Amtsblatt für Len OberamMezir? Nagold.
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Dienstag den 25. Mgust.
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T a g eS - N e il i g k e i r e n.
* Nagold, 24. Aug. Die Musterung und Probe der gestimmten Feuerwehr hier, die gestern 'Nachmittag stallsindeu sollte, mußte leider ernsterer Thätigkeit Platz machen; denn nach 12 Uhr brachte der Telegraph die Nachricht, daß in Wildberg ein Brand ausgebrochen und schleunige Hilfe erheische^ Schon nach einer Viertelstnnde gelangte die weitere Hiobspost hieher, daß bereits 9 Gebäude in Flammen stehen, und war daher sämmtiichen zur Hilfe herbcigeeillen Löschmannschaften, worunter auch die Feuerwehren von Calw, Gechingen, Herrcnberg, die wir als nicht in den Bezirk gehörig nennen, alle Gelegenheit geboten, ihre Tüchtigkeit zu erproben, um so mehr das bergige Terrain der Brandstätte zur Ausstellung der Spritzen ein theilweise sehr ungünstiges war. Das Feuer brach in der untern Straße im Hause des Schmids Seeg er, man sagt in dem mit Reis angefüllten Schweinstalle auS. Dasselbe griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß, che die Feuerwehr des Orts auf den Braud- piatz anrückle, schon 3 Gebäude in Flammen standen und man fast rathlos war, au welcher Stelle die dringendste Hilfe geboten. Die Gefahr wurde aber durch den herrschenden 'Nordwind noch vermehrt, indem derselbe die Flammen in enlfermere Gebäude trug und so in einer halben Stunde 3 Wohngebäude, worunter einige Doppelwohnhäuser und 6 mit Heu und Früchten angefüllte Scheunen in Flammen standen. Nur die angestrengteste Thätig- keit der inzwischen eingetroffenen Löschmannschaften vermochte das Feuer auf diesen Herd zu beschränken; und wenn nicht der 'Nordwind sich gelegt und der Tag das Löschen begünstigt hätte, so wäre heute vielleicht die Hälfte der Stadt ein Ascheuhaufen. Das Brandnnglnck machte 15 Familien obdachlos, ohne die Insassen des Spitals, welches große Gebäude ebenfalls zu den abgebrannten zählt. Leider sollen unter den Betroffenen auch wieder mehrere Ünvelsicherte sein. Noch wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß besonders die weibliche Cinwohnerschaft bei der schwierigen Leischasfnng von Wasser einen anerkennenswerlheu Eifer und Ausdauer zeigte und die K. Eisenbahn-Inspektion in Calw durch die angeordneieu Extrazüge allen Dank verdient.
Stuttgart, 21. Aug. (Schw. B.) (Tuch messe.) Die Ergebnisse unserer dreitägigen Tuchmesse sind folgende: Zn Markt gebracht wurden 20,656 Stücke Tuch, Bukskin und Flanell, welche durchschnittlich 5 50 fl. per Stück ein Kapital von 1,032,800 fl. repiäsentirten. Davon wurden verkauft an Inländer 8526 Stücke, an Ausländer 5289 Stücke, zusammen 13,815 Stücke, wofür 690,750 fl. erlöst wurden. Die 'Messe kann im Ganzen als eine gute bezeichnet werden, was hauptsächlich den Verhältnissen des gesegneten Jahres zuzuschreiben ist. — Straffälle wegen Vergehen des Detailverkaufs wurde nur einer zur Anzeige gebracht.
Oberndorf, 20. Ang. Heute nach der zweiten Mittagsstunde stund plötzlich der Dachstnhl der nenerbnulcn Waffenfabrik der Herren Gebrüder Mauser in Flammen. Das Feuer griff bei sehr heftigem Nordostwinde mit rasender Schnelligkeit um sich, äscherte den Dachstuhl gänzlich ein und verwüstete das sehr umfangreiche Gebäude bis auf den Parterrestock, in dem sich die vielen werihvollen Maschinen befinden. Die angestrengte Thäligkeit der hiesigen Feuerwehr und der herbeigeeilten auswärtigen Löschmannschaften verhinderte das Weilerumfichgretfen des Brandes. Der Grund der Entstehung desselben ist bis jetzt nicht bekannt.
Heilbronn. (Die Dreschmaschine in Bethlehems Einer unserer Leser theilt uns aus dem Briefe des Vorstehers der dortigen Rettungs- und Erziehungsanstalt für arabische Kinder folgendes mit. Die Dreschmaschine, welche ein warmer Freund unserer Sache die Güte Halle, uns zum Geschenke zu machen, ist in 2 großen Kisten verpackt, glücklich in Jaffa angckommen. Da letztere natürlich sehr schwer waren, so mußten solche von Jaffa vis Bethlehem, einen Weg von 12 Stunden, voil drei gemielhelcn Kameelen, welche alle zwei Stunden abwechselten, getragen werdet,. — Vor einiger Zeit haben wir znm Beispiel Linsen daraus gctroschen und es war interessant, wie La die Leute staunten und wie alles znsammenlief Eines sagte es dem andern, was das etwas merkwürdiges sei, jedes kam und wollte diese ganz neue Sache sehen. Sogar die Dächer
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2 streuzer.
der Umgebung, welche bekanntlich größtentheils im Oriente flach sind, standen voll Menschen, kleinen und großen. Wenn man bedenkt, daß eine solche Maschine hier noch ganz unbekannt ist, so kann deren Werth und Tragweite für die Zukunft nicht hoch genug geschätzt werden. (Die Maschine ist ans der Fabnk des Herrn I. Kotlmann in Oehringen.)
In Oberalsi» gcn hatte ein 14jähriger Dienstknabe aus Ueberdcnß am Dresche» das Haus feines Dienstherrn augeznndet, durch welches dasselbe nebst angebauter Scheuer gänzlich abbrannte.
Baden-Baden, 18. Ang. Herr Bischof Hefelc ans Noltendurg ist heute in Begleitung des Herrn Pfarrers Spohn von Unterkirchberg dahier znm Gebrauche einer vierwöcheutlichen Badekur eingetroffen und hat im Gaslhos znm Engel Quartier genommen.
München, 20. Aug. Die von dem Bildhauer Professor Halbig dahier modellirte Reilerstatue für den verstorbenen König Wilhelm von Württemberg, deren Aufstellung in Cannstatt erfolgen wird, ist nunmehr in Gyps vollendet. Das Modell (in anderthalb Lebensgröße) wird nun im Atelier des Künstlers während einiger Tage der Besichtigung des Publikums zugänglich gemacht und dann zum Gusse in die hiesige Erzgießerei abgeliefert werden.
Der Kullmann' sche Gedanke, den deutschen Reichskanzler zum Heile der Kirche ans der Welt zu schaffen, ist nach der Erzählung eines englischen Blattes im Herbst 1873 schon einmal dagewesen, als die hetzenden Hirtenbriefe französischer Bischöfe, besonders das Schreiben des Erzbischofs von Paris, in Frankreich auf die Gemüther auf's heftigste aufgeregt hatten. Damals erbot sich ein belgischer Arbeiter in einem Briefe an den Erzbischof von Paris für 40,000 Franks zur Versorgung seiner Familie und 20,000 Frs. Anslagevergütting den schlimmsten Feind Frankreichs und der heiligen Sache des Katholicismus zu beseitigen. Dem ersten Briefe folgte bald noch ein zweiter und dritter, worin um den Segen des Erzbischofs gebeten und gemahnt wurde, daß die Zeit zum Handeln gekommen sei; die belgische Polizei scheint aber von der Sache benachrichtigt worden zu sein, denn sie verlor den Mordlustigen nicht aus dem Ange, und als sich derselbe zu einer Reise nach Deutschland anschickte, erhielt er von einem deutschen Kameraden den Wink, daß es sür ihn an der deutschen Grenze nicht recht geheuer sei, worauf er sich eines Anderen besonne» und dem Leben des Fürsten Bismarck nicht weiter nachgestellt zu haben scheint.
(Der Vater des Vaterlands in der Schlinge.) Die „Oldenburger Ztg " erzählt: In einer hiesigen Wirthschaft vor dem Heiligengeistthor wird zur Kurzweil der Gäste das „Bayerische Vaterland" gehalten. Kürzlich kam man nun auf den Einfall, an den achtnngswerlhen Nedacieur dieses Muster- blattes ein Schreiben zu richten, in welchem man ihn des vollsten Interesses versicherte, das man an seinen patriotischen Ergüssen nähme und schließlich um Einsendung der Photographie hat. Dieser Wunsch fand beim Or. Sigel Erhörnng; ein schmeichelhaftes Antwortschreiben brachte bald darauf das erbetene Conlerfei. Wer die Photographie gern sehen mag, findet sie im Berlage'schen Local, dort hängt sie an der Wand in der ihr allein zukommendcn würdigsten Ausschmückung, nämlich an einem Galgen.
Das berühmte Wirthsschild znm „Postillon von Long- jumcau", welches die Bayern während des französischen Krieges nach München geschleppt und dort am kgl. Hoftheater aufgestellt Hallen, ist nun dem betreffenden Wirihe wieder zugestellt worden, begleitet von einem Billet von 100 Fr. als Entschädigung und Interessen.
Wie man in Paris die Flucht des Ex Marschalls Bazaine ansicht, zeigt folgende Auslassung unseres dortigen Correspon- denlen. „Bazaine's Flucht — schreibt derselbe —- wird noch znm Kinder-Spott. Die Kölner»!, die so viele Berichterstatter besoldet und daher fast eben so viel weiß, wie der „Figaro", hat zugleich mit diesem die Geschichte von den Schwefelhölzern auf offener See in schaukelnder Barke, beim Sturm und am baumelnden Seile ihren Lesern aufgetischt, ja die Wahrheit verbürgt, denn sie sagt es ja selber: die Marschallin nämlich. Die Gattin Ba-