Der Kampfgenosse des unglücklichen Louis Napoleon, Lieutenant Careh, gab zu seiner Vertheidigung an, der Ueberiall der Kaffer» sei ein derartiger gewesen, das; nnr in jäher Flucht das einzige Heil zu finden gewesen sei. Ter Prinz habe einen Fuß im Steigbügel gehabt und das beste Pferd besessen, so daß dessen Aussicht aus Entkommen ein besseres gewesen sei, wie die der übrigen.
Rußland.
Dreitausend Telegraphistinnen, die in russischen Staatsdiensten stehen, sind brodlos geworden durch eiue Verfügung des rnss. Communieationsministcrs, nach der diese Personen plötzlich entlassen werden sollen. Asien.
Nach den letzen Nachrichten, welche russische Kaufleute aus Ehina brachten, herrscht daselbst die schrecklichste HungcrSnoth, welcher Hunderttausende von Menschen zum Opfer fallen. In vielen Dörfern und Städten warben die Leute auf den Straßen unter schrecklichen Krämpfen. Den Verhungernden dienen nicht nur Leichen als Nahrung, sie werfen sich auch auf Lebendige, zerfleischen sie und verschlingen ihr Fleisch. So wurde ein Bettler arretirt, in dessen Bettelsack man die Ueberreste eines Kindes fand. Beim Verhör bekannte er, daß er schon längere Zeit von frischem Menschenfleisch gelebt habe, da ihm das Fleisch von Leicheil widerstehe. Ein junger Mann bewog seinen Vater, mit ihm die eigene Braut umzubringen. Nach vollbrachter That theiltcn sic da? Fleisch untereinander. In einer Familie tödtete der Vater seinen tzjährigen Sohn und verzehrte ihn, in einer anderen der Sohn den Vater zn demselben entsetzlichen Zweck. Solche Fälle erzählt man eine Menge. Es gibt Dörfer, in welchen die ganze Einwohnerschaft ansgestorben ist.
Handel k Verkehr.
Herreuberg, 2l. Juli. Der heutige hiesige Niehiuarkt wnr stark befuhren, und es entwickelte sich im Verkehr ei» reges Leben, da hauptsächlich in Jungvieh zu seitherigen Preisen viel gebandelt wurde. Die zugcfiihrteu Milchschweiue wurden säst alle zum Preise vv» 20 30 ^ per Paar verlaust. — Unsere Fruchtselder stehen beinahe durchweg schön, namentlich dürste Gerste eine Qualität liefern wie schvn lange nicht mehr, die Hvpien dagegen lassen viel zn wünschen übrig, und wenn nicht bald beständigere Witterung eintritt, dürste im hiesigen Bezirk uicht viel über eine Vierteiernte zu erwarten sein. (R. Tö
Pvstsache. Erhaltener Mittheilung zufolge ist das Fürstenthnin Bulgarien zum 1. d. M. dem Weltpostverein bcigelreten. Es haben daher aus den Briefvcrkchr mit Bulgarien lediglich die Bereinsportosätze (20 4 für frankirtc, 40 4 für unsränkirte Briefe u. s. w.) in Anwendung zu kommen.
Auf postalischem Umwege.
Humoreske von Heinrich Köhler.
(Fortsetzung.)
Es kam Eugen so vor, als ob der Onkel ihn dabei herausfordernd anblickte, in die Gesichter der Frauen mochte er gar nicht blicken, denn er konnte sich lebhaft vorstellen, mit welch gieriger Erwartung dieselben auf ihn gerichtet waren.
„Es ist mit den Sprüchwörtern eine eigene
Sache," bemerkte er, „für fast jedes ist auch der Gegenbeweis erfunden worden, ich könnte Ihnen hier als Beispiel das anführen: Heirathen ist gut, aber nicht heirathen ist besser."
Er sprach ein großes Wort gelassen aus und duckte sich vorsichtig, für den Fall, daß die Folge die Entladung einer Sauciere sein sollte. Aber es geschah nichts derartiges.
„Ha, ha, ha!" lachte der joviale Onkel — „Sie sind ein Prachtkerl, ein ivürdiger Repräsentant unserer jungen Männerwelt — nun manchmal mögen Sie Recht haben."
„Sie scheinen in der modernen, das heißt großstädtischen Ausdrucksweise sehr bewandert, Herr Vetter," bemerkte Ella, „die armen Mädchen!" setzte sie mit feinem Lächeln hinzu.
„Aha — da ist sie schon wieder, und dabei fühlt sie sich so sicher, daß sie nur über meine Abwehr lächelt," dachte Eugen.
„Nun, den armen Mädchen zum Trost gibt es da ein einfaches altes Sprüchwort: Es gibt für jedes Töpfchen ein Köpfchen," sagte die Tante und, Engen sah es nicht, zweifelte aber nicht daran, warf dabei einen bezeichnenden Blick auf ihn und Ella.
„Man soll aber dabei manchmal aus dem Regen in die Traufe kommen," platzte er in seiner Bedrängniß und in innerem Zorn darüber, daß inan, trotz seiner doch ziemlich unverblümten Erklärung, noch an dem Projcct festhaltcn wollte, heraus.
„Nun ja, es prüfe wer sich ewig bindet," repliziere die unverwüstliche Tante hierauf.
„Eine allerliebste Blumenlese von Sprüchwör- tern und Sentenzen. Die Unterhaltung ist von so reichem, geistigen Inhalt, daß sie narkoiisirend auf Papa wirkt," bemerkte Ella, indem sie aus den Hausherrn wies, dem in der That die Augen zusallen wollten.
„Gott sei Dank — er wenigstens scheint nicht gefährlich zu sein, sonst würde er in diesem entscheidenden Mcnncut nicht einschlafen," reflectirte Eugen.
„Lassen wir dem Papa sein gewöhntes Mittagsschläfchen halten — nicht wahr, Eugen, Sie nehmen's nicht übel?" sagte die Tante.
„Gott bewahre," beeilte sich dieser zu sagen, obgleich ihm etwas unheimlich dabei zu Muthe war, den beiden Frauen nun allein überlassen zu sein.
Vielleicht gehen Sie mit Ella nach deren Zimmer und unterhalten sich dort am Pianino oder auf sonstige Weise, während ich mich zu dem Mädchen in die Küche begebe. Ich behandele Sie ganz als lieben Angehörigen, schloß sie freundlich.
„Ja wohl — ja wohl — ich merke es," erwiderte Eugen — „sie soll sich schneiden," setzte er im Stillen hinzu, und begab sich dann, wohl oder übel, mit Ella nach dem bezeichneten Zimmer. Das war nun freilich ein furchtbares Opfer, mit diesem Mädchen eine Stunde allein zu sein, aber er nahm sich vor, sich ihr in einer Weise zu geben, oder viel
mehr nicht zu geben, die ihr schon die Lust auf seine Annection vertreiben sollte.
Es war ein hübsches Instrument von Palisanderholz mit gutem vollem Klang, das Ella ihr eigen nannte. Er blätterte in den Notenheften, die daraus lagen — es waren vorzüglich Mendelssohn'sche und Schubert'sche Lieder — ganz sein Geschmack, besonders die Schubert schen Compositionen; er selbst war ein guter Spieler — und er wunderte sich im Stillen, wie ein Mädchen von solcher Gesinnungsart Gefallen an so sinnigen, tiefen, melodiösen Tonschöpfungen, wie die Mendelssohnschen Lieder, finden könne. Freilich, was heißt da Gefallen, das ist alles nur Schule, angelernte Fertigkeit — Verständlich — du lieber Gott! wie sollte sie dazu kommen.
„Sollten Sie vielleicht auch musikalisch sein, da Sie so eifrig in meinen Noten nachschlagen, vielleicht gerade Ihr Geschmack?" frug Ella, und natürlich fehlte es nicht an dem ironischen Tonfall.
„Allerdings."
„Ah!"
„Aber freilich ist mein Musikgeschmack ein anderer."
Ueber Ellas Züge ging es wie der Gedanke, daß ihr das von vornherein selbstverständlich erschienen war.
„Vielleicht Wagner und seine Zukunftsmusik?"
„Ach was Wagner, was Zukunftsmusik — noch viel weniger dieser sentimentale Kram hier — ich liebe Offenbach und die Marsellaise.
„Ganz recht!"
„Wie ganz recht?"
„Ich meinte nur so."
„Ach so, wollen Sie vielleicht etwas hören? Bitte, bitte, ich rhue es gern. Damit setzte er sich an das Instrument und trommelte mit einer Virtuosität ohne gleichen den Dessauer Marsch herunter, wozu er ab und zu mit den Füßen auf den Boden stampfte.
„Allerliebst," sagte Ella, als er geendet.
' „Wünschen Sie vielleicht auch mich singen zu hören?" fragte Eugen, ingrimmig über das ausgesprochene Lob.
„Bitte sehr — es würde mir ein Vergnügen machen."
Er trug nun mit einer Stimme, zu der er alle Erinnerungen an durchkneipte Nächte zu Hülfe nahm, das Lied „Grad aus dein Wirthshaus komm ich heraus" vor und begleitete sich dazu auf dem Instrument in einer Weise, die seinem Gesänge nichts nachgab.
„Mag ihr Geschmack nun noch so ungebildet sein," dachte er dabei, „ich denke, daran wird sie wohl genug von mir kriegen." Er hatte noch das bekannte Studentenkneiplied „Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren" hinzugefügt, als Ella in einen wahren Beifallssturm ausbrach.
(Fortsetzung folgt.)
Nagold.
In der Gantsache der Jakob Deuble, Tuchmachers Ehefrau, Christiane geb. Hafner dahier, kommen in Ermangelung vorhandener baarer Mittel am
Montag den 28. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, auf der Kanzlei der Unterzeichneten Stelle zwei
Güterzieler,
zahlbar pro Georgii 1880 und 1881 ä 35 „lL 34 L, im öffentlichen Aufstreich gegen baar zum Verkälts.
Den 22. Juli 1879.
K. Gerichtsnotariat. _ Huber, Ass.
O b er h a u gst e t t,
Oberamts Calw.
Akkord
über Berblendimgs- und An- stricharbeit am hiesigen Schulrind Rathhans.
Der Kostenvoranschlag beträgt 590 „K, Derselbe ist beim Schultheißenamt zur
Amtliche und Privat-Bekanntmachungeu.
Einsicht aufgelegt, woselbst auch die schriftlichen Offerte, den Abstreich in Procenten ausgedrückt, längstens bis Montag den 28. Juli,
Abends halb 4 Uhr, portofrei und mit entsprechender Aufschrift versehen, abzugeben sind.
Bemerkt wird, daß unbekannte Bewerber ihren Offerten Vermögens- und Tüchtigkeitszeugnisse beizuschließen haben und daß die Auswahl unter denselben Vorbehalten wird.
Calw, 21. Juli 1879.
Oberamtsbaumeister Nüßl e.
Revier Wildberg.
Holz-Verkauf
am Montag den 28. d. Mts.,
^ kVormittags 9 Uhr,
aus dem Ttaatswald Erlachberg und Scheidholz von Obderkling:
29 Stück Derbstangen, 43 Rm. Na- delholz-Prgl. und Anbruch und 4280 Nadelholz-Wellen. Zusammenkunft beim Eichle an der Oberjettingersteige.
Nagold.
Danksagung.
A Für die vielen Beweise herz- HMM, sicher T heilnahme und die reich- sichen Blumenspeuden, welche D während der Krankheit und in V Folge des Todes unserem in- nigst gesiebten Sohne
Julius, Londitorlehrling, von den chreuwerthen Einwohnern Na- gold's zu Theil wurden, sagen wir auf diesem Wege unfern verbindlichsten Dank. Die trauernden Hinterbliebenen: Oberamtsgeometer Ettwein
mit Frau
_ aus Freudenstadt.
Ein Bürgerläudle
mit Dinkel angeblümt verpachtet; wer? _ sagt die Redaktion.
Von nächsten Sonntag an können
Bäder
genommen werden im
Wad Aöthenöack.
Krankemmlerstühungs- Uerein Aagotd.
Nächsten Sonntag de« SV. Juli
Abends 4 Uhr,
Plenar-Bersammlung
im Gasthaus zum Engel.
Tagesordnung : Bericht über den Stand der Kasse und Neuwahl des mit der Leitung des Vereins betrauten Ausschusses.
Zahlreiches und präcises Erscheinen wird erwartet.
Vorstand: Steinwandel.
Nagold.
ohuuugs-Veräu- derung.
Dem geehrten Publikum
L
mache ich die ergebenste
Anzeige, daß ich nunmehr_
mein Geschäft im Bäcker Kemmler'- schen Hause betreibe und bitte auch auf diesem Platze um geneigten Zuspruch.
.Io1iriniio8
^ 'Schuhmacher, neben der Apotheke.
X