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Amtsblatt für des Oberamtsbezirk Nagsld.
Ericdeint wöchentlich 3mal und testet ^ baidsäbrlich kier 51 kr., im Bezirk
mit Poslausschlaa l si. S kr.
Donnerstag den 1. Januar.
Einrückungsgebühr für die kl' Zeile aus aeivöbniicbcr Schr je 2 Kreuzer.
Ein donnernd Hoch dem ncncn Jahre! Die Herzen auf! es ist schon da,
Den Kampf zu führen für das Wahre, Jur Nechr nnd Freiheit fern und nah.
ZUM neuen Jahre.
Heut soll das Losungswort erklingen, Die Offenheit sei unser Rahm. Verachlung allen Finsterlingen! Verderben allem Gründerthnm!
Mag manche alle Wunde schmerzen.
Sie heilt im große» Zeitenlanf.
Wir rufen Jedem d'rum von Herzen Zum neuen Jahre froh: „Glück auf!"
Den Schwindel wollen wir befehden, Der Wucher soll nicht mehr gedeih'»! Dem Laster aus das Haupt zu treten. Muß unser Grundsatz heute sein!
Willkommen! Tag, den Gott geschaffen, Zu scheuchen Finsterniß und Nacht Die Wahrheit hoch nnd hoch die Waffen Zum Streite in der Geisterichlacht!
Verachtung allen feigen Knechten,
Die nur dem Mammon zugewandt!
Doch Ehre allen Menschenrechten!
Ein donnernd Hoch dem Vaterland!
Tobt auch der Kampf an allen Enden, Wir wollen stehen Mann für 'Mann, Dann ivird das neue Jahr vollenden, Was ernst das alte schon begann.
Glück auf! Glück auf! zum neuen Jahre!
Gott sei mit uns in dieser Zeit!
Glück auf! Glück auf! zum Kampf für's Wahre, Für Recht und Freiheit weit nnd breit! —
Den hiesigen Abonnenten des Gesellschafters zur gef. Notiz!
Die Austraggebnhr des Blattes müssen wir nunmehr azif 12 kr. für das Jahr sestsetzen, denn ein löOmaliger Gang HD wohl dieses Lohnes werlh. ' Eine bessere Honorirung kjst dem Austräger natürlich immer willkommen. Wer sich diese Ausgabe ersparen will, kanw das Blatt bei der Unterzeichneten selbst abholen lassen.
Die Expedition des Gesellschafters.
Tages-Neuigkeiten.
(Postsache.) Vom 1. Januar 1871 an sind allen Sendungen, für welche noch den bisherigen Bestimmungen die Beigabe eines Begleitbriefes vorgeschrieben war, Po stpacketadressen beizugebcn, also fämmtlichen gewöhnlichen Packeten, Palleten mit Werlhangabe oder Postvorschuß und de» rekommandirenden Palleten, deren Bestimmungsort nicht in Württemberg gelegen ist, sodann allen Sendungen nach Bestimmungsorten in Württemberg, wenn deren Gewicht über 25 Psund (12 ',2 Kilogramm) beträgt. Beglettadcessen anderer Art dürfen von den Poststellen nicht mehr angenommen werden. Die Postpacketadressen, aus gelbem Kartonpapier und in der Größe der Postanweisuugcn, werden zum Preise von 1. Kreuzer für 4 Stück bei sämmtlichen Poststelle» zum Verkaufe bereit gehalten, auch sind die Landpostboten mit Vorräthen von Postpacketadressen versehen, um solche auf Verlangen an das Publikum käuflich abzulassen. Es ist dem Publikum unbenommen, sich die Packet- adressen auch selbst Herstellen zu lassen. Die Karten müssen aber an Farbe, Stärke, Größe und V o r d r u ck den amtlich herausgegebenen Formularen genau entsprechen. Die Postpacketadressen sind, nach Art der Postanweisungen, mit einem Coupon versehen, welcher im Verkehr innerhalb Deutschlands, sowie nach Oesterreich-Ungarn, der Schweiz, Norwegen, Schweden, Dänemark und Helgoland von dem Absender zu schriftlichen oder gedruckten Mittheilungen benutzt und von dem Empfänger abgetrennt werden kann; bei Packeten nach anderen Ländern ist nur die Angabe des Namens und Wohnorts des Absenders gestattet. Die Ausfüllung des Vordrucks ans dem Coupon „Name und Wohnort des Absenders" ist in das Belieben des Absenders gestellt. Außerdem ist es bei den Versendungen innerhalb Deutschlands, sowie nach Oesterreich-Ungarn nach wie vor gestattet, offene oder geschloffene Briefe mit in die Pallete zu verpacken; bei Packeten nach andern Ländern ist dicß nicht zulässig. Da die Frankirung von Fahrpostsendungen mittelst Freimarke» in Württemberg vorerst noch nicht eingesührt ist, so bleibt der in den Formularen zum Aufileben der Freimarken bestimmte Raum unbenutzt. Von den von der Post verkauften Begleitadressen-Formularen .. können die noch unbenützten in den Händen des Publikums verbliebenen Exemplars in der Zeit vom 1.- 31 Januar' 1674 gegen neue Formulare umgelauscht werden.
Stuttgart, 28. Dez. Ein Privattelegranun der Franks. Presse berichtet: General v. Stülpnagel ist heute von Sr. Maj. dem König in Abschiedsaudienz empfangen nnd seines Com- rnando's in Winttemberg enthoben worden.
Stuttgart, 28. Dez. Dem Vernehmen nach ist den Kas- senbeantten des Landes die Weisung zngegangen, die bei ihnen eingehende» Grobmünzen süddeutscher Währung (Ein-, Zwei-, Dreiundeinhalb Gnldenstücke n. s. w ) nicht wieder zu Zahlungen zu verwenden, sondern dieselben an die Siaatshanptkasfe einzusenden. In demselben Maß e wie diese zum Einschmelzen bestimm-
Das nächste Blatt wird Montag Vormittags ai
ten Münzen entkommen, werden dafür Rcichsmünzen abgegeben werde». ?
^ Vom Lande. Die Zeit, in der die Dienstboten sich ""„verdingen," d. h ans cM Jahr neue Dienstherren suchen, ist nun wieder vorüber, nnd^s ist sowohl für die Arbeitgeber, als auch für die Arbeitnehmer von Interesse, einzelne Wahrnehmungen und Erfahrungen initznthcilen. Was die Dienstboten betrifft, so haben die gut prädizirten nnd fleißigen schon alle wieder ihre Plätze und erhallen hohen Lohn, iveil einerseils solche Kräfte ziemlich rar sind und andererseils der Kauer gerne höheren Lohn bieiet, wenn er nur versicherl ist, einen tüchtigen treuen Arbeiter zu haben. Schon einige Jahre kam es vor, daß einzelne Dienstboten, namentlich Mädchen, an Weihnachten aus dem Dienst und nach Hanse giengen, mit dem Grundsätze, erst im Frühjahr wieder in den Dienst zu treten. Solche führten den Winter über ein weniger gcschäftsvolles, behaglicheres Leben und der Bauer, der während dieser Zeit mit weniger Personen seine Arbeiten besorgen konnte, im Frühjahr aber wieder weitere Arbeitskräfte nölhig hatte, mußte für den Dienst in der Sommerzeit gerade ebenso viel Lohn auslegen, als für die Zeit des ganzen Jahres. Die Dienstherren wurden auf diese Weise nicht wenig abhängig von ihren Dienstboten, mußten sehr oft einer Magd als Arbeitslohn in der Zeit von Gcorgi bis Martini, beziehungsweise Weihnachten 60 fl. und mehr geben. Hiezu ist noch zu rechnen die theure Kost, weil die Lebensmittel, welche in dem eigenen Hause verbraucht werden und die der Bauer selber hat oder prodnzirt, gegenwärtig eben so hoch angeschlagen werden müssen, als wenn er sie kauft. Häufig hört man den Bauern, der mit fremden Arbeitskräften sein Gut bebauen muß, sagen: „Ich bin bei niedrigen Viehpreisen und niedrigerem Dienst- boienlohn weit besser vorwärts gekommen, ich habe mir mehr erspart, als in jetziger Zeit, in der fast alles, was ich anfrubringen vermag, in meinem Geschäftsunnrieb eben anfgehl." Das Sprichwort sagt aber: „Die Zeiten ändern sich," nnd es hat ganz den Anschein dazu. Wie gegenwärtig in den Städten die Ge- schäftseinsteUnngen die Arbeiter znm großen Theile brodlos machen, sostellt der Bnuer ans dem Lande im jetzigen Augenblicke so wenige Dienstboten an, als es die Umstände nur halbwegs erlauben und diejenigen Knechte und Mägde, die sich den Winter über zu Hanse aushalten wollen, werden sich gewaltig täuschen, sie finden im Frühjahr ihre Brodherr» nicht mehr so häufig. Wie wird's aber dann in Zuknnfl gehen? So viel ist notorisch bewiesen, daß der Taglöhner, der bis jetzt auch bei sehr iheuren Lebensmitteln einen hohen Arbeitslohn gehabt hat, besser daran gewesen ist, er konnte doch bezahlen. Wenn aber die Zeilen sich ändern, wenn man bei geringem oder keinem Lohn dennoch die gleich hohen Ausgaben hat, muß mancher Arbeiter, der es gewöhnt ist nichts zu ersparen und nur von der Hand in den Mund zu leben, trostlos in die Znknusl blicken. Bisher hat der Bauer dem Dienstboten gute Worle nnd sehr hohen Lohn geben müssen, häufig sind die.
>egeben, dagegen fällt das Dienstagsblatt aus.