der Hoffnung, noch höhere Preise zu erzielen. Gewöhnliche Waare wird jetzt mit 66 —70 fl bezahlt Spalter Land wird mit 85 — 90, Spalter Stadt 100 —130 fl. bezahlt. Hersbrucker Gebirgshopfen mit 72 — 80 fl. Hallertauer 87 — 100 fl. Saazer Primawaare 130 fl.
Der preuß. Staatsanzeiger enthält die Ernennung des Genc- rcl-Lieutenants Staatsministers v. Kamele zum Kriegsminister.
Sigmaringen, 13. Nov Von de« Krimiualrath wurde in der gestrigen Sitzung wegen Zuwiderhandlung gegen das Gesetz über Anstellung von Geistlichen der Bisthumoerweser K ü b e l in Freiburg zu 200 Thalcr eventuell 40 Tagen, der Pfarrver wescr Stopper in Bärenthal zu 10 Thaler eventuell 2 Tagen Gefängnis; verurtheilt.
Einziehung von Thal er u. Durch «ine Verfügung des Finanzministeriums sind die öffentlichen Kassen angewiesen, 1750 bis incl. 1816 aus sreiem Stempel geprägten preußischen Thaler, sowie die von 1817 bis incl. 1822 im Ringe geprägten preußischen Tbaler, welche auf der einen Seile das Brustbild in Unisorm, auf der anderen Seile den Adler aus Trophäen zeigen, einzuziehen und nicht wieder zu verausgaben.
Berlin, 12. Rov. Der Kapitän zur See Werner tritt jetzt, nachdem er sich gesund gemeldet, die ihm übertragene Stelle als Oberwersdireklor in Wilhelmshaven an. Das Provisorium des Kapitäns v. d. Goltz wäre hiedurch beendet.
'Berlin, 13. Nov. (Tel. des Schw. M.) Trotz pessimistischer Gerüchte bleibt eine Regierungsvorlage über Zivilehe in nicht ferner Zeit wahrscheinlich. — Blanckenburgs Ernennung zum landwirihsch. Minister ist noch immer zweifelhaft.
Generalfeldinarschall Graf Moltke hat sich für ein Gedicht zu seinem letzten Geburtstage bei dem Dichter H o f s m a n n von. Fallersleben mit folgenden anerkennenden Worten bedankt: „Dem gefeierten Sänger in Schloß Corvey einen herzlichen Dank in Prosa für Verse, die ihm Keiner uachmacht! Creisau 26. Okt. 1873. Graf Moltke."
In Leipzig hat sich ein Comito gebildet, welches dem verstorbenen König Johann von Sachsen ein Denkmal zu errichte» beabsichtigt.
Köln, II. Nov. Gestern um die Mittagszeit begab sich der als Seelsorger der hiesigen alt kath o l i sch en Gemeinde angestellie Kaplan Pfaffrath in Begleitung seines Küsters zu einem an der Follerstraße wohnenden Kranken, um ihm die Sakramente zu spenden. Bei dieser Ausübung seiner amtlichen Funktionen wurde er und sei» Begleiter in der Nähe des Hauses, wo der Kranke wohnte, von einem Pöbelhanfe», der sich dort zusammrugcrottet hatte. in gröblichster Weise insultirr. „Laßt uns ihn kapnt machen, schneidet ihm den Hals ab, schlagt ihn lodt", schrie die Menge durcheinander. Da der Volksauflaus einen so bedrohlichen Charakter annahm, mußte die Polizei ein- schreiien, mehrere Verhaftungen vornehmen und schließlich die Straße mit Gewalt säubern. Als Haupranstister und Anfhetzer werden ein Bartscherer und ein Zimmermann angegeben. Auch eine Dame soll ihre ganze Ueberreduugsgabe zur Aufregung der Gcmüther verwandt haben.
In der Provinz Posen krachts in allen Fugen Der größte Theil des polnischen Adels ist in den Bankerott des Bankvereins Tellus verwickelt, so sehr, daß -80 polnische Gutsbesitzer Unterhändler Antrag zum Verkauf ihrer Güter gegeben haben, um der Zwangsversteigerung zuvorzukommen; 23 andere Gutsbesitzer erliegen jetzt schon dem Bankerott.
Die kränkelnde Gattin eines reichen Breslauer Bankier war. auf einige Wochen nach Berlin übergesiedelt, um sich dort von einem berühmten Arzte behandeln zu lassen. Als sie, wieder-: kergestellt, sich im freudigen Gefühl ihrer Gesundheit von diesem verabschieden wollte, zog sie aus ihrer Kleidertasche eine Börse und überreichte sie dem Arzt mit den Ausdrücken der Dankbarkeit und der Bitte, die Börse als ein Andenken .anzunehmeil., Der Arzt nahm mit der Miene unerkennbarer Ueberraschung die dargereichte Börse, warf sie dann aber der Dame mit den Worten zurück: „Ach was, Andenken! ich bekomme 100 Thaler für meine Bemühungen! Die Dame erbleichte, faßte sich aber alsbald, nahm das ihr so unartig zugeworsene „Andenken" vom Tisch,, öffnete die Börse, zog einen 500-Thalerscheiu heraus und überreichte diesen dem Arzt mit den Worten: „Herr Geheimrath sind so anspruchlvS, daß ich tiefbeschämt bitten muß, mir 400 Thaler herauszuzahlen." Die Beschämung mar nunmehr auf Seiten des Herrn Geheimralhs, dem jetzt nichts übrig blieb, als seinen Schreibtisch zu öffnen und der Dame 400 Thaler zurückzu- zahlen.
Wien, ll. Nov. Aus der Antrittsrede Nechbauers heben wir folgende Stellen hervor: Wir sind zum erstenmale, abgesehen von der ephemeren Erscheinung des Jahres 1848, ein aus der freien Volkswahl.hervorgegangenes Parlament. Dem Volke wurde nach allen seinen Schattiruugen die Möglichkeit geboten, sich jene Vertreter zu,wählen, welche seinen Anschauungen entsprechen. Wir haben daher bei den verschiedensten Anschauungen, welche hier ihre Vertretung gefunden, zu gewärtigen, daß dieses Haus der Schauplatz heftiger parlmaentarischer Kämpfe
sein werde. Die Stellung, welche mir hiebei zukommt, ist eine außerordentlich schwierige. Groß und wichtig sind die Aufgaben, die an uns herantreten; sie waren es vielleicht noch nie in dem Umfange, wie eben setzt. Eine wirthschaftliche Krise nagt an den staatlichen Zuständen und bedroht dieselben mit immer tiefer gehender Gefahr. Bereits in der allerhöchsten Thronrede wurden hierauf bezügliche Gesetzvorlagen angekündigt, und ich bin überzeugt, daß das hohe Hans mit dem ganzen Ernste der Sache in deren Berachung eiiitreten wird. Ich hoffe, daß es gelingen wird, der Industrie, dem Handel und der gewerblichen'Tätigkeit hilfreiche Hand zu bieten, das gesunkene Vertrauen wieder zu beleben, ohne dem korumpirende» «Schwindel der Vergangenheit neue Nahrung znzuführen. lLebhafier Beifall.) Eine andere Frage tritt mit immer größerer Wichtigkeit an uns heran; es ist dies die Lösung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche. (Beifall.) Mit ganz begreiflicher Ungeduld erwartet das Volk endlich die wiederholt versprochenen Vorlagen, wodurch diese Verhältnisse eine gesetzliche Regelung erhalten soll. Ich hege die Ucberzeugung, daß das ganze Haus von dem hohen Ernste dieser Aufgabe und der großen Wichtigkeit dieses Gesetzes erfüllt sein wird, inn^ diese ihm gestellte Aufgabe auch im Geiste und Sinne unserer Staalsgrundgesetze zu lösen. Wir werden dafür eintre- ten müssen, daß dem Staate seine volle Souveränität gewahrt werde (lebhafter Beifall); denn der Staat müßte abdanken und aus den Reihen der souveränen Staaten treten, welches dulden würde , daß die Wirksamkeit und Gültigkeit seiner Gesetze von der Billigung oder Mißbilligung dciselben durch eine auswärts stehende, vaterlandslose Macht abhängl. (Lebhafter Beifall.)
Wien, 13. Nov. Der „Volksfreund" veröffentlicht ein vom 3. Juni datirtes langes Schreiben des Cardinals Rauscher an ven Erzbischof von Köln, worin derselbe uachzuweisen sucht, daß die neuen preußischen Kirchengesetze ungerechtfertigt seien, nachdem es allbekannt, daß die preußischen Katholiken die staatsbürgerlichen Pflichten mit musterhafter Treue erfüllen und die Bischöfe ihnen dabei mit ihrem Beispiele voranleuchten. Der Cardinal spricht in seinem und mehrerer österreichischen Erzbischöfe unv Bischöfe Rainen seine vollständigste Anerkennung über den unerschütterlichen Muth aus, mit welchem die deutschen Kir- chensürsten das Recht der Kirche vertreten.
Wider alles Erwarten scheint der Prozeß Bazaine in eine Sackgasse auslaufen zu wollen. Je mehr das Zeugenverhör vorwärts schreitet, desto mehr drängt sich Jedermann die Ansicht auf, daß es entweder eine ganze Legion von Schuldigen gibt, die zur Verantwortung gezogen werden müssen, oder daß der Hauplfchulvige frei.ausgehen wird. Selbst das Publikum, welches von vornherein so eingenommen gegen Bazaine war, daß es ihm die alleinige Schuld an den Unglücksfällen 1870 in die Schuhe jchob, beginnt einzusehen, daß es ungerecht sein würde, den Oberbefehlshaber der Rheinarmee allein zu verurtheilen, wo doch alle als Zeugen ausgetretenen Generale offen erklären, daß sie an der Stelle Bazaine's und in seiner Lage militärisch kaum anders als er vorgegaugen sein würden. Selbst die bittersten Feinde des Angeklagten in den militärischen Fachzeituiigen dringen jetzt darauf, daß das ganze militärische System des Kaiserreichs vor den Richterstuhl gebracht werde, weil sie begreifen, daß Bazaine nicht allein die Verantwortlichkeit für eine Menge von Mißgriffen tragen kann, die er bei Uebernahme des Oberbefehls vorgefundeu hatte und gegen die er machtlos war, weil man nicht von heute auf morgen — besonders unter den kritischen Umständen jener Wochen — eine Armee an Haupt und Gliedern reformireu kann. Das Kriegsgericht scheint aber nicht geneigt, die ganze Generalität vor die Schranken zu fordern. Am Ende wird Thiers auch in diesem Punkte wie in so vielen andern, wo zum Unglück des Landes seine Mahnruse verhallten, Recht bchalten. Er sträubte sich Vis zum letzten Augenblicke gegen die Erhebung der Anklage gegen Bazaine. Zum mindestens hätte der Prozeß summarisch abgelhau werden-müssen.
Paris, 13. Nov. Das Zuchtpolizcigericht von Versailles hat den.rObersten Stoffel wegen Beleidigung des Generals Ri- viöre in der Sitzung des Kriegsgerichts vom 4. d. zu drei Monaten Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt.
Die Kriegsgerichte haben vollauf zu thun. 120 Individuen werden diese Woche abgeurtheilt. lieber weitere 500 Kommunisten erwarten den Termin ihres Prozesses.
Aus Neapel treffen schlimme Nachrichten ein. Kaum ist die Bande Manzi gesprengt und ihr Chef im Kampfe gefallen, so hat sich in der Umgegend von Salerno schon wieder eine neue Räuberbande gebildet, die nicht mehr als achtzig Köpfe stark sein soll und das Terrain von Monlevetrano und Contrado Eampo im höchsten Grade unsicher macht. In einer der letzten Nächte erschien sie in Fondo della Capella, von wo eine beträchtliche Anzahl dortiger Einwohner sich nach Salerno flüchtete, einerseits um ihr Leben in Sicherheit zu bringen, andrerseits um die Behörden von dem Vorgänge in Kenntniß zu setzen.
Äbbel-Kader soll in Mekka gestorben sein.