12 Uhr wurde der Fürst an der Spitze der Depu­tation vom Kaiser Alexander empfangen, wobei der Fürst in französischer Sprache folgende Worte an den Kaiser Alexander richtete:Nachdem ich von der Deputation die Akte meiner Erhebung auf den bul­garischen Thron empfangen habe, erachte ich es für meine erste Pflicht, Ew. Majestät als Befreier un­seres Balken meine Dankbarkeit anSznsprechen." Die Deputation wurde bierani zur kaiserlichen Tafel ge­zogen.

Petersburg, 20. Mai. In Petrvpawloivsk,^ im Gouvernement DlnSk, am Jschim in Sibirien, ist eine große Feuernbrnnst anSgebrochen: mehrere Stadtviertel steben in Flammen.

Bon der Pori-Tiflis-Bahn wird gemeldet, daß dort colossale Heuscbrecken-Schwärme niedergefallen und daß am 4. Mai beispielsweise ein Zug wegen zu großer Antzäufnng auf dem Bahndamm stecken blieb.

Im Kaukasus soll im Districte von Gore eine furchtbare Sterblichkeit herrschen. Die Natur der Krankheit soll angeblich unbekannt sein, sie endet aber binnen 24 Stunden mit dem Tode. Ans einem Ort von 150 Wobnungen starben 70 Menschen.

Aus dem Innern Rußlands laufen fortgesetzt betrübende Nachrichten ein. Außer dein Orcnburger Unglück wird jetzt noch der51. Ztg." gemeldet, daß die GebiekSstadt Uralsk, welche über 17,500 Ein- wvtzner zählt, zum großen Theil niedergebrannt ist. Türkei.

Die Albanesen aller Glaubensbekenntnisse wollen sich, ermnttzigt durch das Beispiel der Bul­garen, ebenfalls von der Türkei loSreißen.

Amerika.

In San Francisco hat die Aufführung des Paisivnsspiels nach dein Dberammcrganer Muster unter den dortigen Orthodoxen so großes Acrgerniß erregt, daß ans ihre Veranlassung der Darsteller des Heilands vor Gericht belangt und von diesem wirk­lich einer schweren Geietzübertretnng schuldig befunden Wurde.

Handel Verkehr.

Sin I! gart. IN. Mai. Tie heutige Möbeimesse war sehr stark b.nabrru. der Verknus ging lebhaft und zwar zu besseren Preisen als an den zwei lepren Messen.

Heilvroun. iLedermarkt.! Bei starken Zufuhren ist der Berkaus ziemlich lebhaft.

2 tuligart, IN. Mai. zL andesp r o dukieub ärsetz Die heutige Börse verkehrte zwar in fester Haltung, demwch aber waren die tlmsime nicht sehr belangreich, da die Kciuser bei den erhöhten Forderungen immer nvch zuriickhalteu. Wir uvtiren per 100 Kilvgr.: Waizen, bayer. 21 OL 75 0- 22 OL 50 0. dtv. nngar. 2k OL 75 0 22 ./L. 50 0. Kernen 2k OL 80 0 22 OL Dinkel 18 OL 50 o 14 Haber 15 OL. bis 15 OL 50 0. Atehlpreisc pro 100 Kilogr. incl. Sack bei Wa­genladungen: Mehl Nr. 1: 83 OL 50 085 OL dto. Nr. 2: 30 OL. 50 0 .31 50.7. dro. Nr. 3: 20 27 OL dtv. Nr. 4: 23 -24 OL

Mannheim, 1?. Mai. Die Stimmung im Getreide- Handel war während abgelausener Woche recht fest, da sür neue Bezüge vom Ausland die in naher Sicht befindlichen Kvrnzöllc in Betracht zu nehme» sind und notiren wir per 100 Kilo: Weizen je nach Qualität -1L 19.75 23, Roggen 18.5014.50 bis 1510, Gerste 16 17.50, Hafer 13,5014.50, Kohlreps

2929.50. Im Kleesaineu-Handel ist die Verkaufs-Saison beendigt.

Friedlos.

Novelle von Adolf Berg.

(Fortsetzung.)

Erwin schritt Sine Zeit lang vor ihr her, dann wandte- er sich plötzlich um und sagte leise:Helene, noch eins muß ich Dich hier fragen, weil es Keiner außer Dir hören darf. Wo ist unser armer Henry? Du hast mir noch Nichts von ihm gesagt."

Er dient als Offizier beim Regiments Emils. Obwohl mein armer Gatte wußte, daß es Dein Sohn war, bat er ihn doch stets auf's liebevollste behandelt und ein wachsames Auge auf ihn gehabt."

Ich danke Dir, Helene. Armer Bruder, armer Emil, Emil!"

V.

Es waren die ersten von den versprengten Trup­pen der Franzosen, die unter Iourdan bei Würzburg von dem Erzherzog Karl geschlagen waren und sich durch den Spessart und den Odenwald zum Rhein zwrückzogen. Den schmalen Landweg, der mitten durch die Wälder führte, kam der Trupp zum Dorfe hinab, ungefähr vierzig Mann, wie sie der Krieg und der Zufall zusammengewürfelt hatte, Soldaten, welche später unter Napoleons eiserner Schaar den Triumph­zug gegen die heilige Stadt Moskau antreten sollten, um daun in den Eisfeldern zu vergehen, oder von de» Kugeln bei Malo-Aaroslavecz und an der Bere- sina Hingerant zu werden.

An der Spitze des Zuges ritt, ein junger Of­fizier von ungefähr achtzehn Jahren auf einem müden Rosse, welches die bärtigen Soldaten mitleidig für ihrenkleinen" Führer erobert hatten, als die Kugel eines im Hinterhalt gelegenen Bauern ihm den Arm gestreift.

Heiter lachend und die Pfeife rauchend, plauderte er mit seinem Corporal, einem wettergebräunten Krieger, der in der Vendöe unter Kleber gekämpft hatte, bei Chollet schwer verwundet wurde, wie er so gern sei­nen Kameraden beim Wachtfeurer erzählte. Er hatte die Büchse lässig um den Arm geschlungen und schien ganz in die Unterhaltung mit dem jungen Manne vertieft zu sein, daß die unruhig umherschweifenden Angen zeigten, wie er unermüdlich wachend den Saum der Wälder mit seinen Blicken durchforschte, damit nicht wieder, wie noch am gestrigen Tage, das heim­tückische Blei einen Kameraden himverfe.

Müde bing im Sattel eines kleinen struppigen Pferdes ein Kürassier, den Zaum lässig in der Hand haltend, einer von Denen, welche wenige Jahre nachher unter Mnrat und Milhaud der Schrecken der Feinde sein sollten; die Anderen waren von verschiedenen Regimentern zusammengelanfen, oft noch jugendliche, und frische Gestalten, von denen die einen durch Humor und lustige Einfälle die Erinnerung an Gefahren ver- rreiben wollten, während andere mürrisch dahinschritten und die geladenen Waffen stets bereit hielten.

Tirailleurs vor!" rief der Offizier mit lauter Stimme, als ob er in der Schlacht stände und über viele Tausende zu befehlen hätte;Tirailleurs vor!" und ungefähr fünfzehn Mann unter Führung des Corporals lösten sich von den übrigen los und rückten im Schnellschritt gegen das Dorf vor, um jedes Haus sorgsam zu untersuchen, ob nicht ci» Feind dort im Hinterhalt versteckt liege. Alles blleb ruhig, ungehin­dert zogen die Soldaten die Dorfstraße hindurch, gerade ans den Hof des Großschulzen zu, um dort die Nacht zu lagern, denn schon sank die Sonne am Himmel und goß ein volles Pnrpnrlicht über die leise rauschen­den Wipfel der Bäume.

Welch ein rühriges Leben plötzlich, wo vor Kurzem noch tiefe Stille herrschte, denn in den Häusern hielten sich die Bauern vor den Feinden verborgen, um sich den Anschein der Furcht zu geben. Eifrig regten sich die Hände der Franzose», geschäftig eilten sie hin und her, um Brennholz und alles mögliche andere Material herauszuschasfen, zur Nahrung der angezündcten Wachtfeuer, die weithin die Nacht erhellen sollten. Sie wußten wohl, daß sie nicht wie vor einiger Zeit, ungestraft Plünderung ausüben durften, denn auf jedes Zeichen hin konnten ringsum Hunderte von Männern erstehen, wohlbewaffnet mnthig und stark, die sie überwältig hätten, ohne daß einmal ihr Tod gerächt werden würde; deshalb rafften sie nur das Nöthigste zusammen. Allerdings lockten sie auch hier und da das sich durch Krähen verrathende Hühner­volk an, und der Weinvorrath in einigen Kellern wurde von durstigen Kehlen stark vermindert.

Die Dämmerungsschatten umhüllten die Erde, und allmählich kam die Nacht, mondhell und mit lich­tem Himmel; zugleich flammten zwei mächtige Feuer auf dem Hofe des Großschulzen, gerade wie vor kur­zer Zeit, nur drängten sich jetzt nicht fröhliche Burschen und Mädchen um dasselbe, sondern bestaubte und blut­befleckte Krieger mit verschossenen Mänteln bedeckt, lagerten ringsum, die sich durch Gesang und Lärmen die Zeit vertrieben.

Des Großbauern Knechte und Mägde waren abwesend. Fernab giengen die Wachen, welche der Offizier vorsorglich hatte ansstellen lassen, in gleich­mäßigem Schritte auf und nieder, und spähten arg­wöhnisch in die Dunkelheit hinaus, zuweilen auch leise die Lieder wiederholend, welche die Kameraden am Feuer saugen, bei denen man sich so gut der Heimat erinnern konnte, des nahen und doch so fernen Frank­reichs denn wie leicht konnte eine Kugel sie hin­werfen und ewig von dem Vaterlande trennkn.

Die letzten Verse der Marseillaise waren ver­rauscht und hatten Begeisterung in die Herzen der Soldaten gegossen. Dann Hub eine jugendliche Stimme ein Spottlied auf Ludwig XVI. an, welches die Pari­ser unter dem Fenster ihres kraftlosen Königs oft gesungen, und dessen Refrain jetzt von den Franzosen mit stets neuer Lust wiederholt wurde:

XoU8 tl'lÜtkwNH AW8 I.0MH Hindi.

V in lMon äo ösrbalP Non ami.

Ein mächtiger Weinkrug ging von Hand zu Hand und ward vom Corporal immen neu gefüllt, der ihn dem jungen Führer reichte und dann selbst einen tiefen Zug that, so daß immer mehr und mehr seine Zunge gelöst wurde, und er schon mit der Erzählung seiner Heldenthaten beginnen wollte, als der Nus ei­nes Postens erschallte; dann kurze Frage und Ant­wort, worauf zwei Männer die Dorfstraße herauf gerade auf den Hof zukamen, der Schulze und der Förster, welch letzterer den Hut tief in die Stirn ge­drückt hatte. Unbemerkt wollten sie an den Gruppen, die um das Feuer gelagert waren, vorübergehen, doch der Corporal hatte sie schon wahrgenommen. In Weinlaune, zugleich aber auch in scheinbarer Trunken­heit, sprang er auf und bot ihnen den gefüllten Krug an, welchen sie jedoch kalt zurückwiesen. Der Soldat lachte kurz vor sich hin und rief dann laut:

Geht man so an seinen Freunden vorüber, die da helfen Keller und Scheune zu leeren?! He, kommt und trinkt, und Du Bürger, willst ein essigsaures Ge­sicht über Deinen eigenen Willen ziehen ! Das bringt Dich um Deine Kundschaft, denn sieh nur, wie der an­dere Bürger Dich, scheel von der Seite ansieht. Bei solch einem Tranke muß man alles andere vergessen, alles andere, sage ich und meine Kameraden; und ich weiß auch nicht," lallte er weiter,warum wir Krieg führen, sind wir Menschen doch alle Brüder."

Nun, das habt Ihr gezeigt!,, entgegnete Hö­nisch der Förster in französischer Sprache;Euer Brüderthum mag der Teufel holen."

Ein dumpfes, unwilliges Gemurmel machte sich unter der Gruppe bemerkbar.

Ha, verschmäht Ihr es, mit uns anzustoßen, Bürger? Wir haben uns mehr um die Welt verdient gemacht, als Ihr! rief der Sergeant stolz und richtete sich auf.Seht diese Narbe," er wies ans seine Hand,heißt Gemappe, und diese Tirlemont, mein Kopf ward bei Chollet getroffen; ich fiel an der Seite Klebers, der mir die Hand drückte und rief:lieber Dich zum Sieg, Kamerad!" und bei Quiberon traf mich die heimtückische Lanze eines Reiters in die Brust; das ist eine Weltgeschichte. Doch kommt und trinkt."

Der Förster gab dem andern ein leichtes Zeichen mit den Augen, und beide traten an das Feuer und ließen sich bei den Feinden nieder, die ihnen ohne Nebengedanken bereitwilligst Platz machten; der Offi­zier hatte sich auf einige Zeit entfernt, um die Wa­chen zu inspiciren."

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

Der geschwänzte Rekrut. Das in Agram erscheinende BlattObzvr" berichtet aus Karlstadt, daß dort der Rekrntirungs-Commission ein Rekrut vorgestellt wurde, welcher eine 5 om. lange Ver­längerung der Rückenwirbelsäule hatte, die ihn jedoch beim Sitzen nicht genirte und ihm auch sonst keine Unbequemlichkeiten verursachte. Dieser verlängerte Rekrut dürste wohl lange die wissenschaftlichen Zeit­schriften unsicher machen.

Der Geräucherte. Doctor:Hier stelle ich Ih­nen de» ältesten Mann unserer Stadt vor: er zählt 80 Jahre und ist Schornsteimegcr." Professor:Kein Wunder, ge­räuchertes Fleisch hält sich imnicr lange."

Bon derJllustrirten Welt^ (Verlag von Eduard Hallbcrger in Stuttgart) liegt uns das 2 t). Heft vor. Wir führen, aus unsere früheren Empfehlungen verweisend, heute mir dessen reichen Inhalt an:

Text: Wenn Frauen hassen. Roman von Fr. Henkel. Eskamotirt. Skizze von H. Schuhmacher. Am Ziel! Novelle von E. Rndvorss. - Roßtäuscherknisse. Von Paul Röpcr. Sonnenstrahl. Erzählung von Da­niel Reesen. Ans Natur und Leben. Humoristische Blätter. Ans allen Gebieten: Gewerbliches: Hauswirthschaft.

Bilderräthsei. - Räthsel. - Schach. - Kleine Korrespon­denz. Anzeigen. Tageschronik auf dem Umschlag.

Illustrationen: Marie von Schalken und Nelly von Horst zu:Wenn Frauen hassen". Von A. Riedmiller. - Eine glückliche Vorbedeutung. Von M. Grison. Wald­brand am Ufer des Red River. - Kalifornische Banmsäger. Haremleben. Schulgang kleiner Mädchen: Rechenstundc.

- Ein Sonntagsvergnügen auf dem Lande. Von W. Zim­mer. - Des Räubers Bekehrung. Die Hauskatze. Von Julian Bastinos. Die Trichine. Bon Max Scho ln.

Preis pro Heft nur 30 Pfennig.

Frankfurter Gotd-Cours vom 19. Mai 1879.

20 Franke »stücke .16 OL 2024 0

Englische Sovereigns.20 85 -40

Dollars in Gold .4 2124

Dukaten. 9 54 -59

Russische Imperiales .16 7176

Holländische fl. 10-Stiicke.16 65 6