Der Gesellscha

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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; Erschein! tvöcheutlich 3i»al und koste! halbjährlich ^ hier (ohne Trägerlohu) 1 ^ 60 -7!, it, dem Bezirk! ! 2 außerhalb deS Bezirks 2 .tk. 40 -4. ;

Donnerstag den 29. Mai.

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Amtliches.

N a g o l d.

Die Vorlage der noch rückständigen Gemeinde-, Stiftnrrgs- n»d Armen-Gtats pro 1879/so wird hiemit in Erinnerung gebracht.

Termin S Tage.

Den 27. Mai' 1879.

K. Oberamt. Güutner.

tz> e st 0 r b e n: zu Stuttgart : Frhr. Karl G e m NI inge n v. Maisenbach, Masor ini E.J.K., R. d. M.V.O., 83 I. n.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Di Altenstaig Stadt, 26. Mai. Unsere Frage, die Lehrlingsprüfungen betreffend, ist seit ! gestern in ein neues, lebenskräftigeres Stadium ge­treten. Gegen 90 hiesige Meister, so ziemlich alle unsre Klcinindustrie vertretend, haben sich für Ein­führung von Prüfnngen nnterschriftlich verbindlich gemacht und den durch verschiedene Meister verstärkten Ausschuss des Gewerbevereins mit Abfassung der Statuten ans Grund des bezüglichen Programms der K. Centralstelle für Gewerbe und Handel beauf­tragt. Möchte diese hochwichtige und zeitgemäße Angelegenheit bald einen guten Fortgang und Ab­schluß finden! Hiezu gehört freilich vor allem, daß auch unsere Nachbarn in Stadt und Land sich mit der Zeit an uns anschließen, denn nur so kann der damit beabsichtigte Zweck erreicht werden, der einer­seits dahin geht, daß kein Meister mehr einen unge­prüften Arbeiter einstellen darf, was andererseits zur Folge haben wird, daß wir zu Nutz und Frommen ^ unsrer Industrie nicht mehr so viele Pfuscher und unreelle Geschäftsleute haben werden.

Von der oberen Nagold, 23. Mai. Der Plan der Gründung von Ferienkolonien für arme, schwächliche Kinder aus Stuttgarts Schulen und der ansgedrückte Wunsch baldiger Anmeldung hiefür ge­eigneter Orte und Räumlichkeiten hat dem Herrn Baron A. v. Gültlingen in Berneck Veranlassung gegeben, sein unteres Schloß dem Konnte zur Ver­fügung zu stellen. Dieses freundliche Entgegenkom­men hat im Schooße des Komites dankbare Ausnahme gefunden und hat Herr Bankier Kapsf für nächsten Sonntag seinen Besuch in Berneck angesagt, um Schloß und Umgebung in Augenschein zu nehmen ^ und die Uebersiedelung von 10 Knaben mit einem ! Lehrer zu bewerkstelligen. (N. T.)

Vor einigen Tagen spielte der 3jährige Knabe j des Güterabfertignngsgehilfen M. in Calw Mittags ' mit einem Balle in der Nähe der Nagold, als ihm ! derselbe entrollte und ins Wasser fiel. Bei dem Versuche, ihn wieder zu erhalten, bekam das Kind das Uebergewicht und stürzte in die dort sehr tiefe l Nagold. Vom entgegengesetzten User wurde dies bemerkt, und ein Lehrer der Handelsschule, ein Schweizer, war sofort zur Stelle, dem cs gelang, das Kind, welches schon zu sinken begann, zu retten. Durch sogleich angewandte zweckdienliche Mittel wurde das Kind bald wieder zu sich gebracht.

Am Pfingstmontag feiern in Liebenzell zwei Brüder, ein Zimmermann und ein Maurer, ihre goldene Hochzeit: gewiß ein recht seltener Fall!

Stuttgart, 26. Mai. Letzten Samstag Abend geriethen in einer Wirthschaft in der untern Neckar- ftraße Nr. 162 der Wirth und ein anderer Haus­

bewohner mir einander in Wortwechsel, wobei der Wirtl, durch einen Messerstich in die Brust bedeu­tend verletzt wurde, während letzterer mit einem Re­volver ans sei.:en Gegner schoß, ohne jedoch zu treffen. (St. Ztg.)

Stuttgart, 26. Mai. Im Liederhallegarten, woselbst am Sonntag vom Liederkranz das Maien- sest abgchaltcn wurde, kamen nicht weniger als 8 Taschendiebstühle, an Damen verübt, vor.

Stuttgart, 27. Mai. Sc. Majestät staben dein zmii Seualspräsideuten am Reichsgericht vom 1. Oktober d. I. ab eruuumcu Oberiribuual-Tirektor >>r v. Bcycrlc in Srntlgart »>id den zn Rälhcn des Reichsgerichts vom l. Okt. d. I. ab ernannten Oberrribnnalräthen v. Gmetiu II in Stuttgart, v. Streich in Stuttgart und v. Gc ß in Tübingen die »achgesuchte Enilnssnng ans dem Württembergischeu Staats­dienst je aus den 30. September ds. I. gnädigst zn ertheilen geruht.

Lndwigsburg, 2.1. Mai. Als heute Nacht ein Ziegler, der um 12 Uhr beim Brennen abgelöst wurde, nach Hause kam (Sccslraße) und ihm ans sein Klopfen nicht ausgemacht wurde, drückte er ein Fenster ein und stieg hinein. Nachdem er Licht gemacht hatte, fand er seine Frau vollständig geknebelt an Händen und an Füßen, den Mund mit einem handgroßen Pechpflaster zngeklebt, beinahe im Wasser schwimmend, am Boden liegen. 'Nachdem der Mann seine Frau von ihren Knebeln befreit und die Nachbarschaft al- larmirt hatte, erzählte die Frau den Hergang unge­fähr folgendermaßen: sie sei im Bette gelegen und habe geschlafen. Da seien 2 Männer in das Zim­mer gekommen, der eine davon nur mit Strümpfen bekleidet, einer habe ihr Schweigen geboten, fei dann ans sie gekniet und zum andern gesagt, dort in der Kommode links sind die Nestel und das Geld. Mit den Nesteln wurden ihr die Hände über dem Kopf an den Zopf, die Füße zusammengebunden und der Mund zugeklebt und sie außerdem mit Wasser über- gvssen worden. Hierauf haben die beiden Kerl das Geld, ea. -,/kl 60, gestohlen und in ein Leintuch ver­schiedene Gegenstände, Kleider ic. eingepackt, welcher Pack aber zurückgelaffen wurde, da die Diebe an­scheinend gestört wurden. Die Frau hat einen der Diebe an der Stimme erkannt und soll derselbe auch heute früh, wie man hört, verhaftet worden sein.

Rottwcil, 24. Mai. sSchw. B.) sS ras kämm er.) (Unterschoben und an einem Tage 2 mal getanst.) Die 24 Jahre alte Bauers Ehefrau Josephiue Bauer von Wiuzelu lebt, jedoch erst seit Jan. 1878, in kinderloser Ehe. Um nun ihre eigene, ihres Mannes und BaterS Sehnsucht nach einem <-prößling zu befriedigen, griff dieselbe zu folgendem eigeuthümlichen und seltenen Mittel: sie schrieb, ohne aber ihren Namen zu nennen, in einem öffentlichen Blatte unterm 5. März d. I. aus, es werde ein Kind im Alter von einigen Tagen auzuiichmen gesucht. Sofort meldete sich die hoffende Mutter eines solchen in der Person der ledigen M. Trottcr zu Obern­dorf. Sie verständigte sich daher mit derselben und nachdem jene am 25. März geboren, holte sie alsbald das Kind Tags daraus ab, nachdem dasselbe iu Oberndorf noch vorher ord­nungsmäßig angezeigt und auf den Namen Eduard getauft worden war, wobei die Bauer unter dem Namen Josephiue Schweikert von Winzeln Pathenstelle vertrat. Noch am näm­lichen Tage erklärt Letztere nun, nachdem ihr Ehemann nach Hause gekommen war, sie habe heute ein Kind geboren. Der vermeintliche Vater, erfreut über dieses glückliche Ereignis;, ließ das Kind noch am gleichen Tage auf den Namen Joseph taufen und, besorgt um seine Frau, zu dieser trotz ihrer Einsprache die Hebamme kommen, welche aber natürlich alsbald sah, daß die Bauer keine Wöchnerin sei und war cs daher jetzt mit der glücklichen Mutter und Vaterschaft insoweit auS. Obgleich nun der Ehemann sofort sich bereit erklärte, das Kind dennoch zu behalten, so daß die Lage desselben, was seine äußeren Ver­hältnisse anbelangt, sich jedenfalls verbessert hat, so mußte der Bauer wegen dieser Unterschiebung des Kindes tUnterdrückung des Personenstandes) gleichwohl eine Gcfängnißstrafc von 2 Monaten angesetzt werden.

Oberndorf, 23. Mni. Der diesige Oberamt- mann Vogt ist nach demR. V." vor die Straf­kammer in Rottwei! verwiesen wegen Vergehens im

Amte, weil er fahrlässiger Weise eine Strafe voll- strccken ließ, die nach Ansicht der Anklagekammcr nicht vollstreckt werden durfte; er ist beschuldigt, daß er einen Handwerksbnrschen wegen Ungebühr und weil er seine Kleider im Arrest zerriß, mit Fesseln belegen ließ, was gegen die jetzigen Gesetze verstoße.

Gnndelshcim, 25. Mai. Gestern ist die badische Neckarthalbahn Jaxtfeld-Neckar gmünd (Hei­delberg) dem Verkehr übergeben worden, nachdem die feierliche Eröffnnngssahrt Tags zuvor stattgcfnnden hatte. Die Bahn durchschneidek württembergisches, hessisches und badisches Gebiet.

Karlsruhe, 22. Mai. Bürgermeister Leo von Säckingen ist vor einigen Tagen durch einen Herzschlag aus seiner amtlichen Thütigkeit nbberufen worden. Er ist, schreibt mau demPf. Cur.", weit über die Grenzen unseres Landes hinaus Freunden der Scheffel'schen Muse bekannt, denen er als Mitglied der Capelle im Thurmkvnzerte desTrompeters von Säckingen" vorgesrcllt ist. Leo war ein ehrenhafter Manu. Von Preußen war er kein Freund. Ein eigcnthümticher Zu­fall brachte ihn in persönlichen Gegensatz zu diesem Großstaat, beziv. seinen Angehörigen. Leo war nämlich Kaufmann seines Zeichens und verkaufte in seinem Laden zu Säckingen fürtreffli- chen Knaster, der in Päckchen mit dem Bildnis; Friedrich Heckers verpackt war. Als 1849 die preußischen Truppen über das Land sich ergossen, mvchte cs Herrn Leo mit seinem Heckertabak nicht mehr geheuer sein: er schickte also seinen ganzen noch ans Lager besindlichen Verrätst dem Fabrikanten Wechsler von Ulm, von dem er ihn bezogen hatte, mit der Bitte, ihm den gleichen Tabak in einer andern Verpackung zu besorgen. Der praktische Schwabe in Ulm machte die Sache kurz, pappte das Bildnis; des Prinzen von Preußen aus das Bild des geächteten Revo­lutionärs und schickte so den Tabak wieder nach der Stadt des heiligen Fridolin. Einige Tage ging die Sache ganz gut und den preußischen Landwehrleuten, welche Säckingen damals be­setzt hielten, schmeckte der Tabak aus den Päcklcin mit dem Bildnis; ihres Feldherr» ganz vorzüglich. Aber weiß der Hin,, mel, welcher Pfiffige Preuße hinter den zugcpappten Hecker kam, kurz die Sache wurde ruchbar: die Preußen, welche eine absicht­liche Beleidigung ihres Oberbefehlshabers vermutheten, rotteten sich vor dem Hause Leos zusammen und hätte dasselbe sicher gestürmt, wenn sich nicht die Offiziere darein gelegt und die badischen Behörden Leo in Haft genommen hätten. Die Preu­ßen ließen es aber nicht dabei bewenden, sondern nahmen die Sache su seinem, und als sich Leo mit dem Ulmer Fabrikanten hinausreden wollte, veranlaßte dies eine Untersuchung, welche um so langwieriger war, als damals die Korrespondenz der preußischen bezw. badischen Behörden mit de» königlich würt- tembergischen nur auf diplomatischem Wege, also durch Ver­mittelung der resp. auswärtigen Ministerien geführt werden durfte. Und zwar war cs kein Anderer, als Joseph Viktor Scheffel, welcher zu jener Zeit als Amtsgerichtsverweser zu Säckingen bei der Untersuchung gegen Leo mitzuwirkcn hatte. Schließlich stellte sich die Unschuld deS Letzteren vollständig heraus und er wurde aus der Haft entlassen, hat aber seither eine gewisse Abneigung gegen Preußen und die Preußen nicht wieder verwinden können.

St. Peter, 18. Mai. In den Schluchten des Feldbergs lagern noch solche Schneemassen, daß es nöthig werden kann, sie zu verhacken, wenn nicht warmer Regen eintrifft. Unterhalb des ThurmeS befindet sich in einer Halde ein Schneefeld vvn einer Viertelstunde Länge und Breite und wohl über 20 Fuß Dicke.

Würzburg, 23. Mai. Der zu 2 Jahren Festung verurtheilte Lieutenant Schenk vvn Gehern hatte seine Dienstgewalt in gemeinster Weise mißbraucht. Als Aufsichtsoffizicr bei den Rekrutenübungen hieb er mit gezogenem Säbel die, welche sein Mißfallen er­regten, aus den Kopf, über den Rücken, die Finger, in die Kniekehlen n. dergl. Am 16. Jan. komman- dirte der Besch, den Sergeanten Klinger dazu, den Soldaten Schottcrer wegen Faulheit 1 Stunde lang unausgesetzt im Laufschritt über den Sprungkasten springen zu lassen: als Schottcrer nicht mehr laufen konnte, ließ er ihn in voller Ausrüstung in der Knie­beuge daS Gewehr */s Stunde lang ausgestrcckr halten. Als die Kräfte des Soldaten Nachlassen wollten, erhielt er Hiebe mit blankem Säbel. Weiter ist Lchenk angeklagt, in 59 Fällen die Soldaten we