Amtsblatt für deu Odrramtsbczlrk Nagold.
Nr. «4.
Erscheint wöchentlich 3mal und kostet halbjährlich hier 54 kr., im Bezirk mit Postaufschlag 1 st. 8 kr.
Donnerstag den 13. August.
Inseratiousgebübr für die Npaltige Zeile aus gewöhnlicher Schritt bei. 4 07,1 emmaliger Einrückung 3 Kreuzer, bei mebrmaliger je 2 Kreuzer.
Amtliches.
Nagold.
An die Ortsvorfieher.
Zu Folge höherer Weisung werden die Ortsvorsteher angewiesen, die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 2. v. Nt., sowie die Verfügung der königl. Ministerien des Innern und der Finanzen vom 4. d. M.,
betreffend die Außerkurssetzung der Zweiguldrnstiickc süddeutscher Währungj(Staats Anzeiger Nro. 184, Leite 1219) 3mal in ihren Gemeinden ordnungsmäßig zu verkündigen.
Den 11. August 1874.
K. Oberamt.
G ü n t n e r.
Nagold.
An die Ortsvorsteher.
Dielelben werden hiemit veranlaßt, die Militärstammrollen, soweit es nicht bereits geschehen, zum Zweck der Richtigstellung nach dem Ergebniß der Musterung vor k. Ober Ersatz Commission hieher vorzulegen.
Diejenigen Ortsvorsteher, welche die Stammrollen nur vom Jahrgang 1874 vorgelegt, haben die der früheren Jahrgänge nachträglich einzusenden.
Den 11. August 1874.
K. Oberamt.
Güntner.
Nagold.
Einleitung zu der Jahresschätzung der Gebäude betr.
Unter Bezugnahme auf den Erlaß des K. Verwallungs- raths der Gebäude-Brand-Versicherungs-Anstalt, vom 30. v. M. (Ministerial-Amtsblatt Nr. 21. S. 206 ff.) werden zum Zweck der Einschätzung der Neubauten und Aendcrungen, welche an Fabriken und werthpollen Gebäudezubehörden seit der letzten Schätzung eingetreten sind, die betreffenden Gemeinderälhe unter Hinweisung auf Art. 12 des Gesetzes vom 14. März 1853 und Ziffer 9. Abs. 1—5 des Normal-Erlasses vom 16. März 1853 beauftragt, die Betheiligten zu unverweilter Anmeldung aufzu- fordern, hierauf die Durchsicht der aus Fabriken und ähnlichen Gebäuden bezüglichen Einträge des Feuer-Versicherungs-Buchs vorzunehmen und die hienach sich ergebenden Aenderungs-Anträge dem K. Oberamt anzuzeigen, wobei die der Schätzung zu unterwerfenden Gegenstände (Gebäude und Zubehörden) unter Angabe des muthmaßlichen Werths einzeln zu bezeichnen sind, damit entnommen werden kann, ob die Absendung des Brand-Versicherungs- Jnspectors erforderlich ist.
Die Berichte sind binnen 3 Wochen hieher einzusenben.
Deu 11. August 1874.
K. Oberamt.
Güntner.
Tages-Neuigkeiten.
Stuttgar t, 10. Aug. (Landesproduktenbörse.) Auch die heutige Börse verlief in sehr ruhiger Haltung, indem es gänzlich an Kauflust mangelte. Wir notiren: Weizen, amerik. st 6. 54. — fl. 7. 6. Kernen fl. 7. 15. —48. Gerste, württ. fl. 5. 48. Kohlreps fl. 8. 6. Ackerbohnen fl. 7. 36. Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack. Mehl Nr. 1 fl. 23 bis fl. 23. 30. Nr. 2 fl. 21.-st. 21. 30. Nr. 3 fl. 20.—fl. 20. 36. Nr. 4 fl. 18.-fl. 18. 30.
Backnang, 9. August. Die Einlieferung des Kassier Müller, mit der sich schon längst die hiesigen Gemüther außerordentlich viel zu schaffen machten, ist nun endlich Wahrheit geworden, indem derselbe gestern Abend um 5 Uhr hier ankam und sogleich sein Quartier im hiesigen Oberamtsgefängniß bezog.
Kirchheim u./T., 10. Aug. Vor einigen Wochen fiel im Dorfe Wellingen eine Kuh am Milzbrand. Nach der üblichen Sektion wurde dieselbe im nahen Wald vergraben. Der Bauer, dem das gefallene Stück gehörte, war nicht davon abzubringen, sich bei der Nacht ein Stück dieses schädlichen Fleisches zu holen, um es mit seiner Familie zu verzehren. Der Familienvater wurde vom Genuß desselben sehr schwer krank, so daß man an seinem Aufkommen zweifelt. Das K. Oberamt hat nun die Anordnung getroffen, daß künftig beim Milzbrand auf der Haut des gefallenen Thieres, damit dieselbe nicht heimlich ver-
werthet wird, der Kreuzschritt gemacht und der Kadaver beim Vergraben mit Petroleum übergossen wird. (N, T.)
Freiburg, 7. Aug. Der „Ob. K." schreibt: „Heute Morgen traf ent Schreiben des Bezirksamts Vi Hingen hier ein, nach welchem die 35 Gemeinden des Amtsbezirks den Beschluß gefaßl haben, den Soldaten, welche an dem diesjährigen Her v fi m an ö o e r Theil nehmen, in Anmerkung der aufopfernden Hingebung des Heeres im deutsch-französischen Kriege, freie Emguarnrung zu gewähren, so daß die Eiuhuariirniigsgelder (23 s, kr. für den Mann pro Tag) den Soldaten zu Guts kommen.
München, 8. August. Der Stiftsprobst Dr. v. D ö l- linger hat im 'Namen des Kmnitc's zur Beförderung kirchlicher Unionsbestrevunge» folgende Ankündigung erlassen: „'Am 14. Sept. und den nächstfolgenden Tagen wird in Bonn eine Konferenz von Männern gehalten werden, welche, verschiedenen Kirchengemeinden angehörig, in der Sehnsucht und Hoffnung auf eine künftige große Einigung gläubiger Christen sich begegnen. AlS Grundlage und Maßstab des Erreichbaren und zu-Erstrebenden sind die Bekenntnißformeln der ersten kirchlichen Jahrhunderte und diejenigen Lehren und Institutionen zu betrachten, welche in der allgemeinen Kirche des Ostens wie des Westens vor den großen Trennungen als wesentlich und unentbehrlich gegolten haben. Das Ziel, welches zunächst erstrebt und mittels der Konferenz gefördert werden soll, ist nicht eine absorptive Union, oder völlige Verschmelzung der verschiedenen Kirchenkörper, sondern die Herstellung einer kirchlichen Gemeinschaft auf Grund der „nnitus ln naessZurüs", mit Schonung und Beibehaltung der nicht zur Substanz des allkirchlichen Bekenntnisses gehörigen Eigeuihümlichkeiten der einzelnen Kirchen."
München, 9. August. Der erste Tag des zweiten deutschen S ä» gerb und f e st es liegt hinter uns und darf — den abscheulichen Regen abgerechnet, der, mit einem fürchterlichen Gewitter Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr beginnend, bis jetzt fast ununterbrochen, wenn auch mit wechselnder Stärke andauert — als in hohem Grad gelungen bezeichnet werden. Gleich der Empfang der Sänger in einer Halle des Bahnhofes war geeignet, die Sänger in die freundlichste und heiterste Stimmung zu versetzen: nachdem sich Fahnen und Vorstände vor dem Podium des Cmpsangssaales und die Sänger dicht hinter denselben ausgestellt hatten, wurden sie von einem Mitglied des Lokalfestkomite's in der herzlichsten Weise bewillkommt und darauf wurde den Gästen der vortrefflichste Festrnnk (herrliches Bier aus dem Augustiner-Bräuhaus) von schmucken Münchener Kindern kredenzt, die ans dem Hinlergnnd des Podiums hervorsprangen, als derselbe — ein Faß von der Größe des Heidelberger vorstellend — am Schluß der Begrüßungsrede sich aufthat und den Schutzpalron Münchens, Gambrinus, mit munterer Umgebung in einem effektvollen lebenden Bilde zeigte. Vom Bahnhof aus wurden die Sänger — ihre Fahnen und ein Musikchor voran — in den Saat des alten Ralhhanses (unmittelbar neben dem neuen prächtigen Nachhalls) auf dem Marienplatz geleitet, wo sie ihre Quartierkarlen und Festzeichen in Empfang nehmen durften; von Turnern wurden dann die einzelnen Vereine und Sänger in ihre Quartiere geführt. Die freie Zeit bis zum Abend verbrachten die Sänger mit Besichtigung der aufs reichste und geschmackvollen dekocirten Feststadt, und die von riesigen Flagg n (meist in den bayerischen und neudennchen Farben) beschatteten Straßen wimmelten von Sängern mit ihrem muntern Schmuck an den Hüten und ihren mannigfaltigen Vereinszeicheu, bis sie von einem wolkenbruchähnlichen Gewitter unter Dach und Fach getrieben wurden; da ging es dann in den originellen riesigen neuen Rauhaus- keller zum Wein, der aus altdeutschen Humpen und Gläsern geschlürft wurde, oder in das Hofbrätihans, wo mau das Vergnügen fand, sich selbst zu servilen, oder zu den Augustinern zu einem vortrefflichen Stoff u. s. w. Um 8 Uhr sammelten sich die Sänger zum Bankett in dem prächtig dekorirten, mit einer Riesenbüste des deutschen Kaisers, einer Koloffalbüste des Königs Ludwig II. und den Bildnissen der deutschen Meister in der Tonkunst geschmückten und von einem riesigen Springbrunnen erfrischten Glaspalast. Den ersten Akt des Abends bildete