Plan der Errichtung S.r Kuustsäjulc e.u drr llrbanSstraßc zu vrrwerfeu. 2> dir Attrrllnunoscimiiiluug in daS Lokal an drr Neckarstraßr zu Vorbringen, 3> dir bst-gicrung zu ersuchen, Äostenvvrauschittge für einen neuen Bau der Kammer varzu- legen, in welchem Kunstsammlungen, Kunstschule und Ausstellungsräume zu vereinigen sind, 4- die Regierung zu bitten, zur Abhilfe deS gegenwärtigen Bedürfnisses provisorische Ateliers zu erbauen. Für den Majoritätsantrag >das Regierungsprojekl) sprachen Len; als- Berichterstatter der Majorität, Minister v. Gestler, Becher, v. Wolfs, Prälat v. Merz, Minister v. Renner, v. Gest, gegen den Majoritätsantrag sprachen Baumgartner, v. Morlok, Ateyer, v. Lchlierhotz, Retter. Schliesttich wurden Ziffer l —u der Maper'schen Anträge abgelelnit, ebenso nnirde abgelehut der Majvritätsantrag mit 39 gegen 38, und endlich auch der Minoritütsantrag mit 40 gegen 36 Stimmen. Auf den Antrag von Lenz wurde sodann Ziff. 4 der Mayer'scheu Anträge an die Kommission verwiesen.
Stuttgart, 24. Juli. In ihrer gestrigen Ätzung trat die Kammer der Abgeordneten, in die Berathung des Forslpotizeigesestes ein. Nachdem M o b l in der Generaldebatte seinen prinzipiell abweichenden Standpunkt dargelegt, sprechen Bentte r, Finanzminister v. R e n n e r, Nicola i, v. S ch m i d sänmitlich gegen Mohl sich wendend. In der Spezialdebatte gelangte mau nur bis zu Art. 2. Im Wesentlichen wurden die Kommissionsauträge angenommen: zwei Anträge Mohl's zu Art. 2 und Art. 2 »/wonach sämmtliche Waldungen des Landes der Holzzucht zu erhalten und pfleglich zu behandeln seien, soweit nicht das Gesetz Ausnahmen znlasse, und wonach Staatswaldungen, soweit nicht das Bedürfnis; von Verkehrswegen oder anderen öffentlichen Anstalten es verlange, nicht sollen verfinstert werden dürfen ohne jedesmalige spezielle ständische Genehmigung, wurden von der Kammer abgelehni.
Tettnang, 21. Juli. Leben und Tod reichten hier dieser Taste in zwei Fällen in cigenthümlich tragischer Weise die Hand. Die Tochter des dies. Schneidermeisters B. wollte ihre Vermählung feiern. Die Civit- und kirchliche Training war vorüber nnd man ging in fröhlicher Laune nach Hanse. Dort angekommen, wnrdc nach dem „N. T." die Matter der kanm verehelichten Frau von einer Gehirnlähmung betroffen nnd war sofort todt. Einer andern Familie wurde heute ein Kind mit 2V- Jahren begraben, während des Begräbnißes aber ein neuer Sprössling bescheert.
Ulm, 22. Juli. Heute Nachmittag 1 Uhr traf mit dem Stuttgarter Zug eine ans ea. 80 Personen bestehende Reisegesellschaft (Amerikaner) hier ein und nahm, geleitet von einigen Führern, ihren Weg zum Münster. Dieses wurde eingehend bei längerem Aufenthalt besichtigt, wobei sich die Gesellschaft auch die Orgel spielen ließ, deren Tone die Reisenden sichtlich entzückten. Nach diesem wurde noch durch mehrere Straßen gezogen und Abends die Weiterreise nach München angetreten. Wie zu vernehmen war, bereist die Gesellschaft Herrn und Damen ganz Europa : eine weitere derartige Gesellschaft soll im Laufe des JahrS die ganze gleiche Reise machen.
Am 19. Juli wurde in München in einem Rückgebände der Thalkirchnerstr. eine Falschmünzerei entdeckt, welche sich mit Fabrizirnng von 10-Mark- Goldstücken beschäftigte.
Bei dem Gemcinderath in Herborn ist eine mit ziemlich viel Unterschriften versehene Petition eingegangen, worin um „Aufhebung des Sedansfestcs und Einführung des Kirchweihfestes in alter Väter Weise" gebeten wird. Die Petenten begründen dies mit der seltsamen Logik, das Sedanfest sei als Gedenkfeier an die Gründung der deutschen Einheit und Freiheit gefeiert worden : die jüngsten Erlebnisse bewiesen aber, daß die Freiheit gefährdet sei re.
sGrelchentaschen.j Der tön. Staatsanwalt in Halle a. S. erläßt folgende zu beherzigende Bekanntmachung: „Täglich gehen von Damen Anzeigen über Taschendiebstähle ein, ausgeführt auf offener Straße und auf Märkten und stets Portemonnaies betreffend, welche in fahrlässigster Wehe in den nicht unter Obdach zu haltenden modernen Taschen getragen werden. Ich halte es für meine Pflicht, auf diese Unsitte, welche Diebe geradezu zu strafbaren Handlungen herausfordert, aufmerksam zu machen."
Berlin, 21. Juli. Herrn v. Varnbüler ist vom Kaiser der Kronenorden 1. Kl. verliehen worden.
Berlin, 23. Juli. Der „Reichsanzeiger" pu- blizirt die Ernennung des seitherigen Direktors im Reichskanzleramt, Michaelis, zum Vorsitzenden der Verwaltung des Reichsinvalidenfonds.
Berlin, 23. Juli. Bischof Martin von Paderborn starb in Genf, wo die Stadtbehörde die beabsichtigte öffentliche Leichenfeier untersagte.
Berlin, 24. Juli. DaS „Reichsgesetzbl." pu- blizirt das Gesetz, betr. den Zolltarif und die Tabaksteuer. Die neue Zoll-Erhebung tritt sofort ein für Eisen, Hopfen, Instrumente, Lichte, Materialwaren (ausgenommen Mühlenfabrikate), Fette, Petroleum,
Thiere und Vieh: mit Anfang Oktober für Getreide, Holz : mit Anfang Juli 1880 für Flachs und Spinnstoffe (ausgenommen Baumwolle): mit Neujahr 1880 für alle übrigen Gegenstände des Tarifs einschließlich der Mühlenfabrikate.
Der Zollkampf ist beendet, trotzdem hat Fürst Bismarck wohl Sorge dasür zu tragen gewußt, der öffentlichen Meinung einen zweiten Zankapfel vvrzu- wcrfen, damit sic nur ja nicht zur Ruhe kommen. Unsere Fähigkeit aber, derartige politische Früchte zu verdauen, ist eine so geringe geworden, unsere Kräfte sind so erschöpft, unser Interesse ist so abgestumpft, daß selbst die schwerwiegendsten Fragen uns fast theilnahmslos lassen. Ta haben wir in die Ferien eine Aenderung der Verfassung mitbekommen unter gewöhnlichen Verhältnissen würde die Opposition außer sich gerathen sein über einen solch wild-verwegenen Rückschritt. Da taucht neuerdings wieder die Dop- Pelwährnngsfrage auf. Die Nordd. Allg. Zig-, das Organ des Reichskanzlers, läßt bereits dnrchblickcn wie unvvrtheilhaft die reine Goldwährung für uns sei — darüber wären selbst die Hartgesottensten, selbst die Phlegmatischsten unter allen Liberalen außer Rand nnd Band gerathen - es hilft Alles nichts. Jetzt sitzen die niedergeworfenen Widcrströmler noch an den Wässern nnd klagen und jammern über ein hcrcinge- brocheneS Unglück — mit der Pracht nnd Herrlichkeit des Zions ist es in ihren Augen vorbei, und Nichts vermag sie ans ihrer stumpfen Gleichgültigkeit hcrans- znreißen. Und schon naht ein neues Reactionsgespensk heran - - es ist der einznführende einheitliche Gütertarif der Eisenbahnen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Fürst Bismarck hier einen ebenso vollständigen und noch leichteren Sieg davontragcn wird. Bisher schien es, als ob dieser Plan an der Hartnäckigkeit der Einzclstaaten scheitern würde, welche glaubten, ihre Selbständigkeit um jeden Preis wahren zu müssen. Nachdem ihnen aber die über 130 Millionen hinaus sich ergebenden Erträge ans den neue» Zöllen und Stenern überwiesen, sind sie den Plänen des Reichskanzlers geneigter geworden. Ein festes klares, einheitliches Eisenbahnprogramm thnt Deutschland Noch.
Vohwinkel (Düsseldorf), den l7. Juli. Als neulich Abends gegen 1l Uhr eine Gesellschaft von etwa ö Personen eine hiesige Wirthschait verließ, nur sich nach Hause zu begeben, begegnete derselben ein hier wohender Schuhmacher italienischer Abkunft. Einer der Leute that nun die scherzhafte Acussernng „Jtalia kapnt!" Darauf stürzte der Italiener auf ihn lo-s und schlitzte ihm mit einem Schnhniachermesser den Bauch auf. Der Verwundete, seines Zeichens ein Maurer, ist verheirathet nnd hat 3 kleine Kinder: leider soll keine Hoffnung vorhanden sein, ihn am Leben zu erhalten. Der Thüter wnrdc noch in der Nacht verhaftet : man fand ihn mit den Kleidern im Bette liegend.
Ans Elsaß-Lothringen wird berichtet: Das diesjährige Musterungs-Geschäft in Elsaß-Lothringen hat einen günstigen Verlauf genommen. Auch ist cs Thatsache, daß sich neuerdings so viele junge Leute als Unteroffizier-Aspiranten gemeldet haben, daß ein Theil derselben vorläufig hat zurückgewicsen werden müssen. Nichts trägt im Reichslande zur Gcrmani sirnng so viel bei, als unsere Armee. Es hat sich bereits im Lande ein sehr ansehnlicher Stamm junger Leute gebildet, welche in der deutschen Armee gedient haben und die Traditionen derselben hoch halten. Ueberwiegen auch noch diejenigen jungen Lenke, welche in der französischen Armee Soldaten waren, sv wird das Verhältnis; doch schon in den nächsten Jahren das umgekehrte sein. Einen kräftigen Stütz- und Vereinigungspunkt der deutschen Bestrebungen bilden die Kriegervereine, welche bereits zahlreich bestehen und zum Theil noch in der Bildung begriffen sind. In ihnen finden sich Einheimische und Altdeutsche zu kameradschaftlichem Verkehr zusammen, was natürlich nicht ohne Einfluß auf die übrigen Beziehungen ist. Ob es freilich seitens einiger Vereine richtig war, auch früheren französischen Soldaten den Beitritt offen zu lassen, muß dahingestellt bleiben. Oesterreich—Ungarn.
Die östreichische Regierung leitet jetzt alle Schritte ein, um zu einem Entschlüsse darüber zu kommen, welche Stellung dem deutschen Zolltarif gegenüber sie einnehmen solle. An die Handels- und Gewerbekammern sind die Anforderungen ergangen, über die muthmaßlichen Wirkungen des deutschen Zolltarifes auf den östreichische» Handel sich zu äußern. Es wird gehofft, daß zwischen Deutschland und Oestreich ein Vertragsverhältniß angebahnt werden kann.
Italien.
Rom, 22. Juli. Heute wurden folgende Deutsche des Landes verwiesen: Herbst, Dustmann, BrühnS und Hamsclmann, und zwar alle wegen angeblich sozialistischer Umtriebe.
Schweiz.
Bern, 22. Juli. Der jähe Tod, welcher am Samstag Nachmittag den Gvtthardtnnncl-Unternehmer Favre ereilt hat, erweckt in der Schweiz allgemeine Theilnahme. Favre war ein Mann, der seine Erfolge eigenem Fleiß und einer zähen Energie verdankte, die ihn vom ehemaligen Zimmcrgesellen zum Unternehmer eines der größten Werke der Welt empvrgebracht hat. An wissenschaftlicher Bildung fehlte es ihm fast gänzlich: nie hatte er eine eigentliche Schule als Ingenieur dnrchgemacht. Die Wissenschaft, die ihm abging, borgte er sich, indem er gebildete Ingenieure in seinen Dienst zog; sein Vorzug bestand in praktische!» Blick, merkwürdigem Organisationstalent, energischer Durchführung seines Plans und reicher Erfahrung. Es unterliegt kaum noch einem Zweifel, daß Herr Favre das Opfer seines Berufes geworden ist. Man weiß, daß die Temperaturvcrhältnisse im Gotthard angefangen haben, mehr als schwierig zu werden, nnd daß gegenwärtig die Anwendung der Luftpumpen kaum noch Erleichterung bringt. Die Arbeiter sitzen im Berge ivic in einem tausend Meter- tiefen Schacht, und mit jedem Meter, den sie durch die Bohrmaschine und durch die Hane weiter gewinnen, steigt die Temperatur und steigt der Luftmangel. Die Arbeit ist unter diesen Umständen ein Gefecht, bei welchem es täglich Marode, Verwundete und Todte gibt. Nun ist der Feldherr selbst inmitten seiner Truppen gefallen, nnd zwar in einem Momente, ivo er sich der Hoffnung hingeben durfte, in nicht allzulanger Zeit den Ruhm und die Früchte einer mühseligen Arbeit zu ernten. Denn schon am 31. Lwpt. 1881 soll der Ban des Tunnels nach den Stipulationen beendigt sein und die Arbeiten sind so weit gediehen, daß man mit großer Bestimmtheit auf die Einhaltung des vereinbarten Termins rechnen darf.
Vor einigen Tagen erschien auf der Anatomie von Zürich ein bedrängter Beamter und verlangte vom Oberarzt das Herz einer reinen Jungfrau von höchstens 18 Jahren, lieber den Zweck des Begehrens gab der Mann folgendes Rezept zum Besten: „Schneide ein Herz in dünne Scheiben, nimm dann 3 Tropfen aus dem heranüfließenden Blntwasser, lege sie auf einen ungebrauchten weißen Teller und alsbald werden sich diese 3 Tropfen in 3 Zahlen verwandeln, mit denen du in der Lotterie das große Los gewinnen kannst." Sv geschehen in Zürich anno 1879 ! Spanien.
(Für die Ex-Königin Jsabella von Spanien, sind zu Marienbad im Hotel Klinger, wo sie in den ersten Augusttagen eintreffen soll, 16 Zimmer- bestellt. Außerdem mußte ein eigens construirtes Bett verschafft werden, wie dies die etwas corpnlente Eonstitntion der Königin erfordert.
England.
London, 2l. Juli. Unsere Meteorologen meldeten vor einigen Tagen, daß eine heiße Luftwelle, von den Ver. Staaten kommend, auf dem Weg hierher sei. Bei dein trostlosen Wetter, das wir seitherhatten und den noch trostloseren Ernteaussichten, kann man sich denken, mit welcher Freude die Nachricht begrüßt wurde. Leider scheint die Lustwelle unterwegs abhanden gekommen zu sein, und seitdem strömt der Regen wolkenbruchartig nieder.
London, 22. Juli. In Folge des anhaltenden und heftigen Regens werden für die Saaten im ganzen Lande die ernstesten Folgen befürchtet. Der Weizen ist ärmlich und dünn, die Gerste befindet sich in wenig besserem Zustande; das bereits geschnittene Heu ist säst ganz vernichtet worden, und landwirthschaftliche Arbeiten sind thatsächlich eingestellt worden. Ueberschwemmungen haben nicht nur in England, sondern auch in Irland großen Schaden angerichtet und die allgemeinen Aussichten gelten als äußerst düster.
London, 23. Juli. (Offiziell.) Aus der Capstadt meldet Chelmsford vom 6. Juli: Cete- wayo hat die englischerseits gestellten Bedingungen nicht angenommen, sondern fuhr fort, den britischen Truppen feindlich zu begegnen. Chclmsfort setzte am 3. Juli seinen Vormarsch fort, griff die Zulus an und schlug dieselben vollständig mit großen Verlusten, nahm Ulundi ein und zerstörte dasselbe. (Schw. B.)