Hvhes Alter. Aus dem geheimen Eivilcabi- net des Kaisers Wilhelm traf in voriger Woche an die Wittwe Frau Singer in Gleiwitz eine Gratulation zu ihrem 111. Geburtstage mit einem Geldgeschenke in Höhe von 100 ein. Da Frau Singer nicht in dürftigen Verhältnissen lebt, so hat sie die Summe einer milden Stiftung überwiesen. Die hochbetagte Frau hatte dem Kaiser zu dessen Jubel- Hochzeit ein Glückwunschschreiben übersenden lassen. Oesterreich—Ungarn.
In Wien tauchen Gerüchte von einer bevorstehenden Ministerkrisis auf, und verlautet, daß das Kabinet nach Beendigung der Wahlen demissioniren und Graf Taaffe ein neues Kabinet aus lauter konservativen Elementen bilden wird.
Ein seltenes Dorf. Im Somogyer Kvmi- tate liegt ein Dorf, welches Edde heißt und das, wie „Somvgy" bemerkt, deshalb merkwürdig ist, weil seit Menscheilgedcuken kein einziger Bewohner desselben im Gefängnisse saß, oder auch nur wegen eines geringfügigen Diebstahls bestraft worden wäre. Die herrschaftlichen Schankwirthe machten hier schlechte Geschäfte, ja sie kehrten einer nach dem anderen einem Dorfe den Rücken, in welchem ein Vierteljahr vergeht, ehe sie einen Eimer Wein ausschenken. Die Dorfbewohner sind fleißige Feldbaner und Viehzüchter. sehr gottcSfürchtige Leute und verursachen einander keinen Schaden, ja man hört aus ihrem Munde kein beleidigendes Wort. „Somvgy" schreibt dies dem Umstande zu, daß der alte Schullehrer, der seit 38 Jahren die Dvrsjugend unterrichtet, ein ausgezeichneter Mann ist. Die Früchte seiner Lehren zeigen sich nun im moralische» Lebenswandel der von ihm Erzogenen.
England.
(Ente oder nicht?) Eine sensationelle Mittheilung über den Prinzen Louis Napoleon bringt der „Börsen-Courier" in einer Privat-Korresp. ans London. In derselben wird eine höchst mysteriöse Geschichte erzählt, welche darauf hinauslüuft, daß der Prinz eine heimliche Ehe cingegangen, aus welcher ein gegenwärtig etwa 2 Monate alter Knabe entsprossen sei. Die junge Mutter soll bereits eine Audienz bei der Kaiserin Eugenic nachgcsucht haben.
Rußland.
Nach Berichten aus Kiew wurde in der dortigen Militärkassa der Abgang von ca. 100,000 Rubeln wahrgenommen. Anstatt des Geldes wurde ein Zettel mit dem Siegel des Revolutions-Comites vorgefunden, dahin lautend, die gedachte Summe werde zur Befreiung des russischen Volkes von der Tyrannei verwendet werden. Bon Moskau und Kiew wurden dieser Tage einige Hundert Bernrtheilte nach Sibirien deportirt, darunter viele Offiziere. Bulgarien-
Brindisi, 2. Juli. Der Fürst von Bulgarien ist heute früh hier eingetroffen und hat sich heute Vormittag 9 Uhr auf dem russischen Aviso „Konstantin" nach Konstantinoppel eingeschifft.
Tirnowa. 2. Juli. Die Nationalversammlung ist auf den 12. Juli neuen Stils hierher eiuberufen. Sie wird zur Krönung des Fürsten von Bulgarien schreiten und den Eid desselben entgegennehmen; sofort nachher wird sie aufgelöst und die Neuwahlen für die im Herbst einznberufende ordentliche Skupsch- tina sollen noch im Laufe des Juli ausgeschrieben werden. (Fr. I.)
Türkei.
Als der Sultan den Khedioe von Aegypten absetzte , hob er zugleich „eigenmächtiger" Weise eine Vergünstigung auf, welche den letzteren u. A. ermächtigte, auf eigene Faust Schulden zu machen, Truppen zu halten und überhaupt den selbstständigen Herrscher zu spielen. Dieses Verbot sagte den Westmächten England und Frankreich nicht zu — sie verweigerten ihre Zustimmung. Der arme Sultan! Kaum ist ihm ein Stückchen seines schönen Landes eines nach dem andern entrissen, und schon nimmt man es ihm übel, wenn er es wagt, seinen Unlerthanen Befehle zu er- theilen.
Amerika.
Aus Südamerika kommt die Kunde, daß Chile, um sich gegen die verbündeten Feinde zu stärken, mit der argentinischen Nachbarrepublik, deren Vereinigung mit jenen es fürchtete, einen Vertrag geschlossen, in welchem es derselben Patagonien ab- tritt, das bisher, wenn auch faktisch unabhänbig, von beiden Republiken in Anspruch genommen war. So schafft sich Chile klug einen Feind vom Halse, indem
es ihm gibt, was es nicht hat und was es selbst noch nicht so bald bekommen dürfte.
Narrdel jtz Uertrehr.
Mittlere Kruchtpreisc per Certtner
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23.
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Aus dem Bezirk Böblingen, 29. Juni. Die Heuernte ist gegenwärtig in vollem Gange und ist eine wahre Lust, zu sehen, in weich vorzüglicher Qualität dar- viele Heu eingeheimst wird. Mau sollte deuten, der Futtcrreichthum dieses JahreS wurde ein Steigen der Weltpreise zur Folge haben, allein gerade das Gegentheit ist der Fall. Der Kleinbauer ist geuöthigt, Korn oder Niehl zu kausen bis zur Ernte. Um Geld zu machen, must er statt Korn von seinem Vieh verknusen; daher kommen die niedrigen Fleischpreise, die aber später um so hoher steigen werden, ikeberhaupt stehen sämmtliche laudwirthschastlichen Produkte so niedrig im Preise, das; die Bauern trog der günstigen EruteanSsichten nur mit trüben Blaken in die Zukunft schauen — „weil unsere Sach kein Geld gibt", sagen sie. Nicht so günstig wie mit dem Futter und Getreide much Soiumerfrüchten- siebt es mit dem Obst; wir können nur aus eine Miktelernte rechnen. Die Kartoffeln sind dagegen durchweg schon.
Hellbraun, 2. Juli. sWollmarkt.) Zweiter Dag. Das ganze zugeführte Quantum ist mit Ausnahme einiger Spekulationspartien verkauft, und es haben sich die Preise fest aus dem gestrigen Standpunkt behauptet: einzelne Käufe weisen selbst einen Ausschlag von ca. 5 ans. — Das eiu- gelreteue Regenwetter erschwert die Abfuhr der gewogenen Äolle bedeutend.
O, diese Männer!
(G-iroi-Uenpretigt einer Ehefrau.)
Halb 1 Uhr! — Endlich! — Heinrich! Manu! Schämest Du Dich denn gar nicht um halb Eins in der Nacht nach Hause zu kommen und in welchen; Zustande! Dn hattest mir doch versprochen, heute Punkt 10 Uhr zu Hause zu sein. - Schweig nur still! Ich weiß schon, was Dn sagen willst: „Gute Freunde haben Dich abgehalten: Dn wärest sonst als edler Pautofselritter gehänselt worden! --- Bist Du nicht Manns genug, solchem Geschwätze entgegenzutreten?! Mich arme Frau läßt Du dafür den ganzen Abend und die ganze Nacht allein dasitzeu und machst Dir kein Gewissen daraus, wie sie sich ängstigt oder langweilt, tödtlich langweilt. — „Du kannst ja zu Bette gehen!" entgegnest Du ruhig. Was nützt das? ich kann doch nicht schlafen, wenn Du nicht da bist. Ich denke immer, es könnte Dir bei Deinem heftigen Temperament etwas zngestoßcn sein. Ich begreife gar nicht, was Ihr für ein Vergnügen davon haben könnt, in den dumpfen und angeräucherten Zimmern zu sitzen. Dein Töpfchen Bier kannst Du auch daheim in Gesellschaft Deiner Frau trinken. Ich ließe es mir noch gefallen, wenn der Mann den ganzen Tag mit seiner Frau zusammen ist, dann hat er vielleicht das Bedürfnis, am Abend sich zu zerstreuen; aber Du, der Du den ganzen Tag im Bureau bist, solltest den Abend doch wenigstens Deiner Familie widmen. Gott! Wie ganz anders sind doch die Engländer! Die kennen Euer Kneipenleben gar nicht. Da hat das häusliche Leben doch noch einen Werth und die Frau ist nicht blos dazu da, Knöpfe anzunähen, Strümpfe zu stopfen und die Halskravatte zu binden. „Die Engländer sind auch viel phlegmatischer!" höre ich sagen. Nun, dann sieh Dir doch einmal Frankreich an! Das ist ein Musterland! Da kann sich der Mann ohne seine Frau gar nicht amüsiren. Er nimmt sie überall mit, in das Theater, in die Concerte, in die Cafvs rc. Ueberall nimmt sie an den Freuden des Gatten Theil. — „Dann sind wir zu genirt!" willst Du sagen? Habt Ihr Männer denn nöthig über Sachen zu sprechen, die eine Frau nicht hören darf. Ist das Eure Unterhaltung?! — Piqnant — frivol — unmoralisch ! — Schämt Euch! — Es gibt doch gewiß tausend Gegenstände, die interessiren, ohne „baut goüt" zu haben. Aber Ihr gefallt Euch nun einmal darin, immer über die trockensten alltäglichsten Dinge zu reden, obgleich Ihr uns gerade ungerechter Weise diesen Vorwurf macht. Ihr habt ja fast gar kein anderes Interesse, als das für den Stadtklatsch,
für die albernsten Kleinigkeiten und für Euren Beruf. In Frankreich dagegen, von dem Ihr trotz alledem noch so vieles lernen könntet, da hat selbst der geringste Arbeiter ein Lebhaftes Interesse an den Bewegungen und Ereignissen seines Vaterlandes und an den Welthändeln, an Kunst und Wissenschaft. „Du hast eine französische Bonne gehabt! darum schwärmst Du sv für Frankreich." Ich lese es Dir vom Gesichte ab. Das habe ich allerdings- und sich bin deshalb eine um so bessere Deutsche, als ich nicht möchte, daß uns ein Nachbarland gerade in dieser Beziehung den Rang ablänft. Heinrich! Mann! Bessere Dich! — Gehe jetzt in Dein Bett und schlaf' Deinen Spitz aus! O! diese Männer! diese Männer!
All-rl-t.
' Mittel gegen Kopfschmerzen. Zm „Arzt" (Medicinische Wochenschrift von IN-. Ungsr, Hamburg und Leipzig, 1809) findet man folgendes Mittel wider Kopsschinerzen, welches noch nirgends erwähnt wurde und welches seiner Unschädlichkeit wegen der Vergessenheit entrissen zu wvrden verdient. De. Unger sagt: „Man schneidet mit einem scharfem Federmesser von einer frischen Eitroire ein dünnes Stück der gelben Schale, woran aber mchts von der weißen Schale sitzen muß, so groß als ein 5- oder 8 Schillingsstück (ca. wie ein Markstück), geschwind ab und legt es mit der inwendigen nassen Seite alsbald in die Dünne an einer Schläfe <dc h. an der tiefsten Stelle der Schläfe). Man kann Mich, wenn es nöthig scheint, in beide Schläfe eines- Legen. Es klebt leicht daran fest und gibt in kurzer Zeit einen rothen Flecken, der brennend juckt und wovon die Kopfschmerzen in wenig Minuten verschwinde». Man muß das Citroneustückchen nicht eher abmchmcn, als bis der Kopfschmerz völlig vorbei ist, und wenn es eher absällt, ein neues auflegen. Zuweilen schwillt die Stelle an den Schläfen hoch auf, und je stärker der Kopfschmerz ist. desto stärker zieht die Schale, so daß zuweilen wirkliche Wasserblasen an der Stelle entstehen. Dieses Mittel ist unzählige Male versucht worden und hak nur die Unbequemlichkeit, daß die rothe Stelle a» den Schläfen zuweilen einige Wochen lang sichtbar bleibt, welches nicht allen Frauenzimmern anständig sein möchte."
— (Heilung von H nnd e krankh e i te n.s Die „Kob. Ztg. schreibt: „Es dürfte wohl jedem Hnnde- liebhaber willkommen sein, wenn erfahrene Hundezüch- ter ihre Erfahrungen in Betreff der Krankheiten ihrer Lieblinge mittheilen und zum Gemeingut machen, zumal manche Thierärzte gerade in Behandlung der Hnndekrankheiten wenig leisten. In der „Jllustrirten Jagdzeitnng" sind vom Anfang an, bereits im ersten Jahrgang, bewährte Recepte und Anweisungen über Behandlung von Hundekrankheiten mitgetheilt, welche jederzeit mit Freuden ausgenommen wurden. Hoffentlich wird auch das Folgende Beachtung finden. Wenn ein junger Hund krank wird, so wird in sehr vielen, wenn nicht in den meisten Fällen angenommen, daß er die „Staupe" hat und demgemäß verfahren, ohne zu untersuchen, ob es wirklich die Staupe ist. Dadurch geht mancher edle Hund verloren. So kommt namentlich bei noch sehr jungen Hunden vor, daß dieselben von Spul- und anderen Eingeweidewürmern arg geplagt werden, und wenn nicht die richtige Behandlung eintritt, weil die Krankheit nicht erkannt ist, eingehen, während im andern Falle leicht Rettung gebracht werden kann. Im Allgemeinen sind die Erkennungszeichen folgende: Der Hund hat öfter trockene Nase, bekommt Schwäche in den Läufen, magert ab, obgleich er Freßlnst zeigt, die Augen liegen tief im Kopf und zeigen matten Glanz, der Leib erscheint aufgetrieben. Bei fortschreitender Krankheit pflegen sich epileptische Zufälle einzustellen, die öfters dem Glieder- zuckeu ähneln, welches sich bei der Staupe zeigt. Die Heilung der Krankheit ist, wenn der kranke Hund noch nicht zu schwach geworden ist, sehr einfach. Zunächst darf derselbe durchaus keine Milch mehr bekommen, man füttert nur Fleischbrühe, welcher nach einigen Tagen etwas Gemüse, namentlich gelbe Wurzeln (Mohrrüben) zugesetzt werden können, keinesfalls aber Kartoffeln oder Mehl rc. Als Arznei bekommt der Hund nach der Größe Morgens einen bis zwei Eßlöffel voll von folgender Medizin: Man läßt 30 Kg. Kraut und Blüthen vom „Rainfarrn" , „Danae«-tum vulgär«-, welches überall an Rainen und Wegen wächst, 5—10 Minuten lang in Vz Liter heißem Wasser kochen, gießt den Absud durch ein Sieb oder wollenen Lappen und bewahrt ihn zum Gebrauch in einem Glase an kühlem