iu Bezug auf den Einjährigendienst dadurch von dem deutschen System abgewichen, daß sie soviel als gar keine Kenntnisse ver­langen, sondern nur die Bezahlung von l500 Fr., wovon üer Staat die Hälfte cinslreichl. Damit hat man allerdings die Last des Staatsschatzes erleichtert, aber es dieß einfach die Einführung einer gewissen Art Loskauf durch eine Hintenhüre. DerTemps" sagt:Bei der Abneigung, welche unsere alskriegerisch" ver­schrieene Nation gegen alles, was Militär heißi, hat, itürzi sich alles, was 1500 Frks. ausbringen kann, auf den einjährigen Dienst/ Die Folge ist, daß mau gar keine Unteroffiziere mehr erhält, und daß die Einjährigeil sich von Uevrigen (Fünfjährige») so abgesondert hatten, daß von der gesellschaftlichen Permischung, von der man so viel fabelte, gar keine Neve ifi. Deßhalv sind die Generale fast durchgängig gegen den Einjührigeuvluisl und wollen die bevorzugte Stellung Vieser sich als Kadeuen betrach­tenden jungen Leute nicht dulden. Eine Abstellung dieser Miß­brauche ist dringend geboten. Auch ist zwischen den d Jahren der Einen und dem einen Jahr der Andern kein Verhütung mehr, der demokratische Geist der Gleichheit lehnt sich gegen solche Differenz auf. Die Hauptsache ist, daß mau die Aufnahmsprü- siiiigen ernst aufsaßt, sonst wird allerdings dieses Privilegium unheilvoll für die Armee werden."

Bei der Soldaien-Parade in Woolwich in England rief Kaiser Alexander, als die Cadelteu aufmarschirten, den Prinzen Louis Napolon aus dem Gliede zu sich heran, ließ ihm ein Pferd geben und behielt ihn an seiner Seite. Dem Gerücht, als ob Lulu durch's Examen gefallen fei, wird entschieden wider­sprochen und von den militärischen Lehrern wird seiner Befähi­gung kein ungünstiges Leugniß ausgestellt.

Das Zauberbild.

Erzählung von Philipp Emrich.

Ach ja!" seufzte sie.

Ach ja!" seufzte er eine Terz tiefer.

Aso gar keine Aussicht?"

Aussicht genug, aber so wie sie der genießt, der sich auf einen steilen Fels verstiegen hat, und weder vorwärts noch rück­wärts kann. Wenn Du mir nicht einen Pfad zu zeigen vermagst, mein holdes Mädchen, was eigentlich Deine Pflicht und Schuloig- keit wäre, denn »»ein guter Engel bist und bleibst Du doch, dann sürchi' ich sehr, werd' ich stehen bleiben müssen, wo ich stehe, und einsam verschmachten. Weißt Du Nath?"

Dem Mädchen traten die Hellen Tropfen in die Augen. Wenn ich Dir mit meinem Herzblut helfen könnte," sagte sie leise,so würd' ich es Dir all' geben, ohne au mich zu denken." Allein gleich darauf wischte sie sich hastig die Augen, fuhr rasch empor, und rief in heiterem frischem Tone:Aber warum sich grämen und das Leben verderben, weun's doch nicht zu ändern ist? Schlimmsten Falls warten wir noch ein paar Jährchen; was hai's denn zu sagen, Du wirst mich als Deine Frau doch lieb habe», auch wenn ich die schlimmen Dreißig aus den Schultern trage. Einmal wird sich Dein Talent, das jetzt nur die 'Miß­gunst darniederhält, doch Bahn brechen, verliere nur den Muih nicht, mein lieber Alsons, denke weniger an mich, als an Dich, und das Glück wird, es muß Dir, muß uns einmal erscheinen!"

Alfonds verzog die Miene zu einem schmerzhaften Lächeln. Ich will Dir etwas sagen, meine lheuerste Minni, begann er langsam, etwas beschämt nnd »nt sich selber kämpfend,siehe Du bist noch der einzige Mensch auf der Well, der an mein Talent glaubt, weil Du mich liebst; ich selber aber glaube nicht mehr daran. Wäre ich bei der Industrie geblieben, anstatt auf die Malerakademie zu gehen, so hätte ich heute wenigstens ein sicheres B>od in Aussicht. So aber kann ich ein solches nur erringen, wenn ich der ausübenden Kunst als Erwerb gänz­lich Valet sage. Ein Porträtmaler, noch dazu ein mittelmäßiger, nein, nein, ich täuschte mich gar nicht, ist heutzutage der Photo­graphie gegenüber das unnützeste Stück Möbel auf der ganzen Welt und muß sich glücklich schätzen, wenn er durch Nelouchiren oder Colorircn beim Photographen so viel erwirbt,, um nicht gerade Hungers zu sterben. Das ijt ganz mein Fall, ich sehe leider nur zu klar, und bin wahrhaftig alt genug, um mir keine Illusionen zu machen."

Minni senkte das Köpfchen; ach sie wußte längst, wie es mit der Kunst ihres Geliebten stand, allein das treue Mädchen suchte den Lügenden anzuseuern, zu erheben, wo und wie es konnte. Ader wie ist es denn mit der Dir angebotenen Stelle?" frug sie endlich.

Ja, wenn ich so glücklich wäre, diese zu bekommen," ries der Maler erregt mit glänzenden Augen,dann wollte ich mit keiner» Könige lauschen, denn dann könnte ich Dich heimführen als mein liebes Weid. Alles stünde für mich gut, die Herren von der Akademie wollen mir rvohl, weil ich ihre Feste nnd Versammlungen gar häusiz mir lustigen Schnurre» und Auf­führungen erheitert habe, von dem Präsidenten ist mir die förm­liche Lufage geworden, kein Anderer als ich, werde der Custos des neuen Mnienms, denke Dir, Minni, zweitausend Gulden Gehalt, freie Wohnung und freie Leit genug, wenn nur die ver­

teufelte Cautioü nicht wäre! Dreitausend Gulden! Wir sind im De­zember, mit dem ersten April soll das Amt angetreteu werden, wie vermöchte ich bis dahin dreitausend Gulden zusammenzubrinqen I Noch nicht einmal dreitausend Kreuzer, weiß der Himmel. Oder hast Du vielleicht irgend einen versteckten Strumpf als Helfer in Petto, meine süße Minni?"

Was ich habe, ist Dein," erwiderte diese; aber Du weißt selber, was ein armes Mädchen ohne Eltern und Verwandte, das sich nur von seiner Hände Arbeit ernährt, heutzutage zu er­übrigen vermag. Ein Sparkassenbuch besitz' ich, und nahezu fünf­hundert Gulden stehen darin, das ist mem Alles. Kanu Dir's dienen, so ist es Dein!"

Der Maler schüttelte traurig den Kops, reichte aber seiner Braut die Hand und drückte sie recht herzlich.

Dreitausend Gulden!" sprach diese sinnend weiter, es ist doch sonderbar, gerade so viel hat mir heute Herr Wertheim versprochen."

Wie, Wertheim, Dir versprochen?" fuhr Alfons empor, erzähl rasch!"

Vielleicht hat er's doch nur im Scherz gesagt," fuhr Minni nachdenklich fort,obgleich's ihm mit der Sache selbst recht Ernst sein mag. Aber das ist eine lange Geschichte; Du sollst sie hören, mußt mir aber verspreche», gegen Jedermann reinen Mund zu halten."

Das versprach Alfons, und Minni erzählte:

Wie Du weißt, haben meine Eltern in dem Hofgebände des Werlheim-schen Hauses gewohnt. Dadurch wurden sie bekannt mit der Familie des reichen Rathsherrn, und als dessen Frau nach der Geburt ihrer einzigen Tochter Livia lange Zeit hindurch schwer kränkelte, wurde meine Mutter als Pflegerin bestellt, für die Gattin eines armen Canzlisten ein willkommenes, einträgliches Amt. So kam es, daß ich mit der viel jüngeren Livia täglich verkehren, sie hüten und unterhalten mußte, so daß nach dem Tode meiner Eltern, welche rasch hintereinander an der Cholera wegstarben, Herr Werlheim sich meiner gütig aiinahm, Kostgeld für mich zahlte und mir Unterricht ertheilen ließ, überhaupt für mich sorgie, bis ich im Stande war, die fleißig erworbenen Fertigkeiten zu verwertheu, nnd mich selber zu ernähren. Von dieser Zeit ab komme ich aber immer noch wöchentlich zweimal in das Haus, um zu nähen, Kleider zu fertigen und mich nütz­lich zu machen, wo ich kann; ich darf nicht fehlen, wenn sie Ge­sellschaft haben; kurz, ich bin lieb Kind im Hause; der alte Nath fragte mich ost um meine Meinung in Dingen, von welchen ich gar nichts verstehe, die gute Frau Wertheim behauptet, sie könne nicht auskommen ohne mich, und Livia's innigste Vertraute bin ich von Jugend gewesen; erst ganz iu neuester Zeii ist sie auf einmal sonderbar verändert, zurückhaltend geworden, bis ich sie ehrlich zu Rede stellte, da brach das Eis und sie gestand.

Aha," sagte der Maler pfiffig,ich sehe schon, wo es hinaus will.

Schwerlich," entgegnete Minni,höre nur weiter. Es war mir überhaupt ausgefallen, daß in den letzten Wochen das Wertheim'sche Haus eine andere Physiognomie angenommen halte, als vorher. Der alte Herr war häufig unwirsch, seine sonst redelustige Frau schweigsam, die Tochter schwermüthig und ein­siedlerisch geworden; sie saß entweder viele Stunden lang auf ihrem Zimmer und schrieb, was Niemand zu lesen bekam, oder lief von seltsamer Unruhe getrieben tagsüber mehrmals fort, kein Mensch wußte wohin, um in einer Aufregung wieder zu kommen, welche Jedermann auffallen mußte. Alles das bemerkte ich gar wohl, that aber nicht dergleichen, denn ich wußte, daß sie mir kommen würden ohne mein Zuthun, und so ist cs auch richtig geschehen."

Und ich werde doch Recht haben," meinte Alfons.

Vielleicht aber kein Mensch auf der Welt würde er- rathen, was da vorgegangen ist. Heute früh war ich dort, um eine Robe für Frau Werlheim abzuliefern; die gute Dame war in sehr gedrückter Stimmung, hatte rothgeweinte Augen, und ließ meinem spitzengarnirten Meisterstück durchaus nicht die ge­wohnte Bewunderung zu Theil werden. Da trat ihr Herr Ge­mäht herein, aufgebracht, die Brille hoch auf der Stirn, so hastig, als sein behäbiges Bäuchlein ihm erlaubte. Anfangs bemerkte er mich gar nicht.Das hat man davon!" rief er und verwarf die Hände,verzogen ist das Geschöpf, verhätschelt worden, darum eigensinnig, obstinat, starrköpfig, stößt ihr Glück mit Füßen weg wenn nur nicht zweierlei Tuch im Spiel ist! Dann sollte ja gleich das siedig heiße liebe Einmaleins dazwischen fahren!" Aber Mann," begütigte die Gattin,tobe nur nicht so; hier ist Minchen."Meinetwegen Minchen oder Binchen, oder Trin- che», das ist alles gehauen, wie gestochen, Eine wie die Andere. Selbst diese da," dabei stellte er sich mit eingestemmten Armen vor mir auf,selbst diese da hört nicht und folgt nicht, vergafft sich in einen hungerleidigen Maler, trotzdem ihre besten väter­lichen Freunde sie hundertmal gewarnt, ihr gesagt haben, daß die Farbenkleckserei eine brodlosc Kunst und sie des Teufels sei, wenn sie sich nicht besinne; heda was sagt man dazu, -Lie"

Ei den alten Grobian soll ja," drohte Alfons.