mehrere Simri Tannenzapfen zum Trocknen aufge- schüttct und begab sich mit seiner Frau, nachdem letztere die Wiege, in der das einjährige Kind schlies, in die Nähe des Ofens gerückt, auch einige Tücher zmn Trocknen an dem erwähnten Gerüst anfgehängt hatte, in die Scheuer zum Dreschen. Gr sah nach einiger Zeit im Zimmer nach und sand alle-; in Ord­nung: nachdem er sich nun wieder zum Dreschen be­geben hatte, ries ihm kur; daraus eine Nachbarin zu, ec- rauche in seinem Zimmer. Gr eilte mit seiner Frau in das Zimmer, sand dort die Tanueuzapseu, das Gerüst, die Tücher und theilweisc auch das Kindsbcrt und die Zimmerdecke brennend. Die Zepp'- schcn Eheleute tonnren nun zwar das Feuer, das nach Lage des Hause-:- leicht auch anderen Wohn­häusern sich hätte mittheilen können, löschen, ehe Fenerlärm entstand, das einjährige Kind aber halte so starke Brandwunden an verschiedenen Körperthei- len erlitten, das; es denselben am Fügenden Tage erlag. Tic Zepp'schen Eheleute hatten sich nun we­gen sahrläsnger Herbeiführung eines Brandes, wel­cher den Tod eines Menschen verursacht hat, vor der Strafkammer des K. Kreisgerichtshvss hier z» verant­worten und wurden dieselben je zu der Gefängnis; strafe von Einem Monat - der niedersten in diesen! Fall zulässigen Strafe -- vernrtheilt.

Born Schwarzwald, 28. April. DemJps" wird geschrieben: In jüngster Zeit wurde ein Te­stament seltsamster Art und von überraschender Wir­kung pubii'.irt. Es ist der letzte Wicke des bekannten Ernst Wirth, gewesenen Oberamtsrichkers und Ver­trete.:- des 8. Wahlkreises im Reichstag. Da der Erben ldarunter sämtliche Gemeinden der Oberamts- bezirle seines Wahlkreises: so viele sind und jedem eine gedruckte Kopie des Testaments zngeslellt wurde, so erfuhr dieses reichliche Besprechung und Benrthei- lnng, deren nur uns übrigens ganz enthalten wollen. Begnügen wir uns, den Hauptinhalt des Tesiaments zu notifizier,,. 1, Als Erben zu gesetzlichen Erbthei- len setzt E. Wirth ein: seine Frau und 7 seiner Ge­schwister. 2> Eine wichtige Rolle spielt eine Stiftung von 20 00,) AL, welche Wirth's Frau verabfolgen und unter dem Ramen:Ecust Wirth'sche Stiftung" puegschastlich verwalten lassen soll, Dazu ist bemerkt, das, das übrige Bermögen mit Ausnahme einiger Bermächknitzgegenstände als Eigenthum der Frau blei­ben soll und sie so für ihr Beibringen, ihre Errun- gcnschastshälste und ihren Er'otheil gedeckt ist. Die Hälfte des jährlichen Ertrages genannter 20000 AL soll zunächst der Wittwe, die andere Halste 5 Schwe­stern Wirth's zukommen. Sind einmal die unter Zifs. 1 bezeichueten Erben gestorben, so soll der Er­trag von den Jahren mit ungeraden Zahlen einer selbständigen politischen Gemeinde des OberamtsbezirkcS Oberndorf alsErnst Wirth'sche Stiftung" und der Ertrag von den Jahren mit geraden Zahlen gebore­nen Nachkommen von Wirth's Eltern nach getroffenen Bestimmungen ausgcfvlgt werden. Der erste Ertrag der Stiftung ist der Stadtgemeiude Oberndorf Ange­wiesen. Die Reihenfolge der anderen Gemeinden soll das Loos entscheiden. Die Berwaltung der Stiftung hat überall so zu geschehen, das; der Zins auS dem Grundstock so lange zu diesem zu schlagen ist, bis cS 20000 AL geworden sind. Mit dem halben Ertrag soll eine Gemeinde gemeinnützigen Zwecken dienen, in erster Linie die Armen unterstützen, die andere Hülste ist zum Grundstock zu schlagen, bis dieser auf 500,000 AL angewachscn ist. Wenn alle den jetzigen -Oberamtsbezirk Oberndorf bildenden Gemeinden ihre Ernst Wirth'sche Stiftung" haben, dann kommt die ursprüngliche Stiftung von 20 000 AL. nach Tuttlin­gen und eirkulirt in sämtlichen Gemeinden dieses Be­zirks, hernach in den Bezirk Horb. Von dann ab sind mit je einem ungeraden Jahr bedacht die Stadt- gemcindcn Ravensburg, Waiblingen, Tübingen und Oehringen. Nach diesen erhalten die Bezirke Fren- denstadt und Sulz die Stiftung. Endlich soll sie nach Stuttgart kommen und da so lange verwaltet werden, bis sie zu einer Million angewachsen ist. Der jährliche Ertrag soll alsdann zum Zwecke des Studiums an männliche Nachkommen seiner Eltern verausgabt werden. Einzelne Gemeinden des Bezirks Oberndorf sind besonders bedacht. Z. B. in Hardt darf nach Anwachsung des Grundstocks auf 500 000 AL die ganze Stiftung, mit Ausnahme von 50000 AL, zu einem Kirchen- und Pfarrhausban verwendet wer­den. Dafür fallen für Wirth und desfen Eltern jährlich zwei Messen gelesen werden. In Oberndorf und Bcffendvrf sollen vom Stiftungsertrag Straßen

gebaut werden. Verwandte erhalten noch Gegen­stände zum Andenken. Das Testament ist mit größter Genauigkeit ausgearbeitet.

Von der Tauber wird demJps" geschrie­ben: Die herrenlosen Millionen, welche kürzlich der Sonderling Martin Ott in Wien hinterlassen hat, finden schlietzlich noch den Weg in unsere Gegend. Ort ist geboren in Zimmern, badischen Bezirks Tan berbischvfsheim, wie die dortigen Kirchenbücher aus- weisen. Väterlicherseics in die Verwanotschast aus- gestorben, wohl aber sind von Seite der Mutter, einer geb. Herbcrger, in Zimmern und Wittighansen noch nahe Verwandte vorhanden. Ott war auch in früheren Jahren aus Besuch bei seinen Verwandten in Z. und stand mit dem damaligen, nunmehr ver­storbenen Pfarrer daselbst in Briefwechsel. Diese Briefe sollen noch vorhanden sein und dürften als wichtige Dokumente dienen. Sodann stiftete er in die Kirche von Z. einen Kelch, der seinen Namen Martin Ott" und die Jahreszahl 1845 trägt. Die Erbberechtigten haben sich mit dein Anwalt des Erb­lassers iu's Benehmen gesetzt und dieser hat den Stammbaum eingefordert.

Ulm, 30. April. Die Firma L. M. Neu­burger, Weiuhandluug hier, hat ihreInsolvenz" erklärt, und es erleiden hiesige Geschäftshäuser, eben­so Laupheimer und Münchener, erhebliche Verluste.

Heil braun, 2. Mai. Gestern Abend gegen 8 Uhr sprang ein Mann in Gegenwart seiner Iran beim Damm von der Eisenbahubrücke in den Neckar. Die Frau lah ihn im Wasser oerschwinden und ging weinend und wehklagend der Stadt zu, doch dem Manne schien das nasse nnd talre Element den To- desmuth genommen zu hohen, er stieg, zwar vor Kälte und Frost bebend, au der Neckargartacher Straße wohlgemut!) cm's User und begab sich wieder nach Hause.

Eine Mahnung für Hausbesitzer. Beim Heranuayeu der heißen Tage und der damit verbun­denen Gewitter dürste es für die Besitzer von Blitz adleitern angezeigt sein, dieselben aus ihre Leistuiigs- sahigkeit untersuchen zu lassen: ein nicht im Staude befindlicher Blitzableiter bringt nicht allein dem ei geneu Hause, sondern auch der Nachbarschaft Gefahr.

München, 2. Mai. Von Nürnberg ging der 15jährige Johann Gm-lliug nach Unterschlagung von 40 000 AL ilüchtig.

Aus der Pfalz. Während man überall über Geschäftsswckung klagen hört, ick cs erfreulich zu hören, daß die Pirmascnscr Schuhfabriken, die ihre Erzeugnisse weit und breit hin verschicken, davon nichts )püreu; sie sind im Gegeuthcii mit Bestellun­gen so überhäuft, daß in den meisten derselben die Arbeitszeit bis Nachts 10 und 1l Uhr ausgedehnt werden mußte. Von dem in Aussicht gestellten hö­heren Lederzoll ist diese Fabrikation, die sehr viel für den Export arbeitet, natürlich nicht erbaut.

Ans Krupps Werkstätten ist wiederum eine Riesenstahlkanonc hervorgegangcn. Sie wiegt 72 Tonnen (ü 20 Ccntner), ist 32 Fuß 8 Zoll lang, hei einer Bohrlänge von 28 Fuß 6 Zoll nnd 15"Li Zoll oder 40 Eentimeter Kaliber. Das Geschoß wiegt ItztzO.Pfd., die Ladung beträgt 385 Psd. prisma­tisches Pulver. Tie Anfangsgeschwindigkeit ist 500 Meter, die Tragweite 17000 Meter oder etwas über 2^4 deutsche Meilen. Treffsicherheit sehr groß. Zur Probe ans Krupps neuem Schießplätze bei Meppen wa­ren Vertreter aller auswärtigen Regierung ringelnden.

Berlin, 30. April. DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung Simsvns zum Präsi­denten des Reichsgerichts und Drechslers, Hcn- ricis, Hochedertz, Ukerts, Drenkmanns, v. Beyerles und Dr. Bringners zu Senats-Präsidenten des Reichsgerichts, ferner die Ernennung von 00 Reichs- gerichsräthen, darunter befinden sich 19 bisherige Reichsoberhandelsgcrichtsräthe, 23 bisherige preußische Obertribnnalsräthe, 2 andere preußische höhere Jnstiz- beamte, die württembergischen Obcrtribunalräthc Gmelin, Streich und Geß. Nach einer weiteren Bekanntmachung wird Simson zmn wirklichen Ge­heimrath mit dem Prädikat Excellenz ernannt.

Berlin, 1. Mai. DerNvrdd. Allg. Ztg." zufolge erfolgte bei de» gestern Abend unter dein Vor­sitz des Abg. Löwe (Bochums stattgchabtcn Bespre­chung von Dclegirten der volkswirthschastlichen Ver­einigung, wobei v. Schauß die nationaltib. Fraction, Windthorst das Centrum, v. Barnbüler die Reichs­partei und Gras Udo Stolberg die Conservativen vertrat, eine Einigung dahin, die Eisen-, Getreide-,

Holz- und Viehzölle für die Plenerberathung, die übrigen Positionen, insonderheit die Finanzzölle, für die Eommissiviisberathuiig zu dcsigniren. Morgen vor der Plenarsitzung trete die freie volkswirthschast- liche Vereinigung wieder zusammen.

Berlin. 2. Mai. Der Kaiser hat nach Maß­gabe des Gesetzes vom 17. März 1878 den Staats­sekretär Friedbcrg mit der Stellvertretung des Reichs­kanzlers im Bereich der Justiz beauftragt, soweit diese in eigener mimittetbarer Verwaltung des Reichs steht.

Berlin, l. Mai. In Betreff der Tabaks- Sperre schreibt dieNordd. Allgem. Ztg.":Sie glaube, daß die Reichsregiernng mit einer solchen -Lperrmaßregel cinversrandeii sein würde, möchte aber warnen, dieselbe als Aeqnivalent für die Nachsteuer betrachten. Sic könne bestimmt versichern, daß die Reichsregierung ans die Nachsteuer unter keinen Umständen verzichte.

Berlin, l. Mai. Heute wurde die erste Ber­liner Gewerbeansstellnng 'eröffnet. Es ist dies ein Ereigniß, dessen Bedeutung vielleicht nicht überall empfunden wird, das aber doch den hiesigen Zeitungen als wichtig genug galt, um sogar politische Leitartikel darüber zn schreiben. Und in der That ist die Aus­stellung , die ein glänzendes Bild von dem Berliner Gewecbesleiß bietet, auch nach der politischen, Seite hin zu würdigen. In Deutschland hat inan sich für Weltausstellungen nie besonders interessirt und man hat auch den Beschluß der deutsche,, Regierung, an der vorjährige» Pariser Weltausstellung sich nicht zu betheiligen, nicht nur mit Würde zn tragen ver­standen, sondern sogar mit einer gewissen deutschen Genngthnnng begrüßt. Auch der in Australien statt- sindenden Weltausstellung gegenüber verhält man sich hier sehr lau, nnd die Regierung würde sicherlich eine Betheilignng abgelehnt haben, wenn nicht die nach neuen Absatzgebieten schmachtende Exportindnstrie ge­rade in Australien gute Geschäfte zu machen hoffte. Man wird den Exportindustriellen das Vergnügen lassen, die Regierung kommt ihnen auch in finanzieller Beziehung in gewissem Maße zu Hilfe. aber das Gros der Industrie hat dennoch seine Abneigung nicht gegen Weltausstellungen aufgegeben. In Deutschland ist seit Kurzem die Parole au-Lgegeben nicht Weltausstellungen, sondern nationale Provinzial- ansstellnngeu. Als eine solche Proviuzialansstellung kann man die heute in Berlin eröffnete Gewerbe- Ausstellung betrachten. Alle Industriezweige, die in Berlin ihre Stätte haben, haben die Ausstellung be­schickt nnd selbst gegen die Erwartung ihrer Unter­nehmer ist dadurch ein überraschend großartiges Wert zu Stande gekommen. (W. Ldsztg.i

D.V.O. Berlin, 2. Mai. Heute hat nun die Entscheidungsschlacht begonnen, welche hoffentlich dem deutschen Volke möglichst bald den Frieden und die Ruhe zur Arbeit ans wirthschaftlichem Gebiete geben wird. E-s ist unmöglich, über ein Bruchstück der Debatte ausführlich zn berichten, dies kann nur im Zusammenhang geschehen, cs laßt sich daher von heute nur mittheilcn, daß Fürst Bismarck der Bedeu­tung der Frage entsprechend, die Debatte mit einer längeren, versöhnlich gehaltenen Rede einleitete, in welcher er die Nothwendigkeit der Finanzresorm durch Ausdehnung der indirecten Steuern und der Be­schränkung der direeten Steuern betonte, die Wichtig­keit der finanziellen Stärkung des Reichs hervorhob und längere Zeit bei der Ueberlastung des Grund­besitzes verweilte. Während dieser Theil der Rede mehr die finanzpolitischen Theile der Gesetzvorlage im Allgemeinen behandelte, wandte sich der Schluß zil den Handelsverträgen und der Zollpolitik, wobei der Fürst sich ganz entschieden für die Sicherung des heimischen Marktes, für die heimische Industrie und gegen eine zu ausgedehnte Exportindustrie aussprach. Das Beharren bei dem gemüßigt schutzzöllnerischen Shstem ein eigentlich freihändlerisches hätten wir nie gehabt sei nothwendig, um Deutschland nicht der Ausbeutung durch den Ueberstuß der fremdländi­schen Jndnstrieen anhcimfallen zu lassen. Vieles in diesen volkswirthschastlichen Dingen sei allerdings un­bekannt, ungemein schwierig sei es, bei dem Zusam­menhang der complicirtcn wirthschastlichen Vorgänge den Effect irgend einer Maßregel ganz genau vor- herzusagen, man solle daher alle persönliche Empfind­lichkeit und alle politischen Fragen aus dem Spiele lassen, unbefangen an die Vorlage herantreten und möglichst schnell zn einer Entscheidung gelangen, denn jede Entscheidung, wie sie auch falle, werde besser sein, wie die Fortdauer der jetzigen, alle Production