Nr. 108.

Erscheint wöchentlich 3mat und kostet ^

dLtbjäbrttck bier 54 Ir., im Bezirk DoNklvkölllF ÜLIl 17. ALPlLIllvöl! mit Pvstauischlaa > fl. 8 kr.

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die Oipalüae ^ ückri-t bei 3 Kreuzer, ! Kreuzer.

1874 .

L a g e S - N e u i g k e i r e u.

Die crievigle PräccvtorssteUe in Nagold wurde dem subrektor Katlhardt zu Amorbach in Baiern übertragen. .

Stuttgart, 14. Sept. (Landesproduttenbörse.1 Bei heutiger Börse war bas Geschäft wieder ziemlich schwersällig und daher die Um. sätze nicht belangreich. Der heute eröffnete Hopsenmarkt war schwach befahren, indem es noch wenig sackbars Waare gibt; dagegen fehlte es nicht an Käufern und die Beisuhren wurden rasch zu unten verzeichneteu Preisen verkamt. Wir notiren: Weizen, amerttan. fl. 6. 42-. dto. bayer. fl. 6. 42-48. Kernen fl. 6. 30-42. Dinkel tl. 4. 615. Gerste, bayer. fl. 5. 30. dto. württ. st. 5. 27-42. Haber fl. 4. 54. dto. italieu. fl. 4. 15. Hopsen neue 115-130 fl. dto. alte 50-55 kt. Mehrpreise per 100 Kilogr. inkl. Sack. Mehl Nro. 1 fl. 21. 30.-«. 22. Aro. 2 fl. 19. 30.«. 20. Nco. 3 fl. I8.-fl. 18- 30. Nro. 4 fl. 16. - fl. 16. 30.

Stuttgart, 14. Sept. Die württemvergischeu Lundes- bevollmächtigten sind soeben nach Berlin zu den dortigen Beralhilngen im Bundesraihe abgereist. Bei den Benutzungen eines deutschen Bank-Gesetzes wird Württemberg durch Ober- rcgierungsrath Bätzncr und Oberstenerralh Wiitterlin vertreten sein. I» den nächsten Tagen wird Oberiribunal-Diieclor v. Kübel gleichfalls nach Berlin abreiscn, um den weiteren Bcrhand lungcn^über die Ansarbeitmig des deuischen bürgerlichen Gesetz­buchs anzuwohnen. Dieser hervorragende, hier eines bedeutenden Nnfes sich erfreuende Jurist dürste dabei so viel sich bis jetzt entnehmen läßt in sehr beachtenswerther Weise in Mitwirkung gezogen werden. Mit der Einführung der Mark-Rechnung bis i. Januar 1875, die von unseren Geschäftsleuten herbeigcsehm wurde, wird es nichts werden, wie aus einem Artikel in der Bürger-Zeitung" hervorgehl, dem man einen officiüsen Ursprung beimißi. Nach demselben wollte die Regierung die Sache bis 1. Januar 1875 durchführen, wird aber durch das Reichskanzler- Amt in Berlin in die Unmöglichkeit versetz!, welches alle Kupfer- und Nickel Münzen (10, 5, 2 und 1 Pfennige), die hier geprägt wurden und i» nächster Zeit geprägt werden, für sich in Anspruch nahm, so daß es hier total oaran fehlt (F. I.)

Stuttgart, 15. Sepi. Der Sl.-Anz. meldet: Der Ge­neral-Lieutenant v. Suckow ist aus scin Ansuchen der Verwal­tung des Kriegsministeriums enihoheu uuv mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt. In Anerkennung seiner aus­gezeichneten Dienstleistungen ist demselben daS Großkreuz des Kronen-Ordens verliehen worden. Mil der Führung des Kriegs­ministeriums ist General Wandt beauftragt.

Herrenberg, 15. Sept. In der gestern gehaltenen Diözesansynode wurde als geistlicher Abgeordneter des hiesigen Bezirks für die bestehende Landessynode Dekan Fr ei Hofer ,n Nagold gewählt; Ersatzmann ist Pfarrer Hain len in Oberjet­tingen.

Am Montag früh verschied im akademischen Krankenhanse in Tübingen eine Frau von Lustnau. Dieselbe wurde von einer Fliege oder ähnlichem Insekt, das zuvor an dem Cadaver einer milzbraudigen Kuh gesogen, gestochen und ist nun den Folgen dieses giftigen Stiches erlegen.

Die Stadt Tübingen hat lautTüb. Ehr." ihr Ertrag- » an Frähhopfen um I5l fl. per Ztr. an ein auswärtiges Handlnngshaus verkauft.

Teitnang, 15. Sepi. Gestern wurde für den Centner Hopfen 140150 fl. bezahlt. Der Obsttransport aus der Schweiz nach Württemberg hat seit einigen Tagen begonnen und werden gegenwärtig auch in hiesiger Gegend Käufe abgeschlossen zwischen 24 und 30 kr. per Limit Mostäpfel.

Am Samstag Mittag brach auf Hohentwiel ein Brand ans, der bei dem starken Wind rasend schnell um sich griff und in kurzer Zeit 3 Wohn- und 6 Nebengebäude in Asche legte. Das Wirthschastsgebäude ist noch erhalten, ebenso Kirche und Schule.

Aus Bayern, 13. Sept. Für die bayerische Artillerie ist ein neues Exercier Reglement erlassen, welches sich ganz dem preußischen anschließt. Von den im Jahre 1873 geprüften 16,414 Conscribirten Bayerns haben 1166 oder 7,3 Procent eine» mangelhaften Schulunterricht genossen.

Der Kullmann'sche Prozeß wird Anfangs Oktober beim Bezirksgericht zu Würzburg zur Verhandlung kommen. Als Kullmann durch den Hofphoiographen Croneberg in Kissingeu

photographisch abgenommen würbe, bat er denselben, ihn so zu setzen oder zu stellen, daß auch ein wohl-gelungenes Bild von ihm erzielt werde. Seinen Wärtern gegenüber machte er die Bemerkung:Was kann mir passireu, einige Monate Strafe wird mau ja auch abmachen!" Die Wärter entgeg,icien ihm, daß die Monate sich in Jahre verwandeln würden.Na, denn Jahre, die werden ja auch vergehen, es vergeht ja alles auf dieser Welt!"

Berlin, 14. Seplbr. DieRordd. Allg. Ztg." veröffent­licht einen amtlichen Berich! des Geschwaderkommandanten Zcmdsch über den Vorfall bei Guelaria, welcher bestätigt, daß von Car­listen, welche vor Guciaria ans einem Bergrücken lagen, auf die die Küste entlang gehende» Schiffe ein Gewehrfcucr gerichtet wurde, daß über die absichtliche Richtung des Gewehrseuers auf die deutschen Schiffe kein Zweifel bestehen konnte und daß in Folge dessen Zemvsch feuern ließ. DerAlbatros" gab 8, der Nautilus" 7 Schaß ad. Die Schiffe stellten >hr Feuer ein und setzte» den alten Kurs fort, sobald das carlisiische Feuer aufhörie. Mehrere Schüsse saßen vortrefflich. Mau sah vom Schiffe aus die Earlisten fliehen. DisRordd. Allgem. Ztg." fügt hinzu: Der Angriff der Earlisieu auf die Schiffe charakterisic! sich in mehrfacher Beziehung als gänzlich außerhalb der völkerrechtlichen Satzungen stehend und kann nur auf gleiche Linie mit dem Angriff von Räuberbanden aus ruhige Reisende gestellt werden."

Bonn, 13. Sept. Heute Morgen traf mit dem münchener Schnellzuge Stiftspropst Reichsrath v. Döllinger hier ein, um den am Dienstag zu eröffnenden Unionsverhandlungen hervorragender Theologen aus den verschiedensten christlichen Be­kenntnissen beiznwohnen. Der greise Nestor der altkathol. Be­wegung wurde am Bahnhof Seitens der hiesigen Gemeinde be­grüßt und sodann in die Wohnung des Bischois Reinkens geleitet, dessen Gast er während der Dauer der Verhandlungen sein wird.

Eine Kanfmannsfran in der WiihelmLstraße in Berlin erhielt dieser Tage durch die Post folgendes Ultimatum:Ma­dame! Wir zeigen Sie hierdurch an, Laß wir nicht mehr länger mii Ihre Beköstigung zufrieden -ein. Eine anständige Herrschaft legi doch was Anständiges in den Topp und das wollen Sie doch sein. Sollten Sie deßhalb keine andere Kost geben, so zie­hen wir hiermit am 15. kommenden Monats ab." Unterschrieben ist der Brief -von den beiden Dienstmädchen und deren Liebha­bern, zwei Musikern eines Berliner Regiments. Madame ist daher doch unterrichtet, wer seither gratis mitgespeist hat und unzufrieden war.

DieSperr. Ztg." meldet:An den renitenten Bischof von Paderborn ist die Aufforderung ergangen, sein Ami nicdcrzulegen. Die Frist zur Beantwortung der Aufforderung läuft dieser Tage zu Ende. Nach fruchtlosem Ablauf wird die Anklage auf Dienst­entsetzung erhoben werden.

Der alikatholische Pfarrer St Ange-Licvre in Diel (Schweiz) Hai sich mit einer Protestantin verlobt. Auf die Aus­lassung der nltramontanen Blätter antwortete er in folgender Weise:Ich heirathe, weil ich ein Ehrenmann bleiben will. Im 16. Jahrhundert sagte das Sprüchwort:Verdorben wie ein katholischer Priester." Man könnie heute dasselbe sagen. Ich heirathe also, weil ich aus der ultramoutanen Fäulniß heraus will. Während der letzten zwei Jahre haben in Frankreich und in der Schweiz 67 römisch-katholische, durch ein unwürdiges- libai gebundene Priester ihre beschmutzten Soutanen auf die Bänke der Criminalgerichte geschleppt und büßen jetzt in den Zuchthäu­sern jene Sünden ab, durch welche Sodom und Gomorra berühmt geworden sind. Angesichts solcher Thaisachen wird man begrei­fen, wenn man dem Titel eines Pfarrers durch eine Heirath wieder jenen guten Klang zu geben sucht, den die päpstlichen Priester mit Schande bedeckt haben. (Df.-Ztg.)

Im Kanton Zürich stehen die Reben so schön, daß man auf einen 34ger rechnet.

Paris, 13. Sept. Guizot ist gestorben. Seinem Wunsche gemäß werden zum Leichenbegängnisse keine Einladungen erlassen und keine Grabrede gehalten. (N. Tgbl.)

Mac Mahon soll in großer Angst sein; denn man sagt in Frankreich, der junge legiiimistische Adel wolle in Masse nach Spanien ziehen, um unter Don Carlos zu kämpfen. Dieser alte

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