lement zs 8—22. Amtsblatt K. Miniskerimns des Znnern von 18,1, Rr. 18 uns Nr. 88 von >878 aufgefordert.
Den 23. Dezbr. 1873.
K. Qberamt. Küntner.
N a g 0'1 L.
Wahl eines Abgeordneten zum dentsche» Reichstag betr.
Unler Beziehung aus Ziffer 4 des Erlasses k. Ministeriums des Innern vom 2. d. M. (Mimsterial - Amtsblatt Nr. 35, Seile 263) werden die Ortsvorsteher wiederhol! darauf aufmerksam gemacht, das; beide berichtigte Exemplare der Wählerliste am 31. Dezember unter vorschristmäßiger Benrkanvnng des Gemein- deraths definitiv abznschticßen sind, das z!veite Exemplar, welches dem Wahlvorsteher znznsieilen ist, unter Hinznfngung der amllichen Bescheinigung völliger Uebereinstimmnng init dem Haupt - Exemplar.
lieber die erfolgte Zustellung des zweiten Exemplars der Wählerliste au den Wahl-Vorsteher behufs der Benützung bei der Wahl gegen Bescheinigung ist dem Oberamt bis 3. Januar 4874 Anzeige zu erstatten.
Den 23. Dezember '873
K. Oberamt. Güulner.
Tages-Neuigkeiren.
* Nagold, 24. Dez. Das; in unserem Lande eine bigamische Ehe, und zwar geschlossen auf heimischem Boden, existireu kann, wird manchem unglaublich erscheinen, lind doch ist solche Thatsache. Bor etwa st Jahren verehelichte sich nemlich in Un- terthalheim der Schäfer Mich. Läpple, gebürtig aus dem Oberami Schorndorf, und verbrachte dort etwa 5 Jahre mit Frau und Bindern. Da auf einmal entfernte sich Läpple unter dem Borgeben, anderswo vielleicht besser für die Familie sorgen zu können (wohl mögen auch andere Gründe hiezu Vorgelegen sein.) 21is vor einem Jahre lies; Läpple immer etwas von sich hören, dann aber blieb er für seine verlassene Frau und Kinder verschollen- Anfangs dieses Monats erschien derselbe wieder in Unlerlhathcim und bei seiner Familie und belheuerle unler Weinen, nn» ein besserer und treuerer Haushälter und Vater werden zu wollen, nur müsse er noch vorher zu seiner Herrschaft zurück, um seine Sache ins Neine zu bringen, in 14 Tagen werde er wieder kommen. Doch statt der täglichen Erwartung ihres Mannes wurde die Frau dieser Tage vor das hiesige Oberaintsgerichr geladen, wo ihr durch Mitthcilung des Oberawtsgerichts Besigheim eröffne! wurde, dasz ihr Mann in Kallcnwesten unter dem Namen Fr. Gottfried Läpple längst eine zweite, ebenfalls nicht ohne Folgen gebliebene Ehe Angegangen, derselbe aber sich aus dem Staube gemacht habe. Das Erstaune» der armen Frau kann mau sich deuten. Wie aber der Mormoneuzögliug zu dem zur Eingehung einer Ehe uötbigeu Taufschein gelaugte, wird die Untersuchung, mit welcher der beiden Frauen die Ehe wieder gelöst werden muß, aber die Zukunft zeigen.
Lau besprobuktenbörse -Stuttgart vom 22. Dez. Auch die heutige Börse verlief in ruhiger Haltung and der Geschäftsgang war ziemlich schleppend. Am Hopfenniarti stellten sich zwar einige Käufer ein, da dieselben jedoch zu niedrige Angebote machten, io kamen leine Abschlüsse zu stand. Wir notiren: Waizen, russ., 9 il. bis 9 si. 18 kr. dair., 9 fl. 90 kr., amerik., 9 st. 15 kr. Kernen 9 st. 45 bis 54 kr. Roggen, russ., 7 st. Gerste, baner., 7 sl. 44 kr., ung., 7 il. 51 kr. Hafer 5 sl. bis 5 st. 15 kr. Mehlpreise per 100 .stlg. inci. sack. Meist Nr. 1: -Z7 st- 90 kr. bis 28 il. 12 kr. Nr. 2: 2-5 sl. 90 kr. dis 28 il 12 kr. Nr. 9: 21 il. kr. bis 25 sl. Nr. 4: 20 sl. !2 bis 48 kr.
Nach dem der Kammer der Abgeordneten vorgelegte» Gesetzes- entwnrs hinsichtlich der Aufbesserung der VolksschnUehrer-Gehalte sind dieselben vom 1. Juti d I. au um ' a aus Gemcindemiiteln zu erhöhen. Diese Zulagen betragen bei dem weitaus größten Theile der Schnlnieisterstellen sährtich 71—75 fl. Die Erhöhung der Altersznlagen der Schulmeister übeiuimuil die Staatskasse; auch diese Erhöhung beträgt und cs werden die betr. Zulagen nach dem Entwürfe dann von je 50 auf 58 fl. 20 kr., von je 70 fl. ans 8l fl 40 kr. und von se 100 sl. aus 116 fl. 40 kr. erhöht. Die Unterlehrer oder Schnlamtsverweser erhalten neben einem heizbaren Zimmer, 2 Nm. Buchenholz und 7'F Ctr. Dinkel Jahresgehalte von 359 fl. — 396 fl. 40 kr, die Lehrgehilfeu ebenfalls neben einem heizbaren Zimmer und obigem Holz und Frnchtqaantnm 29 l fl. 40 kr. — 315 fl. Die Belohnungen für die Abhaltung des Abtheilungs-Unterrichls werden ebenfalls nm '/« erhöht.
Ulm, 2l. Dez. Bon den großen Treffern unserer Münsterban Lotterie sind zwei, nämlich der von 20,000 fl. und der von 5000 fl. nach Bagern gefallen. Die Nr. 6093, auf welche der zweite Haupttreffer mit 10,000 fl. fiel, ist in Stuttgart verkauft worden.
Nellingen, (O.A. Eßlingen) Der 24jährige ledige Sohn eines diesigen Schneiders, ein Zimmergeselle, kam letztvergangenen SamStag in später Nacht nach Hanse und gerieth mit seinen Eltern in Streit. Nachts 12 Uhr holten letztere ihren Schwiegersohn, der in einem entfernten Hause wohnte, aus dem Bette herbei, nm durch diesen Nuhe schissen zu lassen; allein
dieser wurde von seinem Schwager mil einem Messer durch den Mund gestochen, wobei ihm die Zunge abgeschnitteu wurde und er in Folge dieses Stiches »ach wenigen Stunden den (steift aus- gab. Sogleich nach verübler Thal floh der Frevler nach Nen- hansen, ivo er aber alsbald ansgefundeu, und sestgenommen wurde.
H oruberg, (Baden.) In der Nacht zum vorigen Montag wurde die Bierbrauerswittw« Schwarz in ihrer Wohnung erwürgt gefunden. -In ihrer Hand fand mau ein Büsche! .Haare, welche sie offenbar im Kampfe dem Mörder ausgcrisseu hatte. Geraubt bar dieser 6 silberne Kaffeelöffel, 4 goldene Ringe, eine goldene Brochc und einen stählernen Schlnsselhaken.
Kassel, 22. Dez. Aus Hagen wird telegraphirt, daß heute früh durch einen Zusammenstoß mil einem Güterzug vier Beamte getödte: und mehrere Wagen zertrümmert wurden
Einer Mittheituug der „Köln. Zig." zufolge hat sich nachträglich Herausgestell!, daß oerKönig von Bayern nicht vermocht hat, ans den Besuch der Welt-Ausstellung ganz zu verzichte». Der König mar 8 Tage laug in Wien, wußie aber sei» Jncognuo so gut zu wahren, daß selbst die Diplomatie keine Ahnung davon halte. Der königliche Reisende wählte geschickt gerade jenen Augenblick, in welchem die Aufmerksamkeit aller Wett sich ans den Aufenthalt des deutschen Kaisers in Wien conceulrine. Es war um die Mitte Oktobers. Einen trefflichen Cicerone hatte er sich in der Person eines Architekten oder Ingenieurs besorgt, den er auch in der Folge mit der Ausführung von mancherlei Kansordres beauftragte. Bei einem seiner Besuche im Praier fügte es der Zufall, daß die beioen fürstlichen Persönlichkeiten, der Kaiser und der König, beinahe anscinandergepratli wären, und daß.unreine schnelle Seitenbewegnug, die König Ludwig gerade machte, einer Erkennung vorbengte. Die „Köln Zig." will für diese Mittheilnng zwar kr ine unbedingte Bürgschaft übernehmen, die Quelle derselben flößt ihr aber Zutrauen genug ein, um ihr den Weg in die Oessenttichkeit nicht nbznichneiden.
München, !8. De; König Ludwig II. hat an den deutschen Kaiser ein Beileidsschreiben wegen des Ablebens der Koiiigin- Wittwe Elisabeth von Preußen gerichtet. (Frkf. I )
Z n m Prozeß Bazaine. Ans Berlin wird geschrieben: Informationen aus sehr guter Quelle deinen an, daß der Marschall Bazaine, der in seinen Aussagen über verschiedene Persönlichkeiten sich sehr reseroirt verhalten hat, im Besitz von Dokumenten von höchster Wichtigkeit ist, von denen er in seinem Prozeß keinen Gebrauch hat machen wollen. Dieselben sollen binnen kürzester Frist veröffentlicht werden, und zwar von einem dem Marschall sehr ergebenen Freunde.
Graz, 20 Dez. In Abgeordnetenkreisen verlautet: die Regierung werde gleichzeitig mit den confeiiionellen Vortagen einen Gesctze-.uwnrs betreffend die obligatorische Civikrhe im Reichs- ralh einbringen.
Wie der „Moniteur" meldet, wird Bazaine nächsten Dienstag nun doch nach der St. Margaretben-Insel abgesnhrt werden.
Kopenhagen, 21. Dzewber. Sümmiliche hiesige 300 Gasarbeiter haben gestern Abend die Arbeit eingestellt.
Am Weihnachtsabend.
Wenn Weihnachtsgaben still beglück:
Dir noch die .Hand der Mutter reicht;
O, drücke sie an's Herz entzückt,
Eh' morgen sie im Tod erbleicht!
Sei gegen sie nicht undankbar,
Die dich erzog, geliebt, gepflegt. — Vielleicht, vielleicht wohl über's Jahr- Hat man sie schon in's Grab gelegt. —
Wenn auch die Gabe noch so klein —
O, nimm sie ans der Mutter Hand! Vielleicht, vielleicht gräbt man sie ein Schon über's Jahr im kalten Saud. —
Dann ringst du deine Hände wund.
Bis dir vor Weh das Herz erkrankt.
Mit lauten Klagen seufzt dein Mund:
„O Gott! ich Hab dir nicht gedankt!"
Dann stehst du einsam trauernd da Und klagst dem Firmament dein Leid.
Doch keine Mutter fern und nah'
Beglückt dich mehr zur Weihnachtszeit.
Aus kahler Gruft nur klag dich an Das morsche Kreuz. — Vergieb, verzieh, Was Böses ich dir angethan!
Ich Hab' dich ja so innig lieb'/ —
D'rum, wenn dis Mutter still beglückt Dir beute eine Gabe reicht:
O, drücke sie an's Herz entzückt,
E h' morgen sie t m Tod erbleicht! —