Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für

den Oberamts-Bezirk

j Erscheint wöchentlich 3mnl und kostet halbjährlich /»,//) XrH > hier (ohne Trägerlohn) 1 60-4, in dem Bezirk!

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Sämstäg den 10. Juli.

Jnserlivnsgebiihr iiir die tspaltige (feile anS ge- ^ wöbniicher Schrift bei einmaliger Einrückung b 4, I bei mehrnialiger je 6

Eiseubahnzüge der Station Nagold

vom 15. Mai an.

Nach Calw: 6,-,g, 10,44, 6,4,, 9 ,z..

Nach Horb: 5,1«, 8,s«,

Amtliches.

N a g 0 l d.

FloKlpcrrc betreffend.

Wegen bcvvMehcnder Reparaturen der Floß- Anstalten wurde die Floßsperrc ans der Nagold nebst Zinsbach auf die Dauer des MonatS Angnff dieses Jahres verfügt, was hicmit zur allgemeinen Kenntnis; gebracht wird, mit dem Bemerken, das; Zuwiderhand­lungen geriigt werden.

Die betreffenden Ortsvorsteher haben den be­theiligten Wasscrwerkbesitzern specielle Eröffnung hie­von zu machen.

Den 18. Juli 1879.

K. Oberamt. Güntner.

Nagold.

Flostlperrc ans der Cm «nb Uagotd auf badischem Gebiete betreffend.

Nach einer Mittheilung Großherzoglich baden- schen Bezirksamts Pforzheim ist die Floßsperre auf der badischen Seite der Enz und Nagold auf die Dauer des Monats August d. I. angeordnet worden, was hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.

Den 18. Juli 1878.

5b. Oberamt. Güntner.

Gestorben: Den 16. Juli in Gaugenwald: Gutsbe­sitzer Stein, Rittmeister a. D., 64 Jahre alt.

TageS-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold. In Nr. 21 d. Bl. veröffentlichte das K. Oberamtsgericht hier eine Diebstahlsanzeige über ein dem hiesigen Bahnhof übergebenes, aber nicht an seinen Bestimmungsort gelangtes Ballot Tuchwaren, wobei der Verdacht ausgesprochen wurde, daß dieses Stück auf hiesiger Station entwendet wor­den sei. Die seither gepflogenen Recherchen über das Schicksal des Ballots haben nun ergeben, daß der Diebstahl nicht hier, sondern in Zuffenhausen durch einen Weichenwärter, der noch wegen anderer Ver­gehen hinter Schloß und Riegel sitzt, verübt wor­den ist.

2 Altenstaig, 17. Juli. Die gestern hier abgehaltene Schullehrerkonferenz war von 5 Geistli­chen und 29 Lehrern des hintern Bezirks besucht. Um 9 Uhr Vormittags wurde das Tagewerk mit dem Orgelspiel von 8 Schulmeistern und dem gemischten Choralgesang von Lehrern und Schülern in der Stadtkirche begonnen. Um 10 Uhr versammelte man sich im neuen Schulhause, wo ein jüngerer unständiger Lehrer über das Lied Nro. 462, V. 14,Warum sollt ich mich denn grämen" von Paul Gerhard eine Lehrprobe mit Schülern des dritten Schuljahres abgehalten hat, welcher sofort der Herr Bezirksschul­inspektor Mczgcr mit einem höchst entsprechenden Vortrag über das Leben und Wirken u. s. w. des Dichters dieses Liedes folgte. Lehrprobe, Vortrag, Recension der ersteren und die hieran angeknüpfte lebhafte Debatte über Form, Inhalt, Lehrmethode und Lehrgeist der angehörten Lehrprobc nahmen wohl 10s Stunden Zeit in Anspruch. Den Schluß der Verhandlungen bildete die Besprechung der von Schult. Kniescr verfaßten 9 Thesen übermethodische Behand­lung des Memorirstosfs", welche den Zeitrahmcn von 20s Std. ansfüllte und nach theilweiser Abänderung und Ergänzung einzelner Paragraphen der Thesen unter Dankesbezeugnng gegen den Thesenverfertiger

und rüstigen -Vertheidiger Mittags 2 Uhr endete. Das frugale Mahl im Waldhorn hielt die Geistlichen und Lehrer einige Stunden unter heiteren und ernsten Tischgesprächen kollegialisch beisammen: eine vom Agenten öes bestehenden älteren Volksschullchrer- Untcrstütznngsvercins vorgcnommcnc Sammlung von Jahresbeiträgen und freiwilligen Liebesgaben ergab 28 -4L 60 H.

2 Segensreiche Erfolge. Unter den In­stitutionen, welche in der Jetztzeit berufen sind, sich mehr und mehr Bahn zu brechen, nimmt wohl die Lebensversicherung den ersten Rang ein : der Aufschwung, den sie in den letzten Jahren genommen, ist das beredteste Zeugnis; für den Segen, den sie auf dem Gebiete der Volkswirthschaft gestiftet, lieber ihre Bedeutung für das Volks- und Familicnwohl wird kaum jemand im Zweifel sein: denn es gehört dieses Institut unbestreitbar zu denjenigen Mitteln, von deren gemeinsamer und ineinandergreisender Wirk­samkeit eine Milderung und friedliche Beseitigung gesellschaftlicher Schäden zu erwarten ist. Gewiß ist es daher erfreulich, daß die Benützung der Lcbcns- versichernng in Deutschland während der letzten Jahre und besonders in jüngster Zeit eine dauernde und nicht unerhebliche Steigerling zeigte. Die Lebensver­sicherung ist geradezu eine Nothwendigkeit geworden, und während früher meistens der Beamtenirand die Versicherten stellt?, um durch die Lebensversicherung die Wunden zu lindern, die der Familie durch den Tod des Ernährers, des Familienvaters geschlagen wurden, ist es heute in erster Linie der Hande'ls- und der Gewerbestand, der die Wohlthate» der Lebensversicherung erkannt hat und demgemäß von demselben immer stärkeren Gebrauch macht. Während bis zum Jahre 1857 bei den deutschen Lebensver­sicherungs-Anstalten erst 81,348 Personen mit 270,754,803 -4L Kapital versichert waren, wuchs die Betheiligung in den letzten 21 Jahren so, daß am Ende des Jahres 1867 bereits 389,373 Personen eine Summe von 1102,887,174 -4L, am Schluß des Jahres 1875 aber 716,649 Personen eine Summe von 2129,932,853 -4L für den Fall ihres Todes bei diesen Anstalten versichert hatten. Diese Zahlen reichen wohl hin, um darznthun, wie sehr die Tyeil- nahme an der Leb.-Vers, in Deutschland bis 1876 im Zunehmcn begriffen war und auch in den abgc- lanfcncn letzten 3 Jahren sind die Vortheilc der Leb.-Vers, in einer solchen Weise in Betracht gezogen worden, daß der Personenstand und die Gesammt- versichcrungssumme sämmtlichcr Versicherungsanstalten Deutschlands auszusprechen es gerechtfertigt erscheinen läßt, daß die Leb.-Vers, ein Bedürfniß geworden nicht bloß dadurch, daß sie an Stelle des durch den Tod dahingeraffteu Ernährers tritt, sondern auch durch die Kapitalien, die sie zur Hebung des Volks­wohlstandes hergibt. Ende 1875 betrugen ihre Fonds 494,181,902 -4L, von welchen nahezu 0» auf Hypo­theken beliehen waren. Sehen wir uns aber naher an, was das Institut der deutschen Leb.-Vers, bereits geleistet, indem es schon an 50 Millionen Mark für Versicherte an deren Hintertassene ansgezahlt hat, so findet sich die Ansicht, von der ticscingrciscnden Bedeutung der Einrichtung fürs Volks- und Fami­lienwohl sehr glänzend bestätigt. Welch große Wohl- that hiedurch an bedürftigen Wittwen und Waiien, die jene Millionen ans dem segensreichen Sparschatze der Leb.-Vers, empsiengcu. geübt wurde, wird jeder­mann einleuchtc». Ebenso sprechen diese Zahlen und Thatsachcn aber auch deutlich genug für die Noth­wendigkeit der Leb.-Vers. Die Anerkennung dieses Satzes und die sich steigernde Betheilignng an diesen

Instituten hat die in wenigen Jahren cingetretene Vermehrung der Gesellschaften erzeugt, und anderer­seits hat wiederum die Thütigkeit derselben den Sinn für das Lebensversichernngswesen in immer höheren Maße zu wecken verstanden. - Freilich, soweit wie in Amerika haben wir eS bei uns noch nicht gebracht. Die praktischen Amerikaner wissen die Vvrtheile der Leb.-Vers, viel besser zu würdigen als wir: denn dort weist jedes Jahr einen Zuwachs (bis zu 80,000 Personen) in den verschiedenen Anstalten nach, der sich in Deutschland nur träumen ließe. Darum: Es ist bei uns Pflicht eines jeden Hausvaters, an der Hand der Rechenschaftsberichte verschiedener Ge­sellschaften diejenigen Punkte, von denen sein Eintritt abhängen muß, ernstlich zu prüfen, ehe er sich bindet. Solche Punkte sind der Abgang bei Lebzeiten, die Sterblichkeit und die Verwaltuugskvstcn. In Beziehung auf diese Punkte kann mit Recht auf die Stuttgarter Lebens-Vcrsichcrnngs- nnd Ersparnißbank hingcwicsen werden, welche ihren Geschäftsbetrieb weit über die deutschen Grenzen und die Schweiz ausgedeynt hat, deren Vcrsiche- rnngSstand im Juni 1879 182,435,580 <46 betrug, welche sich auf 42,420 Personen verthcilen. Als Gegcnseitigkcitsinstitut hat die Bank ihre Wirksamkeit ohne irgend einen Grundstock oder ein Garantie- Kapital im Jahr 1854 begonnen, nichtsdestoweniger aber hat sic in ihrem 25jährigen Wirken einen Fonds- itand von ca. 27 Mill. Mark erlangt, während sie nebenbei ca. 12*/r Mill. Mark für Sterbcfälle, 358,527 -4L füratternativeVersicherungen, 1,230,210-4L für Altersversicherungen und 60s Mill. an Dividen­den an die Versicherten ausbezahlt hat. Dem Alter nach ist die Stuttgarter Bank die 14. deutsche Lebens­versicherungs-Gesellschaft, vermöge ihres Versiche­rungsstandes nimmt sie längst ihren Rang unter den ersten derselben, nach dem alljährlichen reinen Zu­gang aber nimmt fieZeit einigen Jahren nach Gotha die erste Stelle ein. Die günstigen Verhältnisse haben denn auch die Aufmerksamkeit vieler Korpora­tionen auf die genannte Anstalt gelenkt und diese hat mit den sämmtlichen Verkchrsanstalten Württembergs, sowie mit den Beamtenkreisen der übrigen K. Mini- frerien, mit dem Volksschnllehrcrverein in Bayern (78000 Mitglieder), dem Lchrerpensionsverein in Sachsen, den Lcyrervereincn in Lüneburg u. a. O. Hannovers und KurhessenS, mit den 3 Schullchrcr- vercincn Württembergs, dem Landjägerkorps daselbst und vielen andern städtischen und kommunalständischen, sonne industriellen Gesellschaften Verträge znm Zweck der Versicherung ihrer Mitglieder abgeschlossen. Der Versichcrnngsftand theilt sich nach dem letzten Rech­nungsabschluß in folgende Kategorien: Beamte 9720 Pers. mit 460» Mill -4L Versicherung, Kauflente und Fabrikanten 3979 Pers. mit 44 Mill., Gc- werbslente 8159 Pers. mit 320» Mill., Bedien­stete und Arbeiter 4062 Pers. mit 70^ Mill., Landwirthc 503 Pers. mit 3 Mill. und Militärs 599 Pers. mit 2 Mill. -4L und geht hieraus hervor, daß 7 6 Mill. durch Kauflente, Fabrikanten und Gewerbslente versichert sind, während auf den Be- amtenstand nur 46 Mill. fallen. - Gerade der Handels- und Gewcrbeitand hat in den Zeiten der größten wirthschastlichen Krisen die Wahrnehmung gemacht, daß die Leb.-Vers, die sicherste Kapitalan­lage bildet, kein Institut dieser Art wird bei so­lider Verwaltung jemals von den durch Börsenspe­kulationen hcrbeigesührten Schwankungen des Geld­marktes gefährdet, es ist vielmehr geeignet, zu jeder Zeit seine Versicherten nach den verschiedensten Rich­tungen hin zu unterstützen. Darum ist aber auch