I)
Mehr Elend entspringt aus den Streiken, dem Trinken, dem Sozialismus und Komunismus in England und Deutschland, als ans allen anderen Ursachen zusammen, Zeiten der Noth niit einbegriffen. Man hat allen Grund, anznnehmen, daß die Berichte der Konsuln zu Gunsten der amerikanischen Arbeiterverhältnisse tendenziös gefärbt sind.
Australien.
In Phönix in Australien lebt ein Tausendkünstler, der seine-:- Gleichen nicht findet. Dieser Mann hat cs dahin gebracht, daß seine Kanarienvögel die schönsten Opern-Arien ic. singen. Er bringt die Kanarienvogel in ein Haus, in welchem sich keinerlei andere Vögel befinden und stellt ihren Käsig vor einen Spiegel, in dem sie sich selbst sehe». Hinter den Spiegel stellt er eine Spieluhr, die das Stuck unermüdlich spielt, welches die Kanarienvögel lernen sollen. Diese glauben nun, daß ihre Ebenbilder im Spiegel die Melodie singen und geben sich Mühe, sie nachzusingen, was ihnen zuletzt gelingt. Der Australier hofft es bald dahin zu bringen, daß hundert Bögel Richard Wagners Pilgerchor und andere Bravourstücke ausführen. Die Leute gehen dann nicht mehr ins Theater, sondern zu dem Vo- gelsteller.
Kandel L Verkehr.
Boi» Kartoffel- Kraut- und Ob st mar kt. Auf dem Lcenlicirdtsplcch Zunihr von Sack Kartoffel», Preis 2 ^ SV 4 bis 3 ^ per Zentner. Auf dem Wilhclinsplatz Mostobst, Zufuhr ca. 500 Säcke. Preis 4 50 4 vis 5 per Zent
ner. Berkauf flau. Auf dem Krautmarkt feilgeboten ca. 6000 Stück. Preis per 100 St. sehr schöne Waare 9—10 ^ Verkauf langsam.
Nvtteuburg, 11. Sept. Gestern hat auch hier die all g ein eine Hopfenernte begonnen, bei der man dieselbe Erfahrung wie anderwälts bezüglich des bedeutenden Zurückbleibens des Ertrags hinter den Schätzungen macht. Das Produkt selbst ist von vorzüglicher Güte. Auch hier lägt man sich durch den von Nürnberg gemeldeten Rückgang der Preise nicht schrecken und hofft zuversichtlich auf eine baldige steigende Tendenz.
Nürnberg, ll. Sept. (Hopfen.) Bis Mittag Zufuhr neuer Hopsen, 100 Ballen. Der Berkaus derselben ging ziemlich rasch, aber ohne Preisbesseruug von Statten, wodurch eine etwa? festere Stimmung hervorgcrnsen wurde. Notirun- gen lauten: Aarttemberger, prima «-kil 225 — 230, dto. secunda ^ 180 210, Badische, prima 215—228, secunda 180 — 210.
Frankfurt, 11. Sept. (Ledermesse.) lieber den Verlaus der hiesigen Ledermesse ist nur Gutes zu melden und wurden alle au den Markt gebrachten Sohlleder und Oberleder geräumt. Tie bei Wild- und Zahmsohlleder eingctretene Preissteigerung bewirkte auch eine Erhöhung in Vachleder. Deutsche Rindleder waren sehr begehrt und wurden zu höheren Preisen lebhaft gehandelt, was auch bei ostindischeu Kppsen — wenn auch nicht in dem Matze wie bei Rindleder — der Fall war. Braune Und schwarze sKalbfelle preishaltend. Schwarz Zeugleder zu bisherigen Preisen gefragt. Braune und iveitze Schaffelle beliebt und anziehend.
Bekauntmach u u g der K. P o std irekti on, betre f- fend die Postverbindungen zwischen Dornstctten und Altensteig und zwischen Altensteig und Nagold.
Vom 15. d. M. einschlietzli ch au wird die Pcrsonen- postfahrt von Dornstette» nach Altensteig über Psalzgrafenweiler anstatt wie seither um 5 Uhr 25 Minuten Vormittags aus Dornstette» mit folgenden veränderten Kurszettel, zur Ausführung gebracht: Aus Dornstetten um 2 Uhr 15 Min. Nachm, (nach Ankunft der Züge 222 und 225), in Psalzgrafenweiler um 3 Uhr 30 Min. Nachm., aus Psalzgrafenweiler um 3 Uhr SS Min. Nachm., in Altenstcig um 4 Uhr 35 Min. Nachm, zum Anschlag an Kurs IV nach Nagold, welch' letzterer vom gleichen Tage ab folgende veränderte Kurszeiten erhält: Aus Altensteig um 4 Uhr 45 Min. Nachm., in Nagold um 6 Uhr LS Mi». Nachm. In den Kurszeiten der übrigen Postfahrten zwischen Altensteig und Nagold und der Personenpostfahrt von Altensteig nach Dornstette», sowie der Lokalfahrten zwischen Dornstette» und Psalzgrafenweiler tritt eine Aenderung nicht ein.
Vrinzch Uothyaar.
Erzählung von Max v. Schlaegel.
(Fortsetzung.)
Es war finster geworden im Gemach, denn der Mond stand jetzt hinter dem Kirchendach, dessen Schatten sich dunkel über die Häuser des Städtchens breitete. Endlich fuhr der Thnrmer mit gedämpfter Stimme fort:
H a i t e r b a ch.
Liegenschasts-
Verkaus.
AuS der Gantmasse des
Michael Gutekunst, MaurerS von Haiterbach, kommt die vorhandene Liegenschaft am Mittwoch den 24. September 1879, Vormittags 10 Nhr,
„Die Leidenschaften der Jugend sind gefährlicher als die Wuth der Elemente. Ich dachte an nichts als an das zertretene Lebensglück meiner Schwester, denn daß der Offizier Sabinen jetzt noch zu seinem Weibe machen würde, der Gedanke war zu kindisch, um ihm Raum zu gönnen. Trotzdem ging ich zu dem Menschen und fragte ihn, wann er meine Schwester heira- then werde. Er lachte mir in's Gesicht: „Ihr seid wohl noch sehr jung, weil Ihr nicht müßt, daß man schöne Bürgermädchen wohl küßt, aber nur seinesgleichen heirathet." „Ehrloser Vube!" schrie ich und schlug ihn in's Gesicht; er ward aschbleich und starrte mich mit Todtenaugen an. Dann riß er einen Säbel von der Wand und drang auf mich ein. Aber ich war stärker, als er, entwand ihm die Waffe, und ehe er sich schützen konnte, drang das spitze Eisen in seine Brust... Röchelnd brach er zusammen, und ich entfloh. Vor meinen Augen schwamm es wie ein Meer von Blut und ans meinen Zügen mochte es liegen wie Schuld und Rache; denn als ich in das Zimmer meiner Schwester drang, streckte sie mir mit Entsetzen und Abscheu die Hände entgegen und flüsterte mit bebenden Lippen: „Mörder!" „Du bist gerächt, Sabine!" rief ich und wollte die Schwankendein meinen Armen anffangen. Aber sie stieß mich wild zurück. „Rühre mich nicht an, Du bist noch schlechter als ich, sagte sie, dann stürzte sie ans dem Gemach. An demselben Abend kam Meinhardt, um sich das Jawort zu holen. Ich sagte ihm Alles. Er hörte mich seltsam ruhig bis zu Ende an. Nur daß ein eigcnthnmlicher grauer Schimmer über sein Gesicht flog und er plötzlich aussah wie ein alter Mann. Mühsam stand er ans: „Du mußt fliehen," sagte er mit klangloser Stimme, „oder soll man auf das Grab deines Vaters einen Galgen pflanzen?" Ich folgte ihm aus Umwegen in seine Wohnung. Als es Nacht ward, schaffte er mich aus der Stadt. Nach wochenlangem Kreuz- und Ouer- wandern kam ich hierher. Deine Mutter, die mit der ihrigen dicht am Thor wohnte, nahm mich auf, als ich an ihrer Thür bewußtlos znsammenbrach. Die beiden Frauen pflegten mich trotz ihrer Armuth mit ansopfernder Geduld. Aus meinen wirren Fieberreden mochten sie mancherlei errathen haben, denn als mein Bewußtsein znrückkehrte, sah ich oft in meinem Halbschlummer, daß die Augen der Alten voll scheuer Neugier auf meinen verfallenen Zügen ruhten. Aber sie fragten mich nie; den wenigen Bekannten gegenüber galt ich für ihren Verwandten, der ans der Wanderschaft bei ihnen vorgesprochen habe und erkrankt sei. Niemand jedoch schien mich zu suchen, obschon bereits Monate seit meiner Flucht vergangen waren. Trotzdem wagte ich nicht nach meiner Genesung kaum auf die Straße hinaus, aus Furcht, angehalten und in's Gefängniß geführt zu werden. Allein Niemand kümmerte sich um mich. Ich blieb bei meinen Pflegerinnen und theilte mit ihnen, was ich noch besaß. Von der Heimath erfuhr ich nichts, denn zu fragen wagte ich nicht, ans Furcht mich zu verrathen und meine Schwester noch unglücklicher zu machen, als sie bereits war. Ich wußte, daß sie nicht verlassen war, so lange Meinhardt lebte, wenn ich auch nicht mehr hoffen durfte, sie als sein Weib zu sehen. Als meine Baarschaft auf die Neige ging, wagte ich es, mich nach Arbeit umzusehen, aber es ward mir schwer, Verdienst zu finden, denn meine Kenntnisse zu verwerthen, verbot mir die Vorsicht, und ein Handwerk hatte ich nicht gelernt. Zugleich bemerkte ich, daß Liese, die Tochter meiner Wirthin, mich nicht ungern sah. Sie war ein liebliches stilles Wesen, das niemals an sich selber dachte, und ihre schüchterne Liebe zu mir, dem Ausgestoßenen, Heimath- losen, rührte mein verwaistes Herz. Da ward der Thürmer hier oben vom Blitz erschlagen. Ich bemühte mich um die Stelle und erhielt sie, da sie zu wenig verantwortlich war, um die Fragen nach meinem früheren Lebenswandel nöthig zu machen. Ja, man gab sie mir gern, mochte doch lieber ein „Hergelaufener"
Amtliche und Privat-Bekanntmachrmgen.
den gefährlichen Posten übernehmen, statt eines der guten Bürger dieser Stadt. Dann bat ich Liese, mein Weib zu werben. Ihr Glück belohnte mich für Alles was ich bisher gelitten, aber zuvor bekannte ich ihr mein Verbrechen. Sie schauderte nicht von mir zurück. Ja, sie gestand mir, daß sie längst dergleichen geahnt. Dennoch hatte mich das treue Geschöpf geliebt. Wir zogen herauf in dies enge Gemach, und unser Leben, hoch über den Häuptern der ehrbaren, gewissensreinen Städter, gestaltete sich zu einer friedlichen Idylle. Hätte die wohlweise Bürgerschaft geahnt, daß es Mörderhände waren, unter denen allabendlich die Glocke von St. Annen zum Feierabend und zum Gebet rief! — Dann wurdest Du uns geboren, und das Glück Deiner Mutter war vollendet. Auch ich gab mir Mühe, die Vergangenheit für immer zu begraben, aber es gelang mir nicht; die Sorge um das Schicksal meiner Schwester, der Gedanke, ein vogelfreier Mörder zu sein, ließen mich zu keinem dauernden Frieden kommen. Du warst etwa ein Jahr alt, da kehrte ich eines Abends von einem meiner seltenen Ansgänge heim, für die ich gewöhnlich die Dämmerung wählte. Da bog ein Mann ans einem Gäßchen und schritt langsam vor mir her. Gestalt und Bewegung erschienen mir so seltsam bekannt und vertraut, daß mir vor Schreck fast der Odem versagte. Unbemerkt suchte ich ihm zu folgen. In einer menschenleeren Straße erreichte ich ihn und schritt langsam an ihm vorüber. Er wandte flüchtig das Gesicht nach mir um. Er war cs wirklich — Meinhardt. Was wollte er hier, hatte er meine Spur gefunden? Mein Kops schwindelte, Während ich anscheinend ruhig weiterging. Er hatte mich nicht erkannt, denn ein dichter Bart verbarg mein Gesicht, das der Hut überdies beschattete. Noch einmal kehrte ich um, ihm zu begegnen. Wie war er verändert! Die einst so jugendkräftige Gestalt gebeugt, die Züge eingefallen und schlaff, schritt er an mir vorüber, und sein müder Blick schweifte ahnungslos über mich hin. Er hatte schwer gelitten, schwerer vielleicht als ich. Dann trat ich an seine Seite und rief leise seinen Namen. An der Stimme erkannte er mich, und der fast verklärte Ausdruck seiner Züge ver- rieth mir ohne Worte, was er empfand. Er winkte mir zu schweigen und seinen Arm in meinen legend, führte er mich in seine Wohnung. Das erste, was ich dort erfuhr, war, daß ich kein Mörder sei. Der Verwundete war nicht gestorben. Als er nach langer Krankheit reden durfte, verweigerte er jede Auskunft, wie er zu der Wunde gekommen sei. Ein Rest von Ehrgefühl, vielleicht auch die Furcht, man möchte erfahren, daß er von mir geschlagen worden sei, verschloß ihm den Mund. Nach seiner Genesung hatte er meine Vaterstadt verlassen, und Meinhardt wußte nicht, wohin er sich gewendet. Dann erst fragte ich nach meiner Schwester. Sie war todt. Schreck und Kummer hatten sie auf das Krankenlager geworfen, von dem sic nicht mehr erstand, vielleicht weil sie nicht weiter zu leben wünschte. In Meinhardts Armen ist sie verschieden.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— Die Annahme, daß der Wald auf die Luft-Elektrizität und die damit zusammenhängenden Hagelwetter nicht ohne Einfluß sei, gewinnt immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Es werden vielfach Oertlichkeiten genannt, wo nach Abholznng eines Hochwaldes die Hagelwetter sich auffallend mehrten, und andere, wv nach Heranwachsen eines neuen Bestandes der Hagel viel seltener wurde oder aufhörte. In Württemberg ist die Beobachtung gemacht worden, daß Nadelholzbestände viel seltener vom Hagel heimgesucht werden als Laubholzbestände. In Ehingen (Laubholz) soll es z. B. 22mal mehr hageln als in Ellwangen (Nadelholz). Berichte aus Süd-Tirol bestätigen diese Erfahrungen.
auf dem Haiterbacher Rathhanse im ersten öffentlichen Anfstreich znm Verkauf, und zwar:
Gebäude:
1 a 48 in P.-N. 124 Wohnhaus, Scheuer u.
Hof vor dem,_
Waldthor,
B.-V.-A. 2200 JL Anschlag 1500
Gärten:
56 m P.-N. 3630/s Gemüsegarten am Waldweg,
Anschlag 50 ^ 3 kt 97 NI P.-N. 3032/t Gras- und Baumgarten vor dem Waldthor.
Anschlag 120
18 a 74 in P.-N. 1150 im obern Wasserthal,
Anschlag 170 ^
Aecker:
15 n 43 in P.-N. 3332/t in Knollen-
äckern, Anschlag 80 „lL
15 a 37 in P.-N. 4392 in Thal-
Aeckern, Anschlag 150 13 e> 5 in P.-N. 3303/s in Knollenäckern, Anschlag 40
Hiezu werden Liebhaber eingeladen. Den 30. August 1879.
K. Gerichtsnotariat Nagold. Huber, A.-V.