Lustnau, 25. Aug. Heute wurde bei einem Treibjagen der Lustnauer Jagdgesellschaft von Bau­unternehmer Hämmerle ein schöner Hirsch, Zwölfen­der erlegt. (Gelegentlich dieser Mittheilung haben wir gegenüber einer Berichtigung in Nr. 94 zu be­merken, daß es THatsache, daß Heuer im Revier Simmersfeld 3 Hirsche erlegt worden. Die Red.)

Heidenheim, 29. Aug. Heute Nacht ist die Hartmann'sche Spinnerei in Herbrechtingen mit Maschinen gänzlich abgebrannt. ES wird Selbstent­zündung als Brandursache vermachet. Der Versi- cherungSanschlag beträgt 335200

In der Nähe von Füßach soll nach derVor- arlb. Landesztg." im Bodensee ein Wels gefangen worden sein, nicht weniger denn über 2 Meter lang und im Gewicht von 137 Pfund.

DreSden, 28.Aug. TieHausbesitzerDeutsch- land's werden vom HauSbesitzer-Verein in Dresden zu einem Cvngres; berufen, der am 15. und 16. Sept. in Dresden srattfinden und über Mittel und Wege berathen soll, die gegenwärtige Nothlage des städt. Grundbesitzes zu beseitigen.

Breslau, 29. Aug. In der vergangenen Nacht hat zu Herminenhütte bei Gleiwitz eine Kesselexplo­sion stattgefunden, wodurch 5 Menschen das Leben verloren und 9 schwer verwundet worden. Ein gro­ßer Theil des Hüttenwerks ist uiedcrgebrannt.

Nassau, 29. Aug. Ein Engländer, der längere Zeit im Laude der Zulukasseru gelebt, hatte das Bedürfnis; »ach Kliiuaveränderung und Kur. Ein Arzt in England, den er um Rath fragte, empfahl ihm die Wasserheilanstalt in Nassau. In Frankfurt a. M. rraf er mit einem Anderen zusammen, der auch dieses Bad zu besuchen beabsichtigte. Unser Mann aus dem Znlnlandc erkundigte sich nach dem Leben während der Kur.Das Erste, was der Arzt verbietet, ist das Bier- trinken," lautete die Antwort. Hier angekammeu, stiegen sie in einem waslhvse ab, fanden in dem Nassauer Anzeiger Nas­sauer und Pilsener Bier verzeichnet. Bvr Beginn der Wasser­kur wollten sie noch einmal recht satt Bier trinken, trinken den ersten Tag bei Zchindler Pilsener, den zweiten nnd dritten Nassauer bei Kilp und Winterwerb, bei welch letzteren ihnen die großen Halblitergläser besonders gefallen und in deren Vertilgung sie es ans 14 bringen, fangen den vierte» Tag bei Schindler wieder an nnd setzen es 10 Tage laug fort. Diese Bicrknr mußte von sehr gutem Erfolg gewesen sei», denn sie reisten ab, obne die Wasserkur gebraucht zu haben.

Berlin, 28. Aug. Zur Herabsetzung der dreijährigcnMilitärdienstzeit schreibt dieAugsb. Allg. Z." ans Anlaß der überhandnehmenden Aus­wanderung:Das unsrer Ansicht nach am meisten entscheidende unmittelbar wirksamste Mittel zu Ver­minderung der Auswanderung ist die Herabsetzung der dreijährigen Dienstzeit. Wenn in einem 6jährigen Zeitraum, von 187277, allein 56 718 Militärpflich­tige das Land verlassen, reichlich ein Drittheil aller Ausgewanderten, so ist damit nur zu eclatant die Stelle bezeichnet, wo das Uebcl sitzt und die Cur zu beginnen hat. Ter immense Verlust an Arbeitskräften, unter welchem vorzugsweise der ländliche Grundbesitz so sehr leidet, läßt sich selbst durch die umfassendste Beurlaubung der Mannschaften zur Ernte-und Acker- destellzeit nicht auSgleichen. Die Herabsetzung der Dienstzeit auf zwei Jahre, verbunden mit einer Erleichterung des Dienstes selber, würde nicht ver­fehlen, die Zahl der anstretenden Militärpflichtigen um mindestens ein Trittheil hcrabzudrücken. Sie ist, von competentesler Seite längst als ausreichend an­erkannt, auch nur eine Frage der Zeit: ihre sofor­tige Lösung aber wäre um so wünschenswerther, als, wie unsre Quelle versichert, die AuSwanderungsfluth seit 1878 wieder im Steigen begriffen ist und es der gleichzeitigen und nachhaltigen Anwendung aller ge­gebenen Mittel bedarf, um den Strom auf sein na­turgemäßes Niveau hcrabsinken zu machen, ihn in sein gegebenes Bett einzudämmen."

Berlin, 28. Aug. Die Mission des Feld- marschallS Mantenffel an den Zaren erfolgt im Einverständnis; nnt dem Fürsten Bismarck, mit wel­chem deßhalb in den letzten Tagen vielfach korrespon- dirt wurde. Die Mission wird offen als rein poli­tische Angelegenheit, nicht als Höflichkeiksakt erklärt.

Das Fußleiden des deutschen Kronprinzen, das allerdings mehr beschwerlich als sonst irgend von Bedeutung ist. besteht darin, daß sich ans der Fuß­sohle Blasen bilden, nach deren Heilung sich wieder neue einstellen.

Berlin, 29. Aug. DasTagblatt" meldet aus Paris: DerConstitutionnel" ist der Meinung, daß die Zcitungsslreitereien keineswegs die freund­schaftlichen Beziehungen zwischen den Kaisern von Deutschland und Rußland trüben können. Die Span­nung zwischen den beiden Kanzlern beruhe nur auf Hypothese. Die von Pessimisten in Umlauf gesetzten

Gerüchte über die deutsch-russischen Beziehungen haben keinen ernsten Hintergrund. DerTemps," indem er die russisch-preußische Animosität constatirt, sagt, daß ein unmittelbarer Ausbruch nicht zu fürchten sei, aber dieselbe gäbe Anlaß zu einer vollständigen An­näherung zwischen Berlin und Wien.

In Berlin tagt im Augenblick eine kirchliche Versammlung, die sich mit ausdrücklichen Worten zur Reaktion in Kirche und Schule bekennt und diese Reaktion zur Herausforderung der Gegner hochleben läßt. Dieser Versammlung steht der gegenwärtige Kultusminister außerordentlich nahe und die konser­vative Bewegung, welche von der Regierungspresse beständig angerufen wird, stützt sich vornehmlich auf diese Elemente. Nichts destoweniger erklärten es die Organe der Regierung für Unwahrheit, daß eine Reaktion irgendwie im Werke sei.

Noch immer kann das Tabaksmonopol nicht zur Ruhe kommen, von Neuem taucht es stets von Zeit zu Zeit wieder auf. Der Vortragende Rath im würt- tembergischen Finanzministerium hat sich in einer langen Abhandlung für die Einführung des Tabaks­monopols ausgesprochen,wenn sich die noch entge­genstehenden volkswirthschaftlichen nnd politischen Be­denken heben ließen." Darin aber liegt ja eben der Hund begraben!

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 31. Aug. DieWiener Presse" und daSFremdenblatt" melden, daß die vstrcichische Kommission gestern die Grenze des Pascha- liks Nvvibazar überschritten hat. Eine tür­kische Escvrte von 28 Mann war der Kommission beigegeben. Das Vorgehen der Kommission erfolgte widerstandlos nnd es ist Hoffnung vorhanden, daß auch uachrückcnde östreichische Truppen unbehelligt die Limlinie werden besetzen können.

Oestreich wird wohl dem Beispiele seines Bru­derlandes, des deutschen Reiches, folgen, und auch seine bisherige Wirthschaftspolitik, die allerdings schon eine recht schutzzöllnerische war, mit einem vollständig ausgebildeten Schutzzollsystem bereichern. Man müsse gegen die Bismarckschen Zölle Abwehrmaßregcln tref­fen, rufen tonangebende Journale auS, und nach Lage der Dinge darf man überzeugt sein, daß es nicht bei bloßen Worten sein Bewenden haben wird.

sBiSmarck in Gastein.j Der Wiener Konst. Vorst.-Z. schreibt man aus Ga st ein: Wenn die Schutzmänner nicht wären mit ihrer großen Aversion gegen alle Menschenkinder, die auf Bänken sitzen, welche der deutsche Kanzler bei seinen Spazierfahrten passirt, Bismarck führte hier ein geradezu idyllisches Leben. Da er nicht viel auf Geld zu sehen braucht, hat er das erste Stückwerk im Schwaigerhaus mie- then können samt dem kleinen dreieckigen, kiesbesäeten Gärtchen, das er übrigens nur als Eingang zu seiner Wohnung benützt, weil es ihm das Treppensteigen erspart. Er wandert da herum in seinem großen, weichen, breitkrämpigen schwarzen Filzhut, den Gehrock hoch zugeknöpft, mit dickem spanischem Rohr bewaff­net, wie ein alter Professor auf Ferienreisen. Seine Dogge, ein Prachthund von glänzendem Schwarz, der aber die Bewunderer nicht leiden kann und sie tapfer vom Balkon aus anbellt, wenn er gerade zu Hause ist, seine Dogge also folgt ihm sehr aufmerk­sam und exklusiv. Das übrige Gasteiner Hnndevolk weiß der Reichshnn'o in respektvoller Entfernung zu halten.

Italien.

Rom, 26. Aug. Die Reise unseres Minister- Präs. nach Deutschland und das Gerücht seiner Zusammenkunft mit dem Fürsten Bismarck haben die Kombination einer Allianz zwischen Deutschland, Oest­reich und Italien gegen Rußland und Frankreich ent­stehen lassen. Wie viel Wahres daran ist, wissen wir Uneingeweihte natürlich nicht, und es ist jeden­falls wahrscheinlich, daß die Diplomaten ihre Arbeit nicht so schnell, wie die Zeitungen erzählen, zu Stande bringen. Allein wir möchten behaupten, daß die Al­lianz in Italien sehr populär sein und die Regierung, die sie geschlossen Hütte, ungemein befestigen würde.

Rom, 27. Aug. Der Papst hat heute in Ge­genwart Ledochowsky's und Masella's die Semina­risten des germanischen Kollegiums empfangen. Er hielt eine Rede in lateinischer Sprache, welche in der Übersetzung folgendermaßen schloß: .. .Inzwischen aber wollen wir Gott, den Geber alles Guten, bitten, daß Alles sich nach unseren Gebeten fügen möge und nach Regelung der Religionsangelegenheiten in Eurem Vaterlande auch das erhabene deutsche Kaiserthum

eines glücklichen Gedeihens und sicheren Friedens ge­nießen möge.

Schweiz.

Bei einem der letzten Gewitter hat der Blitz in einer Alpe der Gemeinde Lenz (Graubünden) nicht weniger als 147 Stück Schafe erschlagen.

Schwede« u«d Norwegen.

In Stockholm ist vorigen Sonntag der rus­sische Thronfolger zu einem Besuche beim König Oskar aiigekommen. Der Besuch hat, wie es scheint, einen vollkommen offiziellen Charakter und soll augen­scheinlich den Beweis liefern, daß die alte Gegner­schaft zwischen Schweden und Rußland ein völlig überwundener Standpunkt ist und daS slavische Za­renreich mit dem skandinavischen Norden in bestem Einvernehmen sich befindet.

England.

Englische und ainerik an ischc Blätter beschäf­tigen sich mit Vorliebe mit dem Aufschwung des GeschäftSlcbens. War Amerika das Land, wo vor 7 Jahren die Geschäftskalamität ihren Anfang nahm und schließlich zu einer fast vollständigen Sto­ckung von Handel nnd Gewerbe führte, so kommen uns auch von jenseits des Ozeans die ersten Vorbo­ten eines neuen Aufschwungs in Handel und Indu­strie. Die englischen Zeitungen konstatiren, daß sich die Bestellungen aus Amerika bereits mehren: in den Handelshäusern, Fabriken, Jndustricwcrkstütten rege es sich: seit Jahren erkaltete Hochöfen werden wieder angcblasen die Amerikaner können die großen, plötzlich an sie herantretenden Aufträge nicht alle selbst effektuiren und müssen sich trotz ihrer hohen Schutzzölle auf dem englischen Markt nach Hilfe Um­sehen. Der sich großer Autorität erfreuendeUnited States Eeonvmist" erklärt, daß eine steigende Pro­sperität überall zu beobachten sei nnd von Monat zu Monat zunehme. Er versichert,daß in dem ver­flossenen Jahre mehr Häuser gebaut, mehr Farmen verbessert und weit mehr Flächen unbebauten Landes kultivirt worden sind, als in irgend einer früheren Periode der amerikanischen Geschichte." Daß diese Angaben nicht ganz unbegründet sind, ergibt sich aus der Thatsache, daß während der ersten 7 Monate d. I. die Ausfuhr ans Europa nach New-Pork bei Weitem die desselben Zeitraums im v. I. übertrifft, wobei allerdings ans englische Waaren das Haupt- thcil der- Mehrausfuhr entfällt.

Rußland.

Warschau, 29. Aug. General-Feldmarschall Mantenffel ist in Begleitung von 5 preußischen Of­fizieren heute Nachmittag 2Li Uhr hier angekommen, auf dem Bahnhof von dem Gehüsten des General- Gouverneurs Krüdcner, Stabschef Fürsten Schachows- koi und dem Polizeichef Bnturlin empfangen. Der Feldmarschall begab sich von da nach dem Lustschlosse Lazicnki, wo er im weißen Hause abstieg und wo ihn eine Ehrenwache vom Garde-Regiment Kaiser Wilhcm erwartete.

Warschau, 30. Aug. Der Kaiser ist gestern Abend hier eingetroffen und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt worden. Die Stadt ist festlich geschmückt; Abends allgemeine Illumination.

Die Russen löschen ihren Durst am liebsten mit Schnaps oder Wntki, zumal wenn sic keinen Cham­pagner haben. Schnaps zu trinken, ist in Rußland eigentlich ein loyales oder regierungsfreundliches Ge­schäft; denn die Regierung hat den Schnaps, der hoch besteuert ist, an Speeulanten verpachtet. Viele Russen übertreiben aber die Loyalität, wies scheint; denn in Petersburg allein gibt's 4500048 000 notorische, von der Polizei beaufsichtigte Läufer. In den letzten 10 Jahren wurden in Petersburg jährlich und durch­schnittlich 2 244000 Eimer Schnaps vertilgt.

Türkei.

Der Geldmangel in den türkischen Staats­kassen hat eine seltsame Folge gehabt; daß Kriegs- amt in Konstantinvpel ist geschlossen worden, weil die Beamten sich weigerten, fernerhin ihre Funktionen auszuüben, bevor ihnen ihre Gehalte gezahlt werden, Osman Pascha versteht dagegen sehr gut, zn seinem Gelde zu kommen, während seine Beamten und die Armee hungern. Bon dieser Seite ist wohl schließ­lich die Katastrophe zu erwarten. Inzwischen berei­ten sich die Engländer vor, das bankerotte Reich mit Beschlag zu belegen. Die britische Flotte liegt jetzt bei Mitylene vor Anker und es fehlt, wie ein Lon­doner Blatt sagt, nicht an Anzeichen dafür, daß diese Insel über kurz oder lang das nächste Glied in der britischen Protektoratskctte" Kleinasiens bilden werde.