Amts- und Intelligenz-Blatt für den Lveramts-Bezirk Nagald.

allf den

Gesellschafter.

Auch für die Monate Februar L März nimmt jedes Postamt und die Postboten Be­stellungen aus den Gesellschafter an.

T a g e s - N e rr i g k e i t e n.

Deutsches Reich.

* Nagold, 29. Jan. Vorige Woche wurde ei» Handwerksbursche zu 9 Wochen Gefängnis; ver- urtheiit, weil er einein Wirchc, der ihn wegen Bettels zu ungeeigneter später Stunde zurecht gewiesen, das Fenster eingewvrfcn hatte. Gestern hatten samt liehe Metzger die Einwohnerschaft mit einem Fleisch abschlag überrascht, nach welchem nun Schweinefleisch 56 Rindfleisch 60 .F und Kalbfleisch 56 ^ kostet.

** Nagold, 29. Jan. Kommenden Montag den 6. Februar, Nachmittags l Uhr, wirb hier die jährliche MissionSkonserenz stattfinden. In der­selben werden von Dekan Kennnler, Missionar Müller von Stuttgart und I)r. Gundert von Calw Borträge gehalten. Freunde der Mission werden zur Theilnahme freundlichst ringelnden.

Hs Attcnstaig Stadt, 27. Jan. Die gestrige Hauptversammlung deS hiesigen Gewerbevcrcins hat beschlossen, vorbehültlich der Genehmigung der bürgerlichen Collegien die Einlage zur Unterstützung durchreisender Handwerksgesellen von 30 auf 20 Minimum zu reduziren, ein weiterer Antrag, das Stadtgeschenk von 20 ^ auf 30 zu erhöhen, fand keinen Aiiklang. Die vom Vorstand wieder­holt angeregte Frage der Lehrlingsprnfnngen will hier nicht in rechten F-lns; kommen. Die vorige Woche in der ersten Kammer gefallenen abfälligen Aeußerungen über unfern Handwerkerstand haben auch hier gerechte Entrüstung hervorgerufen und hat der hiesige Gewerbevercin beschlossen, sich dem Ulmcr Protest anznschließen, da unser Handwerkerstand im Durchschnitt fleißig und arbeitsam ist, andere Sub­jekte aber in allen Ständen und Branchen Vorkom­men. Dem in Blättern gemeldeten Fall von Pfalzgrafenweiler und Salzstetten, Herabstürzen von Bäumen beim Tannenzapfenbrechen betreffend, reihen sich zwei weitere, gleiche Unglncksfälle in Walddorf und Rohrdors an, bis jetzt, so viel Einsender weiß, ohne tödtliche Folgen. Die Bäume sind gegenwär­tig glatt und schlüpfrig, auch gelingt den Wagehäl- ! sen nicht immer das Schwingen von einem Baum znm andern.

»> Walddvrf, 27. Jan. Dem kürzlich von , Pfalzgrafcnweiler gemeldeten Unglücksfall beim Tan- ncnzapfenbrcchen sind leider in den letzten Tagen der ' verflossenen Woche in hiesiger Gemeinde 2 weitere ! ähnliche Unglücksfälle nachgefolgt. Vorgestern stürzte ein junger, Heuer conscriptionspslichtiger, und gestern ein 49jähriger vcrheiratheter Mann, Vater von 4 > Kindern, aus ziemlich beträchtlicher Höhe (3040)

. herab. Beide sind zwar ziemlich schwer, doch, wie es scheint, nicht lebensgefährlich verletzt.

Unter-Jesingen, 26. Jan. Der in Tübingen am letzten Mittwoch verunglückte Johannes Arnold wurde gestern dahier unter sehr zahlreichen: Geleite zur Erde bestattet. Bald nach der Unterbringung des Genannten im akad. Krankenhaus verstarb derselbe.

Wildbad, 27. Jan. Endlich hellt sich das Dunkel in Betreff des im Nov. v. I. in Pforzheim spurlos verschwundenen Mädchens von hier­aus, indem der Leichnam desselben gestern Mor­

gen bei Eutingen ans der Enz gezogen wurde. Es läßt sich nun annehmen, das; sie in lener stürmischen Novembernacht beim Nachhauscgehen von ihrer Schwester den näheren über einen schmalen Enzsteg führenden Weg einjchlug und dort verunglückte. Diese Annahme findet durch die früher erfolgte Auf­findung ihres Schirmes eine weitere Bestätigung.

Stuttgart, 25. Ja». In ihrer gestrigen Sipuug iestte die Kammer der Abgeordneten die Bcralynug des Kultetats sort. Bei Kap. 65 (Thicrarznoischule) bemerkte auf eine dies­bezügliche Anfrage Ho hl's der Kuilmimster, dag alle AnsrcN- tcu getroffen werden, um die Thierarzneischule auf den Rang zu bringen, welchen sie in den übrigen deutschen Ländern nach Einführung der beabsichtigten neuen Prüfungsordnung einneh- men werde. Jahr. v. Äövllmarth »nd Zipperlen, sowie Retter führten Klage über den schlechten Hnfveschlag bei uns, woran, wie auch der Kuttminister zngab, wohl die zu kurze Dauer des Hnsschmidkursus an der Thierarzneischnle die Haupt­schuld trage. Bei Kap. Nb, landwirthschattliche Jortbildnngs- schnleu, verlangten Nnßbanmcr und Frhr. H. v. Sw ooü- gatorifchen Unterricht, und zwar Nachmittags und nicht Abends. Wegen beides sprach sich unt Entschiedenheit M o b l ans. Beim vbNgatorischen Unterricht komme meist nichts heraus, wogegen beim freiwillige» Unterricht noch immer sich schone Resultate erzielen lassen. Die Verlegung ferner des Unterrichts von den Abend auf die Nachmiltagsstnnden würde eine schwere Schä­digung unseres Erwerbslebens in sich schließen. Minister v. Gehler würde da, wo es sich um den Unterricht in den all­gemeinen Schulsächern handelt, obligatorischen Fortbildnngs- nnterricht wünschen, wenn die «ache 'nicht sehr schwierig dnrch- znführen wäre. Prälat v. Merz sprach sich ans Grnns seiner Erfahrungen ganz für das Beibehalten des bisherigen Systems (freiwillige Abendschulen) ans, ebenso Hang (Lndwigsbnrg, der als Vorstand eines tandwirchschaftlichcn Bezirksvereins die Verhältnisse kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Auch Prälat v. Beck sprach sich für das Prinzip der Freiwilligkeit, ani der andern Seite aber für Verlegung des Unterrichts auf die Nach- mittagsstnnden ans, Beutler und v. Schmid ünszertcn sich ebenfalls im Sinn der Erhaltung des Bestehenden mit Rücksicht ans die hohen finanziellen Kosten einer Reorganisation, zumal die Frage noch als eine offene betrachtet werden mühe. Bei Kap. 70 Polytechnikum (mit Knnstgewerbeschule) wünschte P rob st eine größere Konzentration der verschiedenen kunstgewerblichen Anstalten des Landes, die zur Zeit ganz verichiedcnen Behörden unterstellt seien. Minister v. Gehler erklärte, daß er gern zu einer Konzentralion die Hand bieten werde, wo das ohne Schädigung des einen Theils angche. Bei Kap. 78 lBesol- dungen der Lehrer an Gymnasien, Lyeeen und anderen Lätcin- schnlen) regte Fahr. v. Gcmmingen die Frage eines Ghm- nasiumnenvaneS in Stuttgart und ferner die Frage der Haus­aufgaben an. Minister v. Gehler bemerkte, daß die Ver­handlungen zwischen Staat und Stadl noch fortdanern: die Fragc der Hausaufgaben sei zur Zeit znm Gegenstand ein­gehender Erwägungen gemacht worden und einige'Erleichterun­gen seien i» Aussicht genommen. Leonhard bemerkte, das; die Anforderungen an ein humanistisches Gymnasium eben auch große seien, lieber den andern von Fahr. v. Gemmingen an­geregten Gegenstand, den Gymnasialneubcm in Stuttgart, äu­ßerte sich noch Lantenschlager und Becher. Ersrerer bemerkte, daß die Stadt Stuttgart jedenfalls auch für die Zeit des provisorischen Zustandes allem ansbieten werde, daß der Unterricht nicht nothlcide; Letzterer, daß eine Grundlage für die Verhandlungen nunmehr gesunden sei, ans welcher eine Verständigung in Aussicht stehe. Bei Kap. 84 (Sonstiger Answand auf die Volksschulen) wünschte Prälat v. Beck eine krengc Abgrenzung dessen, was ans dem Gebiete der Schul- disziplin den Schulaufsichtsbehörden und was den Gerichten überlassen bleibe, worauf Minister v. Geßler erwiderte, daß eine Regelung des Strafrechts der Lehrer vorgesehen sei. Nach­dem noch Kap. 8582 ohne weitere Debatte erledigt worden, wurde die Sitzung geschlossen. pN. T.)

Cannstatt, 27. Jan. Gestern Nacht um IlKs Ahr wurden aus dem hiesigen Bahnhvse dem öei Hallberger in Stuttgart angestellten Kaufmann, Ernst Zeh er, als er in den bereits im Lauf befindlichen Zug 52 einsteigen wollte, beide Füße abgefahren. Der Verunglückte starb nach kaum einer Stunde.

Eßlingen, 27. Jan. Heute begieug der von 18381868 am hiesigen Schnlkehrerseminar sunk- tivnirende Speisemeijter I. Eitel im engeren Fami- ienkreise die Feier seiner goldenen Hochzeit. Der Jubilar zählt 75 und seine Gattin 74 Jahre. Beide erfreuen sich noch einer guten Gesundheit.

In Groß-Eislingcn, OA. Göppingen, brach

.!(' 12 .

! Erscheint wöchentlich 8>nal und kostch batbjährlich Aster lohne Trägeriohn) > .v 00 4, in dem Bezirk. ! 2 .F, außerhalb des Bezirks 2 40

Donnerstag den 30. Januar.

Abonnements-Einladung

Insertionsgebühr für die tspallige Zeile ans ge­wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 8 -, bei mehrmaliger je 0 4.

am 26. Jan., Nachts 9 0-2 Uhr, Feuer aus, i» Folge dessen 2 Scheuern gänzlich abbramiten.

In Weirbrechts, Gem. Eiuthürneu, Oberamts WaUffce, brach den 24. Jan., Abends 60s Utzr, Feuer aus, infolge dessen 1 Wotzützans sammt Scheuer und I Speicher abbrunnteu.

Bibcrach, 25. Jan. Gestern gelang es der eifrigen Untcrfiichung des diesigen Gerichts, den Dieb zu entdecken.'welcher aus dem Postwagen, der vom Posrhalter Kroueuwirth Hiller von Ochsenhansen Hä­her geführt wurde, eine au die Kgl. Staatshauptkasse adresfirte Geldkiüe mit einem Jntzalte von ca. 7600 Mark entwendet hat. Es ist der Glasermeislcr und Händler Havril von Ochsendanseii, ein Manu i» den dreißiger Jatzren, angesehen und einflußreich in seiner Gemeinde, durch deren Bertraneii er znm Obmann des Bürgeransschnsses gewählt wurde. Derselbe in gestern verhaftet worden und es fanden sich bei der Haussuchung noch 5200 ^ vor, die Restsumme hat er bereits zu verschiedenen Zablnngeii verwendet. Ei­nt der Ttzat geständig und sitzt nun im diesigen Oberamtsgcsäiigiiiffc.

Aus dem Oberaml Mergentheim, 23. Jan. Ein Dienstmädchen von Wermnttzshauseii, das in einer Sparkasse über 500 sieben hatte, versprach, diese Summe seinem Schwager in Elperstzeim zu lechen, welcher lsiemit eine Schuld in Pfitzingen zah­len wollte. Mit dem Geld in der Tasche ging das Mädchen auf dem Wege nach Pfitzingen, wv es »m terwegs vcrabredetermaßen genannten Schwager zu treffen hoffte. Inzwischen wurde es von Epilepsie, woran cs schon längere Zeit litt, befallen. Nachdem das Bewußtsein miedcrgekehrt war, war das Geld aus der Tasche verschwunden.

Vom Gaildorser Amt, 24. Jan. Die Orts­und Oberamts-Grcnzstöcke und die Wcgzeiger haben in unserer Gegend eine neue lind nicht ganz uninte­ressante Verwendung gefunden. Sie dienen den Stro­mern als Telegraphen. Der abmarschireitde Stromer vermittelt durch obgenannte Mittel dem anrückenden Fechtbruder, wie er diesen oder jenen Ort gefunden, waS er erhalten oder nicht. Da kann man von einem lesen: In diesem Orte habe ich zünftig zu Mittag gegessen, vom andern, daß er in diesem Markt­flecken zünftig gejochten habe. Ein dritter theilt mit, daß im Orte 15 L Stadtgeschenl verabfolgt werde: ein vierter endlich ist so glücklich, von einer näher bezeichneten Person 10Baschcr" (Pfennig) bekom­men zu haben. Ein später angekommener Fechtbru­der, der auch Appetit nach den 10Baschern" gehabt zu haben scheint, theilt in wchmnthsvollcr Stimmung mit, daß er genannte Person nicht gesunde» und des­halb auch keine 10Baschcr" bekommen habe.

Oberndorf, 26. Jan. Gestern Abend gegen 7 llhr brach ans dem Maiereihof Lichtenegg, Gem. Harthanscn, in dem Oekonomiegebäudc Feuer ans. Dieses große 207' lange, 45' tiefe, mit Stroh- und Futtervorräthen angesüllte Gebäude brannte mit so ungeheurer SchneUUigkeir bis aus den Grund nieder, daß das in den Ställen befindliche Vieh nicht alles in Sicherheit gebracht werden konnte. 2 Znchtfarren und eine größere Anzahl Schweine, darunter mehrere Muttecschweine mit Jungen, kamen in den Flammen um. Brandstiftung wird vcrmnthet. Der Gutspächter ist versichert.

Der -schwarzw. Bote bringt folgende Berich­tigung. Zn der in Nr. 17 unseres Blattes gebrach­ten, aus demDeutschen Bolksblatt" abgedruckten Nvtiz vom Scharben, wonach der frühere Besitzer des Sandhänslc bei Pfullendorf den Schweiiiehändler Haller angefallcn habe und von diesem erschossen