gcgnung bemerkte der Minister zunächst, dns; im Ztciatsmini- stermm bis jetzt mich keine Berathmig stattqefunden habe. Allein auch für späterhin konnte der Minister keine desinitive Beantwortung der Ausfrage in Aussicht stellen, da die zunächst dem Bundesraths-Bevvllmiichtigten ifiir die Benutzung im BundeS- raths-Ausschusse) zu ertheilende Instruktion nur eine provisorische sei und eine desinitive Beschlupsassung der Staatsregierung erst i» der Zeit zwischen der Benutzung im BundesnUhs-Ans- schusj und der Benutzung im Plenum deS Bundeonuhs erfolgen könne. Diese Zeit sei aber nieist so kurz bemessen, das; er keine Zusicherung geben könne, auch der Abgeordnetenkammer noch Mittheilung zu machen. Der Abgeordnete Schwarz wurde also besser daran ttznn, einen andern Bieg, als den der Inter pellation, zu wählen, um der Lämmer ihren Einslus; aus die Entschließungen der Staatsregierung zu sichern. Schwarz erklärte ans dieses hin, nach vorgängiger Rücksprache mit seinen Freunden, einen entsprechenden Antrag stellen zu wollen. Nunmehr gieng man zur Etatsberathung über. Bei Kapitel 119 (Post) ergingen sich v. Schmid, Beutter und Mvhl in der Anerkennung unserer treffliche» Postvcrwaltung. Nnütz au me r fragte an, wie sich die Regierung zur Idee der Postsparkassen stelle, worauf Postdirektvr v. Hofacker entgegneke, daß, wenn in Deutschland die Idee zur Ausführung kommen sollte, die wiirttembcrgisctze Regierung keinenfalls ein Hindernis; in den Weg legen werde. Es wurden hierauf Kapitel 120 bis 123 > Telegraphen, Bodenseedampsschiffsahrt, Münze, verschiedene Einnahmen bei der Staatstzanptkasse) genehmigt, ohne das; sich bemerkenswerttze Debatten daran geknüpft hatten. (N. -r.)
Stuttgart, 18. Jan. Heute Nacht um 12 Uhr wurde Zugmeister Fröhlich auf den Schienen des Batznhofs Cannstatt vvm Schnellzug ersaht und augenblicklich gctödt e t.
Schorndorf, 16. Jan. In Hohengehren brannte gestern Nachmittag 3L-2 Uhr ein einstöckiges Wohn- und Oecvnomiegebäude ab.
Gaildorf, 17. Jan. In Bellbach, Gemeinde Eschach, diesseitigen Oberamts, ereignete sich am Montag Abend (13. Jan.) ein schweres Unglück. Gin Schneider, der in einem Bauernhaus daselbst aus seinem Handwerk arbeitete, wollte, um besser sehen zu können, die Erdöllampe niederer hängen. Die Lampe aber entfiel seiner Hand, der Oelbeihilter zerplatzte und das Erdöl ergosz sich in einem Flammenmeer über den Tisch. Tic junge Hausfrau, kurz vorher Wöchnerin gewesen, hatte sich an den Tisch gesetzt, um ibre Mahlzeit cinzunehmen. Sie erschrak so beftig, das; ein Herzschlag ihrem Leben sofort ein Ende machte und sie todt vom Platze getragen werden mutzte.
In der Nacht vom 17./18. Jan. wurde ein gefährlicher Brand in der Staub'schen Spinnerei in Altenstädt, LA. Geislingen, noch glücklich unterdrückt. Schaden namentlich an Maschinen bedeutend.
Dietenhcim a. d. Iller, 15. Jan. Bor dem Oberamtsgerichtc Laupheim ist eine Untersuchung wegen Unterschlagung und Hehlerei bei einem Gant- versahren anhängig. Ter Untersuchungsrichter begab sich am 13. d. M. nach Dictenheim, um dort das gerichtliche Bersahren sortzusetzen und mutzte einen der Hehlerei Bcrdächtigen über Nacht inS Ortsge- fängniß in Hast bringen lassen. Morgens 7 Ls Uhr wollte er das Berhör sortsetzcn, vernahm aber, als er am Gefängnis; vorbeigieng, ein Stöhnen. Nasch ließ er die Gefüngnißthüre öffnen, der Gefangene lag im Todesröcheln am Boden; er hatte sich erhängt, der Strick war aber mit ihm gebrochen, doch so eng zugezogen, das; er ersticken mutzte, wenn nicht rechtzeitige Hilfe gekommen wäre. Erst nach langem ärztlichem Bemühen wurde er wieder ins Leben znrück- gerufen. (N.-Z.)
Furtwangen, 15. Jan. sUhrenlotterie.j Das Loos dir. 28,564 hat den ersten Preis (ein Orchestrion) gewonnen.
Dettingen, 13. Jan. Der kath. Stadtpfarrer, Herr A. Reichcnspcrger, hielt gestern während des sonntägigen Bormittagsgottesdienstes die Predigt und die Gemeinde lauschte mit Spannung seinem geistreichen Bvrtragc, als ihm plötzlich die Zunge den Dienst versagte und er zu lallen ansing, woraus er auf den Boden der Kanzel niedersank. Es hatte ihn der Schlag gerührt. Der Schreck und die Aufregung unter der versammelten Gemeinde war eine unbeschreibliche. Mehrere Männer eilten sogleich zur Hilfeleistung auf die Kanzel und brachten den Erkrankten in seine Behausung, wo jedoch alle sofort angewandte ärztliche Kunst leider nicht mehr im Stande war, denselben zu retten.
Deißlingen, 16. Jan. Der Viehhandel treibt bei gegenwärtiger flauer Geschäftszeit ganz kuriose Blüthen. Dieser Tage verkaufte der „S. B.-Z." zufolge ein Freund dem andern seine schmucke trächtige Kalbin lebendig den Festmeter zu 150 ^5.! Ohne Zweifel berufen die beiden modernen Handelsleute den Geometer zur Feststellung des Meßgehaltes.
In Berlin gibts etwa 9000 Tischler, von denen 3—4000 ganz oder thcilweise ohne Arbeit sind.
Ein bedeutender Handschnhfabrikank in Berlin, Herr L. in der Jernsalemerstraße, schlief mit seiner Frau und seinem Kinde in einer Stube, die Abends geheizt worden war. Die Klappe des mit Stein- kotzlcn geheizken Ofens ist zu bald geschlossen worden und während der Nacht ist Mann, Frau und Kind erstickt. (Nach einer anderen Lesart soll der Mann sich und die Seinigen mit Ehancali vergiftet haben.)
Ter „Post" zufolge hätte sich der Reichskanzler privatim dahin geäußert, es fei ihm vollständig gleich- giltig, ob die Vorlage über die Strasgewalr des Reichstages ganz oder theilweise oder gar nicht angenommen werde: er glaube, dem Reichstage und sonst niemand mit der Anregung der Sache einen Dienst erwiesen zu haben, und könne ruhig abwarten, ob der Reichstag die durch gesetzliche Begründung des JnrisdiktivnSrechtes über die Reichstagsmitglieder ihm bereitete' mächtige Stellung annehmbar finde oder nicht. Daß der Reichstag ans dem Wege der Geschäftsordnung und ohne Gesetzgebungsakt über die Schwierigkeiten sich Hinweghelsen könne, welche der Mangel des JnrisdiktivnSrechtes mit sich bringe, sei nicht wahrscheinlich; ein Verjnch dazu im Falle der Ablehnung der legislativen Vorlage sei abznwarten. Für jetzt sei es dringlich, die Verbreitung von Brandreden der sozialistischen Abgeordneten zu hindern, wenn nicht die bisherigen günstigen Wirkungen des Sozialistengesetzes gelahmt werden sollen. Mil der Vorsorge gegen diesen augenblicklichen Uebelstand habe der Reichstag aber noch keine hinreichende Ausrüstung zur Wahrung seiner Würde gegen die Ausschreitung Einzelner. Empfinde die Mehrheit dieses Bedürfnisses jetzt noch nicht, so habe der Reichskanzler wenigstens mit der Vorlage seine Pflicht gethan und seine und der Bundesregierungen Verantwortlichkeit gewahrt. Er selbst habe zur Majorität der Volksvertretung besseres Vertrauen, als die Stimmen der 'liberalen Presse bisher an den Tag legren.
Den neuesten Nachrichten zufolge stehen wir vor einem allgemeinen Zollkrieg: denn auch die französische Regierung hat nicht nur den englisch- französischen Handelsvertrag, der die Grundlage der internationalen Handelsbeziehungen im freiheitlichen Sinne gebildet hat, sondern auch die mit andern Nationen noch bestehenden Verträge für den Schluß laufenden Jahres gekündigt, offenbar, um freie Hand zu haben, je nach der Wendung, welche die deutsche Zollpolitik im Anschluß an die von Bismarck ausgesprochenen Ansichten nehmen wird.
Der arme Cultusminister Falk steht im prenß. Landtag und im Reichstag immer wie auf der Bresche, um die von links und rechts anstürmenden Feinde, die Ultramontanen und die protestantischen Orthodoxen, abzuschlagen, die ihm unermüdlich vvr- wersen, er lasse in den Scminaricn und Volksschulen kein rechtes Ehristenthnm lehren und treibe Religion und Zucht auS den Köpfen und Herzen. Sv wieder am 15. Januar im Landtag. Er stand aber seinen Mann und schlug alle Angriffe gründlich zurück. Man hält mir, sagte er n. a., die Stiehl'schen Regulative vor. Sie haben aber das gerade Gegcntheil von dem hervorgernfen, was man beabsichtigte — statt Liebe zur Religion Abneigung, ja Haß bei den Lehrern und Kindern; weder in der Schule noch im Hans haben sie Gutes gewirkt. Das jüngere Geschlecht, über dessen Zuchtlosigkeit man klagt, ist unter diesen Regulativen herangezogen worden, d. h. unter dem religiösen Gedächtnitzkram, der das Herz nicht füllte, und nicht Liebe, fondern Haß weckte. Hödel, dessen Attentat man mir ins Gewissen schieben will, ist streng nach den Regulativen unterrichtet worden, er hat im Gefängnis; sich gerühmt, 100 Kcrnlieder auswendig zu wissen und es hat sich bestätigt, daß er im Katechismus, in Liedern und Sprüchen trefflich zu Hans war. Mein Bestreben ist, in den Schulen die Liebe zur Religion wieder zu wecken und durch Unterricht zu erziehen. Lernen ist das beste Mittel der Erziehung; ein anderes die Person des Lehrers. Der Lehrer kann aber nicht, wie er sollte, auf jedes Kind wirken, wenn die Schulklassen überfüllt sind. Es hat an Lehrern gefehlt, aber jetzt sind 4000 Lehrer mehr da, als vor 6 Jahren, die Classen möglichst getheilt und der Unterricht ist wirksamer. — Was die Lehrer betrifft, so ist es nicht wahr, daß ihre religiöse Bildung und Erziehung in den Seminaren verkürzt und beeinträchtigt ist. Das
Gedächtnißwerk ist allerdings znrückgedrängt, das Hauptgewicht wird auf die Ueberzeug'ung. auf das Gemnth des jungen Lehrers und auf seine Vertrautheit mit der evangelischen Wahrheit gelegt. Keiner wird ohne genügendes Zeugnis; in der Religion aus dem Seminar entlassen. Die Wiederholungsprüfungen der jungen Lehrer haben gegen frühestem gutes Ergebnis; geliefert. Die Klagen über die sittliche Aufführung der Lehrer haben sich nicht vermehrt, und manches, was noch zu wünschen übrig bleibt, läßt sich aus den allgemeinen Verhältnissen erklären. Sollen wir annehmen, daß von der materiellen Richtung, welche wir so ernstlich zu bekämpfen bemüht sind, das; von der Genußsucht, welche in der heutigen Zeit so gewachsen ist, gerade allein der Lchrcrstand nicht berührt worden sei'? Aber wie war es denn früher? Ich bin der Sohn eines Mannes, welcher 45 Jahre lang Schnlinspector war und ich habe von ihm oft die Klage gehört, die jungen Lehrer über- höbcn sich, sie seien unverschämt. '(Heiterkeit.) Ein Schnlrath theilte mir mit, daß zu der Zeit, als noch verschiedene Prädicatc für die Prüfung ertheilt wurden, vielfach von den Schnlpatronen die Bitte ausgesprochen worden sei, man möge ihnen doch solche Candidaten zuweisen, welche Nr. 3 hätten, denn diese seien die bescheidensten. (Große Heiterkeit.) Es waren frühen dieselben Klagen, welche auch heute erhoben werden.
Oesterreich—Ungarn.
Wien, 14. Janttar. In der letzten Zeit war viel die Rede davon, das Kabinet Auersperg werde sich nach Wiederznsammentritt des RcichsrathS diesem als abermals „rekvnstruirtes" Ministerium Prüsentircn und damit die lange Kabinetkrise ihr Ende erreichen. Dem wird nunmehr von halbamtlicher Seite ans das Bestimmteste widersprochen. Weder Fürst Auersperg, noch sonst ein Mitglied des demissivmrten Ministeriums sollen die geringste Lust bezeigen, länger auf den Marterbänken, genannt Ministersessel, zu verharren und die Vertretung des Berliner Vertrages im Reichsrathe wird als die letzte Handlung des Gesammtkabints Auersperg bezeichnet. Die jammervollen Zustände der Vcrfassungspartei sollen hauptsächlich die Schuld tragen, das; weder Fürst Auersperg noch seine Kollegen Lust haben, weiter zu amtircn. Der nächste Monat dürfte daher ein neues zisleithanisches Kabinet sehen, dessen Karaktcr aber nur ein Provisorischer sein wird. (Nene Ztg.)
In Oberhofen im Innthal hat ein Banern- bnrsche seine hochbetagte Mutter Nachts im Bette erdrosselt und ihr dann noch mit einem Hammer die Stirn zertrümmert. Der 82jährige Vater erschrack so, daß er in derselben Nacht starb. Und der Grund des Mords? Die Mutter hatte dem liederlichen Sohne 10 Kreuzer zum Trinken im Wirthshaus abgeschlagen.
Schweiz.
Bern, 14. Jan. Heute Mittag hat ein Fr. Jenni, ein verkommenes Subjekt, seine brave Frau, welche wegen Vernachlässigung der Familicnernährung ihrer 5 lieben, hoffnungsvollen Kinder gegenüber klagen mußte, nach erledigter Gerichtsverhandlung auf offener Straße überfallen und sie mit einem Messer in die Brust gestochen, so daß sie lebensgefährlich darniederliegt. Außerdem hat der elende Tropf seine Logisfrau, welche seine Gattin begleitete, ebenfalls mit Messerstichen traktirt, worauf er sich, es geschah in der Jnselgasse, tragisch neben seine Frau hinlegtc und sich in den Hals schnitt. Er selbst litt am wenigsten, seine Frau wird schwerlich mehr auf- kommen, die Logisfrau soll ebenfalls gefährlich verwundet sein.
Frankreich.
Paris, 17. Jan. Die Amtsz. veröffentlicht eine Note, betreffend die Begnadigung von 2245 Kommunarden in Neukaledonien. Es bleiben noch 1067 Verurtheilte. Die republikanischen Mütter erachten die ministeriellen Erklärungen für ungenügend.
Versailles, 16. Januar. Die heute in den Kammern verlesene Erklärung des Ministeriums besagt: Die Regierung findet in den Wahlen vom 5. Jan. eine Billigung und Ermuthigung ihrer Politik der Eintracht. Unter der hohen Autorität des Präsidenten der Republik werden wir dieselbe Politik in den auswärtigen Angelegenheiten fortsetzen. Das Land hat keinen Gedanken, die Ruhe der Welt zu stören; es will Herr seiner selbst bleiben und will den Frieden, jedoch unter der Bedingung, daß derselbe seiner Würde keinen Eintrag thue. Wir haben