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Gesellschafter.

Amts- uick Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wächci,1!ich 3mal und kostet halbjährlich > hier (ohne Trä ^eriohn) 1 60 in dem Bezirk j

2 mi'/,erhLtb des Bezirks 2 40 ^

Samstag den 6. September.

Jnsertionsgcbiihr für die Ispaltige Zeile ans ge- ! - wöbnlicher Schrist bei einmaliger Einrückung 9 < bei mehrmaliger je 6 ^1.

Amtliches.

N >a g o l d.

An die Ortsvorsteher.

Dieselben werden angewiesen, beim Betreten hcrumzichcnder Zigeuner streng nach den vom K. Ministerium deS Amern durch Erlas; vom 23. v. Mts., Ziffer 8422, Ministerial-Amtsblatt Seite 293, erthcilten Weisungen sich zu achten. Ausländische, d. h. dem deutschen Reich nicht angehörigc Zigeuner, welche sich innerhalb des Landes befinden, sind, falls sic nicht im Inland einen festen Wohnsitz haben und einen erlaubten Erwerb genügend darzuthun vermögen, zur Ausweisung aus dem Gebiet des Königreichs an das Oberamt cmzuliesern.

Den 3. September 1879.

K. Oberamt. Gun tu er.

Die Königlichen Pfarrämter

werden um Einsendung der Provisoratstabellen wo möglich bis 10. September ersucht. Älteustaig, 3. Sept. 1879.

K. Bezirks-Schulinspektorat. Mezger.

Die russisch-deutschen Beziehungen.

Nicht ohne ein gewisses Unbehagen betrachtet der Leser die politischen Verwicklungen, welche sich zwischen den beiden sonst anscheinend stets befreundeten Mächten des russischen und des deutschen Reiches entwickelt haben.

In Nachstehendem wollen wir die gegenseitigen Beziehungen beider Mächte und die näheren maßge­benden Verhältnisse ins Auge fassen, um an ihnen zu zeigen, was von dem ganzen Lärm zu halten und welche Bedeutung ihm überhaupt zuzumessen sei.

Zu den charakteristischen Eigenthümlichkeiten des modernen und auch des deutschen Preßwesens gehört die Neigung zur Uebertreibung, zum sich gegenseitig Ueberbicten-Wollen. Wo immer neue Thatsachen der öffentlichen Aufmerksamkeit empfohlen oder neue Ge­sichtspunkte für die Beurtheilung längst bestehender Verhältnisse hervorgehoben werden, sind alsbald Leute bei der Hand, die sich in dieselben verbeißen und die­selben mit tendenziösen Uebertreibungen bis zum Un­sinn steigern. Wesentlich damit hängt zusammen, daß manche an und für sich höchst berechtigte und wohl- thätige Anläufe, die man im Verlauf der letzten Jahre genommen hatte, unfruchtbar blieben und Denjenigen verleidet worden sind, die von denselben hätten Vor­theil ziehen können. In kleinen wie in großen Dingen ist es so zugegangen.

Als ob die Tugend des Maßhaltens in Deutsch­land niemals heimisch gewesen sei und als ob blinder Uebereifer zu unfern Nationaleigenschaften gehöre, suchten wir jeden neuen Gedanken, jede aus unserer nationalen Entwickelung hervorgegangene neue Stre­bung zu Tode zu Hetzen, jedem glücklich gefundenen und widerklingenden Worte die Stellung einer all­gemein gültigen Formel, jedem für ein bestimmtes, abgegrcnztes Verhältniß entdecktes Heilmittel den Rang einer Universal - Arznei zu erobern und gegen unsere Tradition und eigne innerste Natur das Heil in Extremen zu suchen.

Aehnlich ist es auch in politischer Rücksicht zu­gegangen. Der Uebereifer, mit welchem wir Deutsche der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts aus der beschränktesten Vielstaatigkeit in die Bahnen der Reichseinheit überspringen und den Bruch mit alten Gewohnheiten als solchen für einen nationalen Fort­schritt ansehen, ist nicht der letzte Grund dafür gewesen, daß unsere Reichsentwickelung schon in ihrem ersten Stadium aus Schwierigkeiten gestoßen ist, die

man noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehalten hätte. Auf die Ueberschwänglichkeit, mir welcher wäh­rend der Jahre 1871 bis 1876 angenommen wurde, jedem Dinge, das man zurReichssache" mache, sei dadurch allein schon geholfen (selbst ABC-Bücher und orthographische Regeln sollten von Reichswegen fest­gesetzt werden!, aus diese Ueberschwänglichkeit mußte eine Reaction folgen, die uns darüber belehrte, daß Nationalgesüht und nationale Gesinnung sich nicht künstlich destilliren und mit Hülse von Bundesrarh und Reichstag geschriebener Recepte tierstellen ließen.

Nachdem man Jahre lang einen förmlichen Nussencultus getrieben, jede Kritik russischer Zustände wie Hochverrats) behandelt und so gethan hatte, als sei das durch zeitweilige Interessengemeinschaft bedingt gewesene Zusammenstehen der Cabinete von Berlin und von Petersburg ein den gegenseitigen Volks- Sympathien entsprungenes, für alle Zeiten feststehen­des Naturgesetz, gebärdet man sich heute, als sei ein russisch-deutscher Conflict nur noch Frage der Zeit und als rührten die diesseits und jenseits der russischen Grenze betriebenen Festnngsbauten erst ans der Pe­riode der zwischen den beiden Kanzlern ansgebro­chenen Empfindlichkeiten her. Die Wahrheit ist, daß die zwischen den beiden Herrschern dieser Reiche be­stehenden freundschaftlichen Beziehungen von der Blasse der russischen Nation niemals getheilt worden sind, daß man einander auch in den Tagen größter Intimität stets aufmerksam und nie ohne ein gewisses Mißtrauen beobachtet hat, daß ein sehr erhebli­cher Theil der russischen Presse die feindliche Sprache, über welche jetzt so laut und leidenschaftlich geklagt wird, seit zehn und seit zwölf Jahren geführt bat, und daß der Unterschied gegen früher sich wesentlich darauf beschränkt, daß man in Berlin heute von Dingen Notiz zu nehmen für nöthig hält, die man viele Jahre lang systematisch ignorirt hat.

Es ist augenscheinlich kein Zweifel, daß sich die russische Mißgunst gegen Deutschland ungemein ver­schärft hat aber zu irgend welchem Zusammen­stöße zwischen uns und unserem östlichen Nachbarn fehlt heute jede Veranlassung ebensosehr, wie in einem ganzen voransgegangenen Jahrhunderte. Und ferner brauchen wir nicht außer Acht zu lassen, daß Rußland zur Führung großer europäischer Kriege weniger denn je befähigt ist.

Von einer Gefahr braucht also wohl nicht die Rede zu sein und wird der nüchterne Leser sich von dem Schreckgespenste derselben, mag sie noch so sehr an die Wand gemalt werden, kaum zu fürchten haben.

Tages-Nerrigkeiterr.

Deutsches Reich.

Ealw,' 2. Sept. Der auch in weitern Kreisen unter dem NamenJakoble" bekannte eifrige Stun- denhülter Jakob Kirchherr in Stammheim ist ge­storben und letzten Samstag unter ganz außerordentlich zahlreicher Begleitung zu Grabe gebracht worden. Er erreichte das hohe Alter von 91 Jahren.

Stuttgart, 3. Sept. Ein solch großes §ei- chenbegängniß wie das des Prälaten Kapsf bat Stuttgart wohl noch nicht gesehen. Tausende von Menschen bildeten Spalier in den Straßen, welche der Leichenzug Passirte. Mehr als 2000 Frauen und Jungfrauen begleiteten denselben. Als die ersten Frauen schon an der Legionskaserne waren, hatten die letzten noch nicht den Bazar hinter sich. Freilich waren sie nicht allein aus Stuttgart, sondern aus allen Theilen des Landes, besonders aus Kornthal, aus sonstigen Orten der Umgebung, aus Calw, sogar ans dem Badischen und aus dem Oberland hcrbei-

geeilt. Friedhof und Kirche mußten so lange ver­schlossen bleiben, bis die Leidtragenden Eingang gefunden : dann erst konnte dem allgemeinen Publikum der Zutritt gestattet werden. Wenn alle Diejenigen, welche am Zuge Theil genommen, den Trauergottes- dienst besuchten, dann haben sie den letzten Platz in der Kirche und evangelischen Saale bedürft. Kurz es war eine Trauerfeierlichkeit wie Stuttgart nicht leicht großartiger gesehen haben dürfte. Am Grabe hielt der Schwager des Bereinigten, Oberhofprediger Prälat Dr. v. Gerok in tiefer Ergriffenheit die Leichenrede über das Tcxtwort:Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Name des Herrn sei gelobet!" Ein wahres Pracht- und Muster- wcrk war der nach Zeichnungen des Professor R a u s ch er und nach den Kunstansführnngen von Professor Plock, Bildhauer Knaisch n. A., von hiesigen Meistern ge­fertigte Leichenwagen l. Klasse.

Rottenbnrg, 2. Septbr. Gestern kam zur Kenntniß der Stadtj, daß der hochw. Bischof Herrn Domkapitular Bendel zum Domdekan gewählt habe, lieber die Besetzung der beiden erledigten Domkapi- larsteilen verlautet noch nichts.

Vom Schwurgericht Tübingen wurde Schnhllehrcr Johs. Schuster von Wildberg wegen eines Sittlichkeitsvergchens zu 1 Jahr 10 Monat Zuchthaus verurtheilt.

In Biberach fand anfangs dieser Woche das sechste württ. Landesschießen statt.

Neckarsulm, 1. Sept. Gestern Nachmittag fiel nach der Neck.-Ztg. ein -Msjähriges Kind, das augenblicklich ohne Aufsicht war, 2 Stockwerke hoch aus dem Fenster auf das Straßenpflaster, ohne daß es auch nur die geringste Verletzung oder Schürfung davongetragen hätte. Die Freude der Eltern kann man sich wohl denken.

München, 3. Sept. Die kürzlich hier im Alter von 86 Jahren verstorbene Oberstenwittwe Wolfs hat ein Vermögen von mehr als 4 Mill. hinter­lassen : Frau Wolfs hinterläßt keine Leibeserben und geht deshalb die reiche Erbschaft in die Hände von entfernteren Verwandten über.

Berlin, 4. Sept. DerReichs-Anzeiger" pub- licirt eine kaiserliche Verordnung, durch welche der Bundesrath ans den. Sept. nach Berlin einbe- rnscn wird.

In den nächsten Wochen wird in Preußen der Wahlkampf mit seinen vielen Qualen den Anfang nehmen. Die öffentliche Meinung verhält sich dem­selben in einer seltenen Theilnahmslosigkeit gegenüber, welche einer natürlichen Abspannung nach vorange­gangenem heißem Kampfe sowohl, als auch dem Umstande zuzuschreiben sein »rag, daß gegenwärtig eigentlich nichts Greifbares existirt, um das man sich streiten, und um das man zu kämpfen, reden oder zu schreiben Hütte. Die nächsten Wochen sind zugleich das Zeitalter der Glücklichmacherei. Es giebt keine Partei, welche den Leuten nicht das seligste Leben und die goldensten Berge verspräche, nur daß der Eine diese herrlichen Dinge auf einem nach rechts abzweigenden, der andere solche ans einem entgegen­gesetzt nach links abschneidenden Wege erreichen will. Blitzwenig Köpfe aber giebt es, welche auf den ge­wiß naheliegenden Gedanken verfallen sollten, ans dem geraden Weg schlichtwcg nach vorwärts zu gehen und mit den Dingen zu rechnen, wie sie sind, und nicht wie sie sein sollen. Es gehört hierzu zwar eine kleine Portion gesunden Menschenverstandes, allein es wird doch so schwer nicht sein, diesen auch heut­zutage noch zu finden!

(Neue Hebungsversnche.j Bon fachmänni­scher Seite erhält die Trib. folgende Mittheilung: