Der GelelPmster.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Otmamts-Bezirk Nagold.
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Dir Redaktion K Erpedition.
Die Abilurieuteupnijuuci für Gelehrten- und Realschulen hat u. a. mit Erfolg erstanden: Dieterle, Georg. Sohn des Sägmnllers in Garrweiler.
Tages-Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Ans dem Oberamt Horb, 28. März. In Mühringen ist vor einigen Tagen ein sehr erheb licher Diebstahl ansgeführt worden. Am Hellen Tage wnrdc nämlich daselbst einem israelitischen Handelsmann aus seinem Sekretär die beträchtliche Summe von 1000 cM gestohlen, ohne daß es bisher trotz der eifrigsten Bemühungen gelungen wäre, dem frechen Diebe ans die Spur zu kommen.
In Dennjächt, OA. Calw, brach am 27. März d. I.. Morgens 1 Uhr, Feuer ans, in Folge dessen ein Wohnhaus gänzlich abbrannte. Das Feuer soll in Folge deS am 2. Tage zuvor vorgcnommencn Ausbrennens zwei unbesteigbarer Kamine den auf der Bühne befindlichen Henvorrath in Brand gesetzt haben.
Stuttgart, 28. März. In der Winterbau- gewcrkcschnlc sitzen gegenwärtig 57 Kandidaten im Wcrkmeisterexamen, später kommen 44 Kandidaten für das Wasscrbauexamen an die Reihe. Wir wünschen denselben zunächst ein gutes Bestehen, dann aber — und das ist eben so wichtig und bei den gegenwärtigen Zeitkäufen leider auch viel schwieriger — recht bald eine gute Anstellung.
Die "Sammlungen für die Ueberschwemmten in Szegedin haben in Stuttgart die schöne Summe von 20000 Z6. ergeben.
Es sind nunmehr 14 Stadt-Gemeinden des Landes, nämlich Stuttgart, Crailsheim, Ravensburg, Tübingen, Ulm, Weingarten, Hall, Cannstatt, Gmünd, Heilbronn, Aalen, Friedrichshafeu, Reutlingen und Langenau zur Erhebung örtlicher Verbrauchssteuern ermächtigt und zwar bis zum 31. März 1881.
Tettnang, 27. März. Heute Nachmittag um 3 Uhr wurde Plötzlich die hiesige Feuerwehr allar- mirt. Es brannte in dem Doppelhaus des Uhrenmachers Halber u. Maurers Spohn. Als die Feuerwehr ankam, loderten die Flamen schon zum Dach- stuhl hinaus. Die Feuerwehr arbeitete mit solcher Ausdauer und Tapferkeit, daß sie innerhalb 2 Stunden das Feuer bewältigt hatte. Der Verdacht der Brandstiftung fiel sogleich auf Uhrenmacher Halber, der zeitweise an Geistesstörung leidet. Bei seiner Verhaftung, die gleich bei Beginn des Brandes geschah, gestand er seine Schuld unumwunden ein.
Vom Heuberg, 28. März. In der hiesigen Gegend kurfiren seit einiger Zeit falsche 50-L- und l-ZW Stücke. Heute nun wurde in Mißlingen ein 20jähriger Bursche, (ein lediger Drechsler) als Falsch
münzer entdeckt und verhaftet. Bei einer durch 2 Landjäger, dem Schultheiß und 2 Gemeinderäthcn bei ihm vorgenommcnen Haussuchung wurden noch ungefähr 30 Zj,. in 50-^- und 1-^.-Stücken, sowie auch einige Stanze», die zur Herstellung deS falschen Geldes gedient hatten, vorgcfnnden. Jedermann ist froh über diese Entdeckung, da die Bevölkerung bereits anfing, auch das echte Geld zu beargwöhnen.
Asch affen bürg, 24. März, lieber die der- maiige Lage im Lpessart, wo seit einiger Zeit der Hungertyphus herrscht, berichtet Mcdicinalrath 1)r. Vogt ans eigener Anschauung, nachdem er im Laufe deS Tages 31 Häuser in einer Gemeinde besuchte, Folgendes: Die Kinder anämisch (blutlos', die Eitern im Elend verkommen: nirgends Speise, die Kartoffel in Mißgröße und in spärlichster Anzahl als Saat- kartvffel aufgehoben : daS Vieh im Stall ist Eigcn- thnm des Händlers: keine Aussicht, was das Code dieses Elends sei. Die anwesenden Lehrer erzählten, daß die Kinder zu 6 und 7 ohnmächtig wurden, daß eS unmöglich sei die Aufmerksamkeit der hnngers- schwachen Schuljugend wach zu erhalten. Die große Gemeinde Heigcnbrücken (zwischen 700—800 Seelen: hat das Geld nicht, sich einen Znchtstier zu kaufen: die Wege liegen verschneit, die Nachzucht für daS beginnende Jahr geht verloren. Und wie hier, so lauten die Berichte ans allen Gemeinden.
München, 27. Marz. In Folge höherer Verordnung sind anläßlich des in Königshofen (Unter- franken) grassirenden Scharlachsiebers fämmtliche Schulen bis auf Weiteres geschlossen worden.
Fürth, 28. März. Die Frau eines hiesigen Schuhmachers Müller hat es, obwohl die Eheleute in schlechten Vermögensverhältuifsen leben und den als Gläubigern des Mannes figuirenden Lederhändlern nicht immer gerecht werden konnten und obgleich die Frau weder durch Schönheit noch durch Jugend verlockend ist, verstanden, eine ganze Anzahl von Personen zur Darleihung von Geldbeträgen zu veranlassen. Sie zahlte ganz beliebige Zinsraten, z. B. 10 Prozent wöchentlich und brachte es so zuwege, daß die Ge- sammtsumme, um welche es sich jetzt, wo der Schwindel offenbar wird, handelt, mindestens 120,000 -46, vielleicht noch mehr betrügt. Die Betreffenden haben sich sogar theilweise in Schulden gestürzt, um die Differenz zwischen den selbstgezahlten und den von der Müller erhaltenen Zinsen zu verdienen. Neben wohlhabenden sind auch Leute, die nur geringe Mittel besitzen, betheiligt. Der Mann soll jede Kenntniß der Angelegenheit in Abrede stellen, die Frau aber schleunigst einen Arzt konsultirt haben und sich für geisteskrank ausgeben. Pfändungsobjekte dürften wenig vorhanden fein.
In Bayern findet in sämmtlichen protestantischen Kirchen eine Sammlung zur Unterstützung hülfsbedürftiger Wittwen und großjähriger Waisen protestantischer Pfarrer statt. Diese Sammlung soll jährlich bis zum Jahr 1888 wiederholt und das Geld kapitalisirt werden.
Leipzig, 26. März. Der Wiener „D. Z." wird von hier telegraphirt: „Die sächsischen Sozialisten sind samt und sonders aus den Krieger- Vereinen ausgetreten, um unter der Devise „Für König und Vaterland" neue Kriegervercine zu gründen, in welchen nur Sozialdemokraten ausgenommen werden."
Für Katzenfutter enthält der städtische Etat von Köln einen Posten von 262 In den Lagerhäusern am Rhein werden nämlich von der Stadt zahlreiche Katzen gehalten.
Berlin, 26. März. Heute wurde von dem Reichstag die Zweite Lesung des Militäretats be
endigt. Sümmtliche von dem Berichterstatter v. Schmid ^Württemberg) vertretenen Anträge der Bndgctkommission wurden genehmigt. Abgelegt sind bei Preußen 1,824,000 ,/ch bei Sachsen und Württemberg je 50,000 ZL
Berlin, 27. März. Der heute früh an einem Herzschlag verschiedene Prinz Waldemar wurde am 10. Februar 1868 zu Berlin geboren und ist das drittjüngste Kind des Kronprinzen. Am Montag erkrankte der Prinz, sonst ein blühender, kräftiger Knabe, an einem scheinbar nur leichten Diphteritis- anfall, welcher bis gestern Abend zu ernsten Besorg nissen keine Veranlassung gab. Gegen > I 'ch Uhr Nachts trat jedoch eine derartige Verschlimmerung ein, daß die behandelnden Aerzte sich veranlaßt fühlten, den Geh. Rath 11r. v. Langenbcck hinzuziehea. Gegen 3Ks Uhr trat in Folge einer Herzlähmnng der Tod ein. Am Sonnabend wird in Potsdam die offizielle Tranerfcicr abgehalten.
Berlin, 27. März, Bei der um 12 Uhr Mittags eröffneten Sitzung macht Präsident v. Fvrcken- beck den Mitgliedern des Hanfes, welche sich von den Sitzen erheben, Meldung von dein erfolgten Tode des Prinzen Waldemar, Sohnes des Kronprinzen; das Präsidium werde, wozu cS das Einverständnis; des Reichstages voranssetzc, Schritte thuu, um den Majestäten und dem krvnprinzlichcn Paare die Theil nähme deS Reichstages ansznsprechcn.
Berlin, 27. März, lieber die Person des Statthalters von Elsaß-Lothringen knrsiren viele Versionen ; mit besonderer Betonung wird genannt neben Feldmarschall v. Mantenffel auch Prinz Hermann von Sachsen-Weimar.
Berlin, 27. März. In politischen Kreisen hat die Niederlage, welche Preußen mit seiner Tabaksstener-Vorlage soeben in den Bundesraths- Ausschüssen erlitten hat, gerade zu sensationell gewirkt. Der Antrag Bayerns und Badens, den Zoll auf ausländische Tabake mit 60 Zs) und die Steuer auf inländischen Tabak mit 40 Zs, zu bemessen, hat gesiegt und die höheren Ansätze des preußischen Vorschlags fanden keine Berücksichtigung. Fraglich bleibt allerdings, ob sich das Plenum des Bundesraths dieser Entscheidung anschließen wird. — Die Ernennung des starr-republikanischen Prof. White zum nord- amerikanischen Gesandten beim deutschen Reich wird für gut ausgenommen, da der Ruf des neuen Gesandten als Politiker und Gelehrter gleich ehrenvoll ist.
Berlin, 28. Mürz. Der Bevollmächtigte zum Bnndesrath, Königlich württembergische Präsident des Staatsministeriums, Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten, Dr. v. Mittnacht, ist in Berlin eingetroffen.
Eine dem Reichstage vorliegende Petition will nicht nur die alten Junggesellen, sondern auch die kinderlosen Eheleute besteuert haben. Der Bittsteller sagt, es habe ihn immer hart bedrückt, daß kinderlose Eheleute von vielen und großen Sorgen frei seien, die der Kindersegen im Gefolge habe. Diese Ungleichheit wünscht er auszuglcichen und damit zugleich die Einnahme des Staates zu erhöhen.
Die Reichsregierung hat bei den einzelnen Re gierungen die Frage wegen Verminderung des Reichs-Papiergeldes in Anregung gebracht und diese dahin spccialisirt, ob nicht die Fünfmarkscheine nach und nach von 63 Milk, auf 50 Mill. und die Zwanzigmarkscheine, von welchen über 50 Mill. cM umlaufen, um 5 bis 10 Mill. zu vermindern wären. Sobald erst alle Acußerungen der Regierungen, welche wiederum Erkundigungen bei ihren