Paris, 11. Noo. Die Fünfzchnerkommission nahm mit 8 gegen 7 Stimmen einen Antrag von Casimir Parier an, der fordert, daß über die Prorogation erst nach der Bolirung der konstitutionellen besetze abgcstimml nnd die Votirung der letzteren in der ersten Hälfte des Januar sicher gestellt werde. Laboulay wurde z»m Berichterstatter ernannt. Die Kommission beauftragte ihren Präsidenten, eine Audienz bei Mac Mahon zu verlangen.

Versailles, ll. Nov. (Nationalversammlung) Pascal

Duprat, Deputirter der Linken, bringt ein Amendement ein, welches die Proklamirung der Republik nnd deren Ratifikation durch ein Plebiscit fordert. Die Sitzung war sonst ohne be­sonderes Interesse.

Mac Mahon ließ heute durch seinen Sekretär Harcourt, Deputaten und Journalisten, der Rechten gegenüber erklären, daß er sich den Titel Präsident der Republik gefallen lasse; daß er jeden Vorschlag annehme, der von der Rechten ausgehe, daß aber, wen» ein Vorschlag der Linken durchgehe, er seine Demis­sion einreichcn werde.

Die Royalisten habe» ihre Restaurations-Träume noch lauge nicht aufgegeben. Sie organifireu jetzt eine Petitions- Bewegung unter der von der Geistlichkeit geleiteten Bevölkerung und bringen aus Nantes, Marseille u. s w. Unterschriften zu Gunsten der Wiederherstellung des legitimen Königihums bei. DerFigaro" richtet in derselben Tendenz einen offenen Brief a» de» Grafen von Paris und den Prinzen Joiuville. Diesel­ben sollten nach Frohsdorf gehen und dem Grafen Chambord vorstellen, daß er jetzt, nachdem er den höchsten Beweis seiner Standbajtigkcit geliefert, mit gutem Gewisse» die dreisarbige Fahne amiehmen könne; Frankreich sei schon so zerknirscht, daß der Prätendent diesmal ans eine Majorität von hundert Stim­men zählen könne.

Die chaotische Verwirrung in Versailles nimmt täglich zu, sie dehnt sich jetzt sogar schon auf das Land aus. Es weiß Nie­mand mehr, welche Richtung er einschlagen, welches Ziel er an­streben soll. Marschall Mac Mahon nimmt das Entlassungs­gesuch seines Ministeriums nicht an, weil er nicht allein im Wespennest bleiben will, in welches ihn die Herren Broglie und Consorien gesteckt haben Bis über den Prorogatiousantrag Be­schluß gefaßt ist, solle» die Minister mithelfen, Sturm blasen oder den Sturm abwehren. Darüber vergeht noch eine geraume Zeit, denn die Commission, welcher der Antrag Chaugarniers zur schleunigen Vorberathung überwiesen ist, scheint sich nicht zu sehr übereilen zu wollen. In dieser Zwischenzeit wird Mac Mahon nicht ans Rosen gebettet sein. Er sieht mehr nnd mehr ein, daß seine Botschaft einen üble» Eindruck gemacht hat, daß seine fusio- nistischeu Liebängelcien an das Tageslicht gekommen sind, daß sein Ansehen und der Ruf seiner Unparteilichkeit, welcher im ganzen Lande verbreitet war, mit dieser Botschaft schweren Scha­den gelitten haben. Ueberdies, nnd das ist vielleicht die schwerste Sorge, welche den Marschall - Präsident umfangen hält, lauten die Nachrichten über die Wendung, welche der Proceß Bazaine in Trianon genommen hat, so ernst, daß die Eventualität eines

Rücktritts des Präsidenten nicht mehr außer dem Bereiche der Möglichkeiten liegt, obschon seine Umgebung eine solche Möglich­keit entschieden znrückweist auf die Gefahr hin, den Marschall lächerlich zu machen. Thiers hat es vorhergesagt, daß der Pro- ceß, welcher im Interesse des Herzogs von Aumale gegen Bazaine in Scene gesetzt worden, ein Unglück für Frankreich sei. Heut schon bildet sich im Volke das Uriheil, daß Thiers im Rechte gewesen, heut schon ist die Armee der Ueberzeugnng, daß, wenn überhaupt Bazaine vor Richter zu citiren gewesen, er nicht allein auf die Anklagebank hätte kommen dürfen.Sechs Monate Bis­marck nnd es würde besser um Frankreich stehen." Diese Be­hauptung wurde dieser Tage in Paris von einem Franzosen ausgesprochen, ohne daß derselbe ob dieser Dreistigkeit gesteinigt worden wäre.

Allerlei.

Spanische Unwissenheit. Ein Berichterstatter der Times im Carlistischen Hauptquartier schreibt ans Spanien;Ei­nige der Carlisteu - Offiziere zeigen einen seltsamen Mangel an Kenntniß mit Bezug auf fremde Länder. Ein Freund von mir, der Baron v. Wedel!, früher ein preußischer Uhlanenlieutenant, dient nun im Heere der Royalisten. Heute Morgens er einige Weintrauben, als ein Oberstlieutenant bemerkte:Sie haben keine' Trauben in ihrem Laude?"Keine Trauben! erwiderte der Deutsche, entrüstet über die Verläumdung seines Vaterlandes; haben Sie nie etwas vom Rheinwein gehört ?"Rheinwein! was ist cs, eine L>tadt?"Donnerwetter, nein!" nnd zu seinem Er­staunen entdeckte der Baron, daß sein Kamerad von der Existenz des weltberühmten Stromes keine Ahnung habe. Hierauf fragte der Oberstlieutenant den Deutschen, ob eS wahr sei,'daß in seinem Lande ein Mann vier oder fünf Frauen heirathen dürfe nnd alle die Kinder legitim seien.Ja," erwiderte der erbitterte Preuße, und Deutschland ist ein solch fruchtbares Land, daß eine Frau häufig 20 und sogar 30 Kinder hat. Das wird Ihnen erklären, warum wir so viele Leute in Schlachten verlieren können; ein paar Tausende hie und da machen für uns keinen Unterschied, da sie so leicht ersetzt werden können."Oarambo," sagte der Spa­nier, und sein Erstaunen war noch größer, als er unterrichtet wurde, daß Deutsche, Polen nnd Russen alle eine besondere Sprache besäßen und nicht eine und dieselbe Nation seien.

(Ein abgedrnckter Brief Blüchers.) Einer Zu­sammenstellung fürstlicher Aussprüche von Richard v Meerheimb entnehmen wir einen interessanten, bisher ungedruckten Brief Blüchers. Daß -der alte Haudegen mit der Orthographie auf gespanntem Fuße lebte, ist längst bekannt; baß aber die Feind­schaft gar so weit ging, ist dennoch bemerkenswerth Uebxigens ist der Brief auch von historischem Interesse. Er lautet:'Mein Fremd die scheuste schlagt ist geschlagen, der herrlichste Sig ist erfochten. Das vstmülg wird no(ch) vollgen, ich denke die Bo- naparl'sche geschickte ist nun wohl ziemlig wider zu ende. 1a UellallimwL den 19. frühe, ich kan nicht mehr schreiben den ich zittere au alle glider, die Anstrengung war zu groß Blücher.

Nagold.

Die zu der Gantmasse des Christian Bochinger, Drehers hier, gehörige Liegen­schaft ncmlich:

l Viertel l2,3 Rth. Wiese in Oßwalds- halden, neben Wagner Schüle und Polizeisoldat Gutekunst,

Angeschlagen zu 150 fl. Angekauft zu 5 fl. Nr. 4,205.

<s Mrg. 5,9 Rth. Acker, an, vorderen Schloßberg neben Bäcker Maier und Schuhmacher Lüf,

Angeschlagen zu 100 fl. Angekauft zu 7 fl.

wird am

Freitag den 28. November, Vormittags 11 Uhr,

auf hiesigem Rathhaus im zweiten und letzten öffentlichen Aufstreich zum Verkauf gebracht.

Stadtfchuttheißenamt.

Engel.

A l t e n st a i g D o r f.

Ehrenerklärung.

Ich war der irrigen Meinung, dem Post­boten Seeg er von Ueberbcrg, bei Ein­lösung eines Nachnahmebriefs, statt eines Kupferkreuzers ein Goldstück gegeben zu haben nnd habe mir deßweaen ehrenrührige

Amtliche nnd Privat-Bekanntmachnngen.

Ausdrücke gegen ihn erlaubt. Es ist mir um so mehr leid, diese Ausdrücke, die ich hie- mit ernstlich widerrufe, gebraucht zu haben, als mir nachher mefne 17jährige Tochter sagte, daß sie genau gesehen, wie ich dem Boten 2 Kupserkreuzer nnd keim Goldstück gegeben habe.

Alt Friedrich Maul bet sch.

Gesehen Postverwalter P f i n d e r.

F ü n f b r o n n.

Am nächsten Montag den 17. ds. Mts-,

8'ir Uhr Morgens,

werden aus dem Gemeindewald auf hiesi­gem Rathhaus 450 Hopfenstangen und 7560 Floßwieden von ganz schöner Qualität zum Verkauf gebracht.

Liebhaber hiezu werden eingeladen.

Fünfbronn, 13. November 1873.

Schultheiß Reinhardt.

A l t e n st a i g Stadl.

Brückensperre.

Die Sägmühlebrücke ist wegen Repar ation am Dienstag den 18. November hiemit gesperrt.

Alteustaig, den 13. November 1873.

Stadtschultheiß en-Amt.

Geseilen-Gesuch.

Bei Unterzeichnetem findet sogleich ein ordentlicher jüngerer Schmids-Gesellc auf

längere Zeit gegen guten Lohn Beschäfti­gung.

Simmels selb, den 12. Nov. 1873.

Schund Wurster.

* Nagold.

Lohkäse

hat zu verkaufen

Gerber Baitinger.

Pfrondorf. Unterzeichneter verkauft am

Dienstag den 18. November, Morgens 10 Uhr,

9 Stück schöne halbenglische

Milchschweine.

F Schroth.

A l t e n st a i g.

950 fl. L 150 fl.

sind zu erfragen bei

Schulmeister Bueß. Nagold.

Schäfte

in schwarzem, braunem und grauem Filz, sowie in Leder und Zeug mit und ohne Fug, werden stets verfertigt bei

Adolf Grüninger, beim Oberamt.