weggelassen und das Wort „Mark" nicht mehr lediglich als „M", sondern ganz ausgeprägt worden ist. Von Liesen neuen Glücken sind noch wenig oder gar keine im Berkehr. Vielleicht werden mit der Zeit auch die Nickel-Münzen von 10 Pfennigen eine andere Gestalt erhalten, wie sich denn auch schon die Nothwcn- digkeit ergeben haben sdll, den Zwanzig Pfeniiig-Siücken ein größeres Format zu geben. Das jetzige ist allerdings zu klein.
Die Nordd. A. Z. schreibt: Wie zuverlässig verlautet, sind auf Requisition des preuß. Ministers des Innern 8 Berliner Po lizei b e a m le zum Schutz des Reichskanzlers nach Kissin- gen entsendet worden. Je nolhwendiger eine solche Maßregel erscheint und je geeigneter sie ist, die besorgte» Gemülher zu beruhigen, welche das Attentat Kuümaun's nur süc den ersten schrillen Ton eines höllischen Konzerts Hallen, desto mehr drängt sich der schmerzliche Gedanke auf, daß es eine Schmach für die Einrichtungen einer gebildeten Naiion ist, wen» ein Minister — obenein ein solcher, der sein Amt im Einverständnisse mit der überwiegenden Mehrheit seiner Landsleute und in Ehren führt — eine Badekur in Deutschland nicht anders als unter bewaffneter Eskorte machen kann! Wie häufig haben wir gegenüber dem Räuberwefen in Sizilien, im Peloponnes und in anderen fremden Ländern uns aur das hohe Pferd der pharisäischen Kritik gesetzt. Nun finden wir im eigenen Auge den Balken! Berechtigen uns die Zustände im Lande zu jenem hohen Selbstgefühl? Viel besser steht es Loch nicht um sie, so lange mitten in Deutschland ein Reichsbeamler, der sich die Unzufriedenheit des PapsteS zugezogen hat, nicht mehr seines Lebens sicher ist!...
Die in Basel erscheinende Schweizer Grenzpost sagt über das Kissinger Attentat: „Es ist ein Glück, daß das Verbrechen mißlungen, und mehr als begreiflich der Jubel, der in Kissingen über die Rettung des großen Staatsmannes erscholl. Wenn Bismarck in den Kriegen von 1866 und 1870 bis 71 der Wiederbegründcr des deutschen Reiches und der Einiger der deutschen Naiion wurde, so ist er feit seinem Vorgehen gegen die Uebergriffe der römischen Hierarchie gewissermaßen ein Gemeingut der zivilisirten Welt geworden. Und da in unseren Tagen nun einmal Keiner wie Fürst Bismarck die Macht nnd Autorität besitzt, die zur siegreichen Durchführung des von den Jesuiten herausbeschworenen Kampfes von Nöthen ist, so würden sich an der glücklichen Nelinng des von den Pfaffen oervehmien Mannes nicht nur Preußen und das deutsche Reich, sondern die Freisinnigen aller Länder erfreuen."
Der „Köln. Ztg." schreibt man aus Paris: „Wie man jetzt erfährt, besitzt die Exkaiserin Eugenie über 40 Häuser in Paris. Selbstverständlich sind die Häuser tnchi inner dem Namen der Exkaiserin eingetragen. Das ganze Vermögen d'er Exkaiserin wird auf ungefähr 50 Millionen geschützt."
Der Jcsaitenpater Eure! bat in einem jüngst veröffentlichten Buche erklärt, daß alles Unglück, welches in den letzten Jahren über die katholische Kirche gekommen, einzig und allein der kaihol. Geistlicbkrit zuzuschriebe» sei, und daß die nun einmal verlorene weltliche Herrschaft des Pabstes unwiederbringlich verloren ist. Die Klerikalen sind sehr aufgebracht über den Verfasser.
Die Festung Marfal in Lothringen wird diesen Sommer noch geschleift und damit die Abhaltung einer größeren Mineur- Uebung verbunden werden.
Der „Osservatore Romano" berichtet, daß der bekannte Astronom und fleißige Mitarbeiter des Paters Sccchi auf der Sternwarte des Kollegium Romanum, Pater Paul Rosa, ebenfalls Jesuit, gestorben ist und ein noch nicht vollendetes Werk über den Durchmesser der Sonne hinterlassen hat, worin er zu beweisen gesucht, daß die Sonne nicht immer gleich groß an Umfang sei.
Bayonne, 21. Juli. Ein vom 16. Juli datirtes Manifest von Don Carlos an die spanische Nation erklärt: Sein Glaube an die Macht des Rechts habe ihm nunmehr das Recht der Macht gegeben, jo daß er im Stande sei, seine Versprechungen zu Hallen, den Aufstand zu unterdrücken und dem Volke die wahre Freiheit zu geben. Die Proclamation verheißt die Befriedigung der religiösen und monarchischen Gesinnungen der Spanier, verspricht die Käuser von Kirchengütern zu schützen und die Cortes aufrechtzuerhallen. Der Aufruf schließt mit der Androhung, daß die Rebellen bei Nichtaunahme der augebotenen Versöhnung mit Waffengewalt unterworfen werden sollen. — Don Alphons hat bei Cuenca 4 Kanonen genommen und gegen 1000 Ge- Gefangene gemacht. Der Stadt wurde eine Contribution von 3 Millionen Realen auferlcgt.
Madrid, 21. Juli. Nach einem offiziellen Berichte erfolgte die Uebergabe von Cuenca nach 56stündiger Beschießung. Die Zahl der Todten betrug 150, der Verwundeten 700 Man schätzt die Stärke des carlistischen Corps, welches Cuenca genommen, auf 11,000 Manu. Es heißt, die Carlisten hätten in Cuenca gcpländer, und mehrere Häuser in Brand gesetzt; auch soll eine Anzahl von Einwohnern von ihnen getödtet sein.
Madrid, 22. Juli. Eine offizielle Depesche meldet einen Lieg des Bngi se zenerals Lopez, wodurch die bei Cuenza gefangen genommene 700 Mann Regierungstruppen befreit wurden.
Ein großer Theil der carlistischen Bewachungsmannschaft mit 7 Offizircn, darunter der Commandeur, wurde gefangen genommen und viele Waffen, Munition, Pferde und Kriegsmaterial erbeutet. Der Gouverneur Cataloniens meldet: Die Carlisten erschossen 160 Gefangene; der Kriegsmiuister befahl darauf, der Gouverneur solle eine außerordentliche Contribution von allen Carlisten erheben zur Entschädigung der Familien der Erschossenen.
— V o lksurth ei l. Während der Jurist für sei» Urtheil in einer Sache erst eine Reihe von Beweisen sammeln muß, spricht sich das allgemeine Urtheil häufig sehr rasch und unmittelbar aus und zugleich sehr treffend. Das ist in kleinen Dingen der Fall, wie in großen, da wo es sich vielleicht nur um die Eigenheiten, Schwächen oder Fehler eines Menschen handelt und ebensogut da, wo ein Verbrechen von Bedeutung die Gemüther erregt. Auch in dem Kissinger Attentat hat sich das gezeigt. Die 'Nachricht war kaum durch den Telegraphen bekannt geworden, die Zeitungen hatten noch gar nicht daran denken können, maßgebenden Einfluß auf die Stimmung zu üben — im deutschen Volk war nur ein Gedanke lebendig geworben, fast ohne Unterschied der Parteien, der: dahinter steckt Rom und die Jesuiten! Wie kommt es, einmal, daß ein solches Urtheil so allgemein ist und dann, daß es das unverkennbare Gepräge der Wahrheit an sich hat? Nicht immer ist die Meinung der großen Menge die richtige und über die wichtigsten Fragen spalten sich am leichtesten die Ansichten. Seit drei Jahren ist die katholische Bevölkerung Deutschlands systematisch aufgehetzt worden gegen das Reich, insbesondere gegen dessen Kanzler, den man als die Personification der Politik ansah, welche Nom's Plänen so sehr im Wege war. Im Reichstag und in den Kammern standen die Führer der römischen Liga, die Mallinckrodt und Neichen- sperger rc. oben an mit ihren Schmähungen und Verdächtigungen, der Reichspolitik; Zeitungen wie die Germania und das bayr. Vaterland bildeten den pöbelhaften Chorus. Solche Aufreizung wirkt wie ein langsames aber sicheres Gift, vom Wort zur Thal, vom Wunsch zum Willen und zur Handlung ist nur ein kleiner Schritt. So hat das deutsche Volk recht, wenn es jener systematischen Aufwiegelung eine mittelbare Schuld an dem Verbrechen beimißt. Aber was zu verwundern ist und der Frechheit die Krone aufsetzt, das ist die Fortsetzung jener Hetzereien unmittelbar nach dem Attentat, die geflissentlich erneuerte Redensart von der Kirchenoerfolgung, die infame Entschuldigung, wenn es eine sein soll, daß eine so grausame Bedrückung wohl dazu angethan sei, zu Wuth und Haß und Mord zu entflammen. Und doch ist die katholische Kirche in Deutschland so frei, so geschützt, wie in irgend einem katholischen S:aat der Welt, von ihren Priestern und ihren Laien wird nichts begebrt als Gehorsam gegen die Gesetze, Gesetze, denen sie sich in anderen Ländern auf's Bereitwilligste unterzieht. Rom hat den Mörder Kullmann nicht bestellt, aber cs har ihm die Beweggründe zu seiner That eingegeben, ähnlich wie mau einem Hunde gewisse Mittel eingibt, um ihn scharf und bissig zu machen.
(Dorfzeitung.)
— Ueber die Schädlichkeit des Wasserzusatzes zum Biere. Sehr häufig wird zu Getränken und Speisen ein Zusatz genommen, den Jedermann für unschädlich hält, und der doch mitunter der Gesundheit sehr gefährlich ist. Kein Bierbrauer oder Bierwirth wird einen Angriff auf die Gesundheit seiner Gäste darin sehen, wenn dem Bier, das er ausschenkt, ein Zusatz von Wasser zngcgoffen wird. Und doch macht dieses Verfahren das Getränke bitter und schädlich, und zwar in dem Grade, daß das von Natur schwache Bier gesünder ist, als das starke Bier, dem man Wasser zugefügt hat. Um sich davon zu überzeugen, genügt folgendes Experiment: Man lasse einige Tropfen braunen Biers auf einem Teller an der Luft verdunsten, bis eine kleine syrupartige Masse zurückbleibt. Wenn man von diesem Rückstand prüft, so wird man ihn nicht bitter finden, und wenn man ihn auf das Auge einer Katze legt, so wird sich die Pupille nicht erweitern, weil er kein narkotisches Mittel enthält. Wenn man sodann eine andere Quantität Bier, das mit einem Quart frischen Wassers gemischt ist, auf die gleiche Weise behandelt, so zeigt sich der Rückstand sehr bitter, und die Pupille des Katzenauges, auf das es gelegt wird, wird dadurch sehr erweitert. Die Wafferzugabe hat das Bier nicht geschwächt und die alkoholischen Wirkungen nicht vermehrt. Das Wasser wirkt aber auf das Narkotikum, das im Malzzucker vorhanden ist; die gute Qualität eines Bieres wird durch das Wasser in eine schläfrig machende bittere und der Gesundheit schädliche Flüssigkeit verwandelt. Es setzt den giftigen Stoff, der in dem Hopfen enthalten, und der mit dem Malzzucker vermischt vollständig unschädlich ist, in Freiheit. — Auf diese Weise wird durch die Gewinnsucht ein angenehmes und gesundes Getränke in eine der Gesundheit schädliche Flüssigkeit verwandelt.
— Gegen Kröpfe und dicke Hälse. In England braucht man dagegen täglich 3 Messerspitzen voll seingepulverten Brenunesselsamen. Natürlich muß dies längere Zeit fortgenommen werden.