Schacht der großen Saline Dagerin u. Cie. ein, ivodnrch eine Anzahl Arbeiter verschüttet wurden.
Wien, st. Nov-, Mittags. Soeben ist der Reichsrarh vom Kaiser mit einer Thronrede eröffnet worden.
Rom, 3. Nov. Der Papst empsieng gestern mehrere Or- densleute. Von Rom sprechend, sagte er zu ihnen, die Aushebung der religiösen Körperschaften sei wie eine Strafe des Himmels, da schon lange keine Disziplin beobachtet worden sei. Wenn in einer anderen glücklicheren Zeit die Klöster wie- Lerhergestellt würden, so seien strenge Reformen unerläßlich. Ueber den Brief des Grasen Chambord ünßerle der h. Vater zu seiner Umgebung, man müsse sich in die Rückschlüsse der Vorsehung schicken, die auf unerforschliche Weise wirke.
Paris, 3. Nov. Die Liberia erzählt eine ergötzliche Geschichte von einer Reihe von Prozessen, welche in Folge der Vereitelung der monarchischen Projekte vor die Gerichte kommen werden. Ein großer Tapezierer reicht Klage ein, weil ihm die begonnene Ausschmückung eines Hotels im Faubourg Saint-Ger- main plötzlich abgesagt worden ist. Wazenfabrikanten, Sattler, Schneider beklagen sich, weil die von ihnen angefertigten Wagen, Geschirre und Livreen von den Bestellern gar nicht angenommen werden Gar keine Aussicht aus Ersatz haben die Bijonterie- fabrikanien, welche, um allen Konknrrenzversuchen .zuvorzukommen, in großer Menge silberne und goldene Lilien zu Dchmuck- gegenständen haben arbeiten lassen.
Trianon, 4. Nov. Prozeß Bazaine. Oberst Stoffel beendigt heute seine Aussage und sagt in Bezug auf den Berichterstatter: Er empfinde für ihn nur Verachtung und Geringschätzung und theile darin die Gefühle der ganzen Armee. Der Präsident versucht, ihn am weitern Sprechen zu verhindern, und verweilt ihn in den Zeugen-Saal. Nach einer kurzen Suspension der Sitzung fragt der Präsident den Obersten, ob er die vorher gesprochenen Worte znrückziehen wolle. Da Stosfet dies verweigert, täßt der Präsident über den Zwischenfall ein Protokoll ausnehmen, welches dem Divistons Commandanten zngeschickt werden soll, der sich damit comperenteu Falls zu befassen haben wird. Nach einer nenen Vernehmung der Agenten Rabesse und Mies, welche bestätigten, dem Obersten Stoffel Depeschen übergeben zu haben, und neuen Antworten Stosftl's, weicher zugibt, Depeschen erhalten, aber, ohne sic zu beachten, zur Seite gelegt zu haben, erklärt der Regicrungs-Commissär, daß er sich Vorbehalte, gegen Stosfel wegen Einwendung von Depehchen eine Untersuchung einzuleiten.
Versailles, 3 November. Die in der heute wieder zn- sammengeireteuen Nationalversammlung verlesene Botschaft MacMahons sagt: „Indem Sie sich heute wieder versammeln, werden Sie Frankreich im Frieden finden. Die Befreiung des Gebietes ist vollendet, sie hat sich vollzogen, ohne im Innern Unordnungen hervprznrufen, wie ohne außerhalb unserer Grenzen Mißtrauen zu erwecken. Europa ist beruhigt. Es ist unser fester Entschluß, den Frieden aufrecht zu erhalten. Man sieht uns ohne Besorgniß von nutz selbst wieder Besitz ergreifen. Ich erhalte von allen Mächten die Bezeugung ihres lebhaften Wunsches., mit uns in Beziehungen der Freundschaft KN leben." Weiter sagt die Botschaft: ,,D.ie Ordnung ist im Innern aufrecht erhallen, die Verwaltung HO sich beständig mit dem konstrvativ.su Geiste der Nation.alyersammlung beseelt. Bezüglich der Frage her Regier nn gs fo rin, welche jede Partei nach ihren Wünschen zu lösen gesucht hat, hgtte die Regierung nicht zu iliteroeniren; sie hg! sich daraus beschränken müssen, die Diskussion in den gesetzlichen Grenzen zu erhalten. Wenn Sie der Ansicht sind, daß die Errichtung einer definitiven Regieruugs- sorm, ivelche eine gedeihliche Ankunft für unbegrenzte Zeft verbürgt, erhebliche Schmierigkeit«« darbietet, so erlauben Sie mir, Ihnen frei und offen zu sage», dgß die gegenwärtige Regie rungsgewalt weder die genügende Lebensfähigkeit, noch die h.ii,reichende Autorität besitzt, um etwas Gutes von Dauer zu schaffen." P>e Botschaft schließt: „Mit einer Gewalt, welche sich sehen Augenblick ändern kann, kann man chen Frieden des Tages sichepn, nicht die Sicherheit des kommenden.' Jede große Unternehmung ist auf diese Weise unmöglich gemacht. Die Arbeit liegt darnieder, Frankreich, weiches nur den Wunsch HO, Medergeboren zu werden, ist in seiner Entwickelung aufgehalten. In ihren Beziehungen zu den auswärtigen Mächten kann die Politik nicht jenen Geist der Konsequenz und Beharrlichkeit erlangen, welche allein auf die Dauer Vertrauen einflößt und die Größe einer Nation anftecht erhält oder wieder herstellt. Es ist die Festigkeit, ivelche der gegenwärtigen RegierttNgsgewa.lt fehlt, auch geht ihr häufig die Autorität ah. Sie ist nicht hinreichend durch die Gesetze bewaffnet, um die Fraktionen zu entmnlhigen, nicht einmal um sich bei ihren eigenen Agenten Gehorsam zu verschaffen. Die Presse überläßt sich ungestraft Ausfällen, welche damit endigen werden, den Geist der Bevölkerung z» verderben. Die Gemeinden vergessen, daß sie Organe des Gesetzes sind, und lassen die Centralbehörde in vielen Theilen des Gebietes ohne Vertreter. Sie werden
diese Gefahren erwägen und der Gesellschaft eine dauerhafte und starke Exekutivgewalt geben, Welche für ihre Zukunft Sorge trägt und sie energisch pertheidigen kann."
Versailles, den st. Nov. (Nationalversammlung.) Der Antrag auf lOjährige Verlängerung der Macht Mac Mahons (Antrag Chargarnier und Genossen) wird für dringlich erklärt; nicht so der Antrag von Eschasseriaux, die Ration zusammenzu- berufcn, um die Regierungsform zu wählen. Der Antrag Chan- garnier wird, dem Rathe der Negierung gemäß, einer Spezial- kommissio» überwiesen.
Allerlei.
— Für Hausfrauen. Sehr oft hört man die Klage, daß die zum Rahmen hingesetzte Milch nicht vollkommen ans- rahmt, daß sich vielmehr ein großer Theil der Fettkügelchen mit dem Käsestoff mischt und so einen vortrefflichen Handkäse bilden hilft, aber den Erlös für Luster wesentlich schmälert. Es dürfte für Hausfrauen nicht uninteressant sein, einen Hauptgrund kennen zu lernen, der diese unvollkommene Rahmausscheidnng veranlaßt, sowie ein Mittel zu erfahren, das geeignet ist, diesem Ubelstande zu begegnen. Erfahrungsmäßig ist die Milch der Kühe, welche nahe am Trockenstehen sich befinden, also hochträchtig sind, weniger süß, als die Milch der frischmelkenden Kühe. Es rührt dieses natürlich von einem Mangel an Milchzucker her, der manchmal so auffallend ist, daß die Milch geradezu einen bitterlichen Geschmack hat. Es sollte daher als eine Hauptregel gelten, die Milch der frischmelkenden und der altmel-- keuden Kühe nicht, wie es »och vielfach geschieht, zusammenzu- schütten, um sie gemischt rahmen zu lassen, vielmehr sollte man die Milch der hochlrächtigen Kühe für sich allein rahmen lassen. Da aber die vollkommenere oder weniger vollkommene Rahmausscheidung auch mit dem Gehalte an Zucker im Zusammenhang steht, so ist empfohlen worden, der zum Rahmen ausgesetzten Milch altmelkender Kühe per Topf eine Messerspitze von fein gepulverten Zucker znznsetzen. Mit diesem Mittel ange- stellte Versuche haben überraschend günstige Resultate geliefert und verdienen daher die allgemeinste Beachtung.
— Zur Rapskult» r. Wiewohl schon mannichsach auf die großen Vorrheile aufmerksam gemacht worden ist, die sich durch die Reihensaat des Rapses ergeben, so sinder man doch fast allgemein die Breitsaeu noch vorherrschend,- wenn auch bei Einzelnen das Drillen des Rapses bereits seine verdiente Anerkennung gesunden hat. Es sollte zwar nicht vo.rkom.men, die Landwirthe wiederholt auf nützliche Neuerungen aufmeiksam machen zu muffen, allein leider lehrt es die Erfahrung, daß sich der Fortschritt nur langsam vorwärts bewegt. Herr Friedrich Hitgers ans Neuhos bei Saupan hat einen größeren Comp lex von völlig gleicher Bodenbeschaffenhsit und in gleichem Eultnrzustande sich befindend im vorigen Jahrs zur Hälfte breitreihig und zur Hälfte breitivürsig mit Raps besamt und bei der diesjährigen Ernte von der reihig besamt gewesenen Fläche pro Hectare 7 Centner Raps mehr geerntet., als. von derjenigen, welche breilwnrsig an- gesäet worden war. Mau möge nickt glauben, daß dies vielleicht nur zufällig so günstig sich für die Reihensaat gestaltet ha.be; denn es steht zweifellos fest, daß theils durch den Umstand, daß der reihig gesäste Raps vor Winter in Kämme beigestrichen. weniger den schädlichen Frostwirkungen unterliegt, zum Andern aber auch vermöge seines leichteren Standes mehr Nebenzweig« bildet und daher einen reicheren Ertrag zu liefern vermag.
— (Definition der Wunder.) Ein Lehrer fragte bei R«petstiqn des Katechismus einen Schüler: „Peter i was ist ein Wunder? Peter: „Das weiß ich nicht!" Der Lehrer ap- plicirt ihm eine Ohrfeig«, daß er taumelt. „Nun Peter, hat das weh gethan?" Peter heulend: Ja, nicht wenig!" Lehrer: Sieh Peter! wenn es nicht weh gethan hätte, das wäre ein Wunder gewesen!"
Psarr e>rsttzchtsrteln (Poe der Kirche.) Pfarrerin: „heMz: Indes Mqriele, darfst Du mit der Plgrgreth in die Kirche, lei aber recht brav, da miiß man ganz stille sein!" — (Rach der Kirche.) Mutter: „Nun, Herzchen, wie hat Dir's denn gefasten?" — Kind: Alte waren brav! Bios der Bater allein hat geschrie'n und gelärmt!"
8 o g o 8 r y - h.
Ein Wort, das oft die Trauer stillt Und lindert unsre Schmerzen,
Dgs aus der Hoffnung uns entquillt Und Ruhe bringt dem Herzen.
Ein Zeichen fort, Du siehst es dann An mancherlei Metallen;
Nimm poch ein Zeichen, und man kann Dann wyhrstch leicht drauf fallen,
Denn wißt, des Lichtes Quell entspringt AuS diesem kleinen Worte.
Nimm noch ein Zeichen, und man winkt Damit an jedem Ort,
Wo Stille herrscht, dem Schwätzer;u.
Nun ratde, Freund, ngn rathe Du!
Auflösung des Räthftls in Nro. 127 :
Die Nase.