Santander, 8. Sept. Carlistische Banden beschoßen am Sonnlag den Eisenbahnzug, auf welchem sich die Gesandten Deutschlands und Oesterreichs befinden sollten. Der Maschinist und der Heizer wurden geiödtet.

Es bestätigt sich, daß die beiden deutschen Kanonenboote Nau­tilus und Albatros genöthigt worden sind, einige Schüsse mit den Karlisten zu wechseln. Die Sache war aber ziemlich harmloser Art nnv es rst glücklicherweise vorauszusehen, daß sie keine weiteren Folgen haben wird.

Allerlei.

Eine grausame Mutter. Blätter aus Javan wissen zu erzählen, daß dort eine Mutter ihre beiden Töchterche» wahrscheinlich halten sie ihr einigen Verdruß gemacht in heißem Wasser absieden wollte. Glücklicher Weise tonnte man die beiden Geschöpfe noch bei Zeiten retten, uiw die grausame Mutter wurde nun selbst vernrtheilt, im Wasser gesotten zu werden. In Anbetracht dessen jedoch, daß die beiden Mädchen mit den» Leben davongekommen sind, wurde die Strafe gemildert; das lieblose Weib wurde mit einer Lanze durchborhrt.

Neue chemische Leuchlfackeln. Vor einigen Tagen wurden Abends zwischen 9 und 10 Uhr auf dem Stadt- psarrplatze in Pest im Beisein des Herrn Ober-Stadthauptmanns Thaiß und des Oberkommandanten der Feuerwehr, Grasen Edmund Szcchenisi, Lduchtversnche mit neuartigen chemischen Fackeln zu technischen und Feuerwehrzwecken vorgenommeu. Graf Szechenrsi betreibt schon seit Jahren die Erfindung eines Beleuchtungskörpers, der bei seiner Anwendung weder durch Regen noch heftigen Sturm zum Erlöschen gebracht werden könne und der auch in geschlossenen Räumen, als bei Magazins-, Zimmer- und Kellerfeuern ver­wendet werden kann, ohne daß die Löschmannschaft durch Schwefel-, Pech- und sonstige Dämpfe belästigt und ihr das Löschen unmög­lich gemacht werde. Ein Industrieller hat in der Thal eine solche Erfindung gemacht, die allen Bedingungen entspricht und sich auch bei den bisherigen Proben bewährte. Die chemische Fackel, welche bei der öffentlichen Probe entzündet wurde, zeigte ein vollkommen reines Licht von bedeutender Leuchtkraft und selbst die heftigsten Bewegungen konnten die Flamme nicht erlöschen, ja sogar das Ausdrücken auf das Straßcnpflaster blieb erfolglos. Auch wurden sogenannte Sturmlichter desselben Erfinders entzündet und ihre Leuchtkraft verdunkelte die Gasflammen derart, daß diese nur dunkelgrünes Licht zeigten. Eine drei Zoll im Durch­messer hallende Flamme beleuchtet den ganzen Donaustrom von einem Ufer zum andern mit so intensivem Licht, daß ein kleiner Gegenstand an der Oberfläche des Wassers bemerkbar ist. Diese Sturmlichter haben in den Salzbergwerken Siebenbürgens bereits große Dienste geleistet und dürften besonders auf Dampfschiffe» und Eisenbahnen bei Unfällen große Vortheile bieten, indem sie weite Strecken taghell beleuchten.

(Eine sonderbare Mißgeburt) erblickte nach einerChicagoer Ztg." in Grapville, Jll, das Licht der Welt, nämlich ein doppeltes Kind mit einem Kopf, vier Ohren, zwei Augen, einer Nase und einem Munde. Der Arzt, der es zur Welt beförderte, giebt folgende Beschreibung davon:Es sind zwei Körper, die einander zugewendet sind, so daß die Glieder im Quadrat stehen. Die vier Arme, Hände, Schultern sind voll­kommen ausgebildet. Es hat zwei Rückgrate, die durch den Hals hindurch gehen und sich an den einen Schädel, der zwei Gehirne enthält, anschließen. Die vier Beine sind vollständig entwickelt und von gleicher Größe und Länge. Die Rippen von zwei Kindern sind vorhanden. Der Kopf hat nur die Hinterkopfknochen doppelt. Nur eine Brust- und eine Bauchhöhle ist vorhanden. Der Brustkasten enthält aber zwei Herzen und zwei Paar Lungen sämmtlich normal ausgebildet. Die Bauchhöhle unter dem doppelten Zwerchfell enthält nur einen Magen, eine Milz, zwei Lebern, drei Nieren und einen Darmkanal. Sämmtliche andere Organe waren einfach. Das Kind war ein Mädchen, und der Vater, ein wohlhabender Farmer, heißt Rothermel.

(lieber Koketterie und Koketten) liest man in derJllust. Berl. Frauen-Ztg.": Welches der Ursprung des Worteskokett" ist, vermag ich nicht zu sagen, aber welches der Ursprung des Kokettirens bei den Damen ist, weiß ich wohl. Eine Dame, die sich ihrer Schönheit, ihrer Anmuth, ihres ganzen Werthes bewußt ist, lebt in ihrer eigenen, schönen Ideenwelt und wird nie kokettircn. Nur jene gehaltlosen Mädchen und Frauen, die zwar schön ich meine im geistigen Sinne sein könnten, doch so recht ihre Leere, ihre Gehaltlosigkeit fühlen, greifen zu diesem widerlichen Mittel, um in den Augen der Welt, besonders aber der Männer, mehr zu scheinen, wie sie wirklich sind, kurz­um, zu gefallen. Ob auch Männer kokett sein können? Ja! aber Männer, welche dieselben Eigenschaften haben, über die ich eben gesprochen, sind keine Männer. . . (Das Wortkokett" kommt vom französischen oog, der Hahn; es bedeutet also wört­lich : sich wie ein Hahn aufblähend, und wurde zuerst in Paris im sechzehnten Jahrhundert unter Katharina von Medicis gebraucht.)

(Geschwindigkeiten). Ein gewöhnlicher Fußgän­ger geht in zwei Stunden 1 Meile, mithin in einer Sekunde

3'i, Fuß. Er würde, wenn er Tag und Nacht fortdauernd mar- schirte, die Erde in 490 Tagen umwandeln. Die Schnecke ist am langsamsten, sie macht in 1 Stunde 1 Fuß. Ein gewöhn­licher Postwagen fährt in 1 Stunde eine Meile, in der Sekunde 6'/» Fuß. Ein Kurier reitet in 1 Sekunde 13'/» Fuß, in 1 Stunde 2 Meilen. Ein guter Schlittschuhläufer läuft in der Stunde 4 Meilen, in der Sekunde 26 Fuß. Eben so schnell läuft das Rennthier. Es könnte täglich 96 Meilen zurücklegen. Der Windhund ist dreimal schneller. Er läuft in der Stunde 12 Meilen, in der Sekunde 78 Fuß. Könnte er diese Schnelligkeit fortdauernd iunehalten, so würde er in sechszehn Tagen die Erde umlaufen haben. Die Fliege fliegt in der Sekunde 9 Fuß, die Schwalbe 79 Fuß, der Adler 96 Fuß, die Brieftaube 144 Fuß. Sie würde mithin in circa 8 Tagen die Erde umkreisen. Der Haifisch schwimmt in der Sekunde 40 Fuß, in einer Stunde 6 Meilen. Der Sturm durcheilt in der Sekunde 60 Fuß, der Or­kan 120 Fuß, der Schall 19,000 Fuß. Eine Lokomotive ohne Last macht in der Sekunde 80 Fuß, in der Stunde 12 Meilen, in 19 Tagen umkreist sie die Erde. Die belastete Lokomotive fährt mit der Hälfte dieser Schnelligkeit. Eine Jagdflinte schleu­dert das Schrolkorn in einer Sekunde 300 Fuß, eine Kanonen- fliegt in der Sekunde 600 Fuß. Könnte sie diese Schnelligkeit beibehalten, so würde sie in einem Tage die Erde umkreisen, die der Schall (19,000 Fuß) in einem halben Tag umläuft. Das Licht gehl in einer Sekunde 42,000 Meieln, die Elektricität fast das Doppelte, also acht Mal um die Erde.

(Bazaine auf den Brettern.) Die Annahme der deutschen Presse, daß die Entweichung des Ex-Marschalls Bazaine von keiner politischen Bedeutung sei, scheinen die Theater-Truppen und sonstigenKünstlers-Gesellschaften nicht für richtig anerkennen zu wollen. In Kassel wenigstens hat man das große Ereigniß bereits am Abend des 12, also kaum 60 Stunden nach der Be- werkstelligung der Flucht, im Thalia-Theater dem staunenden Publikum in drei lebenden Tableaux vorgeführt. Die zur An­wendung gekommene Strickleiter mußte natürlich, um den Effect vollständig zu machen, mit Blut befleckt werden, weßhalb der fliehende Held" beim Heruntersteigen einige Loth rother Oelfarbe mit seinen behandschuhten Fingern auf das Seil aufgetragen hat. Wie lange wird es dauern, so ist die Flucht auch dramatisirt oder doch in einemLied ohne Worte" dargcstellt.

Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt nach Caspar'schen Beobachtungen für Geistliche 69, Kaufleute 62, Ge­lehrte und Landleute 61, Militärpersonen 99, Juristen 98, Künstler 97 und Aerzle 96 Jahre. Nach den Ländern classificirt ergibt sich, daß die erwartungsmäßige Lebensdauer im Durchschnitt folgende ist: für Rußland 21, Preußen 29, Schweiz 34, Frank­reich 39, Belgien 36 und England 38 Jahre.

Folgende heitere Geschichte soll sich vor kurzer Zeit in Paris zugetragen haben: Ein braver Mann war ge­storben und die Erben hatten die Anlegung der Siegel verlangt. Der Friedensrichter begab sich in die Wohnung des Erblassers, mit ihm sein Aktuarius, welchem er nach den nöthigen Formali­täten das Anbringen der ordnungsmäßigen Siegel überließ. Schreibtisch, Kommode und Tischlade rc. waren bereits mit Siegeln versehen, als das scharfe Auge des Aktuars im Hintergründe der Wohnung eine Thür erblickte, welche ihm die eines Wand­schrankes zu sein schien. Würdevoll näherte er sich derselben, mit Petschaft, Siegelwachs und Kerze. Krak! hat die geübte Hand die Pergamentbande angeklebt. Aber als er eben das Siegel anlegt, ruft aus dem Innern des Wandschrankes eine ängstliche Stimme:Besetzt!" Der Aktuarius macht einen Satz vor Er­staunen.Wie so besetzt?"Und was belieben Sie denn da drinnen zu thuu?"Was ick thue?"Ja, wie sind Sie in diesen Wandschrank gekommen?"Aber das ist ja kein Wandschrank, das ist . . . ."Teufel! und ich habe die Siegel angelegt!"Nun so entfernen Sie dieselben wieder und das so rasch als möglich."Die amtlichen Siegel entfernen! Unglückseliger, wo denken Sie hin? Die Artikel 249 bis 396 des Straskodex setzen darauf Galeerenstrafe in unbestimmter Dauer. Niemals!"Aber zum Kukuk! ich kann doch nicht hier drinnen bleiben bis zum Tage der Jnventarsaufnahme." Gedulden Sie sich, ich werde den Herrn Friedensrichter zu Rathe ziehen. Er ging in der That zu diesem Beamten, der beinahe starb vor Lachen, als er den Fall hörte, und eilte, den Gefangenen zu befreien. Allein mittlerweile waren zwei geschlagene Stunden vergangen.

In dem Musterlager des Centralvorstandes des nassauischen Gewerbevereins ist ein neuer Blasebalg zum Feueranzüir­den ausgestellt, vermittelst dessen mau im Stande ist) Kohlen­feuer schnell in Brand zu bringen, ohne Holz oder Papier hier­bei anzuwenden, und zwar durch Ligroinegas, welches in jedem Blasbalg selbst entwickelt wird. Man hat nur nöthig, beim jedesmaligen Gebrauch ein Ventil anfzuziehen und vor das Wind­rohr ein brennendes Zündholz zu bringen, so entzündet sich das ausströmcnde Gas und wird durch das Jngangbringen des Blase­balgs als starker Feuerstrom in die Kohlen geblasen. Sind diese genügend in Brand, so schließt man das Ventil wieder, wo