stein der großen politischen Thätigkeit gelten dürfe, durch welche Europa vor neuen Erschütterungen des Friedens bewahrt werde.

Zu dem Concurs der Qui störp'scheu Vereiiisbank wird derSchles. Pr." geschrieben:Man erzählt sich allgemein, daß Quistorp selbst seitens mehrerer Mitglieder des Königshauses durch bedeutende Capitalien unterstützt worden. Dieselben sind ihm theils lediglich im Vertrauen auf ihre gute Verwendung zu äußerst mäßigen Zinsen zur Verfügung gestellt, theils aber auch zu speculativeu Zwecken überlassen worden. Zu den erstgenann­ten Summen zählen 700,000 Thaler, die nunmehr für die Köni­gin-Wittwe zum größten Theil verloren sein dürften; unter den Beträgen letztangedeuleter Art aber sollen noch höhere Summen sein, die wohl nicht mehr zu retten sind und deren ein anderes Mitglied des königlichen Hauses verlustig gehen dürfte "

Die Einwohnerzahl Berlins, welche am 26. Juni d. I. auf 907,519 angegeben wurde, ist nach einer neuen stati­stischen Zusammenstellung auf 912,669 gestiegen. Seit der letzten Volkszählung vom 3. Dec 1871 beträgt der Zuwachs demnach 86,324 Seelen.

Melsungen, 16. Okt. Heute Nacht ist abermals ein starker Brand ausgebrochen. Es sind bereits über 20 Häuser niedergebrannt. Das Feuer dauert noch fort.

Eins müssen wir Deutsche uns jederzeit vor Augen halten, daß die Jesuiten wünschen und alles thuu, daß das deutsche Heer von dem iranzösischen Heer im nächsten Kriege geschlagen werde. Daraus ergibt sich das doppelzüngige Verhalten der Jesuiten von selbst. In Frankreich stimmen sie für Erhöhung, in Deutschland für Verminderung der Militärlasten. In Frank­reich fordern sie möglichst zahlreiche Kadres, möglichst hohen Präsenzsland, möglichst gute Bewaffnung; in Deutschland verwei­gern sie der Regierung die Mittel, welche die erfolgreiche Abwehr französischer Angriffe erfordert. In Deutschland seufzen sie über die unerschwinglichenLasten und Bürden," unter denen das arme Volk erliegd; in Frankreich (wo sie die Revanche durchführen und herrschen wollen) erklären sie die nämliche Bürde für leicht und das Joch für sanft. Da nun das Verhalten der Jesuiten und ihrer Partei sowohl in Deutschland wie in Frankreich von einem und demselben Befehlshaber (ihrem General in Rom) vor­geschriebe!! wird, so ist für Jeden, der sehen will, klar, welcher Gedanke die uUramontanc Opposition gegen den deutschenMi­litarismus" leitet. Diese geistlichen Herren trauen namentlich dem katholischen Volke die Blindheit zu, um es über ihre wahren Absichten (die Zerreißung Deutschlands) zu täuschen. In diesem Punkte find die Jesuiten noch dreister als die Sozialisten; denn die Sozialisten stimmen wenigstens gegen alle Heere, gegen fran­zösische so gut wie gegen deutsche.

Zu dem italienischen Minister Mingetti sagte neulich beim Abschiede Bismarck:Von ihnen fürchte ich nicht lamarmora- sirt zu werden" Das war eine bittere Anspielung auf den früheren Ministerpräsidenten Lamarmora, der in einem Buche alle die diplomatischen Geheimnisse der Verhandlungen von 1865 und 1866 preisgegeben hat aus Bosheit. Das neue geflügelte Wort bedeutet: verrathen und verläumdet zugleich.

Wien, 11. Okt. Draußen in Frohsdorf herrscht em­siges Kommen und Gehen. Zopfige Diplomaten, frömmelnde Weltverbesserer, schnorrende Groß - Polenthümler, Jesuiten und Geldmänner aller Glaubens-Bekenntnisse befinden sich derzeit in Frohsdorf, umHenri V." ihre Dienste anzutragen und von ihm die so lange verhinderteRettung der Gesellschaft" zu er­flehen. Graf Chambord begibt sich nächster Tage nach dem Hen- ncgau, um von dort aus dem französischen Operations-Felde etwas näher zu stehen und nötigenfalls mit seinem Gottesgna­denthum gleich bei der Hand zu sein. Jndeß arbeiten seine hie­sigen Freunde sehr eifrig für ihn und sie würden selbst die größ­ten Opfer nicht scheuen, wenn es ihnen gelingen könnte, denRoi" in Oesterreich angenehm zu machen. Dem Eigenthümer eines hiesigen Blattes, von dem es bekannt ist, daß er es um ein Bil­liges weitergebeu würde, da das Geschäft jetzt nicht die Tages- kosten deckt, versprachen die Unterhändler des Grafen Chambord eine namhafte Summe, wenn er das Blatt den Interessen des französischenRoi" dienstbar machen wolle. Zur Ehre des Man­nes sei jedoch gesagt, daß er die Insinuation zurückwies und erklärte, sein Blatt lieber nächstens ganz eingehen lassen zn wol­len, bevor er demselben den Stempel des Blödsinns aufdrücken lasse.

Wien, 12. Okt. DieNeue freie Presse" meldet: Nach­dem die Pforte sich zur Urheberschaft des gegen die östereichischen Vertreter gerichteten Pamphlets bekannt hat, wird Graf Andrassy, ohne sich mit Entschuldigungen zu begnügen, eclatante Genugthu- nng verlangen.

Wien, 16. Okt. Sämmtliche liberalen Blätter Wiens feiern die Antwort des Kaisers Wilhelm auf das Schreiben des Papstes a!s ein epochemachendes Ereiguiß, das jeden Deutschen mit Stolz erfüllen müßte.

Aus Preßburg in Ungarn meldet man vom 6. d. Folgen­des: Gestern Vormittags 10 Uhr stürzte sich eine hochschwangere Frau bei den Fischkasten in die Donau und wurde bei der Schiff­

brücke von einem Arbeiter aus dem Wasser gefischt; aber nicht sie allein, sondern auch ein in dem Momente der Rettung gebo­renes Kind. Wie Mutter und Kind dieses merkwürdige Wochen­bett anschlagen wird, ist abzuwarte».

Florenz, 15. Okt. Bei Besprechung der Mission des Kardinals Loennchose im Vatikan theilt das Gionrale di fireuze mit, der Papst habe es förmlich abgelehnt, Rom zu o er l a ff e n.

In seinem Vertheidigungsmemoire klagt Bazaine u. A. über die Insubordination der Soldaten, denen höhere Offiziere mit ihrem Beispiele vorangingen, nach dem 4. September wurde eine förmliche Verschwörung gegen ihn angezeitelt, um ihn durch ven General Ladmirault, der übrigens alle Anträge ablehnte, zu ersetzen. Der Schluß der Bazaine'jchen Vertheidigung sagt:Ich hoffe, daß die Geschichte uns Gerechtigkeit widerfahren läßt, und daß man später, wenn man besser unterrichtet sein wird, sagen wird: Die Rheinarmme hat sich um das Vaterland verdient ge­macht. Vom Anfang meines Commando's an waren die Ereig­nisse stärker, als mein fester Wille, die mir anverlraute Armee zum Sieg zu führen. Ungeachtet der Anklagen meiner militäri­schen Auschwärzer, von denen einige zu meinem Generalstab ge­hört haben, wirft mir mein Gewissen nichts vor. Ich ließ mich stets durch die Grundsätze des Patriotismus, der Loyalität und der Selbstverleugnung leiten. Dagegen haben es meine Verleum­der während des Feldzugs an Pflichttreue fehlen lassen, und haben znm Schaben der Disziplin das Kommando lieber kritisirt als unterstützt. Sie haben Berichte veröffentlicht, welche sie den Kriegs­archiven entfremdet haben, auch haben sie sich nicht entblödet, Pri­vatgespräche in die Ocffentlichkeü zu bringen. Dem Parteileben bin ich fremd, aber ich gehöre dem Vaterland als Soldat an."

Vom 11. Okt. ist noch nachzutragen, daß am Schluß der Sitzung der Präsident den Angeklagten folgendermaßen anredele: Die Lektüre sämmilicher Aktenstücke ist beendet, wollen Sie sich erheben, Hr. Marschall. (Allgemeine Spannung. Bazaine er­hebt sich und thut einen Schritt zum Kriegsgerichte.) Präsident: Aus den Aktenstücken, die verlesen worden, erhellt, daß Sie der Schuld angeklagt sind, am 28. Okt. 1870 vor Metz 1) mit dem Feistde kapitulirt und ihm den festen Platz von Metz, wo Sie das Oberkommando führten, übergeben zu haben, ohne alle Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel erschöpft und ohne alles gethan zu haben, was Ihnen die Pflicht und die Ehre vorschrieben; 2) als Oberbefehlshaber der Armee vor Metz, in offenem Felde eine Kapitulation unterzeichnet zn haben, die das Wasfenstrccken Ihrer Truppen zur Folge hatten; 3) vor den schriftlichen oder münd­lichen Unterhandlungen nicht alles gethan zu haben, was Ihnen Pflicht und Ehre vorschnellen. Ma.schall Bazaine hört, ersicht­lich ergriffen, dieses neue Resnm6 der Anklageschrift, welches aus die Zuschauer einen tiefen Eindruck macht, stehend an. Präsident (zum MarschaU): Ich zeige Ihnen an, daß Ihnen das Gesetz das Recht gibt, alles zu sagen, was Ihrer Vertheidigung nützen kann. (Bazaine verneigt und setzt sich.) Präsident (zum Ver- theidiger) : Ich bemerke den Verteidigern des Angeklagten, daß sie nichts gegen ihr Gewissen noch gegen die den Gesetzen schul­dige Ehrerbietung Vorbringen dürfen und daß sie sich mit Anstand und Mäßigung ausdrücken müssen. (Die Advokaten erheben und verneigen sich.)

Paris, 12. Okt. Mac Mahon verweigerte die von den Ministern geforderte Landesverweisung des Prinzen Napoleon.

London, 16. Okt. DieTimes" sagt bei Besprechung des päpstlichen Briefes, man könne sich nicht leicht einen Brief denken, weicher unter der Maske der christlichen Liebe fo viele unerträgliche Beleidigungen enthalte. Die Stellung Englands Rom gegenüber gleiche derjenigen Deutschlands. Das Rom, wel­ches Deutschland beunruhige und mit Zerstückelung bedrohe, sei dasselbe Rom, welches mit jeder Art von Aufsässigkeit in Eng- laue fraternisire, das Papstthum sei der gemeinsame Feind, gegen den die Mächte von Europa zu streiten haben werden.Daily News" undDaily Telegraph" sprechen sich in demselben Sinne aus. Der Ton der conservativen Journale ist reservirter und weniger sympathisch für Deutschland.

Brüssel. Arthur Ranc geht hier ganz ruhig spazieren und scheint sich seine Verurtheilung zum Tode durch das Versail­ler Kriegsgericht nicht sehr zu Gemüthe zu ziehen. Wahrschein­lich denkt er an das bekannte Sprüchwort: Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn zuvor.

Bern, 16. Okt. Da die renitenten jurassischen Geistlichen der Citation vor den Regierungsstatthalter nicht gefolgt sind, er­hielten sie das Urtheil, betreffend ihre Amtsentsetzung, gestern durch den Gerichtsboien gegen 5 Frcs. Botenlohn zugestellt. Demnach haben sie bis Ende Oktober die betreffenden Pfarrhäu­ser zu räumen. Gegen Domvicar Hauser in St. Gallen ist in Folge einer aufreizenden Predigt die Untersuchung wegen Stö­rung des confessionellcn Friedens eingeleitet.

New-Jork, 14. Okl. Bei dem Sturm, welcher im Au­gust an den nördlichen Küsten des atlantischen ^Meeres, wüthete, haben nach jetzt beendeten Ermittelungen 1122 '-schiffbrüche statt gefunden. 600 Personen kamen ums Leben und 9000 Häufe- wurden zerstört. Die Interessen der Schiffer sind schwer geschädigt

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