Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 3. Juli.

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187S.

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Tazrs-Neuigkeiterr.

Deutsches Reich.

Nac;old. Berzeichniß der beim Standesamt -cmgefallcnen GednrtS-, Todes- rind Traunngsfälle.

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^ ?lrn 26. Juni hatten solch zahlreiche Gewitter mit Hastclschaden stattstefundcn, daß derSchwab. Merkur" solche unter einer eigenen Rubrik zusammen­zustellen für gut fand. Das Unwetter berührte haupt­sächlich die Bezirke Schorndorf, Heidenheim, Geislin­gen, Gmünd, Göppingen, Reutlingen, Backnang, auch Calw (Simmozheim, Weilerstadt) und das Hvhcnzol- lern'sche. An einzelnen Orten fielen die Hagelkörner Hühner- und Gänscei groß.

^ Sonnlag den 29. Juni fand die in diesem Blatte angczcigte'Versammlung von Mitgliedern des Schwar^vald-Bienenzuchtvereins im Hirsch zu Dettingen, OA. Haigerloch, statt. Dieselbe war ziemlich zahlreich besucht, theilweise von Mitgliedern aus beträchtlicher Entfernung. Es wurde der Freude darüber Ausdruck gegeben, daß der Himmel gegen­wärtig die Bienenwirthschaft so sehr begünstige. So betrübend und entmuthigend die Erfahrungen der Bienenwirthe im vorigen Jahre, ja selbst noch vor 2 Monaten waren, so glänzend und ermuthigend haben sich dieselben nun in dieser kurzen Zeit gestal­tet. Es wurde darum den Biencnwirthen die Mah­nung ans Herz gelegt, in ihrem edlen Streben den Muth nie zu verlieren, sondern niit Beharrlichkeit und Fleiß in ihrem Betrieb fortzufahren. Nach die­sen Einleitungswortcn wurde zur Tagesordnung über­gegangen und die Frage erörtert: Was hat der Bienenzüchter in gegenwärtiger Jahreszeit, insbeson­dere Heuer, zu beobachten 1) bezüglich der Honig­ernte; 2) bezüglich des Brutansatzes; 3) wenn ein Bienenstock 2 oder mehr Schwärme abgestoßen hat? Nachdem vom Hrn. Vorstand ausführlich hierüber refcrirt, fand zwischen den Mitgliedern selbst eine lebhafte Debatte hierüber und noch über verschiedene andere aufgeworfene Fragen, die Bienenzucht betref­fend, statt. Schließlich wurde noch festgestellt, daß der Verlust an Bienenvölkern (nicht bei Bienenzüch­tern allein, sondern mit Hinzurechnung der Verluste bei Bienenhaltern) vom letzten Herbst bis zum Be­ginn der Trachtzeit dieses Frühjahr mit 75"/« zu verzeichnen sein dürste. Das Schwarmcrgebniß wurde im Allgemeinen als eingutes", die Honigernte bis jetzt ebenfalls als einegute" bezeichnet. Von ei­nem Mitglied wurde der Fall mitgetheilt, daß ihm ein Vau ans Fülle an Honig (Fettigkeit der Waben) zusammengcbrochen sei, was zu der Mahnung führte, bei gegenwärtig herrschender großer Hitze durch Ocff- nen rc. den Stöcken Luft und Kühlung zu verschaffen. So kann die Versammlung als eine sehr belehrende, in heiterer Stimmung verlaufene bezeichnet werden.

Calw, 28. Juni. Vor etwa 8 Tagen ver­unglückte ein Mann, der in einer hiesigen Gerberei

arbeitete, in der Nagold und wurde dessen Leichnam erst vorgestern ansgcstmden.

Stuttgart, 30. Juni. Mit der Eröffnung der Böblingcr Bahn wird es nicht allzu rasch gehen: die Bermnthnng liegt nahe, daß überwiegende tech­nische Gründe dafür sprechen, die Benützung des un­geheuren Damms im Vogetsangthale soweit als nur möglich hinanszuschieben. Die Dämme bei Ealiv, bei Marbach n. s. w. sind so zn sagen nur Kinder­spiele gegen diesen Vogelsangdamm. Wenn der Som­mer sv trocken bleibt, wie er begonnen, sv muß eine Senkung des Materials, das ausgeschüttel worden, cintrcten und eine stetige Nachsüllung unumgänglich machen, lind vielleicht tritt diese Senkung dann erst recht wieder ein, wenn ans einen trockenen Sommer starke Herbstregen folgen. Ob der Betrieb ein Se­mester früher oder später eröffnet wird, ist eine Frage, die als ziemlich untergeordnet erscheinen kann. Daß aber der einmal eröffnet.' Betrieb nicht wieder unter­brochen werde, ist ein Wunsch, der wohl allgemein getheilt wird. lN.-Z)

Böblingen, 29. Juni. Heute wurde dem Alt-^tadtschultheißen Fink ein werthooller silberner Pokal und ein Regulator von einer Deputation über­reicht. Die dankbare Bürgerschaft ehrte durch dieses Geschenk ihren ehemaligen Ortsvorstand für seine mannigfaltigen Verdienste um die Stadtgemeinde während einer 39sührigen wechselvolien Amtsthatigkeit. Der Pokal stammt ans der Fabrik des Hrn. Föhr in Stuttgart. Ldsztg.j

Oberndorf, 1. Juli. Von den in Wald- mössingen beim letzten Brande verunglückten Per­sonen sind bis jetzt 2 gestorben. >S. B.)

Schorndorf, 20. Juni. Gestern Abend um 5 Uhr wurde eine Scheuer in Unter urbach durch Blitzstrahl entzündet und mit 2 anstoßenden Wohn­gebäuden vom Feuer zerstört.

UWU"" Von allen Seiten des Landes sind in de», bei­den letzten Wochen traurige Nachrichten über Gewitter­schäden eingelaufen und kaum kann man ein Aeitnugs- blatt zur Hand nehmen, ohne Berichte über Feuer- und Hagelschäden lesen zn nmssen. Wenn man nun auch annehmen kann, daß die große Mehrzahl unserer Mit­bürger gegen Feuersgesahr versichert ist, so kann man dieß doch von der Hagelversicherung noch immer nicht sagen. Und doch ist die Gefahr viel größer, denn in wenig Augenblicken kann das schönste Frnchtseld, ja eine ganze Markung traurig verwüstet werden; na­mentlich jetzt und je näher wir der Ernte kommen, wächst dieselbe täglich und stündlich. Deßhalb sollte kein sorgfältiger Hausvater unversichert bleiben: hagelt es nicht, so hat er abgesehen davon, daß er sich ruhig zn Bette legen kann, zu einem allgemeinen volkswirth- schaftlichen Zweck beigesteuert; hagelt es aber, so ist es doch gewiß besser, seine rechtmäßige Entschädigung beanspruchen zu dürfen, als unter Umständen aus die öffentliche Mildthätigkeit angewiesen zu sein. Deßhalb unser wiederholter Mahnruf.

In Eisenach tagten vom 30. Juni Morgens an die Vegetarianer, d. h. die Leute, die grnndiän- lich weder Fleisch, noch Bier und Wein und über­haupt weder etwas vom Thier, noch Gährendcs und Gegohrcnes, sondern nur Mehlspeise, Obst, Gemüse, Milch und dergl. genießen und behaupten, das iei die naturgemäße Lebensweise. In ihrer Versamm­lung legten sie ihre Grundsätze öffentlich dar und zeigten sie Mittags praktisch bei ihrem Fesrschmaus und hatten zn beidem, zur Versammlung und znm Festschmans Jedermann eingeladen, damit Jedermann sehen konnte, was ein Vegetarianer ist, ißt und trinkt und mit der Ucberzengung heimkehrte, daß ihr Name

nicht vom Vcgetiren herkommt. Ihr Vorstand und Sprecher war der bekannte Prediger Ed. Baltzer in Nordhansen, der ein lebendiger Zeuge ist, daß Fleisch nicht znm Geist gehört und Beefsteak nicht znm Le­ben und Gesundsein.

Mainz, 28. Juni. Auf telegraphische Requi­sition hin wurde derFranks. Ztg." zufolge gestern Abend in einem hiesigen Gasthause ei» eben zuge­reister -llljährigcr Bäckergeselle mit seiner Geliebten verhaltet, der dringend im Verdacht steht, den an den Eheleuten Marr; Glaser in Würzbnrg dieser Tage verübten Raubmord vvllführt zu haben. Unter ausreichender Bedeckung wurde das Pärchen heute Vormittag bereits der Staatsbehörde in Würzburg überliefert.

Berlin, 30. Juni. Friedenthal und Falk gaben gestern gleichfalls ihre Entlassung. Hvörccht schied aus dem Ministerium wegen Beibehaltung der Matrikular-Umlagcn und Mißhelligkciten in Eisen- bahnsragen. Bismarck unterhandelt mit Udo Stol- berg wegen des Ministeriums der Landwirthschast, sowie mit dem Präsidenten v. Seydewitz wegen des Finanzportescnillcs.

Berlin. 30. Juni. Die Annahme der Demis­sion Hobrecht's gilt als bestimmt: Friedenthat und Falk werden, wie wir ans zuverlässiger Quelle er­fahren, erst nach Schluß der Session ihre Demission cinreichcn. (Fr. I.)

Ter Rückrittt Friedcnthal's und Falt s wird durch die Morgenblätter bestätigt. DieVoss. Z." gibt als Candidaten für Falts Nachfolger Gehcim- rath Schelling aus dem Eultusministerium, für Hobrecht Regierungspräsident Bötticher an. Ruß­land ick im höchsten Grade erregt über den Einfluß der Weltmächte, welcher sich bei Gelegenheit des ägyptischen Regierungswechsels in Konstantinopel doknmentirt hat. - Bismarck schlug den Mächten eine internationale Kommission über die ägyptischen Finanzen vor, welcher alle Separaturmächte angehö­ren sollten. In Rom besuchte der Fürst von Bulgarien den Papst aus Wunsch Kaiser Wilhelms. Er besuchte auch den Kardinal Nina, der ihm die Visite im deutschen Botschaftshotel erwiderte. Es ist dies der erste Fall solchen Besuchs seit dem Kulturkampf.

Ter alte kluge Herr predigt sein Sprüchlein, daß man sich über nichts wundern, und von nichts überrascht sein soll, immer umsonst. Das stille Ab­kommen Bismarcks mit dem Centrum und den Conservativen über die Zölle und Reichsstenern, über die Matrikularstenern und dieconstitustonellen Ga­rantien" hat unzählige gute Leute überrascht, und der Mann, den dieses stille Arrangement am nächsten und meisten angeht, Finanzmimstcr Hobrecht, soll am menten überrascht gewesen sein und bereits seine Entlassung erbeten haben. Viele Zeitungen sind von oben bis unten mit Versuchen gefüllt, wie es zu erklären, daß Bismarck sein Programm, das Reich von derKostgängerei" bei den Einzelstaaten frei zu machen und die Matrikularstenern anfzuheben, so plötzlich über Bord geworfen hat. Das ist ein Schütteln der Köpie, daß man in ein Getreidefeld hineinzuschen meint, über das der Wind geht. Die allerklügsten Leute stellen sich freilich, als ob gar nichts Besonders geschehen sei. ES scheint aber weder die Aera der Ueberraschnng geschlossen, noch das letzte Wort gesprochen zn sein.

Tie nun allgemein in Geltung tretenden neuen Wechselstempclmarkcn haben den großen Vorzug, daß ans ihnen der Betrag, bis zu welchem sie anzuwen­den. eingedruckt ist. So tragen die Zchnpsennig- marken die Inschrift:bis zu 200 Jh und weniger".