amtsblatt Bd. III. S. 1163s Ziff. I. 3, Abs. 3.) Sodann werden den gemeinschaftlichen Lbcrämtern zu besserer.Bvllziehung der ihnen obliegenden Aufsicht über die vorschriftsmäßige Ausführung der Schnlhausbauten nachfolgende Maßregeln dringend empfohlen:
1) Bei Ertheilung der baupolizeilichen Genehmigung ist von Seiten der Oberämter darauf zu achten, daß der übergebene Bauplan mit dem von der Oberschulbehörde genehmigten Plane genau übereinstimmt.
2) Die Gemeinden sind zu veranlassen, die vorgeschriebene Prüfung des Kostcnnbcrfchlags dem in Schnlhausbauten besonders erfahrenen Techniker der Oberschulbehörden, welchem von Schulauffichtswegen der Bauplan regelmäßig zur Prüfung und Begutachtung mitgetheilt wird, zu übertragen. (Verfügung vom 19. April 1823, Reg.-Bl. S. 319, Z. 2 Abs. 2. KZ. 4, 5, 7—10. Verfügung vom 21. Mai 1874, Reg.-Bl. S. 159 Z. 3.)
3) Es ist von Seiten der Oberämter darauf hinzuwirken, beziehungsweise im Interesse der Gemeinden anzuordnen, daß nach Vollendung eines jeden einigermaßen bedeutenden Schulhausbaues, mag es sich uni einen Neubau oder um die Veränderung oder Erweiterung eines bestehenden Gebäudes handeln, eine förmliche Uebernahme durch einen höheren Banverständigen, am besten durch den Techniker der Oberschulbehörden stattzufinden habe. (Verfügung vom 19. April 1823, K. 12.)
Die gemeinschaftlichen Oberämter in Schulsachen werden angewiesen, in Zukunft bei jedem Schulhausbau sich in geeigneter Weise zu überzeugen, ob das Bauwesen nach den bestehenden Vorschriften und unter genauer Einhaltung des genehmigten Bauplanes ausgeführt wird. (Vcrgl. Verfügung vom 19. April 1823, ZK. 14, 15.) Nach der Vollendung des Baues, ist hierüber an die Oberschulbehörde in allen Fällen Bericht zu erstatten , in welchen nicht eine förmliche Uebernahme durch den Techniker der Oberschulbehörden stattfindet, da von diesem das Ergebniß direkt angezeigt wird.
Da endlich zur Kenntniß der Oberschulbehörde gekommen ist, daß vielfach die in neuen Schulhäusern vorhandenen Ocfen und Ventilationsvorrichtungen von den Lehrern nicht richtig gehandhabt werden, so wer
den die gemeinschaftlichen Oberämtcr in Schulsachen veranlaßt, dafür Sorge zu tragen, daß in dieser Hinsicht beim Beziehen neuer oder neu eingerichteter Schullokale den Lehrern die nöthige Belehrung und Unterweisung durch denjenigen Techniker, welcher die Ausführung des Baues geleitet hat, ertheilt wird.
Stuttgart den 22. September 1879.
Bitze r.
Dir rrlrdigte Rrallrhrstellr j„ Bairrsöronn wiirdr dcm Rcallchraintskaiididatcii Ackrrknechi, derzeit Vikar an der Reallehranstalt in Stuttgart, gnädigst übertragen.
Ta ges-Neuigkeiteu.
Deutsches Reich.
Nagold. Einsender ds. erlaubt sich, die Obstbaumzüchter und sonstige Liebhaber auf die Obst- ausstellnug des städtischen Baumwarts Raas aufmerksam zu machen; dieselbe befindet sich in der alten Kirche auf dem Kirchhof, ist recht hübsch arraugirt und enthält gegen 90 verschiedene Sorten Aepfel, Birnen und Ouittcn, jede in mehreren Exemplaren, alle in übersichtlicher Weise, sowohl mit ihren pomv- logischen als volksthümlicheu Namen bezeichnet, meistens selbst gezüchtet oder doch von der Umgebung stammend. Es kommt dem Obstbaumzüchter beim Pflanzen von Bäumen sehr darauf an, welche Sorten für irgend eine Gegend und Bodenbeschaffeuheit am besten passen und wird deßhalb manchem angenehm sein, vom Aussteller oder dessen Vater, dem eine langjährige Erfahrung zur Seite steht, Auskunft über die Tragfähigkeit, Dauerhaftigkeit u. s. w. der einzelnen Sorten zu erhalten. Auch einen der größten Feinde des Obstbaues, die Blutlaus, hat mau Gelegenheit einer näheren Besichtigung zu unterziehen. So bescheiden die Ausstellung im Ganzen ist, so wird sie den nicht zu anspruchsvollen Besucher dennoch befriedigen, da man nicht wie bei großen Ausstellungen durch die Masse vom Einzelnen abgezogen wird, sondern alles mit Ruhe betrachten kann. Es soll diese Ausstellung ein kleiner Anfangs-Versuch sein und nächstes Jahr in größerem Umfang wiederholt werden, und verdient der strebsame junge Mann bei diesem lobenswerthen Unternehmen alle Unterstützung. Bei dem wachsenden Interesse des Publikums für Obstbaumzucht, Gartenbau u. s. w. wäre es vielleicht angezeigt, wenn der landwirthschaftliche Verein mit seinen reichen Mitteln die Sache in die Hand nähme und nächstes Jahr eine Ausstellung nicht blos von Obst, sondern von allen möglichen Feld- und Gartengewächsen veranstaltete, es wird durch solche kleine Spezial-Ausstellungen viel mehr zur Hebung von Land- und Gartenbau beigetragen, als dieß durch noch so viele Vorträge und größere, aber entferntere Ausstellungen der Fall ist.
7 * Die Fahnenweihe des Militär- und Vete- ranen-Vereins in Oberjettingen am letzten Montag wäre durch den unaufhörlichen Regen in Wahrheit zu Wasser geworden, wenn nicht die Vorbereitungen hiezu einen Aufschub fast unmöglich gemacht hätten. Und so nahm dieselbe doch ihren programmmäßigen Verlauf. Böllerschüsse und Tagwache verkündeten den festlichen Tag; um 1 Uhr Mittags Zug auf den Festplatz und zwar unter heftigem Sturm und Regen, wobei die erwarteten Vereine sich nur spärlich Ungesunden hatten. Vorstand Röhm hielt die Begrüßungsrede, größtentheils in Gedichtform. Die Festrede, gehalten von Hrn. Forstschutzwächter M a ck, verbreitete sich, soweitsie für uns zu vernehmen war, über den geschichtlichen Verlauf des Krieges, besonders wurde dabei Se. Majestät der Kaiser als der erste Heerführer des letzten Krieges gepriesen. Nach der Fest
rede wurde von dem Liedcrkranz das Lied: „Brüder reicht re." vorgetragcn und hieraus der Rückzug unter immerwährendem Sturm und Regen angctietcn. Da man sich unter solchen Umstünden keine Minute länger im Freien aushalten konnte, so suchte jedermann, besonders aber auch die noch nachträglich eingerrofsenen Vereine (Herreubcrg, Nagold rc.> ein trockenes Plätzchen in irgend einem Gasthos oder Wirthschair aus, um die Unbill des Wetters durch einen guten Trunk, Musik und Gesang vergessen zu machen. Den lieben Festjungfraucn war cs natürlich nicht zu verargen, wenn sie mit verdrießlicher Miene ihre Blicke nach oben richteten, denn ihre Mühen und Opfer für das Fest waren nicht die geringsten: doch ihre bescheidenen Ansprüche an die Freuden des Lebens und jenes Tages ließen sie genügenden Ersatz finden in dem ihnen am Abend im Gasthaus zum Lamm gebotenen Fcstball. Trotz durchnäßt bis auf die Haut, zogen die fremden Gäste doch mit frohem, acht soldatischem Muthe der Heimath zu, manche nicht ohne jene ernste Erinnerung an jene Tage vor dem Feinde, wo ihnen Kälte und Nässe noch ganz anders mitgespielt hatten.
Stuttgart, 17. Okt. Es cursirt heute das mysteriöse Gerücht in unserer Stadt, daß in dem Hause des Bierbrauers Bardili-beim Leeren des Abtritts ein Schatz gefunden worden sei. Derselbe soll aus einer größeren Summe in Guldennücken bestehen. Man will sich erinnern, das; vor längeren Jahren bei Bardili ein Diebstahl und zwar von Silbergulden verübt worden ist und meint, daß der damalige Dieb ans Furcht vor Entdeckung seinen Raub im Abtritt versenkt hat. Das Weitere über diese Angelegenheit wird abzuwarten sein.
Stuttgart, 18. Okt. Der Reichstags-Abgeordnete v. Hölder erstattete gestern Abend im Saale der Bürgergesellschaft vor schwach besuchter Versammlung einen Bericht über die letzte Reichstagssession, wobei er zugleich seine Trennung von der national- liberalen Partei motivirte. Der Vortrag wurde von den Anwesenden, unter denen auch die conservative Partei ziemlich stark vertreten war, beifällig ausgenommen.
Um nicht gleichzeitig mit dem am 19.—21. April stattfindenden Frankfurter Pferdemarkt zu coucurriren, wird nach Gemeinderathsbejchluß der Stuttgarter in Zukunft auf den 26. und 27. April verlegt.
Die fünftägigen Festlichkeiten des Polytechnikums-Jubiläums haben mit Ausstellung von Zeichnungen begonnen.
Die Angaben, die ein Lokomotivführer bei der Beerdigung seines Collegen Hohl gemacht haben soll, nämlich, daß er, Hohl, 3 Nächte Dienst gethan und sich ani 13. geweigert habe, weiteren Dienst zu thun, werden nun von der Eisenbahndirektion als völlig unwahr nachgewiesen.
Rottweil, 17. Okt. Wie der „R. V." vernimmt, hat der Reichskanzler Fürst v. Bismarck gegen den Redakteur des „Albboten" Göbel zu Ebingen, der schon einmal wegen Beleidigung des Fürsten bestraft wurde, einen zweiten Strafantrag wegen einer in einem Leitartikel dieses Blattes enthaltenen Beleidigung des Fürsten gestellt. Es handelt sich um Anwendung des Spruches: „der Zweck heiligt die Mittel."
Balingen, 17. Okt. Auf eine wirklich originelle Weise löste nach dem „R. V." vor einiger Zeit ein Sonntagsschüler in Endingen die ihm von seinem Lehrer zudiktirte Hausaufgabe; letztere bestand im Schreiben eines Briefs und der ländliche Don Juan fertigte seinem Lehrer wirklich einen Brief und