auf dem Gebiete seiner geistlichen Jurisdiktion und verbietet dein katholischen Genfer Bolk jeden Verkehr mit den falschen und kirchenschänderischen Hirten bei Strafe der Exkommunikation. Der Kampf ist auch hier erst im Beginnen.
W- -^Versailles, den 28. Okt. Gestern sind hier drei Deputationen ans den Provinze» angekommen, indeß von dem Marschall - Präsidenten nicht empfangen worden. Einer von ihnen, welcher erklärt hatte, daß sie für die öffentliche Ordnung nicht einstehc» könnte, wenn die Monarchie proklamirt würde, wurde erwidert, daß die Regierung keine Furcht habe und für die Aufrechterhaltnng des öffentlichen Friedens sich verbürge.
Großes Aufsehen erregte am 28. Okt. in Trianon, daß Rögnier, der Unterhändler zwischen Bismarck und Bazaine, das Weite gesucht und sich über die Grenze begeben hat. Er befürchtet, unter der Anklage, den Deutsche» verralhtn zu haben, daß nur noch wenige Lebensmittel in Metz seien, gerichtlich verfolgt zu werden. Seinen Entschluß kündigte er dem Präsidenten schriftlich an. Er erklärt, daß er sich augenblicklich entferne, weil er keine Prävenlivhafl ertragen wolle; er werde sich stellen, wenn man die Sicherheit gebe, daß er nur in folgenden 3 Fällen verhaftet werden würde: l) 'Wenn man in seiner Brochüre eine einzige falsche Thatsache aufweisen kann; 2) wenn man beweisen kann, daß er dem Feinde irgend etwas mitgetheilt, wozu ihn Bazaine nicht ermächtigt hat; 3) wenn man beweist, daß er bei seinem Auftreten von einem schändlichen Beweggründe geleitet worden sei. Wie cs heißt, hat der Präsident Rognier's Bedingungen keineswegs angenommen, sondern sofort einen Ver- haftsbeschl gegen ihn erlassen.
Aus Indien dauern die ungünstigsten Nachrichten über den Ausfall der Reis er nie fort, noch immer ist kein Regen gefallen. Die Regierung von Bengalen hat nunmehr formell die' höchste Regierung benachrichtigt, daß die Provinzen von einer Hnng ersnoth bedroht sind und sie auf die Nothwendig- keit, sofort Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen, aufmerksam gemacht.
Maskirte Räuber.
New - Jorker Polizei - Erinnerungen.
Es mag jetzt sechs Jahre her sein, als der Bürgermeister einer kleinen Stadt des Staates Rew-Aork mich anfforderte, an Ort und Stelle nach den Urhebern verschiedener Straßenräube- reien zu forschen, die ringsum Schrecken und Entsetzen verbreiteten. Elliotsoille hieß der Ort, eigentlich ein langgestrecktes großes Dorf, aber durch den Reiz einer malerischen Umgebung der beliebte Sommerausenthalt reicher Leute aus der Stadt.
Mein erster Besuch in Elliotsoille galt dem Bürgermeister, der mir auf alle Fälle die besten Aufschlüsse geben konnte.
„Seme Gnaden" waren ein zierliches, kleines Männchen, das mich freundlich empfing und mit geläufiger Zunge die verlangte Aufklärung gab.
Seit ungefähr drei Wochen konnte Niemand mehr, nach cingetretener Dämmerung, das Städtchen verlassen, ohne seiner Börse und anderer Werthgegcnstände beraubt zu werden. Die Ranbanfälle wurden stets von zwei Männern verübt, welche schwarze Kreppmasken trugen. Sie thaten Niemand etwas zu Leide, vorausgesetzt, daß man sich gutwillig plündern ließ. Wer Widerstand leistete, bekam eine Tracht Prügel in den Kauf. Alles hatte man versucht, um die Thäler zu entdecken, aber vergebens; selbst die Anstrengungen einer benachbarten Polizei waren fruchtlos geblieben.
Ich bat den Bürgermeister, den Zweck meiner Anwesenheit geheim zu halten, und ging, nach weiteren Verabredungen, in's Congreß-Hause, den ersten Gasthof des Ortes. Die anwesenden Gäste unterhielten sich über die Ereignisse des Tages. Politik und Religion, Ernteaussichten und Pächter Jone's Schweine boten willkommenen Stoff für das Gespräch; endlich wurden auch die Ranbanfälle verhandelt. Der Eine wußte dies, ein Anderer jenes, Reiner aber etwas zu sagen, was mir irgend einen Anhaltspunkt gegeben hätte.
Der erhaltenen Einladung zufolge begab ich mich Abends zu Herrn Dobell, dem Bürgermeister, und wurde, unserer Verabre-, dang gemäß, als Kaufmann Clark ans New-Iork vorgestellt.
Freundlich empfangen, fühlte ich mich bald heimisch. Außer Herrn Dobells Familie war nur sein junger Sekretär, Jasper Barlo», anwesend, in weichem ich einen sehr klugen Kopf kennen lernte Am Theetisch bildeten die Straßenränbereien der jüngsten Zeit das Hanpühema. Am meisten empört war Herr Barton, welcher sich auch erbot, persönlich zur Entdeckung der Verbrecher mitzuwirken. Anfangs fühlte ich mich geneigt, des jungen Mannes Beistand anzunehmen; aber nach leiflicher Ueberlegnng hielt ich es doch für's Sicherste, meine Aufgabe ohne Hülfe und fremden Einfluß zu lösen.
Der Abend verstrich unter Musik und geselligem Geplauder iebr angenehm; die Seele des Ganzen war Jasper Barion, dessen geistreiche Einfälle und gewinnende Aufmerksamkeit auf die Tochter des Hanfes und deren Eltern unverkennbar einen günstigen Eindruck machten.
„Spielen Sie Schach?" fragte mich Herr Dobell, dessen ruhige Ratnr nicht lange die gesellschaftliche Anspannung ertrug.
„Ein wenig," antwortete ich.
„Darf ich Ihnen dann eine Parthie vorschlagen? Wir spielen im anstoßende» Zimmer und überlassen es der Gesellschaft hier, sich „ach Gutdünken zu unterhalten."
„Ich bin mit Vergnügen bereit," erwiderte ich und folgte meinem Wirth in's nächste Gemach. Nur zu bald verrieth er, daß er kein vorzüglicher Spieler war, und deßhalb blieben meine Gedanken nicht ausschließlich beim Spiele.
„Herr Barion scheint ein braver junger Mann zu sein," bemerkte ich beiläufig, als mein Gegner mit dem nächsten Zuge zögerte.
„Gewiß, gewiß, ein prächtiger Mensch!"
„Ist er schon lange in Ihren Diensten?"
„Erst seit sechs Wochen, aber er hat sich durch Fleiß und Aufmerksamkeit in der kurzen Zeit mein volles Vertrauen erworben. Jedermann hat ihn gern."
„Das glaube ich bemerkt zu haben," versetzte ich lächelnd; „er weiß mit Männern umzugehen und mit Frauen vielleicht noch besser."
„Ja, er widmet meiner Tochter viel Aufmerksamkeit; und wenn Emilie sich entschließt, sein Weib zu werden, gebe ich meine Einwilligung mit Vergnügen. Barton ist arm, aber meine Verhältnisse sind ziemlich günstig, und Neichlhum macht überhaupt nicht glücklich." *
„Dieser Wahrheit kann nicht widersprochen werden. Uebri- gens ist Barion auch ein gescheidter Kopf."
„Allerdings unser Pfarrer sagt, er habe Wenige seines Gleichen. Denken Sie nur, er spricht Deutsch und Französisch wie ein Eingeborener."
„Wirklich!"
Wir spielten nach dieser Unterbrechung weiter und darauf noch zwei Partien. Ich ließ dem alten Herrn die Freude, zwei von den drei Partien zu gewinnen; den» nichts bringt Einen in üblere Laune, als sich mehrmals nach einander matt gesetzt zu sehen. Jndeß auch das Spiel konnte Herrn Dobells Nerven nicht mehr reizen: er wurde bald schläfrig und mochte nicht weiter spielen.
„Wollen wir nicht lieber eine Cigarre rauchen?" fragte er.
Ich stimmte dem Vorschläge bei; aber die Unterhaltung wollte nicht lebhaft werden. Herr Dobell beantwortete meine Bemerkungen höchst einsilbig und blieb endlich jede Antwort schuldig; er war fest eingeschlafen.
Einige Zeit lang blieb ich ruhig sitzen, blies die leichten Rauchwölkchen meiner Cigarre vor mich hin und ließ meine Gedanken nach Belieben umherschweifen. Aus dem anstoßenden Gemache drang das Gemurmel der Stimmen durch die angelehnte Thüre, erst unbestimmt und verworren, dann immer deutlicher, bis ich endlich, ohne zu horchen, die Unterredung verstehen konnte. Vielleicht hätte ich mich den Sprechern zeigen sollen; aber meine Eigenschaft als Polizeibeamter hatte den Duft solch' zarter Gefühle abgestreift, und ich hatte es mir längst zur Regel gemacht, alles zu erfahren, was man in möglicher Weise erfahren konnte. Bielet doch die geringste Kleinigkeit oft den Schlüssel zur Entdeckung großer Geheimnisse.
Jasper Barton und Fräulein Emilie Dobell waren ohne Zweifel allein im Salon.
(Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— (Der Improvisator auf der Hochzeitt.)
Die schönste von Alle Is unsere Kalle!
Es waren schon Viele gekümmen.
Sie hat aber Kanen genümmen;
Und da kommt Aner aus Kempten,
Und siehste; Sie nimmt en!
(Aus den „Fliegenden Blättern".)
— Als Saphir München verlassen wollte, wurde er zu einer Audienz bei König Ludwig 1. beschieden. Dieser war sehr huldvoll und sprach sein Bedauern aus, einen Man» ans seiner Nähe scheiden sehen zu müssen, der mit so vielen geistigen Vorzügen ausgestaltel sei, aber „einen so losen Mund" habe. Sa- phier entgegnete hierauf: „Majestät, diesem Uebel ist bald abgeholfen, hängen Sie mir eines Ihrer Schlösser an.
— Warum beißt es: Ein Mann, ein Wort! und nicht: Ein Weib, ein Wort? - Antwort: Weil die Weiber keine Angelegenheit mit einem Worte abmachen.
Rälhsel.
Auf einer Kugel, gar wunderbar fein,
Erhebet ein Berg sich aus Fleisch und aus Bein:
In selbigem Berge zwei Höhlen sind,
Durch die zieht aus und ein der Wind.
Bald spitz, bald breit, bald grad ist mein Berg,
Bald ist er ein Riese, bald ist er ein Zwerg,
Oit leuchtet die Spitze in purpurner Pracht —
Wie beißt doch der Berg, den ich mir gedacht?