drohen GaUoni mit ihren Fäusten. — Präsident Buffet sucht dem Skandal ein Ende zu machen. Es gelingt ihm aber nicht. Nun setzt er feinen Hut auf und suspendirl die Sitzung. Fast alle Depulirlcn verlassen den Saal. In den Couloirs ist die Aunegung furchtbar. Die Bonapartisten umgeben Galloni und bealückwünfche» ihn. Cazor, Präsident der äußersten Linke», ruft: „Oie Männer des 2. Dez und die, welche sie unterstützen, sind Eiende." Nach zehn Minuten wird die Sitzung ausgenommen.
Oie italienische Negierung Hai in einer Note an die französische dos ebenso ergebenste als bestimmte Ersuchen gei ichiet, das zum Schutze des Papstes abgejendeie Schiff O>»nogue aus dem Hafen von Cioita-Vecchia zu entfernen.
Rom, 4 Äug. „Jtalie" glaubt zu wissen, daß die Anerkennung der spanischen Regierung seitens der Großmächte auf dem Punkte sei, vollzogen zu werden.
London, 3. August. Die von dem Vereine englischer Geistliche» am 30 Juli in Dublin beschlossene Glückwunsch- Adresse an de» Fürsten Bismarck anläßlich des Kissingec Attentats betont, daß Fürst Bismarck Deutschland geeinigt uno zur prole- stanlifchen Großmacht des Continenis erhoben habe, wodurch der Haß der römischen Kirche erweckt worden sei.
I R Hind, Astronom der Sternwarte in Twickenham, schreibt der „Times": „Hr. Stephan, der Direktor der Sternwarte in Marseille, notiftzirte uns per Telegramm gestern die Entdeckung eines Kometen, die in der vorhergehenden Nacht Hr. Borrelly, ein Kollege des Hrn. Coggia (dem die erste Entdeckung des Hellen Kometen, den wir soeben verloren haben, zu verdanke» ist), in genannter Sternwarte machte. Der Komet ist ziemlich hell und bewegt sich nach Westen. — Ueber den große» Kometen von Coggia theilen wir nachträglich mit, daß nach den neuesten Bahnbestimmungen eine Ellipse mit einer Pireheldistan; von nahe zwei Drittel der Entfernung der Erde von der Lonne (13 geogr. Meilen) und einer Umlausszeit von beiläufig 9000 Jahren die Beobachtungen gut darstellt. Eine genauere Bestimmung der Umlaufszeit wird erst mit Benützung der Beobachtungen von Observatorien der südlichen Hemisphäre, wo der Komet noch bis Ende September sichtbar bleibt, möglich sein.
A l l Ul e i.
— Der russische „Negierungs-Anzeiger" macht aufs neue auf die von einem Petersburger Arzt, Dr. Bünson, mit großem Erfolg angeivandte Präservativheilmethode gegen die Tollwuth bei von tollen Hunden gebissenen Menschen aufmerksam. Dr. Bünson verordnet nämlich die gewöhnlichen russischen Dampfbäder, und zwar der Art, daß der von einem tollen Hunde gebissene Patient, sosern an ihm noch keinerlei Zeichen der Wasserscheu zu bemerken sind, sich sieben Tage lang täglich einmal der Procedur eines russischen Bades bei einer Temperatur von 40—dl) Grad Reanmnr zu unterwerfen hat. Sobald jedoch sich bereits Wasserscheu entwickelt hat, wird nur ein solches Bad verordnet, und zwar mit gleicher Temperatur, worauf eine Jjolirung statt zu finden hat. Stach den Angaben der Zeitung hätte Dr. Bünson schon 80 von tollen Thieren gebissene Menschen auf die oben beschriebene Weise völlig geheilt.
— (Die Duelle) spielen in der Chronik der Tagesbegebenheiten noch immer eine hervorragende Rolle und noch fortwährend liest man von Todesfällen in Folge eines Zweikampfes, obgleich namentlich in neuerer Zeit mit Schrift un^ Wort viel gegen das Duell angekämpst worden ist. In neun Fällen unter (meint ein französischer Schriftsteller) sind cs die Sekundanten, welche die Duelle verursachen, oder sie wenigstens nicht ernstlich zu verhindern suchen. Ein Herr, der schon öfters einer 'Pistolenmündung auf zwanzig Schritte gegenüber gestanden hatte, sagte: Wenn die Sekundanten nur halb so dagegen wären, als ihre Freunde es im Grunde selbst sind, so hätten wir nicht viele Duelle, und wenn sie nur halb so wenig Vergnügen daran fänden, ihre Freunde fechten zu sehen, als selbst zu fechten, dann hätten wir noch weniger Duelle. — Ein Nordamerikaner wurde auf Pistolen gefordert. Er stellte sich aber nicht, sondern antwortete schriftlich: „Ich komme aus zwei Gründen nicht, ich könnte Sie, oder Sk könnten mich erschießen; beide Fälle sind Mord; gehen Sie daher lieber in den Wald, juchen Sie sich einen Baum von meiner Stärke aus, schießen Sie in Schußweite ans denselben, und wenn Sie ihn treffen, so habe ich Unrecht und will die schuldige Abbitte leisten. Im Gegenfalle haben Sie solche zu leisten.
— Von mehreren Seiten werden' günstige Erfolge über die Anwendung von Wagentheer (sog. Wagenschmiere) zur Vertreibung von Ratten erwähnt. Es werden zu diesem Zwecke einige dieser Thiere gefangen, mit Wagentheer bestrichen und laufen gelassen. Da der Geruch den Ratten unerträglich ist, so ziehen sie gewöhnlich für längere Zeit davon. Auch gegen Mäuse auf dem Felde in der Weise verwendet, daß man in die betreffenden Löcher eine kleine Menge der erwähnten Substanz einlegt und die Oeffnung zutritt, soll die Wirkung eine sehr gute gewesen und die Mäuse andern Tags lodt gefunden worden sein.
— Die AnhänglichkeitderH undean ihre Herren
ist sprichwörtlich geworden. Auch bei anderen Hausthicreu kommt diese Anhänglichkeit vor. So starb unlängst in Louisoille (Ken- luky) ein Greis, der seit vielen Jahren ein Schwein hielt, das ec aufgezogen hatte. Als der Mann starb, folgte das Thier seinem Leichenzug in der Mitte der Verwandten; es stürzte sich in die offene Gruft. Man hatte viele Mühe, es herauszuziehen und jagte es aus dem Kirchhof, wo es durch seine SchmerzcnS- schreie, die die ganze Nacht währte», die Nachbarschaft am Schla fe» störte. Am ander» Morgen konnten die Erben erst auf gerichtlichem Wege bewogen werden, das treue Thier an einen Wurstler zu verkaufen!
— (Von dem Eifer der amerikanischen Journalisten) ist schon manches Ueberraschende mitgetheilt worden. Folgenden neuen artigen Beleg dafür lesen wir in einem Artikel der „Gegenwart": I. Chamdres, ein in New Orleans stationir- ter Correspondent der „Tribüne", kam »ach Newyork und stieg in einem größern Hotel ab; kaum zwei Tage anwesend, wird der Mann wahnsinnig und venäth deutliche Anlagen zur Tobsucht. Der Hotelier läßt ihn binden nnd durch Aerzte behandeln. Zufällig entdeckt man unter den Papieren des Verrückten die Adresse eines bekannten Newyorker Bürgers, dieser wird gerufen und erkennt in dem Kranken einen Neffen, die Aerzte stellen die üblichen Papiere aus und Chambres kommt als Wahnsinniger in die betreffende Irrenanstalt. Niemand kannte seinen Stand oder ahnte die wirkliche Sachlage. Der Correspondent war sieben Wochen lang unter Irrsinnigen nnd Tobsüchtigen eingesperrt nnd während mau ihn selbst als geisteskrank behandelte, machte er seine Beobachtungen. Die ganze Zeit hindurch spielte er seine Rolle vortrefflich. Endlich wurde er auf Betreiben des Redakteurs der „Tribüne" durch ein Gerichtsverfahren befreit und nun folgte eine Reihe von Enthüllungen über Ungerechtigkeiten nnd Schandlhaten, die sich hinter den durch Gesetze geschützten Mauern sicher gewähnt, welche jener Marteranstalt für immer das Handwerk legten. Das war ein der Humanität geleisteter Dienst, welcher jedenfalls hoch geschätzt weiden muß.
— Elephant undRhinozeros. Der Cirkus Robinson und die mit demselben verbundene Menagerie in New-Aork wurde vor Kurzem auf den drei Dampfern „Eric", „Champion" und „Argosy" eingeschifft, um nach Wyandolte in West-Virginien transportier zu werden. Auf dem „Eric" befanden sich außer anderen Thieren auch der große Elephant nnd ein zweihörniges Rhinozeros. Letzterem gelang es, aus seinem Käfige zu entkommen und den Elephanten anzugreifen. Der Kampf nahm sofort einen äußerst heftigen Charakter an. Auf die von dem „Eric" gegebenen Nothsignale näherten sich die beiden anderen Dampfer, auf welche sämmtliche Passagiere sofort überführt wurden. Nachdem an die Mannschaften der drei Schiffe Waffen vcrtheilt worden waren, wurden Versuche gemacht, die kämpfende» Thiere zu trennen, allein vergeblich, so daß Herr Robinson, der der Sache um jeden Preis ein Ende machen wollte, da die Thiere Alles, was sich in ihrer Nähe befand, zerstörten oder ins Wasser warfen, endlich auf beide Thiere eine Salve geben ließ. Aber die Kugeln wurden auf der dicken Haut der beiden Duellanten flachgedrückt und der Kampf wurde mit noch größerer Heftigkeit fortgeführk. Da verfiel Herr Robinson auf den Gedanken, Ströme heißen Dampfes auf die Kämpfer leiten zu lassen. Die Wirkung war eine wahrhaft magische. Der Elephant stieß sofort den eigenthümlichen Schrei aus, welchen man bei wilden Elephanten hört, sobald sie einsehen, daß ihre Fluchtversuche vergeblich sind, und das Rhinozeros stürzte, am ganzen Leibe zitternd, in sein Käfig zurück. Beide Thiere waren übrigens nicht gefährlich verletzt: dagegen waren 8 Pferde durch sie getödtet und 4 derartig durch sie verletzt worden, daß sie total unbrauchbar waren.
— Vor der Criminal-Deputation in Berlin stehen die Dienstmänner Sattler und Jonas, angeklagt, den Gottesdienst gestört zu haben. Sattler führt das Wort und sagt: Sehen Sie 'mal Herr Jerichtshof, mein Freund Jonas und ick mir hatten Beede die Nacht vorher jekneipt und ordentlich eenen uf die Lampe jegossen. Janz aus heiler Haut fing nu Jonas am Morgen an: weste wat, sagte er darauf zu mir, wir wollen Beede in die Kirche jehen! — Nu, dachte ich bei mir: warum sollte ich ihm den Jefallen nich dhun, er wird janz jewiß wat Schweres uff's Jewissen haben! Wir kamen nu also her und singen in die Kirche. Als wir eintraten, war der Pastor schon uff die Kanzel, und da unten Allens voll war, jingen wir oben uff's Chor. Wir hatten kaum ein Weileken jesessen, da stand Jonas mit einem«! uff, machte mir mit die Hände ein pantomimisches Zeichen, als wollte er sagen: „ich muß mal runter- jehen!" — jesprochen hat er keene Silbe. Nu, dachte ick bei mir, er wird jewiß irgend was zu besorgen haben und ließ ihn ruhig jehen. Wieder nach een Weileken hörte ick aber unten Skandal und die Stimme von meinen Freund Jonas erschallen, welcher rief: „mein Freund is drin, ick will wieder rin!" Und da stand ick denn uff und bin ooch runter jegangen, um zu sehen, wat denn eigentlich los is. Und det is nu Allens, Herr Jerichtshof — jesungen wurde nich, det kann ick Ihnen versichern! Die