Centner .Zuckerln" beim letzten großen Hofball zu, obwohl sich kaum die Hälfte der Geladenen an der großen Balgerei um „ein Andenken" vom -Hofdall betheiligt habe.
Halb Wien, wenigstens alles, was an der Wissenschaft
Antheil nimmt, hat in diesen Tagen den 70ten Geburtstag Ro ki ianS kt's , des weltberühmten Arztes und Anatomen, feiern helfen. Der Mann ist der Begründer der pathologischen Anatomie und hatte schon Ende 1866 nicht weniger als 60,000 Leichen geöffnet und untersucht. Es schaudert einem fast, aber die Heilkunsr triumphirt.
In den Kantonen Zürich, Lern und Genf ist das Thema der Leichenveibrennung an der Tagesordnung. Aeslhetische und sanilarische Gründe werden für diese Beflauungsarl ins Feld geführt und unverkennbar gewinnt dieselbe viele Anhänger.
Jüngst verbrannten iir dem kleinen bündnerischen Ort Schaan 50 Firste. Der rasende Föhnstiirm spottete bei der herrschenden Wassersnoth aller Rettungsversuche. Dabei trug sich ein ergreifendes Ereigniß mit einer'Bauernfrau zu, welche Mutter werden sollte. Sie lag in de» Wehen; da floden die funken und wehten Len Gluthhauch gegen das Haus. Man mußte die Frau erst gebären lassen. Dann wurde Mutter und Kind durch ein Fenster geflüchtet, denn ans der Thürseite fuhr der seunge Lnftstrom vorüber. Bald flammte auch dieses Hans lichterloh auf.
Paris, 19. Febr. Eine Versammlung von Delegirlen der Republikaner LeS Departements Banclnse hat Ledru Rollin als Kandidaten für die 'Rationaiversammlung ausgestellt. Die Organe der gemäßigten Linken mißbilligen diese Kandidatur.
Frau Mac Mahon ist gescheidter und besser als alle Männer in Paris. In einem kurzen, schönen Lrieslein lud sie alle Zeitt'.ngsschieibcr von Paris ohne Unlci schied der Farbe und des Glaubens zu sich ein und verabredete mit ihnen die Errichtung einer Snppenanstalt für die Armen. Alle Zeitungen veröffentlichten das Lrieslein und alle „Direktoren" (so heißen dort die Chef-Redacicnre) stellten sich ein und nahmen die Sachen in die Hand. Es werden täglich 66,000 Portionen Suppe, Brod und Fleisch anSgeiheilt, aber nicht umsonst, um das Ehrgefühl der Armen z» schone», sondern um 6 Centimen. Die Zeitungsschreiber und die Armen schwärmen für die Frau Marschall, die sie ihre Frau Präsidentin nennen und der Herr Marschall und Präsident wird ihr wohl den Orden der Ehrenlegion verleihen müssen.
Prinz Carneval in Rom war in diesem Jahr sehr witzig, aber auch sehr ansgelassen. Da sah man im Festzuge Don Carlos, wie er auf einem weißen Esel rettend und gefolgt von einer Schaar Räuber, die eine schöne Dnlcinca mit sich führten, seinen Einzug in Madrid hielt. Eme Künstlergesell- schaft im Zuge hatte eine humoristische Ausstellung veranstaltet; man sah Re Hüfte Adams, aus weicher Eva entstanden, Josua, welcher die Sonne sestnagelt, eine Taube des Paters Roah, den Stein David's, mit welchem er den Goliath erschlagen, die Leiter, ans welcher Jacob in den Himmel stieg, die Zuchtrnthe des Moses und das Waschbecken des Pontius Pilatus Ein als Nonne verkleideter Mann durchschritt mit zwei Kindern auf dem Rücken die Straßen; das Schifftein Petri zeigte sich gefüllt mit Hanswursten und Soldaten und Kanonen von Pappdeckel.
General Lamarmora will, wie die Gazetta d'Jialia erfährt, der preußischen Regierung den Rothen Adler-Orden znrück- geben, den er 186 l bekommen hat, als er nach Berlin ging, dem jetzigen Kaiser zu seiner Thronbesteigung zu grattüiren. Der biedere General habe an demselben Tage sein Gnllassungsgesnch an die Präsidentschaft der Kammer und die Dekoration an den Präfekten geschickt, damit sie an das Ministerium und von dort nach Berlin befördert werde. Früher habe Lamarmora testamentarisch verfügt, daß die Ordcnszeichcn nach seinem Tode wieder der prenß. Regierung zufallen sollen. Dieselben hätten einen Werth von 15—16,OM Lire, und der General habe sie jetzt ausdrücklich von einem.Juwelier muerjnchen lassen, um zu konstaiiren, daß er keine falschen BrillahAn eingesetzt. Die prenß. Regierung erhält also den ächten Steiß, zurück. „Wenn der Mann unserer Regierung nur auch die Originale der Dokumente, die er veröffentlicht hat, znrücksiellen wollte!" ruft das Movimento von Genua aus.
Der Popolo romano erwähnt ein Rundschreiben des Kardinals Anlonelli, worin alle Bisäwfe gebeten werden, nach Rom zu komme», da der Papst sie vor seinem Ende noch zu sehen wünsche. (?-
London, 26. Februar. Der deutsche Botschafter Graf Münster überreichte dem Carl Ruffel ein eigenhändiges «schreiben des Kaisers, in welchem er Rüssel und Murray für die warmen Sympathien Englands für Deutschland im Kampfe mit dem Ultra- montanismns dankt Es heißt, eine Deputation britischer Pro lestanten werde in allernächster Zeit nach Berlin gehen und dem Kaiser für das an den jüngst stallgefunLenen Pcotestanlenmeetings genommene Interesse zu danken und ihre Genugthuung über das Reciprocitätsmeeiing in Berlin anszudrücken.
Moskau, 23. Febr., Abends. Der Kaiser von Oesterreich ist soeben hier eingelroffen und auf dem festlich geschmückten Lahnhofe von den Spitzen der Behörden empfangen worden. Ganz Moskau ist beflaggt und aufs glänzendste illuminiN.
C a r t o u ch e.
(Fortsetzung.)
Nach kurzer Zeit indessen wurde die Bande in der Normandie, wo sie ihr Wesen trieb, gesprengt. Cartonche blieb in Rouen zurück und war gerade im Begriff, als Matrose auf ein Schiff zu gehen, als ihn ein daselbst anwesender Onkel erkannte und wieder nach Paris führte.
Sein Paier wollte aber nichts von ihm wissen und der Onkel sah sich genölhigl, ihn in seinem Hanse versteckt zu halten. Hier wurde er krank und es schien sein Ende nahe. Da erst wurde das Herz des Paters erweicht; er nahm den verlorenen Sohn, der die besten Porsätze gefaßt hatte, wieder in seinem Hause ans und es schien auch, als ov er fortan seine Freude an ihm erleben sollte, weit ans dem Pagabnnden ein ordentlicher, fleißiger Mensch geworden war.
Dies ordeatliche Leben hielt indessen nicht lange an.
Cartonche fiel in die Netze einer reizenden Nätherin, die ihre Reize zn den höchsten P,eisen verkaufte.
Er hatte sich's vorgenommen, aus jeden Fall, es koste was es wolle, ihre Gunst zn gewinnen und deßhalb sah er sich wieder genülhigt, seine Zuflucht znm Diebstahl zn nehmen. Er bestahl seinen eigenen Paier, und da er der alleinige Besitzer der schönen Rächerin bleiben wollte, und seines Paters rrasse zn diesem Zwecke nicht aus, eichte, stahl er das Geld, wo irgend sich ihm eine Gelegenheit bot. Dem Pater, welcher einmal eine große Summe in seinem Besitze fand, machte er weiß, daß er dieselbe im Kartenspiel gewonnen habe.
Das Mißtrauen des Allen war aber nun aufs Neue erregt und bei einer genauen Untersuchung fand er auch mehrere Nachschlüssel und Brechinstrumente.
Er schwieg, sann aber darüber nach, ans welche Ar! er sich des Unverbesserlichen am besten emlcdigen könne.
Er kam zn dem Entschlüsse, ihn in das Dcienlionshaus von Laim Lazare zn schaffen.
Zu diesem Zwecke setzte er sich mit ihm unter dem Vergeben, einen Kauf von 100 Tonnen abznschticßen, in einem Fiaker, neben welchem der Herr Sohn aber zn seinem größten Befremden mehrere königliche Bogenschützen her gehen sah. Er schwieg, faßte aber sogleich den Plan, bei günstiger Gelegenheit zn entwischen.
Als der Wagen vor dem bezeichnet«»! Gebäude anhielt, sagte der Paier zn ihm, er wolle vorauf gehen und den Inspektor bitten, den schönen großen Garten besehen zu dürfen. Kaum war er fort, als der junge Cartonche eiligst Hut und Perrückc vom Kopfe riß und sein weißes Taschentuch wie eine Mütze um die Stirne band, so daß er einem Pastetendäckerjungen nicht unähnlich sah.
Schnell schlüpfte er sodann ans der Kutsche nach der entgegengesetzten Seile zu, ging mitten Lurch die Soldaten und verschwand hinter der Ecke eines Hauses.
Er lenkte seine flüchtigen Schritte »ich seiner elterlichen Wohnung in der schlauen Berechnung, daß man ihn da zuletzt suchen würde.
Er zog seine besten Kleider an, versah sich mit seinen werth- vollsten und nnentbehrlichsten Sachen uns verschwand auf Nimmerwiederkehr.
Paris schien ihm aber der passendste Ort zu sein, seinem säubern Broderwerb uachzugehen, daher wollte er vorläufig Liese nicht wieder verlassen.
Er verschaffte sich eine andere Kleidung, eine neue Perücke, färbte sein Gesicht, gab sich einen andern Namen und begann seinen neuen Lebenslauf.
Dieser führte ihn auch häufig in die Kirchen, nicht aber etwa um zu beieu, sondern um den Betern die Taschen zu visitiren und zu leeren, denn die Kirchen sind von jeher ein ergiebiges Feld für Taschendiebe gewesen.
Cartonche hatte eines Tages in der Jesnitenkirche einen kühnen und geschickten Griff gethan, als er zu seinem Schrecken einen andern jungen Mann bemerkte, der ihn aufmerksam betrachtete und sein ganzes Manoenore mit angesehen hatte.
Derselbe gab ihm durch Blicke und Zeichen zu verstehen, daß er ihn allein zu sprechen wünsche.
Cartonche folgte ihm an einen sichern Ort außerhalb der Kirche und wurde mit unendlichen Lobsprüchcn wegen seiner Geschicklichkeit überhäuft.
Der Fremde, gleichfalls ein Gauner, war so sehr entzückt von Cartonche, daß er diesem seine Freundschaft anbot und ihn anfforderie, ihm zu seiner Wohnung zu folgen.
Unterwegs widerrieth er ihm, das Handwerk auf eigene Faust und ohne Genossen, die immer nöthigenfalls zur -Hilfe und Rettung herheieilen könnten, sortzutreiben, sondern sich mit ihm und seinen Freunden zn verbinden. Das alleinige Operiren sei