lähmenden Ungewißheit. Wie man sieht, ist der Fürst auf Details zunächst noch nicht eingegangen und hat auch nirgendwo angedentet, wie weit er die einzelnen Punkte der Vorlage als absolut von der Regierung festzuhaltende betrachte. Nach dem Fürsten versuchte zunächst Delbrück die einzelnen Tarifpvsitionen der Vorlage und damit das ganze Verfahren anzugreifen und als unsystematisch und unüberlegt zu bekämpfen.

Berlin, 3. Mai. Das D. V. läßt sich tele­graphisch berichten:In Folge spezieller Einladung besucht Windthvrst (Meppens heute die 'parlamenta­rische Soiree beim Reichskanzler Fürsten Bismarck." Anstatt sich also nach Canossa befördern zu lassen, um hungernd und frierend im Bußhemd sich Gnade zu erbitten, ladet unser Reichskanzler den berühmten Zentrnmssührcr zu sich in seine jedenfalls behaglich warmen Räumlichkeiten ein, zu Bier und Hummern- salat, und Herr Windthorst kommt und läßt sich's hoffentlich schmecken. Das sieht ja wahrhaftig aus wie der Anfang vom Ende des Kulturkampfs post tot äiseriuiiiui roruni. Windthorst trinkt Bier bei dem Reichskanzler! Da fehlt hosfenlich auch die Friedenspfeife nicht.

Am Freitag den 2. Mai waren^es 30 Jahre, daß der deutsche Kronprinz bei der Leibkompagnie des 1. Garderegiments z. F. in den Dienst trat, nachdem er bereits, einer alten hohenzollernschcn Sitte entsprechend, an seinem 10. Geburtstage, am 18. Oktober 1841, znm Sekondelieutenant ernannt wor­den war. Am 3. Juni 1849 wurde der Kronprinz zum Prcmierlientenant, 1851 zum Hauptmann, 1853 zum Major, 1855 zum Oberst, 1858 zum General­major, 1860 znm Gcnerallieutenant, 1866 znm kom- mandirenden General befördert; am 28. Oktober 1870 ernannte der Kaiser seinen sieggekrönten Sohn zum General-Feldmarschall -- dem ersten in der Fa­milie der Hohcnzollcrn.

Tic heutigeProv.-Corr." beschäftigt sich in einem zweiten Artikel mit den russischen Sozialisten und ihrem Zusammenhang mit der deutschen Sozial­demokratie unter Hinweis ans den kürzlich vor dem Berliner Criminalgericht verhandelten Prozeß gegen die Nihilisten. ^Lic schließt diesen Artikel folgender­maßen:Während auf diese Weise der Zusammen­hang und die Gemeinschaft des Strcbens der deut­schen Sozialisten mit den absolut zerstörenden Ten­denzen der russischen Nihilisten außer Zweifel gestellt wird, sind zugleich die deutschen Sozialdemokraten in London eifrig bemüht, die Bewegung unter ihren Genossen in der Heimath immer von Neuem anzu­fachen. In der von dem bekannten Sozialdemokraten Most herausgegebenen Zeitschrift ist soeben ein neuer Aufruf deskommunistischenArbeiter-Bildungsvereins" in London an die deutschen Sozialisten veröffentlicht, in welchem die Stellung der Partei gegenüber dem Sozialistengesetz besprochen und dabei zur Bekämpfung des Gesetzes durch geheime Agitation und zur gewalt- thütigen Revolution aufgefordert wird. Die Sozial­demokratie heißt es da offen ist in ihren Principien revolutionär, auch die deutsche. Können unsere Genossen jetzt auch das Banner der Sozial­demokratie nicht frei entfalten, so läßt sich doch seine Devise voll und ganz vertreten. Schärfer als bis­her muß dies gerade jetzt geschehen. Nicht umsich­

tige Taktik unter dem Sozialistengesetz, sondern eine schlaue Taktik gegen dasselbe ist nöthig und auch zu ermöglichen. Noch gibt es glücklicherweise einige Länder, in denen das freie Wort gestattet ist: auch ist um das deutsche Reich noch keine chinesische Mauer gezogen. Wir leben im Zeitalter der Revolution. Das 19. Jahrhundert wird vielleicht abschließen wie das 18.-Deutsche Genossen! Blicket auf Ruß­

land, schauet in die Zukunft, sie ist nicht hoffnungs­los ! Nur der Kampf führt zum Siege! Möget Ihr danach handeln! Das sind die Lehren und Mah­nungen, die man in Tausenden von Exemplaren fort und fort an die deutsche Bevölkerung heranzubringen sucht. Solchen Thatsachen gegenüber wird man es gerechtfertigt finden, wenn die Regierung in ihrer Wachsamkeit und Fürsorge für die Wahrung jvon Staat und Gesellschaft keinen Augenblick nachläßt, vielmehr auf die Unterstützung aller bürgerlichen Kreise für die Erfüllung ihrer Aufgabe fortgesetzt rechnet."

Griechenland.

Alexandrien, 4. Mai. England und Frank­reich verlangten die Einsetzung französischer und englischer Minister. Der Khedive antwortete, er werde den Vorschlag dein Ministcrrathc unter­breiten. Man glaubt auf Widerstand zu stoßen. Rußland.

Petersburg, 30. April. Kaiser Alexander soll seit dem Attentate sehr gebeugt sein; auch von den polnischen Notabilitäten, die hierher kamen, wollte er Niemanden empfangen, weder den Grafen Zamoyski, der die Warschauer Adresse überbrachte, noch den Markgrafen Wielopolski. Die Abreise nach Livadia soll auf Drängen der Kaiserin erfolgt sein und hier große Aufregung hervorgerufcn haben. Auf der Straße dürfen jetzt, wie seinerzeit in Warschau, je drei Menschen nicht zusammenstehen.

St. Petersburg, 3. Mai. Der frühere Lieutenant Dubrowin, welcher bei seiner Verhaf­tung zwei Gendarmerieunterofsiziere durch Revolver­schüsse verwundet hat, ist gestern Morgen um 10 Uhr nach der Verlesung des Todesurtheils, welches von dem General-Gouverneur Gurko bestätigt worden ist, auf dem Glacis der Peterpaulsfestung aufgehängt worden.

Nach derK. Z." soll Solowiefs 9 Mit­schuldige angegeben haben, die man verhaftet hat. Er sagte aus, daß er seit ungefähr 6 Monaten zu den Nihilisten gehöre, und daß unter diesen immer je 10 Mann einen Kreis bilden. Einer wählt nämlich 10 Mitglieder, dch sich unter einander kennen, und nach einer bestimmten Zeit erhält Jedes der 10 Mit­glieder den Auftrag, für sich wiederum einen Kreis von 10 Verschworenen zu bilden, so daß cs in jedem Kreis 9 Mitglieder gibt, die nur sich selbst unter einander kennen, und 1, welches sowohl die 9 Ver­schworenen seines Kreises als auch die 10, bezw. 9 desjenigen kennt, aus dem es als Urwähler hervor­gegangen ist. Solowiefs soll nun die 9 Mitglieder seines Kreises genannt haben, und diese sollen ge­fänglich eingezogen sein. Neu ist übrigens dieses Gerücht nicht.

Aus Petersburg wird derNordd. A. Ztg." gemeldet, daß vor etwa drei Wochen der General

Dreute len einem Attentat entgangen ist, ähnlich dem von der Wem Sassulitsch verübten. Er bemerkte unter den Bittstellern, welche er zu bestimmten Zeiten empfängt, einen Mann in der Uniform eines russ. Obersten, ging aus ihn zu und fragte nach seinem Anliegen. Da der Gefragte leise antwortete, trat der General ihm näher, um ihn besser zu verstehen. In dem Augenblicke sah er, daß der Andere die rechte Hand in die Tasche seines Paletots steckte, und Packte ihn, von Verdacht ergriffen, schnell über dem Hand­gelenk. Die Ordonnanzen sprangen hinzu; man fand in der Tasche des Paletots einen geladenen Revolver, und es ergab sich, daß der Mann ein Civilist sei, der sich in eine Oberstuniform gesteckt hatte.

Bor einigen Tagen fand in Petersburg bei dem Prinzen Peter von Oldenburg ein Diner statt, an welchem unter Anderen die Botschafter von Oest- reich, England, Italien und der Türkei theilnahmen. Der Prinz brachte bei diesem Anlasse einen Toast aus, worin er zunächst diehöllische Internationale" für das Attentat auf den Czar verantwortlich machte, dann aber folgenden Passus vorbrachte:Sie, meine Herren, haben die schöne Aufgabe, Ihre Regierungen zu vertreten und die guten Beziehungen zwischen ih­nen zu befestigen. Der Krieg ist die Quelle al­ler Verbrechen. Wenn Sie erklären würden, daß Sie den Krieg für das größte Uebel der Menschheit und einen dauernden Frieden für das sicherste Mittel halten, die Leiden des Volkes zu lindern und die Wohlfahrt der Nationen durch den moralischen, in­tellektuellen und industriellen Fortschritt zu befestigen und daß alle Regierungen sich vereinigen müßten, um einen allgemeinen Frieden herzustellen, so hätten Sie einen allmächtigen Gott und die ganze leidende Menschheit für sich." Prinz Peter hat mit diesen Worten über Rußland das denkbar schärfste Verdikt gefällt. _

Wetterprognose für Monat Mai von vr. Sofka. Die mittlere Temperatur ist (in Prag) 11,88 K., dürfte aber Heuer niedriger ausfallen. Um die sog. Eismännertage (12., 13., 14., im Norden sicher), Pflegt ein Rückzug einzutreten. Heuer sind schwächere Abkühlungen auch um den 9., 16., 26. bis 31. und eine stärkere vom 1.5. sachlich begründet. Bleibt indeß die letztangeführte wieder aus, so wird der ganze Monat wieder kälter. Kalte (oder trübe) Nächte sind wohl bis zum 13. und nach dem 29. Regel, doch sind Nachtfröste besonders nur zur Voll­mondzeit (6.) und um den 13. zu fürchten, obwohl auch nach dem 29. noch nicht ganz zu trauen ist. Da indeß am 5. Mondähe Antritt, wo gern Nieder­schläge und stärkere Winde kommen, so tritt die Gefahr wesentlich zurück. Tage mit Niederschlag zählt der Monat im Mittel 12,? mit 23,ss'" Regenhöhe; am wahrscheinlichsten kommen sie um den 3., 6 ., 10., 16., 21., 25., 30., sind meist mehrtägig und oft von Gewittern und Winden begleitet, auch wohl ver­treten.

Frankfurter Gold-Cours vom

2. Mai 1879.

20 Frankenstückc.

. 16 4L 2024 4

Englische Sovereigns.

. 20 3641

Dollars in Gold.

. 4 21G.

Dukaten.

9 5459

Russische Imperiales.

. 16 67-72

Nagold,

Oberamtsstadt.

LikgciilWs-Vklkmif.

Aus der Gantmasse des Gottlieb Schneider, Fuhrmanns hier,

kommt die vorhandene Liegenschaft am Donnerstag den 15. Mai 1879, Vormittags 10 Uhr, auf dem hiesigen Rathhause im ersten öffentlichen Aufstrcich zum Verkauf, und zwar:

Aeck er, Zelg :

13 a 95 gin Acker,

8 a 19 gm Wiese,

4 a 86 gm Ocde,

27 a P.-Nr. 4772. aufm: ho­

hen Rain, Anschlag 200 Aecker, Zelg L.:

14 a 86 gm P.-Nr. 2103/s hinterm

Wolsberg,

Anschlag 60 cM

Arntlrche und Privat-Gekanntmachungen.

Aecker, Zelg 6.: 2 Schraubstöcke, 1 Lochplatte, 1

22 s. 57 gm P.-Nr. 3532/i Acker im verschiedene Hämmer, 30 Zangen n Horn, Den 2. Mai 1879.

Anschlag 40 ZL Hiezu werden Liebhaber eingeladen. Den 23. April 1879.

K. Gerichtsnotariat. _ Buzengeig er.

Hort».

Verkauf von Baugeräthschaften.

Am Dienstag den 13. Mai d. I., von Vormittags 10 Uhr ab, werden auf dem Bahnhof hier im öf­fentlichen Aufstreich verkauft:

100^ Hauen, 20 eiserne Rechen, 1 Signalglocke, 5 Pechpfannen, 1 Rammapparat, verschiedenes Mau­rer- und Steinhauergeschirr, Wag­ner- und Schmidhandwcrkzeug, worunter 1 Ambos samt Stock,

Kgl. Eisenbahnbauamt. Storz.

For st a m t Alten st a i g, Revier Hosstett.

Stammholz-Verkauf

am Dienstag den 13. Mai d. I., !( von Vormittags 11 Vs Uhr an, auf dein Rath- ^ -Haus in Wildbad

aus den Staatswaldungcn: Hinterer Sommerberg, Hundsrücken, Frohnwald und vom Scheidholz der Hüten Reh­mühle und Agenbach:

3307 Stück Nadelh.-Laug- u. Klotz­holz mit 2455 Fm.

Revier P f a lz gr a s en w c i l c r.

Nadelreis-Verkauf

Freitag den 9. Mai, Nachmittags 3 Uhr, inr Hirsch in Edelweiler aus den Ab­theilungen Leimengrub und Leimenmiß 1220 ausgeprügclte, und 6820 unaus- geprügelte Nadelholzwellen.

Unterschwandorf.

200 Mark

werden gegen gesetzliche Si- chcrcheit zu 5"/« ansgelichen rÜn ^ von der

Gemeindepslege.

Der GlmMru-Nnkmf

in Hochdorf, OA. Horb, findet am

Frettag de« 9. Mai

und nicht Samstag den 10. Mai statt.