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Gestorben: zu Simmersfeld E. Fischer, königl. Nevrerförster, IS Jahre alt.

* Nagold, 11. Febr. Die Lehrer^ Besoldungen wurden auch von den hiesigen bürgerlichen Collegien dieser Tage nach den gesetzlichen Bestimmungen regulirt und die Belohnungen für son­stige dienstliche Verrichtungen angemessen erhöht. Der Bahn- schlitt-n, der schon mehrere Jahre ohne Gebrauch geblieben, mußte gestern zur Freude der Schuljugend wieder benützt werden; da­bei haben wir nun auch eine Kälte (19°), die, wem. solche län­ger andauern sollte, für die Arbeiter in Wald und auf der Straße bei den theuren Lebensmitteln sehr empfunden werden dürfte.

Landesprodnkteirbörse in Stuttgart vom 9. Februar. Auch bei heutiger Börse war das Geschäft in Brodsrüchten recht schleppend, indem eben die Müller bei dem fortwährend schwachen Mehlabsatz nur den nöthigsten Bedarf kaufen. Für Gerste hat die Frage ebenfalls.nach­gelassen und in Hafer ist der Berkehc ohnedies schon längere Zeit sehr schwach. Wir notiren: Waizen, galiz. 9 fl. 618 kr., ru,>. 9 fl., nordb. 9 fl. 12 kr., amerik. 9 fl. 6-15 kr.; Kernen 9 fl. 2148 kr.; Roggen, rufs., 6 fl. 30 kr. bis 7 fl.; Gerste sranz 7 fl. 36 kr.; Hafer 5 fl. 12- 22 kr. Mehlpreife per 100 Klg. incl. Sack: Mehl Nro. 1: 26 fl. 48 kr. bis 27 fl. 12 kr, Nro. 2: 24 fl. 48 kr. bis fl. 12 kr., Mehl Nro. 3: 24 fl. 12 kr. bis 21 fl. 24 kr., Mehl Nr. 4: 20 fl. 12 kr. bis 20 fl. 24 kr.

Eine hiesige (Stuttgarter) Magd richtete vor wenigen Tagen folgendes Ultimatum an ihre Dienstherrschaft:Es ist mir arg leid, aber ich glaube nicht, daß ich dableibe. In einem solchen Stall bleibe ich nicht. Das ganze Haus ist ja ein Stall. Ja, ich könnte mich noch eher entschließen, dazubleiben, wenn Sie mir versprechen, auszuziehen."

Ludwigs bürg, 8. Febr. Or. David Friedr. Strauß ist heute Vormittag 11 Uhr hier sanft verschieden, bekanntlich nach langen schweren Leiden. In ihm verliert Deutschland einen seiner ersten Denker und Schriftsteller. Geboren war er, gleich­falls in Ludwigsburg, am 27. Jan. 1808.

Ludwiasburg, 9. Febr. Die Karl Körner'sche Bierbrauerei ging dieser Tage fammt den dazu gehörigen Gebäulichkeiten um die Summe von 130,000 fl. in den Besitz des Herrn Bierbrauers Fischer von hier über.

München, 6. Febr. Der Redakteur desVaterland," Dr. Sigl, und der frühere Redakteur desVolksfreund," Dr. Amann, sind wegen Beleidigung des Deutschen Kaisers vor das nächste oberbayerische Schwurgericht verwiesen.

Berlin, 7. Febr. Die heutige Versammlung im großen Saale des Rathhauses war sehr zahlreich besucht. Alle Fraktio­nen des Reichstages und des Landtages (ausgenommen die Cent­rums - Parteien) waren vertreten, darunter Graf Moltke, Fürst Hohenlohe-Langenburg, Fürst Pleß, Graf Usedom, fast alle Pro­fessoren der Akademie und der Universität, alle Stände und Be- rufskreife durch die hervorragendsten Persönlichkeiten repräsentirt. Der Vorsitzende, Professor Gneist, warf in einer Rede einen Rückblick auf die Geschichte des von dem großen protestantischen Geiste der Wahrheit, dem Geiste der bürgerlichen Freiheit und der Denksreiheit geleiteten Englands, der England hoch erhoben und demselben doch die Einfachheit der Sitten und die Gottes­furcht bewahrt und auch die schweren Kämpfe Deutschlands, spe- ciell Preußens für die Gewissensfreiheit seit dem westfälischen Frieden bis heute geführt habe. Tiefer Sinn für Gewissensfrei­heit und Gedankenfreiheit fei der deutschen und der englischen Nation gemeinsam, deßhalb die Erwiderung des Rufes:Gott segne Kaiser Wlihelm" durch den ZurufGott segne Altengland", den sichersten Bundesgenossen in dem Kampf für bürgerliche Frei­heit und Religionsfreiheit. Oberconststorialrath Dorner hob her­vor, er nehme nicht das Wort in Parteilichkeit und Polemik einer Confessio» gegen die andere, er wolle nur als protestanti­scher Geistlicher bezeugen, daß der Staat der Herr sein müsse in feinem Hause. Er weist auf die Grenzen dieses Rechtes mit dem Worte des großen Kurfürsten hin:Die Gewissen sind Gottes Redner." Er weist sodann nach, daß der jetzige Kampf die Re­ligion und die Gewissen gar nicht berühre, die jetzigen preußi­schen Kirchengesetze hätten viel ausgedehnter schon längst in Würt­temberg gegolten. Was die Curie wolle, sei mit dem Geiste

der Freiheit unverträglich. Ein Bekenntuiß, das die Luft der Freiheit nicht vertrage, müsse sich vor sich selber schämen. Red­ner hebt schließlich den Unterschied zwischen katholischer Christen­heit und Ullramontauismus he» vor. Der Reichstags Abgeordnete Völk (Augsburg) empfiehl» als Katholik und Süddeutscher die Resolution und leitet die Berechtigung dazu daraus her, daß 9000 katholische Männer ihn trotz seiner Anschauungen zum Reichstags- Abgeordneten gewählt hätten und daß seit einem Jahrhundert schon in Bayern weit ausgedehnler und schärfer bezüglich des katholischen Klerus zu Recht bestehe, was jztzt in anderen deutschen Ländern znm Gesetz erhoben werden solle. Redner weist nach, daß der jetzige Kamps lediglich eine Folge der Herrschsucht der Kurie und eines politischen Systems innerhalb der katholischen Ki> che sei und stellt dem von Gneist hervogehobenen englischen und protestantischen Geiste den germanischen Geist entgegen, des­sen Tochter die Reformation gewesen sei, die England und Deutsch­land an die Spitze der uin die Freiheit ringenden Völker gestellt habe. Die bekannte Resolution wurde hierauf mit allen gegen eine Stimme angenommen. Dieselbe soll durch die deutsche Bot­schaft den Absendern der englischen Sympathie-Resolution zuae- stellt werden Zur Unterzeichnung wird von der Versammlung eine Anzahl Personen auserwählt, darunter Graf Moltke, Dr. Simsou, Fürst Hohenlohe, Gras Wrangel und Dr. Völk. Die Versammlung wurde mit einem Hoch auf den Kaiser geschlossen.

Berlin, 8. Febr. Der Zustand des früheren Finanzmi- nisters, Freih. v. d. Heydt, ist ein hoffnungsloser. Seine Aerzte haben ihn bereits seit mehreren Tagen aufgegeben. Die hie­sige französische Botschaft hat der Polizeibehörde den Wunsch ausgesvrochen, von den hiesigen Polizeiei nrichtungen und namenilich der Schutzmannschaft Kemitiüß zu erhalten, da man in Paris mit den bestehenden Einrichtungen nicht auskommt, und zum Sicherheitsdienst Militär hinzugezogen werden muß. Ein Beamter des hiesigen Polizeipräsidiums ist zu diesem Behufe kom- mittirt worden.

Berlin, 9. Febr. Bei der im Reichstage heute vorgenommeneu Wahl des Präsidiums wurden bei der Wahl des ersten Präsidenten 291 Stimmzettel abgegeben. Davon waren 29 unbeschrieben, von den übrigen lauteten 263 auf Forckenbeck, 2 auf Bennigsen. Forkenbeck, mit Akkla­mation begrüßt, übernimmt das Präsidium, bedauert Dr. Simson's Erkrankung und sichert eins unparteiische Geschäftsführung zu. Für den ersten Mcepräsibenten wurden 305 gütige Stimmen abgegeben. Davon erhielten Fürst Hohenlohe-Schillingsfürst 217, Arentin (Ingolstadt) 85, Frhr. v. Stauffenberg 2 Stimmen. Hohenlohe nahm dankend an. Zum zweiten Vizepräsidenten wurde mit 205 von 295 Stimmen Hänel gewählt. Reichensperger erhielt 81 Stimmen.

Berlin, 10. Febr. Die nunmehr beendeten kommissari­schen Berathungen der preußischen Minister des Innern, der Ju­stiz und des Kultus über die unter die Reichskompetenz fallende Maßregeln gegen die widerspenstigenBischöfe führen gu­tein Vernehmen nach die Aufstellung eines Gesetzentwurfs herbei, der voraussichtlich noch im Laufe der jetzigen Session vorgelegt wird.

Bei der Eröffnung des Reichstags am 5. passirte dem Fürste» Bismarck ein kleines Mißgeschick, das dieGermania" natürlich sofort ausgebentel hat. Nach Verlesung der Thronrede versäumte der Kanzler, die Erklärung hinzuzufügen, daß der Reichstag eröffnet sei. Er mußte beim Weggehen sich daran er­innern lassen, und seine Rückkehr zu den Stufen des verhüllten Thrones brachte den hohen Reichstag in eine Stimmung, die sonst nicht im Weißen Saale sich Lust zu machen pflegt. Es gab eine Art von Heiterkeit.

Köln, 8. Febr. DieKln. Z." schreibt: Aus sicherer Quelle erfahren wir, daß der Guß der Kaiserglocke vollständig gelungen ist, indem sich der obere und untere Theil derselben zu einem einheitlichen Ganzen verbunden haben. Der Ton der Glocke ist aber nacü dem Befund der Prüfungskommission Ois statt 6. Durch Abschleifung der Glocke im Innern, und zwar im ober» Theile derselbe», versicherte der Gießer, den richtigen Ton Herstellen zu können.