Unterzeichnung des Gesuchs. Die alten Schulen werden Montag wieder eröffnet.

Berlin, 17. Okt.Die Nordd. Allg. Ztg." schreibt:Der Bundesrathsausschuß für auswärtige Angelegenheiten war von dem bayerischen Minister­präsidenten v. Pfretzschner berufen, um Kenntniß von der gegenwärtigen politischen Lage zu erlangen. Der Stellvertreter des Reichskanzlers ertheilte die gewünschte Auskunft, wovon die Mitglieder des Aus­schusses durchaus befriedigt sein sollen."

Mehr und mehr stellt es sich heraus, daß Fürst Bismarck keineswegs die Absicht hat, mit der na­tionalliberalen Partei, wenigstens mit dem bis­herigen rechten Flügel derselben, ganz zu brechen. Es ergiebt sich dies; neuerdings wieder aus einem Artikel in der halbamtlichenProv.-Corr." Dieselbe tritt darin den von der fortschrittlichen und einem Theile der liberalen Tagespresse künstlich erregten Reaktionsbefürchtungen entgegen, worin ein Theil der zwar in verminderter, aber doch recht erheblicher Zahl in das Abgeordnetenhaus zurückgekehrten nationalli­beralen Partei, der gerade aus den besonnensten Elementen überwiegend zusammengesetzt sei, ein schwe­res Hinderniß finden könne, den richtigen heilsamen Weg zu betreten, der zum Verständnisse mit der Re­gierung zum Wohle des Landes führe. Die Corre- fpondenz hält eS demgegenüber am Platze zu erklä­ren. daß die Regierung mit der Weiterführung der begonnenen Reformen auf den Gebieten der Steuer», Eisenbahnen und der Verwaltung, wofür sie stets die Zustimmung bedeutender Persönlichkeiten der na­tionalen und liberalen Richtung gefunden, aber nicht mit der Zerstörung aller Werke der letzten 12 Jahre beschäftigt sei.

In der 5. Sitzung der ersten ordentlichen Ge­neralsynode regte der Generallieutenant von Ollech das Interesse der Versammlung an für den Bau einer Dankeskirche in Berlin, anläßlich des ruchlosen Attentates im vorigen Jahre auf Se. Majestät den Kaiser. Redner constatirt, daß auf die erste Auffor­derung zu Sammlungen hin mehrere Provinzen, namentlich die Nheinprovinz, mit reicher Hand beige- steuert hätten und daß der Kaiser geäußert habe, jeder Vau einer Kirche in Berlin würde seinem landesvä­terlichen Herzen eine rechte Freude sein.

Betreffend Maßregeln gegen die Trunksucht lie­gen der Generalsynode folgende Anträge vor: Engel­bert und Genossen beantragen: Den Evangelischen Oberkirchenrath zu ersuchen, bei der hohen Staats­regierung auf den Erlaß gesetzlicher Bestimmungen zu wirken, die dahin gehen, 1) daß offenbar trunkene Personen, welche auf der Straße, in Wirthshäusern und an anderen öffentlichen Orten Aergerniß erre­gen, für straffällig erklärt werden; 2) daß die Wirthe, welche offenbar trunkene Personen in ihren Schank­lokalen dulden oder ihnen geistige Getränke verab­reichen, ebenfalls straffällig seien: 3) daß gewohn­heitsmäßige Trinker auch gegen ihren Willen auf Antrag zuständiger Behörden in besonderen Asylen unterzubringen seien. v. d. Grüben als Referent beantragt hierzu: Die Generalsynode wolle beschlie­ßen: 1) den evangelischen Oberkirchenrath zu ersu­chen, an geeigneter Stelle dahin zu wirken, daß durch Verschärfung der bestehenden Gesetze, bezw. durch Verschärfung der Handhabung der bestehenden ein­schlägigen Bestimmungen dem Laster der Trunksucht ein wirksamer Damm entgegengesetzt werde; 2) den Antrag der posener Provinzialsynode vom 22. Mai 1878 hierdurch für erledigt zu erachten.

I>r. Leonhardt, der preußische Justizminister, leidet an der Wassersucht.

Deutschland bereitet sich auf alle Fälle vor und wird man wohl seldst den Fall eines engeren russisch­französischen Bündnisses nicht ganz außer Augen lassen wollen, zumal die Dinge in Frankreich eine der fetzigen dortigen Regierung feindliche Wendung an­nehmen. Das Cabinet Waddington ist wegen seiner Friedfertigkeit und wegen seiner Abneigung gegen jeden leichtsinnigen Revanchekrieg unbeliebt bei den rachedurstigen Seelen unserer westlichen Nachbaren. In deutschen militärischen Kreisen mißt man darum der Generalstabsreise des Feldmarschalls, Graf Moltke, durch Elsaß-Lothringen nicht geringe Bedeutung bei. In Folge der großen Umwandlungen, welche seit dein letzten Kriege in der bedeutend vermehrten Wehr­kraft Frankreichs stattgefunden haben und die diesseits aufmerksam beobachtet werden, macht sich die Noth- wendigkeit einer Steigerung der Widerstandskraft der Reichslande gegen einen eventuellen Angriff Seitens

Frankreichs fühlbar. Voraussichtlich wird nicht nur zur Anlegung neuer Bcfestigungswerke, sondern auch zur Vermehrung der disponiblen Truppenmacht in den Reichslanden geschritten werden müssen. Die letztere bedingt keineswegs eine sofortige Steigerung des Militäretats, da vorläufig eine anderweitige Garnisonirung durch Entsendung weiterer Regimenter aus den alten Provinzen nach den Reichslanden ge­nügen dürfte. Seit Sicherung der Rheingrenze ist die Anwesenheit so zahlreicher Regimenter in den Rheinlanden und Westphalen vor dem Kriege von 1870 nicht mehr geboten. Bekanntlich haben schon vor 2 Jahren Ueberführungen rheinischer Regimenter nach Metz stattgefunden, ohne daß dies jedoch aus­reichend gewesen wäre.

Hannover, 17. Okt. Bennigsen hat sich entschlossen, sein Mandat zum preuß. Abg.-Hause anzunehmen. (Schw. M.)

Fünflinge. Man schreibt aus Volmerstein a. d. Ruhr: Es ist ein gewiß seltener Fall, daß Fünflinge geboren werden und am Leben bleiben. In unserem kleinen Orte ist aber ein solches Ereig­niß dieser Tage vorgekommen; die Frau eines Fabrik­besitzers wurde von Fünflingen entbunden, die sämmt- lich gesund sind und die Taufe empfangen haben. Auch die Mutter ist, soweit die Umstände es zulassen, munter und wohlauf.

OesterreichUngarn.

Wien, 16. Okt. In Kalafat kam es vor­gestern bei dem Besuche des Fürsten Alexander zu einem großen Skandal. Die Juden hatten einen Triumphbogen errichtet, der reich mit Tempeldecken behängen war. Die Bulgaren rissen die Decken her­ab und es entstand eine Prügelei. Der Fürst schützte die Juden mit Mühe gegen weitere Mißhandlungen.

Graz, 16. Okt. Seit Mitternacht dichter Schneefall, welcher an Bäumen und in Weingärten großen Schaden anrichtete, im Stadtpark wurden die stärksten Bäume gebrochen und die Anlagen ver­wüstet.

Schweiz.

In Villeret (Bern) ist eine Frau mit Vier­lingen, zwei Knaben und zwei Mädchen, niederge­kommen, die aber nur einige Stunden lebten.

Letzten Freitag war ein Reisender im Gasthof zumWilden Mann" in Basel angekommen, er nannte sich Kahn aus Lausanne und übergab seinen Koffer dem Portier, der ihn zu den vielen andern Koffern legte. Andern Morgens nahm der Herr Kahn eine Droschke, setzte den Koffer hinein und sagte dem Kutscher: Zur Zollstation! Ich komme sogleich nach! Wer aber nicht nachkam, war der Herr Kahn. Der Kutscher wartete, wurde ärgerlich und lud den Koffer nicht allzu sanft ab. Die Be­amten wurden mißtrauisch, öffneten den Koffer und fuhren entsetzt zurück; denn was fanden sie? 150 Pfund Dynamit. Das Höllenzeug wurde sofort unschädlich gemacht, aber der Herr Kahn aus Lausanne hat sich nicht wieder sehen lassen. Die Leser wissen nun, warum die Basler nachträglich zittern und sich ihres Lebens freuen. Die halbe Stadt hätte in die Luft fliegen können, wenn dem Koffer 'was passirt wäre. Hat man's mit einem andern Thoms zu thun?

An unserer Westgrenze hat sich bekanntlich Frank­reich mit einem Gürtel von Festungswerken umgeben, um auch für den Fall, daß die schweizerische Neutra­lität mißachtet und vergewaltigt würde, gegen einen Angreifer gedeckt zn sein. So namentlich dient das Fort Lomont dazu, die Straße von Basel nach Be- san^on zu beherrschen. Nicht genug damit, soll nun, einem an der bernisch-französychen Grenze umlaufenden Gerüchte zufolge, noch ein neues Fort zwischen Bourogne und Tretudans errichtet werden, und man findet eine Bestätigung dieses Gerüchts in der aus Paris eingegangenen Nachricht, daß der französische Kriegsminister beim Wiederzusammentritt der Kam­mern einen neuen Kredit für Vervollständigung der Grenzbefestigungen fordern wird.

Frankreich.

Paris, 17. Okt. Der Minister des Innern setzte 23 Maires und Adjoints ab, welche legitimisti- schen Bankets, und 2, welche dem Banket zu Ehren Blanguis beiwohnten. Auf diesen Bankets sind aufrührerische Reden gehalten worden.

In Frankreich gehen die Steuern so gut und reichlich ein, daß man fast neidisch werden könnte. In den ersten 9 Monaten d. I. hat der Finanzmi­nister schon viel mehr als 100 Millionen übrig und

sein Kollege, der Arbeitsminister, hat die beste Ver­wendung dafür. Bauen wir von diesem Gelbe im ganzen Lande gute Wege von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf, das hebt und erleichtert den Verkehr und gibt Hunderttausenden von Leuten loh­nende Beschäftigung während der Zeit, wo die Feld­arbeit ruht. So sagt der Arbeitsminister 'und man glaubt, daß die Kammer Ja und Amen dazu sagen wird.

Spanien.

Madrid, 18. Okt. Bei der Ueberschwemmung im Murcia-Thal sind 119 Personen ertrunken und 4 Dörfer zerstört. Tausende von Einwohnern erbaten die Hülfe des Königs. Der König begibt sich Mon­tag nach Murcia. (Fr. I.)

England.

Die Einnahme von Kabul durch die englischen Truppen hat den regulären Krieg in Afghanistan beendigt; der Guerillakrieg der dortigen kriegerischen Bevölkerung dürfte indeß die Engländer noch geraume Zeit in Athem halten. Aus Simla wird gemeldet, daß das englische Lager bei Alikheyl von großen Streitkräften der benachbarten eingebornen Stämme angegriffen worden >eien. Der Angriff wurde aber abgeschlagen, die englischen Truppen machten einen Ausfall und zerstreuten den Feind, welcher 23 Tobte zurückließ. Die englischen Truppen hatten 3 Ver­wundete.

Asien.

Allen Nachrichten zufolge steht ein chinesisch­japanischer Krieg in naher Aussicht. Aus Shan-ghai und Yokohama sind in London Nachrichten einge­troffen, denen zufolge die Chinesen große Quantitäten alter Gewehre angekauft haben, und die Japanesen ihre Rüstungen in den Küstenhäfen mit erhöhtem Eifer fortsetzen. Das Gerücht ist in russischen amt­lichen Kreisen in Umlauf, daß, im Falle ein Krieg zwischen China und Japan ausbreche, sämmtlichen chinesischen Kauffahrteischiffen durch Aufhissen der rusf. Flagge Schutz gegen japanesische Kreuzer er­langen werden. Eine dahingehende Uebereinkunft wurde, wie es heißt, (zwischen dem chinesischen Ge­sandten und der russ. Regierung vereinbart, und die Einzelheiten derselben wurden dem Admiral Aslan- berg erläutert, der sich jetzt auf der Reise nach Wla­diwostok befindet, um d«n Oberbefehl über das rusf. Pacificgeschwader zu übernehmen. _

Kandel L Werkehr.

Nagold. Bei dem am 16. Oktober hier abgehaltenen Biehmarkt wurden zu Markt gebracht: Kühe 280 Stück, Kal- belu 175 St, Schmalvieh 260 St. Zusammen 715 St. Ver­kauft: 80 Kühe, 70 Kalbeln, 60 St. Schmalvieh. Zusammen 210 St. Erlös: Von den Kühen 7,682 von den Kalbeln 6,095 von dem Schmalvieh 7,826 ^ Zus. 21,603 ^ Ochsen 125 Paar. Verkauft 75 Paar. Erlös: 61,475 ^ Milchschweine 215 St. Verkauft 187 St. Erlös: 1,587 30

Läufer 143 St. Verkauft 125 St. Erlös: 3,568 ^ Zus.: 358 St. Verkauft 312 St. Erlös 5,155 30 ^!.

Walddorf, OA. Nagold. Beginn der Obsternte diese Woche. Vorrath 3400 Ctr. bestes Tafel- und Mostobst. Einige Käufe zu 5 pr. Ctr. Käufer erwünscht.

L Vom hintern Walde. Bei uns hat sich am Donnerstag der Winter eingestellt, neben empfindlicher Kälte reichlicher Schnee. Unsere Äauern machen bedenkliche Gesichter zu diesem ungebetenen Kirchweihgast, zumal noch ein großer Theil der Felderträgnissc aussteht. Viele Kartoffeln sind noch im Boden, sämtliches Kraut, Kohlrabcn und weiße Rüben stehen noch aus. Unser reichlicher Obstertrag ist zum größten Theil noch nicht zeitig, er hätte noch 14 Tage auf den Bäu­men bleiben dürfen; nun wird er grün i» den Schnee geschüttelt.

Stuttgart, 18. Okt. (Kartoffel-, Obst- und Krantmarkt.) Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln, 3 bis 3.20 pr. Ctr.; Alles verkauft. Wilhelmsplatz: 2500 Säcke Mostobst, ^ 5. bis 5.20 pr. Ctr.; Verkauf ziemlich lebhaft. Marktplatz: 6000 stück Filderkraut, 6 bis ^ 8 pr. 100 Stück. Hessisches und bayerisches Obst auf dem- tcrbahnhof: 100 Waggons, 3.80 bis 4.20 pr. Ctr.

Heilbronn, 16. Okt. Aepsel ^ 3.70 bis 5, Bir­nen 3.50 bis ^ 5, Zwetschgen ^ 5. pr. Ztr. Kartoffel gelbe ^ 3.1550, rothe ^ 3.2055.

Bracken heim, 17. Okt. Der heutige Frost hat die grünen Weinberge über Nacht braun gefärbt, und die Trauben zum Stillstand, aber auch den sofortigen Beginn der Lese ge­bracht. Trübe, sehr trübe Aussichten!

DasElf. Journal" schreibt zur Weinlese: In mehre­ren Ortschaften des Ober-Elsasses, wie z. B. in Türkheim, Egisheim, Jngershcim, hat die Weinlese schon begonnen, ob­wohl die Trauben noch nicht reif sind. Es gibt sehr wenig Trauben und die noch vorhandenen nehmen täglich ab, ver­schwinden in Folge der Fäule, durch welebe die Beeren abfal- len. Auf eine eigentliche Weinlese ist also gar nicht zu zählen. Mau braucht dieses Jahr keine Bütten oder Fässer, um die Trauben nach Hause zu transportiren, sondern es kann das, wie bei den Kartoffeln, in Säcken geschehen.

Ulm, 17. Okt. Die am Mittwoch abgclaufene Tuch­messe nahm einen wenig günstigen Verlauf. Zugcsührt waren 2141 Stücke; verkauft wurden 1128 Stück, und zwar 687 an Inländer, 441 an Ausländer. Die Umsatzsumme betragt ca. 150000