Amts- und Intelligenz-Blatt für den Obcramts-Bezirk Nagold.

M 37.

Ersch^inl ivoch-uinq, viiuN mW kostcl linllijährlichj liier . vlnie Trülierlvhn) I , ^ l>0 i dem Bezirk ^ 2v, n»s;ei>inld des Bezirks 2 -lo <i. !

Sämstäg den 29. Mürz.

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Air Urdlll'.tiou K Erpedition.

Eiscnlmhiiziigc der Station Nagold vom 15. Oktober au.

Nach ÜnNv: <i,10,^, 6 ,;,, 9,22.

Nach Hvich.' 5 ,-,, N..a>, W.- 7 ,.,.

Amtliches.

Schirltehrcr-Csnferenr des vorderen Sprcngels

in NagOltd dcu 2. April 1879.

Beginn i Bormittags 9 Uhr.

T ages - Q r d n n n g :

Weeberll. NO. 47 :EinLümmlein geht" zgem. Chor).

I. Lehrprobe über den Schwär,zwald" umch Lese­buch Dcro. 81 > von Schullehrer Braun iu Schönbroun.

II. Besprechung des Aufsatzes überWillensbildung".

III. Bortrag von Pfarrer Hainleu in Oberjettin-

gen überdie göttliche Borsehuug im geognv- stischen Bau unseres ErdkörpcrS mit besonderer Rücksicht aus Württemberg."

Die ^ Pfarrämter werden um Mittheiluug von diesem an die Lehrer gebeten.

Nagold, den 27. März 1879.

K. Cvnfcrenzdirektion.

S tröl e.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

Nagold, 27. März. Der Bortrag, welchen Herr Helfer Ströle letzten Dienstag im Gewerbe- Bercin hielt, fand ebenso zahlreiche als aufmerksame Zuhörer. Er handelte, wie bereits in unserem Blatte bemerkt wurde, von den neuesten Entdeckungen in Afrika. Obwohl der Redner fast 2 Stunden lang die Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, so folgte man ihm doch immer mit lebhaftestem Interesse: denn er wußte eine Fülle äußerst charakteristischer Details in den Rahmen seiner Darstellung hereinzuzichcn, die letztere mehrfach mit feinem Humor zu würzen und die Resultate der geographischen Einzelsorschuug in einer Form wiederzugebcn, die ein entschiedenes Ge­schick für die Kunst populärer Darstellung und eine große Bertrautheit mit dem Gegenstände bekundete. Daß der Redner sich von vorn herein ans die For­schungen in Centralafrika beschränkte, ja nach ge­drängtem llcberblick über die Forschungen auf diesem Boden seine Kreise noch enger zog und das Interesse dem beherztesten und vielleicht bedeutendsten Afrika­reisenden der .Gegenwart, dem Amerikaner Henry Stanley zuwendete, war sicher nur ein Borzug des Vortrags. Derselbe gewann dadurch an lebendiger Anschaulichkeit. Tie Reisen von Stanley's Vorgän­gern, unter welchen wir die beiden Württemberger, die Missionare Rebmann und Krapff nicht ver­

gessen wollen, hatten vor allem zwei Punkte noch im Unklaren gelassen: Die Duellen des Nils und den Ober und Mittellauf des Conga, jenes Riesenstroms des äquatorialen Afrikas. Da faßte im Fahre 1874 Stanleq den kühnen Plan, mittelst eines Querzuges vom östlichen nach dem westlichen Ceutralafrika bciöe Fragen zu lösen. Der Zug gelang: nach unsäglichen Anstrengungen erreichte Stanley 1877 die Weitküste. Bon 456 Manu, die ausgezogcu, erreichten 174 das Ziel. Das zweibändige Werk mit dem Titel:Durch den dunklen Welttheil", in welchem Stanley seine Erlebnisse und die wissenschaftlichen Erruiigeuichasten seiner Reise niedergelegt hat, ist eines der interessan­testen Erzeugnisse der zeitgenössischen Literatur. Aus den schlichten Worten spricht ein Mann von seltener Beobachtungsgabe, von vielseitigen Kenntnissen, von fast unglaublicher Ansdauer und von nnverkcnnöarcm Edelsinn. Sein Berdiensr um die Länderkunde ist nicht nur rin theoretisches: die annähernd sichere Auffindung der Nilqnellen und die Entdeckung des StromlansS des Congo, den er unter tausenderlei Gefahren bis zu seiner Mündung verfolgte: sondern sein Berdienst ist auch ein praktisches, fasern seine eingehenden Schilderungen des innern Afrikas dem Handel der Zukunft neue und reiche Bezugsquellen anweiscn. Der Congo übrigens wird nie eine be­queme Handelsstraße werden, obwohl er die natür­liche Berkehrsader wäre: die zahlreichen Stromschnel­len hindern ihn hieran. Wir müssen uns hier ver­sagen, ans die farbenreichen Schilderungen von Land und Leuten Jnncrafrikas, die der geehrte Herr Red­ner entwarf, einzngehen. Das fruchtbare Land, das Stanley bereiste, wird nach ihm so lange hoffnungs­los darniedcrliegen, als die drei Geißeln Innerasrikas: die Sklaverei, die Bielweiberei und der Despotismus ans ihm lasten. Es fehlt dem Neger nicht an der intellektuellen Begabung, um zu einer höheren Kultur­stufe sortznschreiten. Redner berief sich zum Beweis dafür ebenso fein als treffend auf eine afrikanische Legende, die Stanley ausgezeichnet hat und die einen überraschenden Einblick in das Geistes- und Gemüths- leben der Neger verstattcte. Möge darum mit diesem Wunsche schloß der Redner - dem Forscher bald der christliche Missionar folgen, damit es Tag werde im dunkeln Erdtheil. Ter Borstand des Ge­werbe-Vereins, Herr Sannwald, dankte dem so gewandten und so beliebten Herrn Redner für den anziehenden Bortrag und sprach wohl allen Anwe­senden auS der Seele, indem er an seinen Tank den Wunsch knüpfte, daß der geehrte Herr Redner sich noch öfters zu derlei Borträgen entschließen möge.

.. -. k. Unterjetti n g e n, 26. März. Gestern hielt der Schwarzwald Bienenznchtverein eine Versamm­lung hier ab, die von Nah und Fern sehr zahlreich besucht war. Das Programm, das aus der Tages­ordnung stand, konnte wegen eingetretener Hindernisse nicht ganz zum Abschlüsse kommen. Der Vorstand erösfncte die Versammlung und verbreitete sich in einem längeren Bortrag in eingehender und faßlicher Weise über die Schädlichkeit des Rothschwanzes; hauptsächlich, betonte Redner, sei dieses Thierchen sehr schädlich, wenn es in der Nähe eines Bienenstandes niste, deßhalb soll das Nisten in unmittelbarer Nähe desselben verhütet werden, indem man sie in ihrer Arbeit störe, wodurch sie veranlaßt werden, ihr Heim­chen an einem entfernteren Platze aufznschlagen. Das Tödtcn derselben falle unter das Strafgesetz und sei deßhalb entschieden davon abzurathcn. Nun wurden engere Bereinsangclegenheiten erledigt. Herr Restau­rateur Gutcknnst ans Nagold sprach über den Nutzen der Bienenzucht. Redner leitete seinen Por­

trag mit einem Stück Vorgeschichte ein. Schon die Egypwr, fuhr G. fort, rannten das Wachs, sic ge brauchten dasjelbe zum Einbalsamiren ihrer Leichname, und den Kindern Abrahams wurde Kanaan als das Land gepriesen, in dem Milch und Honig fließt. Und nun kommt Redner ans die Bornrtheile zu sprechen, der die Bienenzucht noch immer in landwirthschaft- lichen Kreisen begegne. Die Biene, entwickelte G. weiter, sei der Landmirrhschasl nicht schädlich, sondern im Gegcnthcil von großem Nutzen, da dieselbe den Blüthenstanb emsig von Blüthe zu Blüthe trage, ivas die Begattung hauptsächlich bei windstiller oder reg nerischcr Witterung wesentlich begünstige, was bcwn- dcrs bei Obitbänmen nicht genug anznschlagen sei. Auch sei der materielle Nutzen wohl zu beachten. Deutschland habe im Mittelalter eine bedeutende Aus­fuhr in Honig und Wachs gehabt und jetzt gebe es Millionen für diese Produkte ans Ausland aus. Lauter Beifall lohnte den Redner für seinen somohl nach Inhalt als Form trefflichen Bortrag. Zum Schluß empfahl Herr Hellstern ans Empfingen die Spekulations-Fütterung, deren Nutzen die ansgebrach ten Kosten mehr als decken, und gab den Imkern über sein Verfahren dabei lehrreiche Winke. An die Stelle der Verhandlung trat jetzt ein bewegtes Le­ben, das durch den guten Stoff des H. Hirschwirth immer neue Nahrung fand. Nur zu bald mahnte der Abend ans Scheiden und werden alle Anwesenden sich noch lange dieses Tages gerne erinnern.

Freudenstadt. DerGr." bringt die Nacly richt, daß die Eröffnung der Eisenbahnlinie StuttgartFrendcnstadt bestimmt am 1.. längstens 15. Juli stattfinde. Angestrengte Thätigkeit werden noch die Znrüstnngen für die Gewerbeansstellnng in Anspruch nehmen.

Frendcnstadt, 24. März. Letzten SamStag kaufte Jemand von hier ein Quantum Butter ans dem Wochcnmarkt. Als er die Butter zu Hanse anfschnitt, war das Innere des Ballens mit Mehl :c. ausgefüllt.

Stuttgart. In 14 Tagen sind die jüdischen Ostern, an welchen znm Gedächniß des Auszuges aus Egypten heutzutage nach dem Befehle Mosis in allen israelitischen Familien auf der ganzen Erde ungesäuerte Brode,Mazzes", verspeist werden. Der bedeutendste Fabrikant in diesem Artikel ist in Württemberg Bäckermeister Rothschild aus Nord­stetten, sein bedeutendster Abnehmer Kirchendiener Mannheimer dahier, welcher Mazzes in alle Welt, sogar bis nach Paris, versendet. Der Umsatz bezif­fert sich ans über 150 Ztr. iLdsztg.)

Snlzdvrf, O.A. Hall, 25. März. Auf der hiesigen Station errcignete sich heute Nachmittag ein recht trauriger Unglücksfall. Der Zugmeister H etz e r, ein schon älterer Mann, sprang von dem noch im Gang befindlichen gemischten Bahnzug, er fiel von der Rampe, aus die er gesprungen, auf die Bahn zurück und kam unter die Rüder. Sie fuhren ihm beide Füße und einen Arm ab und verletzten ihn am Kopf. Nach etwa einer halben Stunde gab der Un­glückliche seinen Geist ans. Hetzer war ein gefälliger, zuverlässiger Zugmciter und hat erst vor etwa Ls Jahre sein 25jährigcS Dienstjubiläum gefeiert. Der Verunglückte hintcrlüßt eine Wittwe und 2 Kinder.

Rentlinger Alb, 21. März. In Genkingen hatte ein Wirth etwas Geld in seinem Bette unter dem Kopfkissen versteckt. Allem Anschein nach wußte dies Einer, der häufig dort hinkam. Eines schönen Tages war Geld und Beutel fort. Auf starken Ver­dacht hin wurde ein Alaun verhaftet. Tags darauf fand der Bestohlene sein Geld in einem Säckchen an