Deutschland und in ganz Europa vollziehe.Bald" jubelt dieser Epigone der blutrauchenden Inquisitorenbald werden wir die Christenheit in zwei Lager geschieden sehen: hier die Streiter Christi und seiner Kirche, welche bie katholische ist, und dort die Rotten Belial's."

Breslau, 23. Sept. DieSchl. Ztg." meldet: Die erste Leichen-Verbrennung wurde heule Rachmitlag in der städtischen Gasanstalt im Beisein des k. Polizei-Präsidenten Frhrn. v. Uslar:Gleichen, sowie mehrerer Aerz'.e und Ralursorjcher aus- gesührt. Die Leiche einer alten, im Hospital versrorvenen Frau, welche keine 'Angehörigen hinterläßt, war zu diesem Beyufc von der Hospital-Verwaltung überwies.n worden. Etwa eine Stunde, nachdem der entseelte Körper in den Gasojen eingesühn worden war, zeigte sich das Werk der Auflösung als vollzogen.

Menschliche Scheusale. Zn das Kreisgcsängniß zu Spandau sind zwei Mörderinnen ans dem Dorfe Liudorf eingeliesert worden, Mutter und Tochter, welche den eigenen Sohn und Bruder mit voller Ueberleguug und aus die scheußlichste Weise ums Leben brachten. Der 10jährige Knabe haue seinen Vater, welcher der Großmutter 16 Thaler entwendete, der letzteren ver- rathen, wofür sich die unnatürliche Mutter rächen zu müssen glaubte. Auf freiem Felde erschlug sie deshalb den armen Knaben mit einer Kartoffelhacke, und da derselbe nicht sosorl ivdt war, trieb sie ihm unter Beihilfe seiner Schwester, welche im Falle der Weigerung ebenfalls mit dem Tose bedroht wurde, ein Messer in die Schläfe. Nach einer andern Lesart erstachen und steinigten die beiden Scheusale das unglückliche Kind.

Paderborn, 26. Sept. DasWestphälische Volksblau" veröffentlicht ein Schreiben des Bischofs Marlin an den Ober- präsidenten der Provinz Westphalen vom 15. Sept., worin er die Tags zuvor ihm zngestellle Aufforderung zur AmlS-Nieder- legnng auf's bestimmteste zucnckweift.

Am 30. September d. Jrs. werden die Co bürg er 1 - Tha lerscheine vom 22. Januar 1849 vollständig werthlos. Es sind noch ziemlich 15,000 Thaler im Umlauf.

Der König von Dänemark scheint ein recht verständiger Mann zu sein, wenn es nicht wider den Respekt ist, so etwas zu sagen. Als eine die Deutschen hassende und fürchtende Partei das Geschrei erhob, die Hauptstadt Copenhageu müsse befestigt werden, antwortete der König: Unsere beste Festung ist ein gutes Verhäüuiß ru Deutschland!

Ein Gepäckträger in Danzig hat durch folgendes Gedicht . den Magistrat um Erlaß der Commuualsteuer gebeten:Vier- undsechsstg Jahre alt, Ohne Stelle und Gehalt Den Karren schieben gehl nicht mehr, Den Wagen znch'n ist allzu schwer: Das Augenlicht ist auch zu schwach, Der Corpus leidet stark am Krach Das Allerjchlimmste aber ist: Ich bin auch nicht Kapitalist". Die Antwort war sehr prosaisch und abschläglich.

Der Fanatismus der Ultramontaneu enläußert sich mitunter der Achtung vor de» gewöhnlichsten Pflichten der Menschenliebe. Während im deutschen Reiche überall Gaben für die durch Brand­unglück so schwer heimgcsuchten Bewohner der Stadt Meiningen gesammelt werden, halte das pfäfnscheBayerische Vaterland" die Stirn, ein Anathema über alle Katholiken zu verhängen, welche einen Groschen für die national-liberalen protestantischen Meininger hergeben würden,die den Lasker in den preußischen Landtag gewählt haben". Diese Brutalität entzieht sich jeder Kritik.

Wien, 25. Sept. Der österreichische Kaiser hat für An­fang Oktober ein Zusammentreffen mit der daun rückkehreuden Kaiserin Elisabeth in Baden-Baden bei dem deutschen Kaiserpaar in Aussicht genommen.

Wien, 25. Sept. Die Nordpolfahrer sind heute Abend hier angekommen. Ein glänzender und großartiger Empfang fand seitens der Behörden und Korporationen, sowie seitens des enthufiasmirten Publikums statt.

Der Schah von Persien hält die französischen Chasse­potgewehre zu orientalischer Kriegsführnng für vollständig ausreichend und hat durch seine Negierung 60,000 Stück um ein Billiges von dem deutschen Kriegsministerium aukaufen lassen, die jetzt mit Erlaubnis; der russischen Behörden über Riga zollfrei nach Persien verladen werden.

Mailand, 24. Sept. DerPungolo" meldet: Die zwischen der Schweiz und Italien bestehende Grenz-Differenz ist gestern durch den amerikanischen Gesandten Marsh schiedsrichterlich entschieden. Der Anspruch Italiens wird danach für begründet erkannt und Italien ein Gebietszuwachs von 800 Hektaren znge- wiesen.

Die Veröffentlichung der Briefe des P. Th ein er hat im Vatikan Bestürzung und Wuth erregt. Die Jesuiten arbeiten darauf hin, daß alle Schriften des berühmten Gelehrten auf den Judex gesetzt werden, und bei ihrem bekannten Einfluß im Vatikan dürfte dieß ihnen leicht gelingen. Hiervon wird besonders die Geschichte Papst Clemens XlV. betroffen werden, welche Pins IX. hat selbst verfassen lassen, und die Geschichte des Benedikls IV. Laberrinus, welche nächstens veröffenlicht sein wird. Wie es

heißt, sollen gegen die Freunde des P. Theiner strenge Maß­regeln versügt werden, namentlich gegen den Kardinal Hohen­lohe und den Bischof Slroß mayer. Doch dürfte sich die Kune wohl zweimal besinnen, bevor sie etwas gegen die beiden genamrlen Kirchenfürsten unternimmt, da sie im Hinblick auf deren moralischen Einfluß viel mehr Schaden als Nutzen durch einen solchen Schritt haben könnte. Hoffentlich wird Prof. Fried­rich bei geeigneter Gelegenheit mit noch anderen gewichtigen Schrift­stücken hervorlrelen.

Die Kunstreiterin.

(Fortsetzung.)

Cadeau?" fragte Adele erstaunt.Was soll der finstere mürrische Mann in unserm heilern Kreise?"

Er besitzt Talent und Menscheukenistniß, er wird rascher wie wir de» jungen Herrn durchschauen. Komm, Kind, geh' zu Belt und träume süß von Dem, der Dein Herz so rasch er­obert hat."

Moritz erstaunte, als er kurz vor Mittag ein Billet empfing, welches folgende Zeilen enthielt:

Mein Herr! Der Beifall, mit welchem Sie gestern unsere Leistungen aufnahmen, läßt uns vermuthen, daß Sie ein Ver­ehrer der Kunst sind. Um ihnen unfern Dank abstatten zu können, erlauben wir uns, Sie zu einem Souper nach der Vorstellung ciuzuladeu. Ganz die Ihrigen, Schwestern Eirovalli."

Im ersten Augenblick riefen diese Zeilen den Argwohn in seiner Seele wach, daß er sich in den beiden Künstlerinnen ge­täuscht habe, daß sie wohl nicht besser seien als die meisten ihrer Kolleginnen, und daß ihre Einladung nur bezwecke, ihn in ihre Netze zu locken. Aber dieser Argwohn schwand, als er während der Vorstellung bei Gelegenheit einer Pause den offenen kindlichen Blick Adelens mit dem Ausdruck des Vetraueus auf sich gerichtet sah Er las in diesen schönen, tiefblauen Augen Nichts, was denselben hätte bestäligen oder gar bestärken können. Welcher Art die Gründe auch sein mochten, welche die beiden Damen be­wogen, ihn einzuladen, er war entschlossen, dieser Einladung Folge zu leisten.

Ob er sich mehr von derselben versprach, als eine ange­nehme Unterhaltung? Vielleicht vielleicht auch nicht! So viel stand fest, daß keine unlautere Absicht ihn bewog, sich den Schwestern zu nähern. Sein Charakter war in dieser Beziehung zu fest, sein Denken zu rein, als daß ein solcher Gedanke in seiner Seele festen Fuß hätte fassen können. Er theilte die Vorurtheile seines Standes nicht, in seinen Angen war der Bettler eben so gut ein Mensch wie der Bankier, er gestand diesem eben so viele Menschenrechte und Menschenwürde zu, wie Jenem.

Daß seine Ansichten in dieser Beziehung so sehr von denen seines Vaters abwichen, daran trug einzig und allein nur seine Erziehung die Schuld. Der Vater hatte ihn rauh und barsch zurückgewiesen, wenn er mit fröhlichem Geplauder in das Cabinet Dessen, der nach den Naturgesetzen seinem Herzen zunächst stand, cindringen wollte. So war allmählich in seinem Herzen die Liebe der Furcht gewichen, von einer Wiederanknnpfung des Bandes, welches der Vater zerrissen hatte, konnte keine Rede sein. Wenn die Liebe erstickt ist, dann bleiben alle Wiederbe­lebungsversuche fruchtlos! Diese Furcht bewog das Kind, die Nähe des Vaters zu meiden. Aber sie bewirkte mehr als dieß, sie weckte den Oppositionsgeist im Kindesherzen. Das Kind, welches der Vater so rauh zurückgestoßen hatte, lernte Nachdenken. Es sah Manches, was es mit seinen Begriffen nicht vereinen konnte. Es sah, daß der Vater dem Böttler rauh die Thüre wies, daß er dagegen dem feingekleideten Herrn mit den höflichsten Verbeugungen einen Sessel hinschob. Und doch war dieser fein- gekleidete Herr so stolz, so anmaßend, so grob gegenüber den Bedienten, so unaufmerksam gegenüber dem Kinde, während der Bettler für jeden ein freundliches Wort hatte.

Das Kind begriff dies nicht, es glaubte, der Bettler ver­diene eher ein liebevolles Entgegenkommen, denn der stolze, vor­nehme Herr. Die Mutter bestärkte es in seinem Glauben, ohne es zu wollen, der Vater, wenn das Kind sich ein Herz faßte und ihn deßhalb befragte, erwiderte nur, es sei unnütz über Dinge zu reden, von denen man nichts verstehe.

Der Knabe wuchs heran, erstand allein, Gespielen durfte er nicht ins Haus bringen, und der Hauslehrer war ein alter mürrischer Pendant, der sich um das Seelenleben seines Zöglings nicht kümmerte. In solcher Einsamkeit und Verlassenheit blieb dem Kinde nur der Trost, in den Büchern sich Rath zu holen über das, was seine Gedanken beschäftigte. Manches, was für den Knaben nicht taugte, was seinen Geist eher verwirrte, denn aufklärte, siel ihm in die Hände, aber auch manches gute, vortreff­liche Buch gelangte durch die Fürsorge der Mutter zur Kenntnis; des Wißbegierigen. Einen Gedanken hielt der Knabe fest, der, daß die Menschen vor Gott gleich seien, daß nur der Charakter den Werth des Menschen bestimme. Dem Vater gelang es nicht, diesen Gedanken ans der Seele des Sohnes zu entfernen. In den Augen des Jüngkings waren die Mitglieder der Kunstreiter-