men nach in der Eröffnungsrede des Landtags angekündigt werden.
Berlin, 10. Nov. Der „Staats-Anzeiger" publizirt ein königliches Decret vom gestrigen Tage, wonach Feldmarschall Graf Noon auf seinen Antrag vom Präsidium des Slaatsmini- sterinms entbunden, Fürst Bismarck anfs Nene zum Präsidenten und Minister Eamphansen zum Vice-Präsidcitten des Slaatsmi- nisteriums ernannt werden.
Der Generalpostdirektor Stephan in Berlin hat von den Philosophen der Universität Halle denDoctorhut geschickt bekomme». Die Herren haben wohl daran gethan; denn während sie sich wie alle Philosophen mit Zeit und Raum gewaltig her- umschlagen, hat der deutsche Generalpostmeisicr diese ziemlich überwunden, so glatt und schnell gehis mir seiner Post.
Bei einer am 3. d. von der s o ci a l d e m o k r a li sch e » Partei in Meersdoef veranstalteten Volksversammlung ist der socialdemokratische Reichstags-Candidat Bracke in seiner Rede von der Landbevölkerung bei Berunglimpsung des Fürsten Bismarck tnmultnarisch unterbrochen uiid nach Versuchen, sich zur Wehr zu setzen, nebst seinen Genossen derart mißhandelt worden, daß die Ortspolizci sich genöthigt sah, zum Schutze Bracke's einzuschreiten.
Die große Mehrzahl der Zürich'schen Zeituugsver- leger Hai beschlossen, mit Neujahr den Abonnementspreis der Blätter um — 1 Franken zu erhöhen. Außerdem bilden sämmt- liche Redakteure und Berlcger des Kantons einen Verein, in welchem alle einschlägigen Fragen besprochen, insbesondere die Beziehungen zu den Arbeitern festgestelli werden sollen.
Turin, 8. Noo. Heute hat hier die feierliche Einweihung des Cavourdenkmals stallgefunden. Der König, die Prinzen, die Minister, die Behörden, Vertretet der Städte Italiens :c. wohnten der Feier bei. Trotz des Regens war eine ungeheure Menschenmenge zugegen. Der Bürgermeister von Turin hielt die Rede auf Eavour. „Sein Name und seine Schule," sagte er, „haben seinen Tod überlebt. Seinen Beispielen folgend, sind wir nach Venedig und nach Rom gelangt. Durch ihn ist der Stern Savoyens zur Sonne Italiens geworden."
Paris, 7. Nov. Es heißt — aber ich verbürge es nicht — die Regierung habe einen hübschen Streich für den General Prinzen Pion-Plan im Sinne, falls der Staatsrath seine Wiedereinsetzung im Heere bestätigen sollte. Er würde dann als Divisions - General ein Commando im Oücn unter dem Oberbefehl des Herzogs v. Aumale erhalten! — Thiers hat seinen Feldzugs - Plan schon bereit und soll bedeutungsvoll geäußert hadeR: „Was den Marschall Mac Mahon betrifft, den nehme ich fclbst auf's llorn."
Paris, 8. Nov. Mac Mahous persönliche Steilung scheint durch die Zeugenaussagen im Prozeß Bazaine zu leiden. Der Zeuge Hulme, ein ehrlicher und mnlhiger Mann, hat ihn direct der Unwahrheit geziehen, da er cs ableugnete, diesen Boten je empfangen zu haben, was jener nochmals förmlich und bestimmt behauptet Dieser Nebeu-Umstaud übt einen großen Einfluß ans die politische Krisis. Man fragt sich , woher der Marschall seine Autoriigt nehme, wenn auch er aus dem Bazai- ne'schen Prozesse trotz seiner Sedaner Wunde nicht so rein hervorgeht, wie es seine Verehrer und Schmeichler wünschen.
Canroberl hat gestern im Proceß Bazaine großes Aufsehen erregt. Mil lauter Stimme und mit sichtbarer' Bewegung rief er u. A. aus: „Die Armee von Metz hat nicht eine Fahne und nicht eine Kanone verloren: der Feind nahm ihr keine einzige Trophäe mit den Waffen in der Hand! Als er Fahnen und Kanonen eroberte, war er nur mit dem Schreibzeug versehen!" Mehr und mehr schürzt sich der Knoten um Bazaine, immer mehr erscheint Bismarck's Schlauheit als der wirkliche Eroberer der lothringischen Riesen - Festung.
Paris, 9. Nov. Heute fanden in allen Kirchen Frankreichs Gebete statt, um den Segen des Himmels auf die Arbeiten der Nationalversammlung herabzurufen. Wkrd's wohl brauchen können.
Paris, 9. Nov. Gestern fand ein Ministerralh statt, in weichem die Minister ihre Entlassung einreichte». Mac Mahon weigerte sich, dieselbe setzt schon anznnehmcn. Dem Vernehmen nach würden die Minister nach der Abstimmung über die Proivnaationsfrage abdanken. Mac Mahon wird am Montag einer Sitzung der Commission beiwohnen und seine Ansichten äußern.
Petersburg, 8 Nov. Nach einem Telegramm der „Deutsch. Ztq " in Wien würde während der Anwesenheit des Kaisers Franz Joses in Petersburg auch der Kronprinz und die Kronprinzessin des DeuNchen Reiches, sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark, und wahrscheinlich auch der Kronprinz von Italien dem russischen Hofe einen Besuch abstatten.
Maskrrte Räuber.
, Schluß.)
„Laß uns jetzt an's Geschäft gehen," begann der Eine wieder z „was haben wir heute für Beute?"
„Nichts als die zwanzig Dollars von dem Kaufmann aus New-Aork, die goldene Uhr vom Pächter Johnson und zwei Ringe von dessen Frau."
„Gut, so rheilen wir das Geld und verstecken die andern Sachen."
Der Räuber bot dem Gefährten eine Banknote und ich sah, daß dieser sie in das linke Westentäschchcn steckte; dann hoben sie ein Brett im Siubenboden auf und verbargen die Uhr sammt den Ringen daselbst.
„Wir haben schon eine hübsche Sammlung," lachte der Größere, nachdem er das Brett wieder eingefügt hatte. „Wann werden wir theilen?"
„Ich denke, wir setzen das Spiel noch ein paar Wochen fort und verschwinden dann."
„Ja wohl, aber bevor das geschieht, sollten wir doch noch ein paar Häuser in der Stadt besuchen. Der alte Dobell zum Beispiel hat immer Geld genug da liegen."
„Gut, das muß aber der Letzte sein."
„Hast Recht. Wo ist der Schnaps?"
„Oben im Kasten; hol' ihn nur, ich will auch ein Schlückchen nehmen."
Jetzt war ich verloren; der Mann kam mit dem Lichte an den Kasten. Ein Gedanke durchzuckte mich, es war das einzige Mittet möglicher Rettung. Als die Thüre sich öffnete, blies ich das Licht aus.
„Zum Teufel mit dem Zug! rief der Räuber und stampfte zornig mit dem Fuße. Er nahm sich jedoch nicht Zeit, das Licht wieder anzuzünden, sondern tapple im Finstern und fand zu meiner freudigen Ueberrascbuug die gesuchte Flasche' Wieder schloß sich die Thüre und war die Gefahr vorüber. Die Männer hatten das Licht noch einmal angezündet, und ich hoffte, sie würden die Masken setzt ablegeu, um behaglich trinken zu können; aber ich irrte mich. Sie hoben sie einfach ans, und ich konnte keinen Zug ihrer Gesichter unterscheiden. Als der kleinere Räuber jedoch die Flasche zum Munde führte, machte ich eine Entdeckung.
Nachdem die Beiden das Haus etwa eine Viertelstunde verlassen hatten, folgte ich ihnen. Ich ritt in die Stadt, als ob nichts oorgefallen wäre. Die Frage des Wirlhes beantwortete ich dahin, daß ich mich eines Umstandes errinnert habe, der meine Reise »ach Albany vorerst überflüssig mache.
Am folgenden Morgen begab ich mich zum Bürgermeisters ich fand den würdigen Herrn sammt dessen Secreiair in der Canzlei; sie schienen Beide über mein Erscheinen äußerst erstaunt, „Wo kommen Sie her, Herr Clark?" rief der Bürgermeister. „Ich dachte, Sie wären in Albany."
„Ich hatte das Unglück beraubt zu werden, und konnte also meine Reise nicht fortsetzen."
„Es ist eine Schande," eiferte Barton; man sollte doch endlich ernstere Maßregel» gegen die Verbrecher anwenden."
„Das habe ich anch^ im Sinne und bin deßhalb hierher gekommen," erwiderte ich, indem ich meine Hand auf Barton's Schulter legte. „Sie sind mein Gefangener, Herr Barton; ich klage Sic des an mir verübten Straßenraubes an."
„Sind Sie bei Sinnen, Herr? keuchte Barton.
„Völlig bei Sinnen."
Bevor der Mann wußte, was ich beabsichtigte, zog ich die mit rother Diute bezeichnete Banknote aus seinem Westentäschchen. Der Gauner hatte sich verrathen, als er die Flasche an den Mund führte; bei dieser Gelegenheit hatte ich gesehen, daß der Mittelfinger fehlte, und war meiner Sache gewiß. Barton leugnete, bis ich ihm sagte, ich sei in dem Kasten des Zimmers, das ihm und seinem Gefährten zum Versteck diente, verborgen gewesen. Als er keinen Ausweg mehr sah, gestand er seine Verbrechen und gab den Mitschuldigen an. Es war der Hausknecht eines Gasthofes. Die beiden Cameraden bekamen bald Zeit im Gefängnisse über ihre Thaten nachzudenken. Unter der Diele des Zimmers fanden sich bedeutende Werthgegenstände, welche größten- thcils ihren rechtmäßigen Eigertthümern zurückgegeben werden konnten.
Einige Zeit darauf erhielt ich die Verlobungskarte der Fräulein Emilie Dobell und des Herrn Theodor Johnson, des Sohnes des in derselben Nacht mit mir beraubten reichen Pächters.
Allerlei.
Zur Pferdefütterung. Herr Paul Lindzell zu Groß- Mulster berichtet an die landwirthschaftliche Lehranstalt in Worms, daß eines seiner Pferde, das stets stark mit Koliken heimgesucht worden sei, eine Besserung seines Zustandes dadurch erfahren habe, daß das üblich gewesene sehr kurz geschnittene Häcksel durch langes Häcksel ersetzt worden sei.
— Ein naseweiser junger Mensch verspottete einen Juden wegen der Größe seiner Obren. „Ich kann es nicht leugnen", versetzte dieser, „daß sie sür einen Menschen zu groß sind; aber Sie werden auch zugegeben, daß die Ihrigen für eine» Esel zu klein sind."
Auflösung des Logogryphs in Nr, 130:
Trost. Rost. Ost. St.