Dn Gesellschafter.
AmLsdwtt für des OderasttsbLzirk NagolL.
Erscheint wöchentlich 3mal und kMlci i §!r. 140. halbjährlich hier 54 kr., iw Bczir!
* 'mit Postaufschlag I fl. 8 lr
Dienstag den 1. Dezember.
Inikralwnsgebildl' für rie Zspalttgr Z-ite aus gewöhnlicher Sckriil bei H 0-^,1 einmaliger Einrückung L Kreurer, bei inchrmaliger je S «reuzer.
A nr t l i cb c ö.
Nagold.
An die Ortsvorsteher.
Dieselben werden angewiesen, die i» Nro. 23 des Regierungsblatts erschienenen Veifügungen des k. Ministeriums des Innern, bctr. den Schutz des Publikums gegen Gefährdung und Belästigung durch Hunde und die Maßregeln zur Veihälung der Verbreitung der Wuthkrankheit von Hausthieren nnverwcill in ihren Gemeinden zu verkünden, die gegebenen Vorschriften strenge zu handhaben und die Polizei Officianlen hienach zu instruiren.
Den 27: November 1874.
K. Oberamt.
G ü ntner.
T a g e s - St c n i g k e r r e ».
Stuttgart. Im Soulerain der Markthalle macht sich die Fleischbranche immer besser, so daß am Ende der Gemcinderalh genölhigi sein wird, noch mehr Verlaujsstände aujstellcn zu las. sen; Konkurrenz zeigt hier am besten, daß wir nur durch dieselbe wohlfeilere Fleischpreise erhallen können. Das Hammelfleisch kostete beute 10 kr, Kalbfleisch 14 kr., Schweinefleisch 18 kr.
In einem Stuttgarter Wafsenladen besichtigten am 27. Abends zwei Herren ein zum Rcpariren dahin gebrachtes Hinterladungsgewehr, das geladen war, was indeß den Betreffenden unbekannt war. Durch, wie es scheint, unvorsichtige Manipulation der Waste entlud sich das Gewehr, und traf einen im Laden befindliichen Arbeiter so unglücklich in den Kopf, daß er sofort den Geist ausgab. Untersuchung ist eingeleitet.
Kirchheim u. TI 25. Nov. Ende September erhielten hier auch einige Wirthe sogenannten Elsäßerwein, der per Achse auf der alten Landstraße von Göppingen kam. Viele munkelten, daß derselbe kein Natur-, sondern ein Kunstwein sei. Es hat sich nun durch die Analyse herausgestellt, daß es Schmiererei ist und die Herstellung eines solchen Eimer Weins auf 8—10 Gulden zu stehen kommt, während ihn der Göppinger Händler um 70 fl. verkauft hat. Da heute ein solches Wunder — aus Wasser Wein zu machen — nicht derartig honorirt werden kann, so ist von dem Betrogenen geklagt worden. Die Fässer dieses Elsäßerweins sind nun unter Polizeistegel gelegt und der Staatsanwalt wird die Sache in die Hand nehmen. (N. T.)
Am 14. d. Mts. starb in seiner Vaterstadt Wun siedet ein Mann, dessen Name in ganz Deutschland unheimliche Erinnerungen an eine traurige Zeit herausbcschwört, der königl Rechtsanwalt und Veteran der Freiheitskriege Herr Friedrich Sand, älterer Bruder des Studenten Carl Ludwig Sand, welcher am 23. März 1819 Kotzebue in Mannheim ermordete und daselbst am 20. Mai 1820 mit dem Schwerte hingerichtet wurde.
Würzburg, 26. Nov. In verschiedenen Orten Unterfrankens in der Nähe Würzburgs tritt die M a u l- und Klauenseuche sehr heftig auf und ist Stallsperre verfügt.
Bromberg, 23. Nov. Eine Baptisten-Taufe fand gestern Nachmittag in einem Teiche an 8 Individuen, 5 weiblichen und 3 männlichen, statt. Die Täuflinge waren, wie die „Bromb. Ztg." meldet, nur mit einem weißen, von einem breiten Gürtel um den Leib festgehaltenen Hemde bekleidet. An diesem Gürtel ergriff sie der Baptisten-Täufer und tauchte sie nach einem Segensspruch in das eisig kalte Wasser. Vor Beginn der Taufhandlung sang die Gemeinde ein geistliches Lied, ebenso am Schluß derselben und nach jedem einzelnen Tauf Acte einen Vers. Um das Taufen zu ermöglichen, mußte an der betreffenden Stelle erst das Eis, womit der Teich bedeckt war, entfernt werden.
Kassel, 27. Nov. Nach verbürgten Privatmittheilungen des „Mark. Tagebl." soll der Kurfürst von Hessen tödtlich erkrankt sein und in Ahnung des heranuahenden Todes alle seine Kinder an sein Krankenlager berufen haben.
Berlin, 27. Nov. Heutigen Morgenblätlern zufolge ist im Reichskanzleramte ein neuer Entwurf eines Bankgesetzes mit Einfügung der Reichsbank ausgearbeitct morden, der unmittelbar dem Buudesrathe vorgeleg werden soll.
Kaiser Wilhelm hatt dem König Ludwig einen sehr aner
kennende» Brief über die Tüchtigkeit der bayerischen Trup- p e u geschrieben. Dieser Brief ist eine Folge des günstigen Berichts des Kronprinzen, welcher über das 2. bayerische Ärmerem ps im Herbst Musterung gehalten hat.
Durch die Blätter geht eine Nachricht iu Betreff der parlamentarischen Abendgesellschaften bei dem Fürsten Bismarck, wonach von oer Einladung zu denselben die Klerikalen, Polen und Sozialdemokraten sür die diesjährige Session ausgeschlossen wären. In dieser Form ist die Mittheilnng unrichtig. Fürst Bismarck hat nur an diejenigen Abgeordneten eine Einladung ergehen lassen, welche ihre Karte bei ihm haben abgeben lassen.
In der Lindenstraße in Berlin trat ein nobel gekleidetes Herr in eine Klewerhandttuig, um sich einen seinen Üeberzieher zu kausen. Während er nun ein Prachtstück vor dem, dem Eingang gegenüber befindlichen Spiegel avprobirle und sein veredeltes Acußere musterte, schrie plötzlich Jemand von der Straße ans durch die offene Thür in den Laden hinein: „Du Aste!" Der anscheinend gekränkte Träger des Palmöls wandte sich um, stürzte hinaus dem frechen Schreier nach — und war auf Nimmerwiedersehen verschwunden, mit dem unbezahlten Kleidungsstück, das einen Werth von 25 Thlr. halte.
Der Vorsitzende der siebenten Kriminal-Deputation, vor welcher die Verhandlung des Prozesses gegen Arnim stattfindel, Stadtgerichlsdirekior Reich ist seil voriger Woche behufs Studium der Akten beurlaubt. Der Begehr nach Einlaßkarten zu der Verhandlung, namentlich von Setten des Adels und der Diplomatie, übersteigt weit den zur Verfügung stehenden Raum.
Trier, 21. Nov. In der neuesten Nummer des hiesigen „Amtsblattes" erläßt der k. Oberprokurator einen Steckbrief gegen nicht weniger als zwölf Geistliche, deren jetziger Aufenthalt unbekannt ist. Gegen sämmtliche Geistliche liegen rechtskräftige Slrafurtheile des hiesigen k. Landgerichts zur Vollstreckung vor.
Nach einer Berechnung des „Bad. Beob." sitzt der ehemalige Erzbischof von Gne sen und Posen bereits 288 Tage im Gefängnisse zu Ostrowo, der Bischof von Trier 257 Tage im Arresthause zu Trier, der Weihbischof Janisczcwski von Posen 114 Tage im Kreisgefängnisse zu Koznim, der Bischof von Paderborn 106 Tage im Gefängnisse §n Paderborn. Der Erzbischof von Köln, der am 8. Oktober aus der Haft entlassen worden ist, saß 192 Tage im Gefängnisse zu Köln und wird schon in Kürze wieder sein altes Quartier beziehen. (Wenn diese Schwarzen durch das lange Sitzen nur nicht noch schwärzer werden.)
Die Bonn. Z. schreibt: Bischof Martin von Paderborn hat vor einigen Monaten in einer anonym erschienenen Broschüre „Die Gewissensfrage über die Maigesetzc" gesagt: mit gewissen Einschränkungen sei katholischen Beamten die Mitwirkung zur Ausführung der Maigesetze „nicht als Sünde anzurechnen, bis eine höhere kirchliche Entscheidung erfolge." Diese Broschüre ist in Rom wegen eben jener Stelle ans den Index der verbotenen Bücher gesetzt worden, und Bischof Martin hat jetzt eine neue Ausgabe derselben veranstaltet, worin er, „nachdem er sich über die Stellung, welche der hl. apostolische Stuhl zu jener Frage einnimml, Gewißheit verschafft", die oben mitgc- theilte Behauptung einfach zurücknimmt. Es steht also setzt fest, daß nach der Lehre des „hl. apostolischen Stuhles" ein katholischer Beamter zur Aussühruug der Maigesehs nicht Mitwirken darf; wenn dieses aber durch seine amtliche Stellung von ihm verlangt wird, sein Amt niederlegen muß, und wenn er das nicht thut, von seinem Pfarrer oder Kaplan nicht absolvirt werden darf. Bleibt abzuwarlen, wie viele kaihol. Beamte und Richter in Preußen sich dieser Entscheidung des hl. apostol. Stuhles unterwerfen und aus dem Staatsdienste anstrcten werden. Bis jetzt ist der Appellationsgerichtsrath v. Thimus in Köln unseres Wissens der Einzige, der das gethan.
Rosza Sandor ist.zum rkiertenmale begnadigt worden. Lebenslänglich schwere Kerkerstrase wird das zeitliche Loos Rosza Sandor's sein. Das Motiv des gegenwärtigen Gnadenakles dürfte zum Theil in dem Schwächezustand des Delinquenten liegen, welch letzterer durch seinen Aufenthalt in den Kasematten von Szegedin für sein ferneres Leben unschädlich gemacht wurde.