Schon sei die Kunde in Konstantinopel eingetroffen, daß Geometer der Flotte Plane für Wasserwerke für die Stadt Mitylene vorbereiten.
Afrika.
Ter Krieg in Südafrika schleppt sich in einer Weise fort, die den Engländern selbst wohl gerade nicht erbaulich erscheinen wird. Wie sie sich vom Kriegsschauplätze telegraphiren lassen, beabsichtigt General Wolseley jetzt den in einer unnahbaren Wildnis; sich versteckt haltenden Zulukönig Cetewayo zu umzingeln und treffe er auch die nothwendigen Korkehrungen hierzu. Das; dies letztere Project mehr ein Hirugespinust als ein vernünftiger Feldzugsplan, braucht nicht erst lange auseinandcrgesetzt werden.
Kandel L Derketjr.
Tübing e n, 28. Ang. Der Stand der Hopfengärte 11 ist wie an allen Orten, sv auch hier ein sehr verschiedener; neben recht schönen und mittleren gibt es auch solche mit geringem Ertrag. Im Allgemeinen dürfen wir aus eine schwache halbe Ernte rechnen, d. h. aus 3—4 Etr. durchschnittlich pro württemb. Mögen mit 1000 Stangen. Die städtischen Hopfengärten ergeben einen Ertrag von mindestens 100 Ctr. Das Gesammtergebiiiß hiesiger Markung dürfte sich auf 1400 bis 1500 Etr. berechnen. Für ganz Württemberg wird der Ertrag zu 30,000 Etr. (gegen serndige 60,000) geschätzt.
(lieber den Ausfall der Ernte inWüttembergj referirte Herr I. G. Sting von Stuttgart bei dem internat. Getreidemarkt in Wien Folgendes: Ungeachtet aller nützlichen Verhältnisse stehen wir heute vor einer Ernte, die im Grossen und Ganzen noch befriedigend ist und jedenfalls die Erwartungen wesentlich übertrifft. Dinkel ist in quantitativer Beziehung zwar sehr verschieden, jedoch ist die Qualität im Durchschnitte wesentlich besser als i»i vorigen Jahre und sogar mitunter ausgezeichnet schön. Waizen ergibt sowohl quantitativ als qualitativ einen mittleren Ertrag. Roggen dagegen befriedigt im Durchschnitte weniger und ist nur in einigen Gegenden gut geratheu. Bei Gerste wird die Quantität durch die meistens gute Qualität ebenfalls vermehrt, und es kann das diesjährige Gewächs znm grotzten Theile für Brauzwecke verwendet werden, was schon mehrere Jahre nicht mehr der Fall war. Hafer wird eine Mittel-Ernte nicht ganz erreichen. Es berechnet sich der Dnrchschnittsertrag bei Waizen 104, bei Roggen 07, bei Dinkel (Spelz) 101, bei Gerste 07, bei Hafer 08. Ferner wird dieselbe schon detzhalb weit ausreichender sein, weil uns in diesem Jabre eine Kartoffel-Ernte nicht nur reich in Quantität, sondern auch ausgezeichnet in Qualität in Aussicht steht.
iRu ndreisebillet.) ^Vom Tage der Betriebseröffnung der Bahnstrecke Stuttgart—Freudenstadt - 1. k. Mts. an —
werden auf den Stationen Stuttgart, Böblingen, Herrrenbcrg, Horb, Nagold, Ealw, Zuffenhausen und beziehungsw. Tübingen, Rottenbnrg, Plochingen, Reutlingen, Metzingen, Nürtingen, Etzlingen und Cannstatt, sowie gegen vorherige Anmeldung und Erlegung der Fahrtaxe auch auf den übrigen durch nachgenannte Touren berührten Stationen Rundreisebilletc II. und III. Klasse für gewöhnliche Personcnzüge zu ermäßigten Preisen und zwar für die Tour kl. Stuttgart—Böblingen-Horb—Na- gold,-Calw - Zuffenhausen—Stuttgart oder umgekehrt zum Preise von 6 60 ^ und 4 .L 40 ^ und für die Tour 1.
Stuttgart -Böblingen -Horb-Tübingen—Plochingen —Stuttgart oder umgekehrt zu 6 80 K bezw. 4 55 ausge
geben. Die Giltigkeitsdancr dieser Billetc beträgt 3 Tage und wirds, wie bei Retvurbilleten, durch Sonn- und die besonders bezeichncten Fest- und Feiertagen verlängert. Innerhalb der -Giltigkeitsdancr kann die Fahrt auf Zwischenstationen nach Belieben unterbrochen werden.
Karlsruhe, 30. Aug. Bei der heutigen Serienziehung der badischen j35 fl.-Lose von 1845 wurden folgende Serien gezogen: 7 29 83 113 160 160 175 185 191 359 461 618 646 668 790 800 857 892 938 945 1063 1075 1082 1088 :1089 1093 1292 1298 1331 1344 1358 1407 1476 1655 1682
.1736 1888 1885 2055 2076 2091 2142 2182 2256 2382 2405
2489 2531 2604 2629 2630 2688 2748 2765 2791 2800 2804
2827 2856 2882 2924 2933 3014 3050 3073 3082 3090 3095
3241 3243 3340 3382 3458 3556 3638 3981 4049 4055 4086
4101 4133 4345 4354 4400 4407 4420 4428 4448 4482 4491
4505 4535 4559 4676 4706 4742 4758 4984 4991 5007 5036
.5160 5284 5316 5357 5406 5412 5414 5422 5500 5513 5547
5642 5653 5662 5808 5833 5874 5922 5947 5974 6016 6033
6124 6145 6282 6317 6410 6428 6600 6670 6708 6722 6733
6790 6867 6917 6959 6997 7059 7092 7153 7165 7248 7263
7347 7434 7475 7486 7490 7572 7592 7661 7667 7689 7790
7809 7856 7934 7971.
Prinzeß Mothhaar.
(Fortsetzung.)
Der Morgen verlief in rastloser Thätigkeit. Als es jedoch Mittag ward und das Zeichen vom Thurm immer noch auf sich warten ließ, begann eine gewisse Unruhe sich des Bürgermeisterstöchterlein zu bemächtigen. Wenn der König nun doch nicht kam? So leicht, wie Leberecht es sich vorgestellt, erschien es ihm plötzlich nicht mehr, das Ausbleiben des Monarchen zu mtschulgigen. Ruhelos gieng er im Zimmer auf "und ab und trat immer wieder an das Fenster, um das verabredete Zeichen zu erspähen, aber es blieb aus. Am liebsten wäre er selber hinaufgestiegen, wenn es sich mit seiner Würde und Corpulenz vertragen hätte. Jetzt begann auch das seit Stunden versammelte Volk Ungeduld zu verrathen, schon waren einzelne fragende Rufe zu den Rathhausfenstern empor- gedrnngen, und auf des Bürgermeisters kahler Stirn Perlte bereits der Anstschweiß. Wenn der Thürmer-
sohn verworfen genug gewesen wäre, sich mit der geheiligten Person des Monarchen einen Spaß zu erlauben? Leberechts Verstand begann sich im Wirbel zu drehen bei diesem Gedanken, und nur der Durst nach Rache schwebte über dem Chaos. Schon war der zehnte Bote unverrichteter Sache vom Thurm zurückgekommen, der Mittag war vorüber, und die Sonne begann ihre Strahlen schräge herabzuwerfen auf die unruhige Stadt. Da plötzlich erfüllte ein Jubelschrei die Luft, am Schalloch stand Wendelin, und sein weißes Tuch flatterte lustig im Winde. Mit einem Stöhnen der Erlösung sank der Bürgermeister in seinen Sorgenstuhl und trocknete die glühende Stirn, und die Gattin drückte einen feuchten Kranz auf Hilda's rothe Locken. Bürgerschaft und Zünfte bildeten eilig das Spalier, das diejenigen, an welchem der königliche Wagen bereits vorüber war, durch schnelles Vorlaufen stets zu verlängern hatten, und die Schuljugend faßte unter der offenen Kirchthür noch einmal festen Fuß. Endlich erklang der erste volle Glockenton, dann ertönte Wagengerassel von fern, es kam näher, und endlich fuhr eine sechsspännige schwerfällige Carrosse, gefolgt von zwei andern Wagen, donnernd in den grauen Thorbogen ein. Das Geschirr der Pferde blitzte von Silberbeschlag, auf dem hohen Kutschersitz thronten zwei Diener mit gepuderten Perrüken, und im offenen Wagen selbst saßen zwei Herren in Uniform. Unter dem Krachen der Schüsse, dem Gesang der Schulkinder, dem Läuten der Glocken und dem freudigen Rufen der Versammelten gelangte der Wagen bis in die Milte des Platzes, daun hielten die drei Rosselenker vom Sattel aus ihr Sechsgespann an, und der König befand sich inmitten seines Volkes.
Ja, der König! Der Bürgermeister, dessen Brust immer höher schwoll von Stolz und Wonne, hatte seinen Herrscher erkannt, und im Nu war der Wagen eng umringt von ihm und seinen Rathsgenossen. In langen wallendem Amtsgewändern, die schneeweiß gepuderten Feiertagsperrücken über den erhitzten Gesichtern, umdrängten sie den Landesherrn, der angenehm überrascht durch die unerwartete Feier huldvoll nach allen Seiten nickte. Neben ihm saß der Prinz, ein keck blickender hübscher junger Mann in der scharlach- rothen Uniform seines Leibregiments. Da erschien plötzlich über dem vergoldeten Wagenschlag eine zierliche weißgekleidete Gestalt — Leberecht hatte seine Hilda auf das breite Trittbrett gehoben. Wie mit einem Zauberschlag legte sich tiefe Stille über den weiten Platz, und aller Augen hafteten auf dem schimmernden Köpfchen des Bürgermeisterkindes, das sich vorbeugte, um dem König einen Blumenkranz zu überreichen.
Jetzt war der feierlichste Augenblick gekommen. Hilda sprach mit fester klarer Stimme ihre Begrüßungsworte. Dann schwieg sie. Und der König antwortete freundlich und weithin vernehmlich;
„Ich danke Dir, mein liebes Kind, — wie heißest Du?"
Athemlos harrte die Versammlung der Antwort Hilda's. Der glückliche Vater trat unwillkührlich noch einen Schritt näher, und die ferner Stehenden machten immer längere Hälse. An dieser Antwort hing die glänzende Zukunft, die vor den Augen Leberecht Wiedemann's gaukelte, seit die Ankunft des Herrschers nicht mehr zu bezweifeln war. Diese Antwort hatte er der Tochter stundenlang vorgesagt, bis sie dieselbe ohne Anstoß hersagen konnte; Ich heiße Hilda, und Euer Majestät unterthänigster, treugehorsamster Diener, der Bürgermeister dieser Stadt, Leberecht Wiedemann, ist mein Vater!
Hellen Auges hatte Hilda den König angeschaut, jetzt glitt ihr Blick flüchtig hinauf zum Thurm von St. Annen, wo Wendelins Gestalt sich dunkel im Rahmen des Glockesstuhles sich abzeichnete und wieder hinab zu der Versammlung, deren Gesichter sich alle nach ihr gewendet hatten. Dann flog ein schalkhaftes Lächeln über ihr frisches Gesicht, und mit Heller weit- kingender Stimme antwortete sie, als der König seine Frage wiederholte:
„Ich heiße Prinzeß Rothhaar."
Im nächsten Augenblick war sie herabgesprungen und ihre kleine behende Gestalt unter der dichtgedrängten Menge verschwunden.
Kreidebleich, wie vom Blitzstrahl getroffen, stand der Bürgermeister vor dem Wagen und rang umsonst nach Athem, und auf den Gesichtern seiner getreuen Räthe spiegelte sich sein eigenes Entsetzen wider. Der König, verhöhnt von demselben Mädchen, in deren Hände man vertrauensvoll das Schicksal der Stadt und ihr eigenes gelegt hatte! War dies das Ende aller stolzen
Hoffnungen? Kaum wagte Leberecht den Herrscher anzuschauen; als sein gnadeflehendcr Blick sich jedoch mühsam erhoben, traute er seinen eigenen Augen nicht; der Kronprinz drehte lächelnd die Spitzen seines Schnauzbarts und sagte halblaut:
„Eine verwünscht niedliche Katze!"
Der König jedoch lehnte sich in seinen Sitz zurück und lachte unverhohlen ....
Er lachte. Und todesbleich, mit verstörten Zügen begann auch der Bürgermeister zu lachen. Seine Räthe sahen es und lachten mit, die Umstehenden sielen ein, und über den dichtgedrängten Platz pflanzte sich das Gelächter fort bis in die fernsten Reihen, obschon Niemand dort die Ursachen desselben kannte. Es hallte wider aus den Gassen und Gäßchen und hinauf bis zum Thurm, daß die Krähen erschreckt aufflatterten und selbst der alte Thurmhahn, wie fortgerissen von der allgemeinen Heiterkeit, sich kreischend um sich selber drehte. Verwundert bog Wendelin sich weit aus dem Schalloch und schaute angestrengt auf den Menschen- wimmelnden Platz hinab — da legte sich eine kleine Hand auf seine Schulter, und wie zurückgekehrt aus reineren Höhen erklang leises Lachen dicht an seinem Ohr. Im weißen Gewandte, einen Blumenkranz im Haar, stand Hilda neben ihm:
„Ich bin davongelaufen," sagte sie hochathmend. „Und jetzt schließe schnell die Fallthür, damit sie mich nicht wieder holen."
„Was ist gescheben?" fragte Wendelin und gehorchte unwillkührlich ihrem Gebote.
„Ich habe den König so böse auf mich gemacht, daß er gewiß nicht wiederkommt," erzählte Hilda tri- umphirend.
„Dem König?" fragte Wendelin mit bleichen Lippen. „O Hilda, was hast Du gethan!"
„Er wollte wissen, wie ich heiße, aber ich dachte, es sei besser, er erführe es nicht. Darum Hab' ich gesagt, ich sei die Prinzeß Rothhaar. Nun kann er lange suchen!"
Bebend setzte Wendelin sich auf den Mauerrand:
„Was hast Du gewagt, Hilda — Dein Vater...!"
„Wird furchtbar böse sein, wenn er heimkommt, darum bleibe ich lieber hier oben bei Dir."
„Man wird Dich aber suchen!"
„Wir lassen Niemand herein. Oder fürchtest Du Dich, Wendelin?"
Der Knabe erröthete dunkel.
„Männer fürchten sich nicht" sagte er mit stolzem Aufwerfen des schönen Kopfes.
„Du bist aber noch kein Mann," neckte Hilda.
Wendelin sprang empor und richtete sich trotzig zu seiner ganzen Länge auf.
„Siehst Du?" sagte er fast mitleidig hinabschauend auf ihre kleine feine Gestalt, „ich bin größer wie Dein Vater und Kraft habe ich auch.
-Q" ' (Fortsetzung folgt.)
Klage eines Ortsvorstehers
am 1. Oktober 1879.
Nim bin ich Gerichtsvollzieher, j Denn die vollstreckbaren Titel, Das ist traurig klar. : Die das Reich erfand,
Welch ein Abstand gegen früher,) Degradircn mich zum Büttel, Da ich „Schultheiß" war! — Himmel! welche Schand!
Ach! die Schuldklagprotokolle, (Denk ich anno 76 Wo ist ihre Kraft, ; Des Oktobers gar,
Die noch jüngst die rücksichtsvolle ( ThränenvollmeinAuge trübt sich Frist dem Schuldner schafft? s Schmerzt partikular.
Ob mit Augen, falkenhclle, („Rettet doch die letzten Reste Auch der Gläub'gcr späht, - Württemberg'scher Art!
Nach des Schuldners dürft'gem i Beim Gcmeinderath aufs Beste Felle ; Ist das Recht verwahrt." Täglich, früh und spät. ; ,
s Alw fleht' ich zu den Geistern Meine Sorge noch geschwinder- Damals. Heut', erhört, Schützt den armen Manu, (Kann ich kaum den Zorn be- Moscs Hirsch, der Leuteschinder, ( meistern,
Ihm nicht schaden kann. j Der mein Herz empört:
Meine Macht ließ nie den Bogen; Nur das Messerscharf geschliffen Spannen all zu straff, > In des Shylock's Hand, Alles wurde wohl erwogen l Bin ich heut, und „zugcgriffen" 's gieng nicht so piff, paff. ; Heißt's ,,ohn' Widerstand!"
Jetzo kann ich nichts mehr wenden (Schwere Kosten muß der Bürger Was vollstreckbar ist, ( Zahlen noch zuletzt;
Muß die Gais nun selber pfän- ( Ich, sein Schultheiß, bin sein den ( Würger,
Ohne Gnadenfrist! - Nur ein Scherge jetzt.
Telegramm.
Stnttgart. 1. Sept. Pralat Kapff ist hente früh /eS Uhr verschieden.
Auslösung des RättMs in Nro. 100:
„Wrack, Frack."